DPA d:dicate 4011A Test

Praxis

Wie nicht anders von DPA gewohnt, ist die Verarbeitung der beiden Mikrofone ohne jeden Makel. Die Gewinde sind präzise, die Oberfläche hochwertig, delbst jegliches Zubehör von erlesener Qualität. Alles andere hätte mich auch gewundert. 

Fotostrecke: 3 Bilder XY-Verbund der beiden Instrumentenmikrofone

DPA ist bekannt für seinen äußerst transparenten Klang, der von Kritikern ab und an als ein wenig zu eckig, zu kristallin und damit unnatürlich beschrieben wird. Dass DPA-Mikros eine gewisse Härte im Klangbild haben, kann ich unterschreiben, doch finde ich diesen Zusammenhang durchaus praktisch – da macht es umso mehr Freude, den Übertragern im Signalweg etwas zum Verändern zu geben. Trotzdem bleiben die Signale präsent genug. Die 4011A sind diesbezüglich aber eine Überraschung: Sie liefern einen fundamentalen Tiefbass, der durch eine hervorragend klingende und gut steuerbare Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt noch unterstützt wird – das tut der Akustikgitarre im Klangbeispiel beispielsweise richtig gut! Der Grundcharakter des Elektretmikrofons ist eher als voluminös, warm und rund zu beschreiben. Blickt man auf die höher liegenden Frequenzbänder, fällt aber auf, dass man bei manchen Signalen die leichte Präsenzarmut mit dem EQ zu beheben versuchen werden muss. Dies ist umso interessanter, als dass üblicherweise richtende Mikrofone generell etwas konkreter klingen, hier scheint es andersherum. Allerdings muss festgehalten werden, dass sich diese Umstände in geradezu winzigen Bereichen bewegen. Zwar kann man bei der MMC-4011/MMP-A-Kombination eine gewisse Behäbigkeit ausmachen (welche aber, das sei noch mal deutlich gesagt, durchaus ihre Berechtigung im Mix haben kann), doch ist das 4011A beileibe kein zwar warm klingendes und „labberiges“ Mikrofon: Die Höhen verfügen über messerscharfe Auflösung und zeichnen erstaunlich detailliert noch die kleinsten Rückwürfe. Die Geschwindigkeit, mit der Transienten durchgereicht werden, ist typisch für DPA extrem hoch, ein Umstand, der nicht nur in der Kapsel, sondern besonders auch in der Elektronik zu suchen ist. Der kleinere MMP-C-Verstärker klingt etwas präsenter, knackiger, kompakter, ist aber eben in den Frequenzgang-Randbereichen etwas schwächer aufgestellt. Eine der großen Stärken der besten Mikrofone des Planeten – zu denen man auch das 4011A zählen darf – ist, sie mit EQ und Dynamikbearbeitung geradezu malträtieren zu können, ohne dass das Signal löchrig wird oder sonstwie auseinanderbricht. Auch abseits der Hauptaufsprechrichtung werden Signale nicht “zweiter Klasse” behandelt – ja sogar von hinten besprochen klingt dieses Mikrofon noch gut! Ebenfalls erstaunlich ist, dass zum Test kein “Matched Pair” angetreten ist – die beiden hätten aber durchaus als solches verkauft werden können. 

Audio Samples
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DPA 4011A

Ein wenig unverständlich finde ich die Pad-Lösung. Nein, nicht ein wenig, ich sollte nicht beschwichtigen: Ich finde sie sehr unverständlich. Bis auf den einredbaren Vorteil, dass nichts aus Versehen geschaltet werden kann und dass vielleicht nichts die grazile Ästhetik des 4011A trübt, sehe ich nur Nachteile: Ist das Mikrofon im Betrieb und eine Quelle wird lauter oder ist eine Mikrofonierungsnähe (= mehr Bass) gewünscht, die eine Vordämpfung notwendig macht, dann muss das Kabel ab. Und – muten sollte man am Pult bei Pad-Aktivierung sowieso – es muss die Phantomspeisung deaktiviert und ein wenig gewartet werden. Das nervt. Für den Einsatz unter Zeitdruck oder auf einer Bühne (ich denke da an edle Jazz-Konzerte…) ist das eigentlich ein K.O.-Kriterium. Was ich noch viel “bräsiger” finde: Ich bekomme nicht einmal eine Rückmeldung, ob das Pad gesetzt ist oder nicht. Wie oft wird wohl Signalqualität durch ein von der letzten Session aktiviertes Pad vergeudet werden?

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