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DryBell The Engine Test

Das DryBell The Engine ist ein vollanaloges zweikanaliges Verzerrerpedal, das sich den Sound weit aufgerissener britischer Non-Mastervolume-Röhrenamps auf die Fahnen geschrieben hat – und das ohne ohrenbetäubenden Lärm. Dabei spielt es keine Rolle, ob man im Wohnzimmer oder auf großen Bühnen spielt. Das Pedal zielt darauf ab, die pure Amp-Zerre zu imitieren, die in den späten Sechzigern ohne Hilfsmittel möglich war. Bei der Entwicklung dienten alte Marshall JMP-Amps aus den Jahren 1971 und 1974 als Vorbild. Zusätzlich ist die hauseigene Interpretation des Range Masters an Bord.

DryBell The Engine – das Wichtigste in Kürze

  • vollanaloges Preamp/Dual-Verzerrerpedal
  • authentische Emulation von Non-Mastervolume-Röhrenamps
  • Kanal A als offen klingender Marshall-Style-Verzerrer
  • Kanal B als Mischung aus Treblebooster und EQ
  • beide Kanäle gemeinsam einsetzbar
  • Soundergebnisse von subtiler Anzerre bis AC/DC, Blackmore und Co.
  • handgefertigt in Kroatien

Eine kurze Geschichte des Zerrsounds

Seit den 1930er-Jahren beschäftigen sich Gitarristen mit Röhrengitarrenverstärkern. In den damals angesagten Bigbands dienten sie zunächst nur als einfaches Hilfsmittel zum „Lautmachen“ der Gitarren, um mit den Bläsern mithalten zu können. Dabei gerieten die kleinen Comboverstärker wegen ihrer geringen Leistung immer wieder an ihre Grenzen. Die dabei entstandenen Verzerrungen, die nach heutigen Maßstäben eher nach einem leichten Anzerren klingen, waren für die damaligen Hörgewohnheiten ein wilder und ungewöhnlicher Sound. Bis Mitte der 1960er-Jahre wandelte sich das Klangideal dann allerdings gewaltig, denn in der Flower-Power-Zeit wurde es normal, mit weit aufgerissenen und sehr leistungsstarken Gitarrenamps zu spielen. Zwar war der Grund dafür sicher auch die schlechte Qualität der damaligen PA-Anlagen, aber das Klangideal verzerrter Gitarrensounds manifestierte sich besonders in den Jahren während der Hippie-Bewegung der 1960er- bis in die frühen 1970er-Jahre und ist bis heute Standard.

Die beiden Kanäle und die Bedienelemente des DryBell The Engine

Laut Hersteller entspricht Kanal A dem Sound eines alten und gut abgehangenen Non-Mastervolume-Marshall JMP-Amp. Bei Non-Mastervolume-Amps werden die Verzerrungen von der Endstufe erzeugt. Das bedeutet, dass man den Amp unglaublich weit aufreißen muss, um ihn in die Sättigung zu fahren, was leider mit einem Höllenlärm und tagelangem Fiepen in den Ohren einhergeht. Eigentlich schade, denn bei Endstufenverzerrungen von Gitarrenamps handelt es sich meines Erachtens nach um die geschmackvollsten Verzerrungen überhaupt.

DryBell The Engine Metallgehäuse
Fotostrecke: 8 Bilder Mit dem The Engine präsentiert der kroatische Hersteller DryBell ein vollanaloges Verzerrerpedal,…

Die Bedienelemente des DryBell The Engine bestehen aus einem Level-Regler für den Ausgangspegel und einem Gain-Regler für den Verzerrungsgrad. Das Tone-Poti bearbeitet den Obertonbereich und reagiert bei Bedarf interaktiv mit der Treblebooster-Seite des Pedals. Mit dem Shape-Poti lässt sich nicht nur das Niveau des mittleren Frequenzspektrums, sondern der gesamte Klangcharakter des Pedals verändern. Dieser Regler hilft dabei, das Pedal auf unterschiedliche Amps fein abzustimmen. Kommen wir zu Kanal B, der eine hauseigene Interpretation des klassischen Trebleboosters darstellt, wie sie auch im Unit67-Pedal zum Einsatz kommt. Im Grunde handelt es sich hier um einen “aufgebohrten” Treblebooster, der neben dem klassischen Range-Poti für die oberen Mitten mit zwei zusätzlichen Klangreglern für Low und High ausgestattet ist. Die Reihenfolge der beiden Seiten kann mit einem Pushbutton verändert werden.

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Mit Kanal A geht es von Stevie Ray Vaughan bis zum amtlichen Mainstream-Rock

Das Pedal kann grob in zwei Abschnitte unterteilt werden, wobei Kanal A einen offen klingenden Marshall-Style-Verzerrer bietet und Kanal B eine Mischung aus einem Treblebooster und einem Equalizer. Verwendet man beide Seiten gleichzeitig, lassen sich sehr viele individuelle Sounds kreieren. Als Ausgangsbasis hört ihr zuerst meinen alten JMP ohne Mastervolume, der komplett clean eingestellt ist. Als Gitarre habe ich meine abgeranzte Fender Stratocaster Baujahr 1977 mit Kloppmann Pickups verwendet. Bevor es ans Eingemachte geht, hier zuerst einmal der cleane Sound ohne Pedal.

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Soundbeispiel 1 – Amp ohne Pedal

Im Gegensatz zu den meisten Pedalen klingt The Engine auch mit komplett zurückgedrehtem Gain-Regler gut und vollkommen ausgewogen. Hier erhält der Ton eine leicht rauchige Note, ohne ihn klanglich zu verbiegen. Amp- und Gitarrensound bleiben erhalten. Auch das Spielgefühl ist wie bei einem leicht gesättigten Gitarrenamp direkt und knackig.

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Soundbeispiel 2 – Kanal A: Gain auf Minimum – Tone 13 Uhr – Sharp 12 Uhr

Die 12-Uhr-Position des Gain-Reglers eignet sich bestens für klassische Blues-Rocker und Fans von Stevie Ray Vaughan. Auch hier klingt es vollkommen ausgewogen, fast so, als hätte ich den Marshall auf Halbgas gedreht. Die Klangregelung steht übrigens auch auf 12 Uhr. Von dieser Einstellung aus kann man das Pedal sehr gut an den jeweiligen Verstärker anpassen, wobei die Zerrstruktur weitestgehend unbeeinflusst bleibt.

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Soundbeispiel 3 – Kanal A: Gain 12 Uhr – Tone 13 Uhr – Sharp 12 Uhr

Mit maximaler Gaineinstellung kommt ein sehr ausgeschlafener Mainstream-Rock-Ton aus dem Pedal. Auch hier gibt es keine Spur eines künstlichen Gleichmacher-Sounds. Die Charaktere von Gitarre und Amp bleiben vollständig erhalten. Bei vielen Preamp-Pedalen ist es empfehlenswert, den Amp nicht zusätzlich zu übersteuern. Hier ist beides möglich, aber man sollte dabei sehr vorsichtig vorgehen und den Amp nur dezent anzerren, damit die Dynamik nicht verloren geht.

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Soundbeispiel 4 – Kanal A: Gain auf Maximum – Tone 13 Uhr – Sharp 12 Uhr

Die Klangregelung von Kanal A besteht aus den Reglern “Tone” und “Shape”. Mit dem Tone-Regler lassen sich Höhen hinzufügen, während sich durch Betätigen des Shape-Reglers der Gesamtcharakter verändert. Insbesondere davon betroffen ist der Pegel der für Gitarrensounds besonders wichtigen mittleren Frequenzen. 

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Soundbeispiel 5 – Drei Einstellungen des Shape-Reglers 9 – 12 – 16 Uhr Soundbeispiel 6 – Drei Einstellungen des Tone-Reglers 9 – 12 – 16 Uhr
Das DryBell The Engine bietet eine breite Soundpalette von subtiler Anzerrung bis hin zu Stevie Ray Vaughan, AC/DC, Blackmore und Malmsteen.

Kanal B des DryBell The Engine Pedals entpuppt sich als ausgefeiltes Sound-Tool

Kommen wir zu Kanal B, bei dem es sich um einen äußerst vielseitigen EQ/Booster handelt. Obwohl zunächst der Range-Regler ins Auge sticht, hat die Schaltung einiges mehr zu bieten als nur einen Treblebooster-Sound. Im Gegensatz zum klassischen Rangemaster lassen sich hier zusätzlich die Bässe und der Obertonanteil regeln. Somit handelt es sich um ein ausgefeiltes Soundtool, das dem Gitarrensignal bei Aktivierung eine geschmackvolle Frischzellenkur verpasst. Als A/B-Vergleich hört ihr zunächst ein Riff ohne Pedal und dann mit aktiviertem Kanal B. Alle Regler stehen auf 12 Uhr.

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Soundbeispiel 7 – Nur Amp ohne Pedal Soundbeispiel 8 – Kanal B – Alle Regler auf 12 Uhr

Mit Kanal B kann man die Eingangsstufe eines Verstärkers sehr gut in die Sättigung fahren. Dabei ist es wichtig, die richtige Frequenz zu finden, was mit der ausgeklügelten Klangregelung überhaupt kein Problem ist. Im Folgenden stelle ich euch die Klangregelung vor, bestehend aus Range, Bass und High. Die Sounddateien beinhalten immer folgende drei Einstellungen: 9 – 12 – 16 Uhr

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Soundbeispiel 9 – Kanal B: Range-Regler 9 – 12 – 16 Uhr Soundbeispiel 10 – Kanal B: Bass-Regler 9 – 12 – 16 Uhr Soundbeispiel 11 – Kanal B: High-Regler 9 – 12 – 16 Uhr

Beide Kanäle des DryBell The Engine gemeinsam eröffnen weitere Möglichkeiten 

Wenn man beide Kanäle hintereinanderschaltet, erhält man nicht nur mehr Gain. Man kann dem Ton bei Bedarf zusätzlich eine Färbung verleihen und beispielsweise Singlecoils gezielt aufblasen oder Humbucker „entfetten“. Auch hier bleibt der Sound ehrlich und tendiert niemals in eine Gleichmacher-Metallzerre. Im ersten Soundbeispiel geht das Signal zunächst in Kanal A und von dort aus in die EQ/Booster-Sektion des zweiten Kanals. Im zweiten Soundfile ist es umgekehrt. Die Einstellungen habe ich bewusst nicht verändert, damit man das Klangverhalten des Pedals besser hören kann.

Die Einstellungen am Pedal sind wie folgt:

Kanal A: Gain Max Tone 13 Uhr – Sharp 12 Uhr – Level 12 Uhr
Kanal B: Range 14 Uhr – Level 12 Uhr –  Low & High 12 Uhr.

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Soundbeispiel 12 – High-Gain-Sound – Kanal B in Kanal A Kanal B: Range 14 Uhr – Level 12 Uhr – Low & High 12 Uhr.
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Was für eine Wonne! Der DryBell The Engine ist ein sehr ausgewogenes und dynamisches “Amp in a Box“-Pedal. Es bietet eine breite Soundpalette von subtiler Anzerrung bis hin zu Stevie Ray Vaughan, AC/DC, Blackmore und Malmsteen. Mit Kanal A erhält man einen offenen Marshall-Style-Verzerrer während Kanal B als vielseitiger EQ/Booster fungiert. Beide Kanäle können gleichzeitig verwendet werden und ermöglichen es, den Sound individuell anzupassen. Dabei bleibt der Grundcharakter der Gitarre und des Amps weitestgehend erhalten. Mir ist es nicht gelungen, eine schlecht klingende Einstellung zu finden. Kurzum: ein großartiges Pedal!

Mit dem DryBell The Engine erhält man eine authentische Röhrenamp-Emulation, die sich am Sound früher Marshall JMP-Amps orientiert und top verarbeitet ist.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • authentische Röhrenamp-Emulation
  • erstklassige Dynamik
  • offene Soundergebnisse
  • gut abgestimmte übersichtliche Bedienelemente
  • Top-Verarbeitung
Contra
  • keins
Artikelbild
DryBell The Engine Test
Für 299,00€ bei
  • Hersteller: DryBell
  • Bezeichnung:The Engine
  • Typ: Preamp/Dual-Verzerrerpedal
  • Arbeitsweise: analog
  • Regler: Level A, Gain, Range, Level B, Tone, Shape, Low, High
  • Taster: Signal Path (A>B or B>A), Channel A Bypass, Channel B Bypass
  • LED: Channel A On, Channel B On
  • Anschlüsse: In/Out, Netzteilanschlussbuchse
  • Stromaufnahme: 83 mA
  • Batteriebetrieb: wird nicht unterstützt
  • Abmessungen (B x T x H): 120 x 95 x 32 mm
  • Gewicht: 430 g
  • Handgefertigt in Kroatien
  • Ladenpreis: 319,00 Euro (Juni 2023)
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