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Denon DJ VL12 Prime Test

Mit dem VL12 Prime möchte Denon DJ den direktangetriebenen DJ-Plattenspieler neu definieren. Denn im Gegensatz zu Pioneer DJ und Reloop zitiert er nicht das klassische Technics SL-1210 MK2-Design. Vielmehr geht er mit seinem stylischen Chassis den eigenen Weg, kommt zudem mit dem stärksten Drehmoment samt „True Quarz Lock“ und farblich illuminierten Plattenteller um die Ecke. Gründe genug, um zukünftig für den DJ-Ritt auf dieses Pferd zu satteln? 

01_DenonDJ_VL12Prime_Test_Teaser Bild

Details

Mit 12,4 Kilogramm lässt sich der VL12 Prime als wahres Schwergewicht betiteln und kämpft in der gleichen Klasse wie ein Technics SL-1210 MK2. Lediglich Pioneer DJs PLX-1000 bringt noch etwas mehr auf die Waage. Seine Robustheit resultiert aus einem Chassis mit einer verschraubten, gebürsteten Metall-Deckplatte. Dagegen ist die konische und damit spacig wirkende Form der Unterseite aus gummiertem Kunststoff gefertigt. Das „Raumschiff“ landet auf vier schockabsorbierenden und massiven Füßen, die im hervorstechenden Silber einen sehr guten Kontrast zum ansonsten vornehmlich schwarzen Look bilden. In Abstimmung mit dem ebenfalls silbernen Denon DJ-Branding an allen Seiten präsentiert sich das Chassis als ein wahrer Eyecatcher, das seine wunderschöne Form nicht im Case verstecken sollte, aber auch nicht darf, sofern man häufiger die Drehmoment-Stärke, die Farbe der Plattentellerbeleuchtung und deren Helligkeit ändern möchte. Denn alle drei Regler verstecken sich versenkt an der schmaleren linken Außenseite. Auf die Möglichkeit zum Einstellen der Bremse verzichtet Denon DJ generell.
Da die nicht wenige Vinyl-DJs die sogenannte Battle- oder Hochkant-Position bevorzugen, kam Denon DJ auf die Idee, die Kabel des VL12 Prime nicht wie üblich an die Rückseite zu verbannen. Bei einer 90 Grad-Drehung des Plattenspielers wandert die rechte Außenseite, an der sich die vergoldeten Phono-Cinch-Ausgänge, die Erdungsschraube und der Netzanschluss für das Kaltgerätekabel befinden, nach hinten und wird damit zum Backpanel. Alle dazu erforderlichen Kabel legt Denon DJ mit bei. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das macht Appetit

Von der Anordnung und den Bedienelementen her, bleibt man gängiger Ausstattung treu, angefangen beim Netzschalter mit weiß blitzender Stroboskop-Lampe. Hinsichtlich der Tasten für Start/Stopp und der Geschwindigkeit distanziert sich Denon DJ von den SL-1210 MK2-Nachbauten und signalisiert die Zugehörigkeit zur Prime-Familie. So wurde das Design an die Mediaplayer SC5000 Prime angelehnt. Sie reagieren bereits beim leichten Antippen und bestätigen ihren Status durch Aufleuchten. Einen zweiten Start/Stopp-Button wählte man zugunsten der Mulde für den beigelegten 7-Zoll-Adapter und optional für die Dicer von Novation ab.
Zwischen den Geschwindigkeitstasten und dem Fader befindet sich die Cinch-Buchse für die Plattenbeleuchtung, auf die das LED-Licht einfach aufgesteckt wird. Diese Lösung punktet gegenüber dem sonst üblichen verbauten Popup-Light in zweierlei Hinsicht: Im Verschleißfall kann die Leuchte ohne Probleme ausgetauscht werden und außerdem ist die Einstrahlrichtung auf das Vinyl beliebig einstellbar.     

Fotostrecke: 2 Bilder Die Tasten reagieren beim leichten Antippen

Der sanft gleitende Pitch-Control ändert das Tempo um bis zu acht, sechzehn und fünfzig Prozent (Auswahl per Schalter). Vermutlich um Schleifspuren über dem Fader-Kanal zu vermeiden, hält die silberne Fader-Kappe einen großen Sicherheitsabstand ein. In meinen Augen schadet das leicht der ansonsten sehr stimmigen Ästhetik. Zum Nullen des Tempos auf Knopfdruck gibt es den Reset-Taster. Das erwähnte True Quarz Lock wirkt nicht nur beim Originaltempo, sondern unabhängig des eingestellten Pitchs. Dieses weitere exklusive Feature beschert laut Denon DJ einen ruhigeren Gleichlauf.

Damit lässt sich pitchen!
Damit lässt sich pitchen!

Die Tonarmaufhängung und deren Bedienelemente sind aus Metall gefertigt und versprechen nicht nur eine dem Preis angemessene Hochwertigkeit, sondern auch Robustheit. Gleiches gilt für den verchromten S-förmigen Tonarm samt SME-Bajonett-Verschluss, der nach Denon DJs Aussage für beste Klangqualität, akkurate Abtastung und höchste Spurtreue sorgt.
Die Tonarmbasis lässt sich in ihrer Höhe auf bis zu sechs Millimeter herausfahren. Der entsprechende Lock-Hebel arretiert nicht nur die Höheneinstellung, sondern generell die Tonarmeinrichtung. Auch das Skating, eine zur Plattenmitte hin gerichtete Kraft, die durch Reibung zwischen Schallplatte und Nadel entsteht, wird in bis zu sieben (!) am Rädchen einstellbaren Schritten kompensiert. Wer mag, der kann den Tonabnehmer per Tonarmhebel gedämpft auf das Vinyl absenken. Für einen besonderen WOW-Effekt sorgt noch die neu entwickelte „Lock or Rest“-Tonarmhalterung, die den Tonarm nicht mehr per Bügel, sondern einfach durch Einrasten fixiert.

Fotostrecke: 2 Bilder Aus Metall gefertigt: die Tonarmbasis

Das Chassis und der Plattenteller des VL12 Prime werden aus Sicherheitsgründen separat im Karton transportiert. Damit offenbart sich bereits beim Auspacken der Antriebmechanismus. Selbst die abgesenkte Mulde für den Plattenteller kann sich sehen lassen. Eine zweiteilige, stylische Abdeckplatte maskiert die Innereien, deren Anblick maximal Technik-Nerds erfreuen würde. Zudem ist die Fassung für den Plattenteller leicht differenziert, denn um den Messingsockel der Spindel befindet sich ein drehbarer Ring mit zwei Vertiefungen, in die der Plattenteller mit seinen beiden Stiften passt. Dies sorgt für eine bessere Kraftübersetzung. Das bewährte Prinzip des 16-poligen, dreiphasigen Direktantriebs wurde wie bei allen anderen professionellen Vinylplayern vom Klassiker Technics übernommen. Dennoch zieht der VL12 mit seinen 5 Kilogramm/Zentimeter an allen anderen Mitbewerbern vorbei. Der silbern schimmernde Plattenteller wurde komplett neu entwickelt, angefangen von der abgerundeten Form. Satte 2,2 Kilogramm ist er schwer. Seinen verchromten Ring zieren vertikale Linien, die den Gleichlauf bei der Nulleinstellung des Pitch-Controls dokumentieren. Die sogenannte „Easy Grip/Brake“ Konstruktion besteht aus einem kompletten dicken Gummiüberzug an der Unterseite, ausgenommen vom Magnet-Ring für den Antrieb und von den beiden Aussparungen zum Einfädeln des Plattentellers. Daraus resultieren nicht nur seine sehr gute Griffigkeit, sondern eine erhöhte Dämpfung der Laufgeräusche und Laufruhe. Sein damit schwereres Gewicht erfordert allerdings auch gleichzeitig ein höheres Drehmoment, um den Plattenteller in Schwung zu bringen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Selbst der Antrieb ist schön anzusehen

Zum Lieferumfang des VL12 Prime gehören neben der Bedienungsanleitung, den erwähnten Kabeln, dem Single-Puck, zwei Nadelbeleuchtungen – in Chrom und Schwarz –, ein Auflageplus-Zusatzgewicht und auch ein Headshell. Einziger Wermutstropfen: In dieser Preisklasse würde man sich zudem noch eine Abdeckhaube wünschen, die momentan generell nicht angeboten wird. 

Das liefert Denon DJ mit
Das liefert Denon DJ mit
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Praxis

Für den direkten A/B-Vergleich beim Performance-Test schicke ich zum VL12 Prime den Technics SL-1210 M5G in den Ring. Beide gegenübergestellt fällt auf, dass der Plattenteller des VL12 Prime knapp 1,5 Zentimeter höher liegt. Turntablism-Geeks werden sich vielleicht daran stoßen.
Um dem Sound auf den Pelz zu rücken, ist der Denon DJ VL12 Prime an den Phono-Eingang des Pioneer DJ S9 angeschlossen. Da der Plattenspieler keinen internen Vorverstärker und Entzerrer wie beispielsweise der Reloop RP-7000 MK2 besitzt, akzeptiert er auch nur diesen. An den Bajonett-Verschluss des Tonarms kommt das Ortofon Concorde MkII Scratch. Nach dem Festzurren sitzt der Tonabnehmer richtig fest und ohne Spiel. Als Auflagegewicht stelle ich die vom Hersteller vorgeschlagenen vier Gramm ein. Beim Antiskating empfiehlt sich ein Wert zwischen Null und maximal die Hälfte des eingestellten Auflagegewichts, also zwei. Bei null sollte der Tonarm im Schwebezustand normalerweise seine Position halten. Leider wirkt bereits bei diesem Wert das Antiskating, denn der Tonarm driftet nach außen. Ob sich dies negativ auf die Scratch-Performance negativ auswirkt?

Nach dem Einschalten bestätigt nicht nur das Stroboskop, sondern auch der Leuchtring um den Plattenteller Betriebsbereitschaft. Die Leuchtstärke ist in zwei Schritten einstellbar, sofern man nicht generell auf diese Spielerei verzichten möchte und es ausgeschaltet lässt. Mittels Regler taucht der Teller wahlweise und stufenlos in Rot, Gelb, Grün, Türkis, Blau, Violett bis hin zum bläulichen Weiß ein. Mit maximaler Helligkeit sorgt dieser Effekt im dunklen Club definitiv für Aufsehen.

Drehmoment

Der VL12 Prime protzt mit einem rekordverdächtigen Drehmoment von 5 Kilogramm/Zentimeter, wobei man sich entweder für ein maximales oder abgeschwächtes auf Technics SL-1210 MK2-Niveau entscheiden muss. Ich persönlich bin kein Freund von High-Torque, da der Plattenteller zum Phasenabgleich nur schwer zu bändigen ist. Mit maximalem Drehmoment legt er beim Start des Plattentellers förmlich einen Kickstart hin. Die Bremse setzt von Haus aus aber sanft ein, sodass ich hier auf eine manuelle Einstellungsmöglichkeit verzichten kann. Aufgrund des massiven Plattentellers gibt sich die Hochleistungspower angenehm dosiert und nicht übertrieben. Manuelles Anschieben und Bremsen des Platters gelingt ohne übertriebene Fingerarbeit, das Dropping der Platten ohne Verzögerung.

Gleichlauf

Beim Drehen des Plattentellers bescheinigen die im Stroboskoplicht stehenbleibenden vertikalen Striche einen sehr ruhigen Gleichlauf. Die Markierung gilt allerdings nur für die Nullposition des Pitch-Controls. Weitere Pitch-Einstellungen lassen sich nicht am Plattenteller ablesen. Für besseren Gleichlauf gegenüber anderen Modellen mit der gleichen Motorisierung sorgt das neu entwickelte und bisher exklusive True Quarz Lock, welches die Schwankungen unabhängig der Pitch-Einstellung drosselt.
Zum Test habe ich per DVS von beiden Plattenspielern und einem intern abspielenden Deck den gleichen Track phasengleich abspielen lassen. Resultat: Im direkten Vergleich mit dem Technics SL-1210 M5G bleibt der Mix mit dem VL12 Prime wenige Sekunden länger in Phase.

Klang

Auch beim Klangtest muss sich der VL12 Prime dem direkten Vergleich mit dem Technics SL-1210 M5G stellen. Mit voll aufgedrehtem Gain und Master liegen beide vom Grundrauschen auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Allerdings mischt sich beim VL12 Prime unterschwellig noch ein leises Brummen unter, das aber beim normalen Playback zu vernachlässigen ist. Mit dem gleichen Tonabnehmer, dem Ortofon Concorde MkII Club, und der gleichen Vinyl-Pressungschlägt er den Herausforderer sogar mit einer winzigen Portion an Druck. Ergo, Denon DJs DJ-Plattenspieler überzeugt auch mit einem sehr transparenten, ausgewogenen und damit in dieser Klasse überzeugenden Klang. Rumpeln kennt er nicht, resultierend aus dem vollständig isolierten Motordesign, damit Laufgeräusche nicht in das Audiosignal einstreuen.

Audio Samples
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Klang – erst Denon, dann Technics Grundrauschen

Schockabsorber

Das aus gummiertem Plastik gefertigte und auf vier schockabsorbierenden Füßen thronende Chassis wurde für die bassüberflutete und damit vibrierende DJ-Kanzel konstruiert. Solide schluckt das Chassis sogar heftigere Stöße mit der Hand gegen die Gehäuseseiten, die man allerdings auch hört. Aber es springt nicht! Unter extremeren akustischen Bedingungen verlasst euch eventuell noch auf zusätzliche Gadgets, die ihr in diesem Bonedo-Workshop findet.

Tracking

Für die notwendige Spurtreue auf der Rille – selbst unter Hardcore-Situation wie ständiges Backcueing, Dropping und Scratching – sorgt nicht nur der Tonabnehmer. Bereits der Plattenteller kann die Tour vermasseln, wenn er beim Auflegen der Hand auf die Platte zu sehr nachgibt. Auch der Tonarm und seine Aufhängung samt Antiskating haben ein Wörtchen mitzureden. Wie bereits erwähnt, wirkt das Antiskating bereits bei der Nullstellung. In der Performance spürt man das allerdings nicht. Auch der Plattenteller hält die waagegerechte Lage beim Handanlegen auf die Platte. Beim Scratching bleibt der Tonabnehmer zuverlässig in der Spur! 

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Fazit

Der Prime-Serie von Denon DJ anzugehören, verpflichtet den direktangetriebenen DJ-Plattenspieler VL12 Prime zu herausragenden Tugenden. Hochwertig und massiv, damit ist er bereits von den Materialien und der Verarbeitung her der Profi-Liga würdig. Innovative Features, wie der neu entwickelte Plattenteller, „True Quarz Lock“, die „Lock Or Rest“ Tonarmhalterung und dass es keine störenden Kabel in Battle-Position gibt, können ebenso überzeugen. Das schock- und vibrationsabsorbierende Chassis und der isolierte Motor trennen Störgeräusche vom Audiosignal, selbst im lauten Club. Lediglich das nicht ganz akkurat greifende Antiskating schmälert ein wenig die Euphorie. Klasse wiederum: das unangefochtene Drehmoment von 5 Kilogramm/Zentimeter und der Klang auf SL-1210 MK2-Niveau. Damit belegt der VL12 Prime in seiner Preisklasse einen Spitzenplatz bei den DJ-Turntables. Und dort macht er, dank seines außergewöhnlichen, futuristischen Designs und dem einstellbaren, RGB-illuminierten Plattenteller, auch optisch eine gute Figur.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • robustes, schweres, hochwertiges Gehäuse
  • auffälliges Design
  • schockabsorbierende Füße
  • massiver, neu entwickelter, RGB-illuminierter Plattenteller
  • begünstigter Anschluss bei Battle-Position
  • sehr starkes Drehmoment
  • Quarz-Lock in jeder Pitch-Position
  • sehr guter Klang
Contra
  • Antiskating auch bei Nullstellung
  • keine Abdeckhaube
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Denon DJ VL12 Prime Test
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Profilbild von Hau-i Bloom

Hau-i Bloom sagt:

#1 - 26.02.2018 um 16:24 Uhr

0

Das Teil würde mich echt reizen um es mit VirtualDJ ald Timecode Setup zu nutzen.

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