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DW Collector’s Black Ti Snares

DW Black Ti Snaredrums – Na, wer erinnert sich noch an diese ominöse Buchstabentafel an der Wand des Klassenzimmers, die uns damals im Chemieunterricht den kalten Schweiß auf die Stirn treten ließ? Das Grauen trug den Namen “Periodensystem der Elemente”, und die unheilvolle Ankündigung unseres Lehrers “Das werdet ihr alle später noch einmal brauchen!” hat sich unauslöschlich in die Gehirnrinde gebrannt. Wir haben es ihm natürlich nicht geglaubt, aber als jetzt in der Namensbezeichnung meiner aktuellen Testobjekte das Kürzel “Ti” auftaucht, – verdammt, er hatte also doch recht – wandelt sich das Bild auf wundersame Weise, und das 22. chemische Element namens Titan steht in Form zweier wunderschöner Snaredrums des amerikanischen Herstellers DW vor mir.

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Die “Black Ti” Snaredrums mit Titankesseln erweitern die DW Metallsnare-Palette, welche bisher Modelle aus Stahl, Bronze, Messing, Kupfer und Aluminium beinhaltet, um eine weitere Variante. Im industriellen Bereich gilt Titan als Hi-Tech-Material und wird unter anderem beim Flugzeugbau und in der Raumfahrttechnologie eingesetzt. Warum nicht mal gucken, wie das Zeug denn klingt, dachte sich seinerzeit ein gewisser Ronn Dunnett, der bereits in den 90er Jahren erstmals mit diesem Werkstoff experimentierte und mittlerweile mit seiner eigenen Firma als Spezialist für Titankessel gilt. Einige Jahre später zog Tama mit den Warlord-Modellen nach, und natürlich möchte auch DW, der in Bezug auf Kesselmaterialien wohl experimentierfreudigste Hersteller, ein Stückchen vom Kuchen haben. Ob die Collector’s Series Black Ti Snaredrums genauso edel klingen wie sie aussehen, erfahrt ihr im folgenden Test.

Details

Die DW Black Ti Snaredrums sind in den Größen 14×5,5 und 14×6,5 Zoll erhältlich und verfügen über einen einen Millimeter starken, glattwandigen und an den Rändern nach innen geflanschten Titankessel. Der auf der Außenseite polierte Kessel ist, deutlich an der senkrecht verlaufenden Naht im Inneren erkennbar, verschweißt. Das Snarebed auf der Unterseite fällt relativ breit aus und erreicht im Bereich der Teppichauflage eine maximale Tiefe von drei Millimetern.

Fotostrecke: 4 Bilder Unverkennbar DW: 14×5,5“ Black Ti Snare mit den typischen runden Spannböckchen

Passend zum silbergrauen Kessel ist die gesamte Hardware mit einem makellosen Black Nickel Finish versehen. Die zehn runden Spannböckchen, ein typisches DW-Markenzeichen, sind, ebenso wie die MAG-Snareabhebung, mit Gummiunterlagen akustisch vom Kessel isoliert. Bei dieser patentierten Abhebevorrichtung wird der senkrecht abklappbare Hebel von einem Magneten in Position gehalten. DW-Chefdesigner John Good ist zurecht stolz auf dieses System, denn der mechanische Verschleiß beschränkt sich auf ein Minimum, und zudem fühlt es sich irgendwie cool an, wenn der Hebel auf den letzten Millimetern, wie von Geisterhand bewegt, anklappt. Zur Regulierung der Spannung gibt es eine griffige Einstellschraube, die nicht nur per Hand, sondern auch mit einem Stimmschlüssel bedient werden kann. Die Halteplatte auf der gegenüber liegenden Seite verfügt als Besonderheit über einen dreistufigen Hebel, der sich auf die Feinspannung des mit 20 Edelstahl-Spiralen bestückten 20-spiraligen “True Tone”-Snareteppichs auswirkt. Dadurch kann während des Spielens zwischen verschiedenen Sounds umgeschaltet werden. Wow… eine Snare mit Dreigangschaltung! Auch keine schlechte Idee – eigentlich – aber dazu später mehr.

Fotostrecke: 4 Bilder Auch optisch anziehend: Der magnetische MAG Snare Strainer

Was ist sonst noch dran am Kessel? Klar, das zweifach verschraubte silberne DW-Badge natürlich und die obligatorische Luftlochhülse, von innen mit einer fetten Mutter fixiert. Die dreifach geflanschten, exzellent verarbeiteten “True Hoop”-Spannreifen fallen mit drei Millimetern Stärke ziemlich kräftig aus, was ihnen ein stattliches Gewicht beschert. Am oberen Rand sind sie nicht, wie meistens üblich, nach außen abgewinkelt, sondern regelrecht eingerollt, wodurch die Stabilität erhöht wird. Bei den Stimmschrauben setzt DW, wie bei allen Snaredrums der Collector’s Series, auf Edelstahl-Modelle mit einem speziellen Feingewinde. Dreimal dürft ihr raten, wie die Schrauben im DW-Jargon heißen … “True Pitch” natürlich. Schon wieder dieses Wörtchen, und so wahr ich hier stehe, kann ich euch versichern, dass die beiden Testkandidaten mit den einzig wahren REMO-Fellen, nämlich denen aus der USA-Produktion, bestückt sind. Hier gibt es die klassische Ambassador-Kombination, transparent unten und weiß-aufgeraut oben. Damit’s auch mit dem Stimmen klappt, sind neben den jeweiligen Schrauben auf dem Schlagfell Zahlen von eins bis zehn für die richtige Reihenfolge aufgedruckt. Gut gestimmt geht’s nun in den Praxistest.

Fotostrecke: 4 Bilder Verdiente Lorbeeren: Das Badge der DW Collector’s Serie
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Praxis

Wie weiter oben schon erwähnt, hier zuerst eine Anmerkung zur Dreistufenregelung der Snareteppich-Spannung. Die Idee an sich ist klasse, aber im Praxistest zeigt sich, dass die Abstände der Stufen etwas zu groß gewählt sind. Wenn ich in mittlerer Hebelstellung eine optimale Teppichspannung am Rädchen des Strainers einstelle und anschließend einen Gang runterschalte, ist die Spannung so locker, dass der Teppich sehr lange nachraschelt. Entsprechend ist er in der obersten Position so stramm, dass der Sound bei leisen Anschlägen schon ein wenig abgewürgt klingt. Hier wünsche ich mir zwei zusätzliche Zwischenstufen oder generell eine engere Abstufung. Eines der Klangbeispiele demonstriert die drei Hebeleinstellungen im direkten Vergleich, während in allen anderen Soundfiles die Teppicheinstellungen locker, mittel und fest nicht mit den entsprechenden Hebelpositionen korrespondieren. Und noch eine Kleinigkeit fällt mir auf: Der nach innen gebogene untere Rand des Kessels ist im Bereich der Teppichauflage, übrigens bei beiden Snaredrums, nicht gleichmäßig breit. Dadurch entsteht der optische Eindruck eines schiefen Snarebeds, was sich aber glücklicherweise aufgrund meiner Messungen nicht bestätigt. Trotzdem: bei einer Snaredrum, die um die 1000 Euro kostet, stören mich solche ästhetischen Ungereimtheiten.

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Aber nun zum Wichtigsten, dem Sound. Die wenigsten unter uns dürften bisher Erfahrungen mit dem exotischen Material Titan gemacht haben. Da es sich dabei um ein Metall handelt, geht der Sound auch grundsätzlich in die helle Richtung, aber im Gegensatz zu einem Stahlkessel gibt es dennoch Unterschiede. Ich beginne mit der 14×6,5″ Snare in gesunder mittlerer Stimmung und bin erstmal baff, was für einen Druck die Trommel erzeugt. Dabei ist es nicht nur die Lautstärke, die die beiden kurzerhand zum Vergleich herangezogenen gleich großen Alu- und Bronzesnares klar in den Schatten stellt. Die DW-Snare erzeugt einen schönen, satten Punch, der sich angenehm in die Eingeweide gräbt. Dabei entwickelt sie gleichzeitig ein breites, singendes Obertonspektrum, das ähnlich stark ausgeprägt ist wie bei hochwertigen Edelstahl-Kesseln. Allerdings ist der Klangcharakteristik des Titankessels wärmer und weniger spitz. Die dynamische Bandbreite der Trommel ist enorm. Bereits feinste Anschläge werden klar abgebildet, und nach oben hin ist, auch dank der drei Millimeter starken Spannreifen, die kraftvolle Rimshots ermöglichen, eine Menge Spielraum. Dabei ist der Sound in jeder Dynamikstufe extrem kompakt, das heisst, der Kesselton entwickelt sich blitzschnell und ist ebenso schnell wieder weg, während die Obertöne die Ausklingphase bestimmen. Auch in einer tieferen Stimmung neigt die Snare kaum zum Verwaschen, jedoch rücken die Obertöne hier stärker in den Vordergrund, weshalb eine leichte Dämpfung zu empfehlen ist. Zieht man die Stimmschrauben stärker an, verschmelzen Grundton und Obertöne schön miteinander, allerdings verliert die Trommel gegenüber dem mittleren Tuning etwas an Druck und Lautstärke. Die Stärken liegen also eher im unteren und mittleren Stimmbereich.

Klangbeispiele: 14×6,5“, mittlere Stimmung

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Mittlere Teppichspannung Mittlere Teppichspannung gedämpft Lockere Teppichspannung Feste Teppichspannung Ohne Teppich Im Set

Klangbeispiele: 14×6,5″, hohe Stimmung

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Mittlere Teppichspannung Mittlere Teppichspannung gedämpft Lockere Teppichspannung Feste Teppichspannung Ohne Teppich Im Set

Klangbeispiele: 14×6,5″, tiefe Stimmung

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Mittlere Teppichspannung Mittlere Teppichspannung gedämpft Ohne Teppich Im Set

Klangbeispiele: Dreistufige Teppichspannung

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Teppichspannungsstufen Vergleich

Im Gegensatz zur großen Schwester klingt die 14×5,5″ Black Ti Snare im mittleren Tuning für meinen Geschmack etwas ausgewogener. Die Obertöne integrieren sich harmonisch in den Grundsound, und die Balance zwischen Kesselton und Teppichsound ist perfekt. Mit diesen Eigenschaften kann sie stilistisch eine große Bandbreite von filigraner Orchesterarbeit bis zu knallig-fetten Backbeats ausfüllen. Umso erstaunlicher ist es, dass sie auch in tieferer Stimmung locker mit der 6,5er Snare mithalten kann. Der Unterschied von einem Zoll Tiefe ist hier kaum wahrnehmbar, denn der 5,5″-Kessel überträgt mühelos auch die tiefen Frequenzen und klingt im direkten Vergleich sogar noch etwas klarer. Auch im hohen Tuning kann die flache Snare ihre Stärken überzeugender ausspielen. Helle, funky Sounds lassen sich leicht realisieren, ohne dass es einem gleich die Gehörgänge zerfetzt, und bei leisen Anschlägen ist die Ansprache absolut vom Feinsten. Insgesamt bietet die 14×5,5″ Black Ti von den beiden Testkandidaten den größeren Stimmumfang, und ich frage mich ernsthaft, wo diese Trommel eigentlich nicht einsetzbar wäre.

Klangbeispiele: 14×5,5″, mittlere Stimmung

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Mittlere Teppichspannung Mittlere Teppichspannung gedämpft Lockere Teppichspannung Feste Teppichspannung Ohne Teppich Im Set

Klangbeispiele: 14×5,5″, hohe Stimmung

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Mittlere Teppichspannung Mittlere Teppichspannung gedämpft Lockere Teppichspannung Feste Teppichspannung Ohne Teppich Im Set

Klangbeispiele: 14×5,5″, tiefe Stimmung

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Mittlere Teppichspannung Mittlere Teppichspannung gedämpft Ohne Teppich Im Set
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Fazit

Sollte ich mich jemals für die eine Snare für die einsame Insel entscheiden müssen, wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit eine DW Black Ti. Gegenüber herkömmlichen Stahlsnares ist der Sound dunkler und wärmer, aber dennoch extrem crisp, druckvoll und klar definiert. Je nach Stimmung entwickeln die Trommeln singende Obertöne, die den Titankesseln einen speziellen, lebendigen Klangcharakter verleihen. Besonders das 14×5,5″-Modell hat es mir angetan, denn die klangliche Bandbreite ist gegenüber der tiefen Snare nach oben hin noch etwas größer, während sie gleichermaßen fette Backbeats im unteren Stimmbereich liefern kann. Die magnetische MAG-Snareabhebung ist genial und auf minimalen Verschleiß hin konstruiert und bietet sogar drei verschiedene Einstellungsmöglichkeiten der Teppichspannung. Hierbei hätte ich mir die Abstufungen aber etwas enger gewünscht. Der Ladenpreis für die Snares liegt zwar schon knapp im vierstelligen Bereich, aber angesichts des riesigen Einsatzbereiches kann man sich, gerade in Studiosituationen, so manch andere Trommel sparen. Insofern halte ich den Preis für angemessen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • eigenständiger Sound
  • große Dynamik
  • extrem sensible Ansprache
  • exzellente Snareabhebung
Contra
  • zu grobe Abstufung der Teppichspannung
Artikelbild
DW Collector’s Black Ti Snares
Für 1.359,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • – Kessel: 1,0 Millimeter starker Titankessel
  • – Spannreifen: 3,0 Millimeter True Hoop Spannreifen
  • – Hardware: Black Nickel
  • – Strainer: DW Mag Snareabhebung mit 3P Teppich Halteplatte
  • – Snareteppich: True Tone, 20 Spiralen
  • – Stimmschrauben: True Pitch
  • – Felle: Remo USA
  • Preis:
  • – 14×5,5″: 1069,00 € UVP
  • – 14×6,5″: 1099,00 € UVP
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