Nachdem wir uns bereits dem Rock-Klassiker „Smoke on the Water“ gewidmet haben, schauen wir uns in diesem Workshop einen weiteren Meilenstein aus Deep Purples Diskographie an: „Black Night“. Die 1970 veröffentlichte Single war der erste große Chart-Erfolg der Band und gehört bis heute zum festen Bestandteil ihrer Live-Auftritte. Auf Wunsch des Plattenlabels wurde der Song nach dem Album In Rock als eigenständige Single produziert.

Der Legende nach traf sich die Band nach einem ausgedehnten Kneipenabend spontan im Studio und schrieb den Song „on the spot“. Als musikalische Inspiration und Grundlage für das markante Riff von „Black Night“ diente Ricky Nelsons „Summertime“ und dessen Basslinie. Besonders geschätzt wird der Song auch für das legendäre Drumming von Ian Paice, dessen eigenwillige und technisch anspruchsvolle Fill-ins Ritchie Blackmores Gitarrenriff genial ergänzen.
Der Song beginnt mit einem triolischen Lauf über die Toms
Das berühmte Riff von „Black Night“ wird von der Band mit einem zweitaktigen, triolischen Lauf eröffnet. Ian Paice spielt diesen Einstieg unisono mit, indem er von der Snare ausgehend einen triolischen Lauf über die Toms verteilt: Er beginnt auf der Snare, wechselt zum 13“-Hängetom, zum ersten Standtom (16″) und schließlich zum zweiten Standtom (18″), wobei er auf jeder Trommel sechs Schläge spielt. Die einzige Ausnahme bildet der allererste Schlag, den er statt auf der Snare, auf ein Crashbecken in Kombination mit der Bassdrum setzt.


„Machine Head“, das dank „Smoke On The Water“ wohl bekannteste Album von Deep Purple, ist vor kurzem schlanke 50 Jahre alt geworden. Wir haben Drummer Ian Paice anlässlich des neuen Albums und der aktuell laufenden Welttour zum ausführlichen Gespräch getroffen.

Shuffle Grooves gelten für viele Trommler als Königsdisziplin. Welche vielfältigen Facetten der Begriff Shuffle am Schlagzeug haben kann, zeigen wir euch in diesem Workshop.
Rollender Shuffle-Beat trifft auf verwinkelte Fill-ins
Nach dem pompösen Auftakt startet auch gleich das berühmte, viertaktige „Black Night“-Riff, das auf einem „Call and Response“-Prinzip beruht. Die ersten zwei Takte sind eine genaue Kopie der oben erwähnten „Summertime“-Basslinie. Hier spielt Ian Paice einen Viertel-Beat auf der Hi-Hat, während er im Wechsel mit dem Snare-Backbeat das Shuffle-Pattern unisono mit der Bassdrum mitspielt. Takt 3 und 4 stellen daraufhin Deep Purples Weiterentwicklung der „Summertime“-Basslinie dar und featuren vor allem Ian Paices außergewöhnliche Beat-Variationen, die schnell zum Markenzeichen des Songs geworden sind: Hierbei pendelt Ian in Triolen zwischen Hi-Hat und Bassdrum und markiert die Zählzeiten „1“ und „3“ mit der Snare. Die Snare ergänzt er wiederum teilweise mit einem Schlag aufs Crashbecken.

Die sechzehntaktige Strophe lässt sich in zwei Hälften unterteilen
In der Strophe konzentriert sich Ian zunächst für sechs Takte auf den Shuffle-Beat, den er bereits zuvor im Intro-Riff spielte. Das Shuffle-Feel wird jetzt auch vom Bass deutlich unterstützt.

Aktuelle Live-Videos zeigen, dass Ian den „Black Night“-Beat intuitiv mit Ghostnotes ergänzt. Es liegt nahe, dass er auch 1970 im Studio seinen Drumpart mit Ghostnotes ausschmückte, auch wenn man es aufgrund der Aufnahmequalität heute nicht genau heraushören kann. Zum Vergleich hört ihr hier den Strophen-Beat noch einmal mit improvisierten Ghostnotes:
Zusammen mit den Gitarren spielt Ian ab dem siebten Takt der Strophe bewegter und kombiniert seinen Beat mit verschiedenen Fill-ins, wie etwa Flams auf Snare und Toms oder einem langen triolischen Single-Stroke-Roll auf der Snare.

Ian variiert seine Fill-ins im Verlauf von “Black Night”
Im Verlauf des Songs taucht immer wieder das viertaktige Riff auf, dessen dritten und vierten Takt Ian jedes Mal etwas anders gestaltet. In diesem Beispiel lässt er erneut die Triolen zwischen Bassdrum und Hi-Hat pendeln, dreht das Ganze jedoch um und beginnt nun mit der Bassdrum. Zusätzlich spielt er die Snare weiter auf „2“ und „4“, statt wie im Intro-Riff auf „1“ und „3“, was den Groove-Fluss aufrecht erhält.

Beim dritten und letzten Mal spielt Ian gegen Ende des Riff-Parts schließlich eine ganz neue Variation. Dabei spielt er eine schnelle Figur zwischen Flams auf der Snare, den Toms und der Bassdrum, nun jedoch auf Sechzehnteln basierend, was eine deutliche Spannung zum triolischen Feel des Songs erzeugt.
Wer den fließenden Wechsel zwischen Achteltriolen und Sechzehnteln üben möchte, könnte zunächst damit starten, das Ganze taktweise zu einem Viertelpuls in der Bassdrum auf der Snare zu üben (letztes Soundfile).

Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas