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Cyan Hellcaster Bariton Test

Die Cyan Hellcaster Bariton im bonedo-Test – Die Cyan Hellcaster Bariton beweist einmal mehr, dass es auch in Deutschland innovative Gitarrenbauer gibt, die hervorragende Instrumente bauen, die jedem internationalen Vergleich standhalten. Einer von ihnen ist Tom Harm, seines Zeichens Chef von Cyan Guitars im schönen Hamburg mit seiner Werkstatt mitten im beliebten Schanzenviertel. Einen Namen machte er sich ursprünglich als Bassgitarrenhersteller, wechselte aber im Laufe der Zeit zur Gitarrenfertigung, in der er seine eigene Linie gefunden hat, fernab vom Mainstream. Neben vielen anderen ließ sich beispielsweise auch Ärzte-Gitarrist Farin Urlaub ein eigenes Modell auf den Leib schneidern.

Cyan_Hellcaster_Baritone_Test


Zum heutigen Test steht die Hellcaster Bariton an, eines von mehreren Modellen der 25-Anniversary-Serie, das mit einigen sehr interessanten Spezifikationen aufwarten kann. Ein Schnäppchen ist die Gitarre nicht, immerhin bewegt sich der Preis jenseits der 4000-Euro-Marke. Gerechtfertigt oder nicht? Wir werden es herausfinden.

Details

Die „Hellcaster” getaufte Korpusform spricht definitiv ihre eigene Formsprache, obwohl sie entfernt an klassische Bodys erinnert. Der Korpus besteht aus Sumpfesche, einem recht leichten und gern bei Gitarren verwendeten Tonholz, das beste Schwingungseigenschaften mitbringt. Der creme-weiße Lack wurde nachbearbeitet und auf “gebraucht“ getrimmt. Dabei handelt es sich um 2K Polyurethan Lack, der widerstandsfähiger als Nitrolack ist. Klarlack sucht man allerdings vergebens, was das eher rustikale Erscheinungsbild unterstreicht. Ein DP 240 in Stegposition und ein DP 152 am Hals, beide aus dem Hause DiMarzio, sorgen für die Elektrifizierung und werden von einem satt einrastenden Dreiwegschalter angewählt. Dieser sitzt bestens positioniert zwischen zwei Metallpotis, die mit Heaven (Hals) und Hell (Steg) beschriftet sind. Wie die Pickupkappe des Hals-PUs sind auch die Reglerknöpfe Handarbeit und keine Standardware! Die Potis sorgen übrigens nur für die Lautstärke, eine Klangregelung gibt es nicht. Ebenfalls in Handarbeit gefertigt ist die Brücke, die aus einem massiven Stück Aluminium besteht und sechs Einzelreiterchen aus dem Hause Graphtech beherbergt, die sich selbstverständlich auch in der Höhe einstellen lassen. Die verchromten Gurtpins mit entsprechendem Unterlegfilz befinden sich an gewohnter Stelle und sind auch optisch der restlichen Hardware angepasst. Ein Blick auf die Rückseite zeigt das Elektronikfach, das von einem Metalldeckel verschlossen ist, die sechs Saiten werden durch den Korpus gefädelt, was Letzteren zum verstärkten Schwingen anregen und ihm mehr Sustain entlocken soll.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Korpus besteht aus Sumpfesche.

Bleibt der Hals, den wir uns jetzt näher anschauen wollen und bei dem sich das gesamte Spektrum des handwerklichen Fertigungsniveaus von Tom Harm zeigt. Dieser besteht aus Ovangkol, einem Tonholz, das man eher bei Bässen und Akustikgitarren als bei E-Gitarren vermutet. Er setzt sich aus fünf Teilen zusammen, das Griffbrett ist aufgeleimt und mit perfekt eingelegten Bundmarkierungen aus Metallstreifen bestückt. Das ist insofern praktisch, weil damit die Punkte an der Halskante entfallen, die Streifen erfüllen quasi beide Aufgaben. Der Hals ragt weit in den Korpus hinein und ist mit ihm verleimt, ebenfalls eine Konstruktionsmerkmal, das für ein besseres Sustain sorgen soll. Die 24 perfekt eingesetzten und sauber bearbeiteten Bünde auf dem Bocote-Griffbrett unterstreichen das hohe Fertigungsniveau der Hellcaster. Moment mal, Bocote? Nie gehört? Dabei handelt es sich um ein mittelschweres, sehr dekoratives Hartholz, das zur Gattung Cordia gehört, in Südamerika beheimatet ist und eine gelungene Alternative zum sonst verwendeten Ahorn oder Palisander darstellt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Nicht aus Palisander oder Ebenholz…sondern aus Bocote: Das Griffbrett der Hellcaster!

Weiter geht es in Richtung Kopfplatte, und wir kommen zwangsläufig über den aus Knochen gefertigten Sattel. Die Kopfplatte selbst ist angewinkelt und erzeugt damit genügend Druck, sodass kaum Gefahr besteht, dass die Saiten auch bei härterer Bearbeitung aus den Sattelkerben springen. Sechs Locking-Mechaniken aus dem Hause Gotoh mit handgefertigten Ebenholzknöpfen verrichten ihr Werk tadellos und halten das Instrument souverän in Stimmung. Eine relativ große und mit drei Schräubchen fixierte Metallplatte verdeckt den Zugang zum Halsstab. Der Blick auf die Rückseite der Kopfplatte zeigt einen recht großen Knubbel, der laut Tom den Hals so gut wie sicher vor Brüchen schützt, ohne das Spiel in irgend einer Weise zu behindern. 
Dank einer großzügigen Ausfräsung des unteren Cutaways ist das Erreichen der obersten Bünde kein Problem, ich bezweifle jedoch, dass das nötig sein wird, denn wer sich ein solches Instrument umhängt, wird eher in den tieferen Registern zugange sein.

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Praxis

Die Hellcaster ist beileibe nicht klein, dafür aber erstaunlich komfortabel zu bespielen, auch wenn man sich bei der langen Mensur etwas strecken muss, um die tiefsten Lagen zu erreichen. Mit 3828 Gramm Gewicht ist sie wiederum leichter als erwartet, daran ist sicherlich die leichte Sumpfesche nicht ganz unbeteiligt. Schon beim ersten, trockenen Anspielen zeigt sie sich vollmundig und straff im Sound. Der Ton steht augenblicklich wie eine Eins und füllt das nähere Umfeld. Dank der exzellenten Einstellung ist das Bespielen kein Kampf und ermöglicht ein sofortiges Umsetzen der meisten Spieltechniken.

Die Cyan kommt selbstverständlich hervorragend eingestellt ins Haus.
Die Cyan kommt selbstverständlich hervorragend eingestellt ins Haus.

Spätestens am Amp wird aber klar, was wirklich in ihr steckt. Wie immer geht es clean los und ich schalte alle drei Positionen durch, beginnend mit dem Hals-Pickup.

Audio Samples
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Clean PU Switch Deluxe

Die Hellcaster erzeugt einen markanten, vollen Ton, der im Anschlag genug Twang liefert, um nicht im Soundmatsch unterzugehen. Obwohl die Pickups den Amp ordentlich anpusten, verstehen sie sich sehr gut mit der cleanen Einstellung. Attacks werden differenziert wiedergegeben, selbst am Humbucker lässt sich ein gewisser Twäng nicht verleumden. Alle drei Positionen liefern die typischen Klangunterschiede, nur eben tiefer. Das mag erst einmal nicht besonders spektakulär erscheinen, im nächsten Soundbeispiel jedoch wird klar, welche Auswirkung das hat.
Ich verwende nun einen Vox AC30, an dem ich einen moderaten Crunchsound eingestellt habe. Alles, was im vorherigen Beispiel gesagt wurde, trifft hier ebenfalls zu, aber sobald es zerriger wird, scheint die Hellcaster wie von der Leine gelassen und liefert spritzige, unverbrauchte Crunchsounds vom Allerfeinsten. Sie klingt wie eine tiefer gestimmte Gitarre und nicht, wie oft bei Baritongitarren, wie ein hochgestimmter Bass. Das Klangverhalten beim Anschlagen der Saiten wird eins zu eins in die tieferen Register übertragen. Ich bin davon überzeugt, dass dies durch das Zusammenspiel der Tonhölzer zustandekommt und bin begeistert. Sicherlich werden auch die Pickups eine Menge dazu beitragen, aber wenn der Grundsound nicht stimmt, dann können in der Regel auch die Tonabnehmer nicht ihr ganzes Können darbieten. Sie ist eben nicht nur fett, sondern auch schnell in der Ansprache, toll!

Audio Samples
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Crunch Switch AC 30

Und so macht sich die Cyan am JTM Marshall:

Audio Samples
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Riff Switch JTM

Wie bereits mehrfach erwähnt, kommt auch hier ihre ungemein schnelle Ansprache voll zur Geltung und die Hellcaster liefert einen äußerst rotzigen Sound in der Hals- und Zwischenposition.  
Der Humbucker am Steg ballt bauartbedingt die Mittenfaust, ist aber auch antrittsschnell und luftig, sprich, er komprimiert nicht so sehr, wie man es von den meisten Doppelspulern am Steg kennt.   

Der Bridge-Pickup klingt angenehm luftig.
Der Bridge-Pickup klingt angenehm luftig.

Abschließend noch ein Beispiel, wie sich die Hellcaster im Bandzusammenhang schlägt, natürlich wurden alle Gitarren ausschließlich mit der Bariton eingespielt. Im zweiten Soundfile kommt dann ein Solo hinzu.

Audio Samples
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Cyan Hellcaster Bariton Song ohne Solo Cyan Hellcaster Bariton Song mit Solo

Spätestens hier zeigt sich ihre wahre Stärke. Die Hellcaster ist eine flexibel einsetzbare und immer authentisch klingende Bariton, die eben mehr kann als nur tiefe Töne. Quintakkorde werden ebenso selbstverständlich übersetzt wie cleane, abgestoppte Singlenote-Linien. Und Solieren kann man obendrein auch noch mit ihr, und das sehr komfortabel!

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Fazit

Herzlichen Glückwunsch, kann ich da nur sagen. Die Hellcaster Bariton ist eine durch und durch professionelle Gitarre auf höchstem Fertigungsniveau mit einer untypischen, aber sehr interessanten Holzkombination. Klanglich bietet sie tatsächlich einen E-Gitarren-Baritonsound, wie ich ihn bis dahin eher selten gehört habe, oft bleibt bei Baritons das Gefühl, einen höher gestimmten Bass zu spielen. Der Sound ist drahtig, breit und steht im Raum wie in Stein gemeißelt. Sie lässt sich zudem traumhaft bespielen, trotz des fetteren Halses. Ob man auf den „Relic“-Korpus steht, ist Geschmackssache, aber spätestens beim Hals wird unmissverständlich klar, dass dieses Instrument auf höchstem Niveau in Handarbeit gefertigt wurde, und das hat nun mal seinen Preis. Der mag zwar im ersten Moment hoch erscheinen, aber in diesem Bereich fangen die Custom Shops aus Übersee erst an, daher geht dieser für mich absolut in Ordnung. Dazu kommt der Austausch mit dem Gitarrenbauer, was das Verhältnis zwischen Instrument und Musiker erst komplettiert, und das ist quasi unbezahlbar. Volle Punktzahl!
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
  • Konzept
Contra
Artikelbild
Cyan Hellcaster Bariton Test
Hervorragende Gitarre – handgefertigt in der Hansestadt Hamburg.
Hervorragende Gitarre – handgefertigt in der Hansestadt Hamburg.
Spezifikationen
  • Hersteller: Cyan Guitars
  • Bezeichnung: Cyan Hellcaster Bariton (White Dragon Edition)
  • Korpus: Swamp Ash
  • Hals: Ovangkol
  • Griffbrett: Bocote (Cyan Custom Inlays)
  • Mensur : 72,6 cm / 28,6 zoll
  • Gewicht: 3823 Gramm
  • Steg: Cyan Custom Bridge (Aluminium) mit Graphtech-Reiter
  • Tuner: Gotoh Locking Tuner
  • Pickups: Hals    Di Marzio DP 240
  •                Steg   Di Marzio DP 152
  • Sattel: Knochen
  • Body Finish: Players White Custom
  • Neck Finish: Natural
  • Regler: 2x Volume + Toggle
  • Besonderheiten: Dieses Modell ist eines von mehreren zum 25 Anniversary von Cyan Guitars.
  • Preis: € 4350,– (UVP)
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Der Korpus besteht aus Sumpfesche.

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