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Burns Bison 64 Test

Praxis

In den letzten Jahren hatte ich immer mal wieder Gitarren von Burns in den Händen und ich muss zugeben, dass sie, was Werkseinstellung und Bespielbarkeit angeht, sicherlich zu meinen persönlichen Top 5 zählen. Vorbildlich trifft es wahrscheinlich am ehesten. Sie spielen sich quasi von selbst, wenn nicht, wie bei dieser Gitarre, die Saiten dem Verwesen extrem nahe waren. Slides wären nur mit anschließendem Besuch der Notaufnahme und entsprechender Tetanus-Impfung möglich gewesen, die habe ich mir aber dann doch erspart. Also, neue Drähte drauf und siehe da, jetzt kommt richtig Freude auf. Die Gitarre spielt sich traumhaft gut. Der Hals ist schienengerade, da schnarrt nichts, obwohl die Saitenlage ziemlich flach ist. Mit einem Radius von 300 mm liegt er satt, aber auch sehr komfortabel in der Hand und lässt ein entspanntes und flüssiges Spielen zu. Es ist beileibe kein Rennhals, ich würde ihn eher als sensationell bespielbaren Vintage-Hals bezeichnen. Trocken angespielt weiß die Gitarre mit einem knackigen Attack und obertonreichem Klangbild zu begeistern, tendenziell ist der Grundsound leicht nasal und ich bin gespannt, wie sich das auf den verstärkten Klang auswirkt.
Ich beginne wie immer clean und verwende einen Deluxe Amp, der mit einem SM 57 abgenommen wird. Hier werden alle fünf Positionen, beginnend mit dem Hals PU, durchgeschaltet.

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Funk PU Switch Standard

Hier “stratelt“ es aber ordentlich! Die Gitarre liefert einen sehr knackigen, perkussiven Sound, der sämtliche Charakteristika der drei Singlecoils überträgt.
Jetzt aktiviere ich den Dreiwegschalter und steppe auch hier durch, wobei ich im ersten Beispiel lediglich den Hals-Pickup verwende. Im zweiten Beispiel sind dann alle drei Tonabnehmer aktiviert.

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3-Way Selector-Switch Hals PU Alle PUs 3-Way Switch

Sobald der Dreiwegschalter umgestellt wird, kommt ein deutlich vernehmbarer Piepton hinzu. Der taucht jedoch nur bei dieser Gitarre auf, natürlich habe ich andere Singlecoil-Gitarren gegengehört, die sich sehr ruhig verhalten haben, sprich, von Nebengeräuschen keine Spur! Das ist leider nicht gut und ich befürchte, dass diese bei höheren Zerrgraden verstärkt werden.
Ansonsten ist ein Unterschied zwischen dem Standard- und dem mittleren Setting, also Position zwei, deutlich vernehmbar. Der Klang wird in der Tat mittiger und griffiger. Position drei (zur Erinnerung: in Richtung Hals) dünnt den Sound aus, er verliert an Druck und klingt für meine Ohren irgendwie defekt. Aber warum auch nicht? Es wird sich sicherlich die Gelegenheit ergeben, in der exakt dieser Sound gefragt ist.
Es folgt ein Beispiel mit dem Hals- und dem Steg-Pickup. Auch hier schalte ich den Dreiwegschalter durch. Diesmal jedoch beginne ich am Hals, also mit Position 3, und arbeite mich in Richtung Steg zurück.

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Hals Steg 3-Way Switch

Auch hier ist sehr gut herauszuhören, wie sich der Klang teils drastisch verändert und damit wirklich brauchbare Optionen bietet.
Die folgenden Soundfiles wurden einmal mit allen Tonabnehmern und einmal mit dem Steg- und dem Hals-PU erzeugt. Es handelt sich dabei um zwei weitere Schaltungsvarianten, die so in einer normalen Gitarre mit drei Singlecoils eher selten zu hören sind.

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Alle PUs Hals Steg

Sobald alle drei PUs ihren Dienst verrichten, wird es schön klingelig und mächtig viele Höhen addieren sich hinzu. Wohingegen im zweiten Beispiel der Klang eher mittiger wird und in Richtung Vintage tendiert.
Die Burns präsentiert sich im Cleanbereich mit tollen, eigenständigen Sounds, die begeistern können. Jetzt fühle ich ihr mit einem angezerrten Plexi auf den Zahn. Auch hier schalte ich alle fünf Möglichkeiten in der Standard-Einstellung durch, beginnend mit dem Hals-PU.

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Crunch Switch normal

Die Bison liefert einen wirklich amtlichen, dreckigen Rocksound, der Spaß macht! Die Anschläge schneiden sich regelrecht durch den Sound und bieten so den Nährboden für Riffs aller Couleur. Was den Grundsound anbetrifft, ist sie schon sehr stratig, aber auch dagegen ist tendenziell nichts einzuwenden. Die Darbietung der Riffs ist luftig und federt beim Pumpen mit gedämpften Saiten schön nach.
Jetzt dasselbe noch einmal, allerdings aktiviere ich das Push/Pull Tone-Poti.

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Crunch Switch Tone Poti aktiv

Auch hier ergibt die erweiterte Klangoption durchaus Sinn, die so erzielte Farbe lässt sich gut als Erweiterung einsetzen.
Damit der Dreiwegschalter zeigen kann, was er zu bieten hat, spiele ich ein Riff mit dem Steg-Tonabnehmer und schalte alle Positionen durch.

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Riff Steg 3-Way Switch

Wie erwartet steigt mit wachsendem Zerrgrad auch der Anteil der Nebengeräusche, was sehr schade ist, denn damit sind die dazugewonnenen Schaltmöglichkeiten direkt wieder zunichte gemacht. Wirklich schade…
Wie sich die Burns mit höheren Zerrgraden schlägt, hören wir in den nächsten Soundfiles. Der Stegpickup wird dafür aktiviert, ich schalte lediglich wieder den Dreiwegschalter durch.

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Heavy Steg 3-Way Switch

Die Unterschiede der verschiedenen Schaltmöglichkeiten sind auch hier sehr gut herauszuhören, allerdings ist auch in diesem Beispiel ein permanentes Fiepen zu hören, schade, schade…
Hier ein Beispiel für das Push/Pull-Tonepoti. In der ersten Hälfte hört man die “normale“ Schaltung, ab der zweiten aktiviere ich die Zusatzfunktion des Tone-Potis.

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Heavy Steg Tone 2 aktiv

Und in der zweiten Hälfte wird es richtig old-school metallisch! Als Bands wie Judas Priest zu den härtesten zählten, wurden gern Wah-Wah-Pedale verwendet, die in einer bestimmten Position fixiert waren. Ziel der ganzen Aktion war ein gutturaler, mittiger Sound, der schlicht und ergreifend mehr Verzerrung bei besserem Durchsetzungsvermögen ermöglichte. Genau ein solcher Klang wird erzeugt, wenn das Tone Poti herausgezogen wird. Wir lernen also, dass das Wah-Wah, zumindest, wenn es um diesen Sound geht, einfach zu Hause bleiben kann – praktisch!
Abschließend ein kleines Lead-File, zuerst über den Steg-Pickup, dann über den Kollegen am Hals. Hinzu kommt ausnahmsweise eine Prise Hall.

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Plexi Lead

Die Bison liefert einen wirklich schönen, satten Leadsound. Dank ihrer ausgeprägten Attacks und dem folgenden luftigen Klang kommt ein wunderbarer Vintage-Leadsound zustande.

Nicht ganz alltäglich, die Burns Bison 64
Nicht ganz alltäglich, die Burns Bison 64
Kommentieren
Profilbild von A.Breuer

A.Breuer sagt:

#1 - 07.12.2014 um 00:56 Uhr

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Ich spiele auch auf einer Burns 64 Bison und wünsche mir das der Hersteller bessere Schalter verwenden würde. Was da eingebaut ist, ist Schrot aus Fernost. Daher kommen auch die Umschaltgeräusche. Ebenso wünsche ich mir eine bessere Stimmstabilität des Instrumentes. Da gäbe es einiges zu machen wenn man wollte.

    Profilbild von hefus

    hefus sagt:

    #1.1 - 14.10.2016 um 08:05 Uhr

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    Anscheinend wurde das verbessert. Auf meiner Bison Baujahr 2015 gibt's an den Schaltern nichts auszusetzen.

    Antwort auf #1 von A.Breuer

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Profilbild von Walter Schmidt

Walter Schmidt sagt:

#2 - 21.04.2015 um 01:13 Uhr

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wenn sich eine Gitarre häufig verstimmt, dann liegt das zu 95% daran, daß die sich verstimmende Saite im Sattel klemmt. Etwas ausfeilen, Grafit oder Öl hinein, fertig!
Da sind auch die teuersten Gitarren aus all den sogenannten Custom Shops betroffen. Alles wird heute präzise per Computerfräse oder-wickler auf den 100stel Millimeter genau produziert, nur Sattelfeilen kann immer noch keiner ab Werk

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hefus sagt:

#3 - 15.07.2016 um 20:18 Uhr

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Besitze eine schwarze Burns Bison 64 (Baujahr 2015) und bin mit Sound und Bespielbarkeit sehr zufrieden. Leider war sie nicht in Greenburst erhältlich. Abweichend zum obigen Testbericht: Meine wiegt "nur" 3,9 kg. Das Ziehen des Push-Pull-Potis beeinflusst nur die beiden hintersten Positionen des Fünfwegschalters. Dank Double Switch (3-Weg- + 5-Weg-Schalter) gibt es theoretisch 21 Schaltmöglichkeiten.

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