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Digitech Polara Test

Das Digitech Polara im aktuellen bonedo-Test gehört der eher seltenen Gattung von Hallgeräten an, die als Effektpedal angeboten werden. Das liegt aber nicht unbedingt an der Qualität der angeboten Gerätschaften, sondern eher am Bedarf des Gitarristen. Manch einer hat bereits einen Reverb im Amp, andere sehen keine Notwendigkeit für einen externen Effekt. Ihnen reicht der natürliche Hall aus, und den Rest macht sowieso der FOH-Mann. Wer als Hersteller den Gitarrenspieler dann doch um den Finger wickeln will, der muss mit seinem Hall-Pedal schon etwas mehr bieten als das Standard-Raumprogramm und den Kölner Dom.

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Und das ist mittlerweile auch bei den Machern angekommen, die ihren aktuellen Tretminen spezielle Features und eigenständige Sounds mit auf den Weg geben. Auch das Digitech Polara glänzt mit sieben Hall-Programmen aus dem Hause Lexicon, was zumindest auf dem Papier vielversprechend klingt.

Details

Gehäuse/Optik

Das Polara kommt in einem psychedelischen Outfit mit kunstvoller Grafik, was auf den ersten Blick ganz schick aussieht, aber sofort den Pragmatiker in mir weckt. Und der stellt nüchtern fest, dass die Beschriftung der Regler aus einiger Entfernung nicht gut bis überhaupt nicht zu erkennen ist. Eine Aussage, die der Rock’n’Roller in mir mit der Frage kontert:”Seit wann liest Du eigentlich Pedalbeschriftungen?” Und recht hat er, denn bei lediglich vier Reglern hat man sich doch verhältnismäßig schnell die Bedeutung derselben gemerkt und stellt mit ihnen seine Sounds nach kurzer Zeit quasi blind ein. Die Reglerstellungen der in zwei Reihen angeordneten Potis allerdings sind gut zu erkennen, die Metallknöpfe mit geriffelter Seite machen zudem einen sehr stabilen Eindruck. Im Lieferumfang befindet sich ein sogenannter Stompblock aus Gummi, den man über das Bedienfeld stülpt, um die Einstellungen nicht versehentlich zu verändern bzw. die Regler beim Transport zu schützen. Ebenfalls im Lieferumfang befindet sich eine Klettmatte, die man an die gummierte Unterseite klebt, soll das Pedal im Pedalboard befestigt werden. Wer lieber mit Mounting-Plates statt Klettverbindungen arbeitet, hat leider das Nachsehen, denn das Gehäuse ist mit leicht versenkten Inbus-Schrauben befestigt. Aber mit vier längeren Metallschrauben aus dem Baumarkt sollte auch das zu bewerkstelligen sein.

Fotostrecke: 5 Bilder Der im Lieferumfang enthaltene Stompblock schützt die Regler vor äußeren Einflüssen und versehentlichen Änderungen

Unser Testkandidat hat kompakte Abmessungen (67 x 112 x 51 mm), aber ein etwas höheres Gewicht für seine Größe: Fast ein halbes Kilogramm bringt er auf die Waage. Neben den vier Reglern finden wir an der Stirnseite einen Kippschalter (Tails) und ganz unten den Fußschalter (True Bypass), darüber die blaue Status-LED. Das Polara kann nicht mit Batterien betrieben werden, man muss also die Investition in ein Standard 9V-Netzteil von Anfang an mit einplanen. Allerdings bin ich der Meinung, dass zu einem Pedaleffekt, der grundsätzlich nur mit Netzteil betrieben werden kann, ein solches auf jeden Fall zum Lieferumfang gehören sollte – zumal wir es hier nicht unbedingt mit einem Schnäppchen zu tun haben. Wer über eine Multi-Stromversorgung im Pedalboard verfügt, der ist deshalb fein raus, sollte aber noch Reserven für mindestens 75 mA haben, denn so viel werden benötigt.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Design ist sicherlich besonders, allerdings geht es zu Lasten der Ablesbarkeit der Beschriftungen

Bedienung

Das Polara-Pedal hat sieben unterschiedliche Hall-Programme an Bord, und ich hatte bereits zu Beginn erwähnt, dass deren Parameter aus dem Hause Lexicon stammen, also von einem Hersteller, der für seine gepflegten Raumklänge bekannt ist. Die einzelnen Grundsounds werden über den Reverb Type-Regler (rechts oben) angewählt. Bei ihm handelt es sich um ein Rasterpoti, das leider nicht so stabil einrastet, wie man es bräuchte. Man muss mit etwas mehr Fingerspitzengefühl arbeiten, allerdings gibt es zum Glück keine toten Punkte, in denen kein Sound erzeugt wird. Liegt man nicht im Raster, dann sucht sich das Polara den nächstliegenden Hall-Typ aus. Zur Verfügung stehen folgende Programme:
1. Room (Simulation des Nachhalls eines kleinen Raums)
2. Plate (Hall-Platte)
3. Reverse (Hall rückwärts)
4. Modulated (Hall mit Modulations-Effekt)
5. Halo (Shimmer Effekt, hier werden Pitch Shift Signale zum Hall hinzugefügt)
6. Hall (Simulation des Nachhalls eines großen Raums)
7. Spring (Federhall)
Hier gibt es also neben den Brot-und-Butter-Sounds auch ein paar Schmankerl, im Praxisteil werdet ihr die gleich zu hören bekommen. Geregelt werden die Hallklänge mit Level (Mischungsverhältnis), Liveliness (Anteil der hohen Frequenzen im Hall-Sound) und Decay (Länge des Nachhalls) und einem Tails-Schalter. Der stellt ein, wie der Nachhall ausklingt, wenn man den Effekt mit dem Fußschalter ausschaltet. In der Position ON klingt der Effekt noch natürlich aus, bei OFF endet die Hallfahne abrupt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Bedienelemente des Polara
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Praxis

Die Aufnahmen sind komplett in Stereo, das Pedal wird auf zwei separate Amps und Boxen geschickt. Hier spielt das Polara seine Trümpfe aus und klingt naturgemäß eine Ecke größer und breiter als im Mono-Mode. Aber stereo ist keine Pflicht, auch mit einem Amp kommt der Sound gut ans Ohr.
Wir hören uns nun die einzelnen Modi der Reihe nach an, los geht es mit dem Room-Mode, der den Gitarrensound mit einem leichten Ambience-Effekt versieht. Das Ganze geht bis zu einem scheppernden Raum-Effekt, der ganz gut zu angezerrten Sounds passt. Beim folgenden Beispiel hört ihr zuerst den Sound ohne Effekt, dann mit.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
StratRoom111310
Audio Samples
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Strat – Room 1

Das Spektrum der Nachhallzeit im Room-Mode ist recht breit aufgestellt, bei voll aufgedrehtem Decay sind ca. zwei Sekunden Nachhall angesagt. Im nächsten Beispiel hört ihr auf 7, 12 und 17 Uhr drei Stationen des Decay-Reglers im Room-Mode.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
StratRoom11137-12-17
Audio Samples
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Strat – Room 2

Das Plate-Reverb lässt sich sehr gut für weiche Cleansounds, Jazz Style oder auch für Akustik-Gitarren einsetzen. Mit zurückgenommenem Liveliness-Regler erhält man zudem noch einen sehr warmen Hall, der auch bei hohem Effektanteil dezent im Hintergrund bleibt.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
ES-335Plate13915
Audio Samples
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ES-335 – Plate Reverb

Etwas spezieller im Einsatz ist da schon der Reverse-Hall. Fade-In von Tönen oder Akkorden ist dabei angesagt.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
Les PaulReverse148,513
Audio Samples
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Les Paul – Reverse-Hall

Beim Modulations-Mode wird die Hallfahne noch in den Chorus-Effekt getaucht. Dadurch hat der Nachklang etwas Schwebendes und unterlegt zum Beispiel Akkordbegleitungen mit einer modulierenden Hallfläche. Das tönt richtig amtlich und kann gerne auch etwas mehr sein, denn trotz hohem Effektanteil und langer Hallzeit klingt das Ganze immer noch aufgeräumt und edel.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
StratModulated141017
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Strat – Modulations-Mode (Hall mit Choruseffekt)

Für richtige Flächensounds sorgt der Halo-Mode, hier werden dem langen Hallsound noch tonhöhenverschobene Signale hinzugemischt. Bei weit aufgedrehtem Liveliness-Regler sind diese dann auch in den oberen Frequenzen gut vertreten, klingen aber nicht zu klinisch. Hier hört ihr die volle Breitseite mit hohen Parameter-Einstellungen.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
SGHalo14,51517
Audio Samples
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SG – Halo-Mode 1

Es geht aber auch etwas dezenter.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
SGHalo101515
Audio Samples
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SG – Halo-Mode 2

Ein Federhall ist auch an Bord, der je nach Gusto für bluesige oder Surf Sounds genutzt werden kann. Den typischen Charakter trifft der Effekt ganz gut, wobei diese Disziplin nicht die stärkste des Pedals ist.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
SGSpring121613
Audio Samples
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SG – Spring-Reverb (Federhall)

Die liegen eindeutig in den klaren und feinen Hallsounds. Zum Abschluss kommt der Hall-Mode, wieder mal mit ganz langem Nachhall. Auch hier zeigt sich, wie angenehm der Hall ausklingt.

GitarreTypeLevelLivelinessDecay
SGHall121417
Audio Samples
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SG – Hall
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Fazit

Das Digitech Polara ist kein Preisknaller, aber wer runde 150 Euro investiert, der erhält ein recht vielseitiges Effektpedal mit sieben unterschiedlichen Hall-Typen, die sich hören lassen können. Die Klanggestaltung kommt aus dem Hause Lexicon und bietet neben sehr gut klingenden Brot-und-Butter-Sounds (Plate, Room, Hall) auch einige Spezialisten, die das Klangspektrum deutlich erweitern. Besonders gut gefallen haben mir Modulated- und Halo-Mode, die sehr sphärische und angenehm klingende Soundwolken erzeugen. Generell ist der Sound edel und hochwertig und bleibt selbst bei hohen Settings immer angenehm im Hintergrund. Kritikpunkte wie die schlecht lesbare Beschriftung oder das nicht richtig einrastende Modulated-Poti fallen weniger in’s Gewicht, im Gegensatz zum fehlenden Netzteil, ohne das sich dieses Pedal überhaupt nicht betreiben lässt.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Klangqualität
  • Stereo In und Out
  • flexible Soundgestaltung, sieben Halltypen
  • Tails-Schalter
Contra
  • Beschriftung nicht gut erkennbar
  • Type-Regler rastet nicht gut ein
  • Netzteil fehlt
Artikelbild
Digitech Polara Test
Für 99,00€ bei
Das Digitech Polara liefert gut klingende Hall-Programme
Das Digitech Polara liefert gut klingende Hall-Programme
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Digitech
  • Modell: Polara
  • Typ: Reverb-Effektpedal
  • Regler: Level, Type, Liveliness, Decay
  • Schalter: On/Off, Tails
  • Anschlüsse: 2x Input, 2x Output
  • Stromverbrauch: 75 mA
  • Spannung: 9V (Netzteil)
  • Maße: 67 x 112 x 51 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 0,45 kg
  • Lieferumfang: Digitech Stompblock, Klettmatte
  • Preis: 176,35 Euro UVP
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