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Bugera 6260-212 Combo Test

Dass Bugera nicht unbedingt zu den Hochpreiskandidaten im Verstärkergeschäft zählt, hat sich inzwischen herumgesprochen. Herumgesprochen hat sich aber auch, dass man zwar keine Boutique-Amps erwarten kann, in der Regel aber für wirklich kleines Geld solide Leistung und ansprechenden Sound erhält. Zwei unterschiedliche Amp-Linien werden angeboten, zum einen die Vintage Style Amps, von denen wir den Vintage 55 Head bereits in der Mangel hatten. Zum anderen mit den Modern Guitar Amps eine ganze Reihe an Verstärkern mit – wie schon der Name erahnen lässt – modernem Soundcharakter. Zwar wurde auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber man hat immer wieder nach links und nach rechts geschaut, um herauszufinden, was bei der Gitarristenschaft gerade besonders angesagt ist, und sich so die Inspiration für die eigenen Kreationen geholt.

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Der Hersteller macht daraus auch keinen großen Hehl, und schon an den Namen der einzelnen Modelle ist abzulesen, wer jeweils Pate stand. So ist unser Testkandidat mit der Bezeichnung 6260 dem Verstärker von Eddie Van Halen nachempfunden, den es als 5150 von Peavey gab, und der nach Ende des Endorsements unter dem Namen 6560 weiter gebaut wurde. Die Zielsetzung ist also klar: knackiger Rocksound fürs bescheidene Gitarristenbudget. Wo diese knallharte Preisgestaltung ihre Fußangeln versteckt hat, wenn es denn welche gibt, das wollen wir natürlich herausfinden. Und wir wollen wissen, ob der 6260 im Orchester der anderen preiswerten, aber ansprechenden Bugera-Amps mitspielen darf.

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DETAILS

Gehäuse/Optik
Man könnte fast meinen, der Name 6260 hätte irgendwas mit dem Gewicht des Combos zu tun, denn mit 28,5 kg spielt er auf jeden Fall in einer der oberen Gewichtsklassen mit. Ich wünsche jedenfalls jedem seiner Besitzer immer einen kurzen Weg zur Bühne oder kräftige Roadies, denn es gibt Beschäftigungen, die mehr Spaß machen, als diesen Amp durch die Gegend zu hieven. Aber so ist das nun mal, ein Röhrencombo mit zwei 12er Speakern hat eben sein Gewicht, basta! Auf den ersten Blick macht der Kasten auch verarbeitungsmäßig einen guten Eindruck, das Multiplex-Gehäuse ist mit schwarzem Vinyl überzogen und an allen Ecken mit Metallschonern versehen. Vier große Gummifüße sorgen für stabilen Halt und die Oberseite beherbergt mittig den Tragegriff, mit dem man den Amp einigermaßen balanciert bewegen kann. An der Front befinden sich oben das silberfarbene Bedienfeld aus Kunststoff und darunter der schwarze Bespannstoff, hinter dem die beiden 12 Zoll Lautsprecher ihren Lärm aus der Pappe blasen. Die Rückseite ist offen, aber Röhren und Speaker sind durch ein Lochblech geschützt. Im Inneren arbeiten wie auch beim Vorbild fünf 12AX7 Röhren in der Vor- und vier 6L6 in der Endstufe.

Bedienfeld
Der 6260 ist als Zweikanaler ausgelegt, wobei sich beide Kanäle die Klangregelung aus Treble, Middle und Bass teilen. Jeder Kanal kann separat in Gain und Volume geregelt werden, für den Clean-Kanal stehen zwei zusätzliche Funktionen zur Verfügung, die sich per Schalter mit integrierter LED abrufen lassen. Das ist zum einen die Bright-Funktion, die dem Klang etwas mehr Strahlkraft verleiht, oder der Crunch-Schalter, der den Clean-Kanal etwas dreckiger klingen lässt. Somit stehen eigentlich drei Grundsounds zur Verfügung. In der Master-Sektion finden sich ein Presence- und ein Reverb-Regler, mit Letzterem wird der Anteil des digitalen Halls eingestellt. An den Chickenhead-Knobs zeigt sich eine erste kleine Schwäche: Die Knöpfe wackeln alle recht ordentlich, sodass ich über ihre Lebensdauer nicht unbedingt spekulieren möchte. Aber wer sich zu einem schonenden Umgang mit dem Verstärker entschließt, der sollte keine Probleme haben. Auf der rechten Seite findet man Schalter und LED für Power und Standby – die LED des Power-Schalters kommt bei meinem Testmodell mit einem Wackelkontakt, sie geht ab und zu aus, was aber keinen Einfluss auf den Sound hat. Außerdem ist das mit Sicherheit nicht bei jedem Modell der Fall. Links am Bedienfeld befinden sich die beiden Eingangsbuchsen mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten für Single Coil- und Humbucker-Gitarren.

Rückseite
Alle weiteren Anschlüsse sind an der Rückseite positioniert. Hier finden wir die Buchsen für den seriellen Effektweg (Send, Return) sowie eine weitere Send-Buchse, über die das Preamp-Signal separat an eine externe Endstufe geschickt werden kann, falls noch mehr Power benötigt wird. Aber hier kann ich auf jeden Fall Entwarnung geben, denn der 6260 hat mit seinen 120 Watt genügend Power und Schalldruck für die meisten Einsatzzwecke. Neben besagter Send-Buchse wartet ein weiterer Anschluss auf den mitgelieferten Fußschalter, mit dem man vier Funktionen abrufen kann: Clean, Lead, Reverb und FX-Loop. Der Schalter merkt sich sogar die Hall-Einstellung pro Kanal und ruft diese beim erneuten Drücken automatisch auf. Wer mehr Membranfläche benötigt, der kann über die zweite Lautsprecherbuchse (an die erste sind die internen Speaker angeschlossen) noch eine zusätzliche Box anschließen, die Impedanz wird dabei über einen Schiebeschalter auf 4, 8 oder 16 Ohm eingestellt.

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PRAXIS
Wichtig: Die angegebenen Werte bei den Amp-Einstellungen entsprechen den Markierungen am Verstärker:
0 = 7 Uhr
5 = 12 Uhr
10 = 17 Uhr

Ich hatte die Lautstärke bereits erwähnt, man muss also beim 6260 wirklich keine Angst haben, nicht gehört zu werden, denn das Teil hat einen wirklich guten Schalldruck. Wichtig ist aber immer, wie hoch die Reserven im Cleansound sind, denn laut zerren können die meisten Amps. Aber auch in dieser Disziplin gibt es keinerlei Beanstandungen, denn der unverzerrte Ton kommt in Bandlautstärke aus den beiden Speakern. Für absolut klare Sounds sollte allerdings der Gainregler im Clean-Channel weit zurückgenommen werden, denn hier geht es schon recht früh mit der Übersteuerung los. Bei Gitarren mit höherer Ausgangsleistung ist der Low Input zu empfehlen, wenn man einen absoluten Cleansound erzeugen möchte. Der Amp kommt aber auch in Zimmerlautstärke druckvoll zur Sache, es ist also möglich, mit verzerrtem Sound zu Hause zu spielen, ohne die Mitbewohner allzu sehr zu nerven. Hierzu muss im Lead-Kanal der Volume-Regler ganz weit zurückgenommen werden (weniger als 1!), denn bei mittlerem Gain gibt es ab Volume 1 schon ordentlich Pegel, der nichts mehr mit der Definition von Zimmerlautstärke zu tun hat.

Clean-Channel
Wir hören uns zuerst den unverzerrten Ton mit mittlerer Einstellung der Klangregelung an und erhalten einen ausgewogenen Cleansound, der für alle Stilistiken offen ist.

Audio Samples
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Clean Flat ST
GitarreGainBrightBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Strat3Off55575Off

Der Clean-Channel hat einen eher warmen Charakter und ist nicht so sehr höhenbetont wie zum Beispiel ein Fender Amp. Aber wir sind ja erst am Anfang. Der erste Schritt in Richtung crisper Sound wäre die Aktivierung des Bright-Schalters, der einen Schuss Höhen hinzufügt und den Klang sofort etwas auffrischt. Ihr hört zwei Beispiele, einmal ohne und dann mit Bright-Funktion.

Audio Samples
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Clean TE Clean Bright TE
GitarreGainBrightBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Tele4Off/On55575Off

Die Grenze zum Zerren mit einer Single Coil-Gitarre im Low Input des Clean-Channels ist bei Gain-Einstellung 6 erreicht. Hier kippt der Ton langsam in den Übersteuerungsmodus, so wie es sich für einen Röhrenamp gehört. Das Ganze funktioniert ordnungsgemäß dynamisch und bei hartem Anschlag ist eine leichte Verzerrung zu hören.

Audio Samples
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Clean Dirty TE
GitarreGainBrightBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Tele7On53777Off

Bei maximalem Gain liefert der 6260 mit einer Humbucker-Gitarre am Low Input ein angemessenes Zerrbrett. Ein ähnliches Ergebnis erhält man mit einer Single Coil Gitarre am High Input. Allerdings ist der Sound etwas undefiniert und matschig im Bassbereich.

Audio Samples
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Clean Max Gain LP
GitarreGainBrightBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul10Off56956Off

Crunch
Wer es noch etwas schmutziger haben möchte, ohne den Lead-Channel dafür zu opfern, der kann zum Crunch-Mode greifen. Hier gibt es dann noch etwas mehr Gain und der Sound kommt auch wesentlich direkter in der Ansprache und klarer im Bassbereich rüber. Was allerdings nicht so gut gelungen ist, ist die Pegel-Abstimmung zwischen Clean und Crunch. Bei gleicher Einstellung ist mir persönlich der Crunch-Mode etwas zu laut. Außerdem wäre es natürlich für den Bühnenbetrieb optimal, wenn diese Funktion auch per Fußschalter abrufbar wäre. Aber ich glaube, jetzt verlange ich für gerade einmal 300 Euro doch etwas zu viel des Guten.

Audio Samples
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Crunch LP
GitarreGainBrightCrunchBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul6OnOn47858Off

Lead-Channel
Die erwartete Packung gibt es natürlich im Lead-Channel, hier ist das volle Programm angesagt und bereits bei Gain auf 2 kommt ein fettes Zerrbrett aus den Speakern. Der Sound hat auch ordentlich Sustain und spricht gut auf Obertöne an, genau wie es sich für einen Rock-Amp gehört. So klingt unser Kandidat bei mittlerer Einstellung der Klangregelung.

Audio Samples
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Lead Flat LP
GitarreGainBrightBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul255555Off

Das fette Brett hat allerdings einen leicht säuerlichen Nachgeschmack, denn der Verstärker rauscht im Lead-Kanal recht gewaltig. Für den Studiobetrieb taugt das Ganze nicht unbedingt und auch auf der Bühne kann es etwas nerven, wenn man laut spielt und in den Spielpausen (die Gitarre ist abgedreht) der Amp das Nordsee-Feeling auf die Bühne bringt. Ich bin da zwar recht schmerzfrei und Amps dürfen auch etwas rauschen, wenn sie weit aufgedreht werden, aber das ist mir persönlich doch etwas zu viel.

Equalizer
Mit dem EQ lässt sich eine Menge anstellen. Der Wirkungsgrad ist sehr gut und die Regler beeinflussen sich nicht gegenseitig. Wenn die Mitten beispielsweise abgesenkt werden, dann werden nicht automatisch die Höhen angehoben. Die Frequenzbereiche sind auch klar abgesteckt und auf die Bedürfnisse der härteren Fraktion eingerichtet. Was man damit alles bewirken kann, hört ihr in den folgenden vier Beispielen, bei denen ich verschiedene Settings ausprobiert habe. Vom höhenbetonten Mid Scoop Sound (Lead EQ2) bis zum muffigen Mittenbrett (LeadEQ4) hat der 6260 eine breite Palette an Zerrsounds im Gepäck. Ich denke, was das Klangspektrum betrifft, wird hier jeder Rock-Gitarrist bedient. 

Audio Samples
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Lead EQ 1 LP
GitarreGainBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul570559Off
Audio Samples
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Lead EQ 2 LP
GitarreGainBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul5801058Off
Audio Samples
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Lead EQ 3 LP
GitarreGainBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul564852Off
Audio Samples
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Lead EQ 4 LP
GitarreGainBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul538151Off

Bei maximaler Gain-Einstellung wird es aber auch beim Lead-Channel mitunter etwas undurchsichtig. Meines Erachtens kann der Gainregler eher etwas zurückgenommen werden, dann gibt es einen definierteren Ton. So klingt es bei Vollanschlag.

Audio Samples
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Lead Max Gain LP
GitarreGainBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Les Paul1058558Off

Reverb
Und mit dem Reverb gibt es auch noch einen Effekt gratis dazu. Der ist zwar digitaler Herkunft, lässt sich aber dennoch sehr gut dem Grundsound beimischen. Die Nachhallzeit beträgt runde zwei Sekunden und das Ganze kann sehr gut dosiert werden. Bei geringen Einstellungen steht man in einem dezenter Raum, der bis zur Kathedrale wachsen kann, wenn die Effektintensität voll aufgedreht wird. Ihr hört drei Einstellungen des Reverb-Reglers, 2, 5 und 10. Der Amp ist nun wieder im Clean-Channel.

Audio Samples
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Clean Reverb ST
GitarreGainCrunchBassMidTrebleVolumePresenceReverb
Strat1On667672-5-10
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Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preis
  • Klangregelung
  • Schalldruck
  • Lead-Channel
  • 4-fach Fußschalter
Contra
  • Wackelige Regler
  • Rauschen im Lead-Channel
Artikelbild
Bugera 6260-212 Combo Test
Für 359,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Bugera
  • Modell: 6260-212
  • Typ: Röhrenverstärker Combo
  • Ausgangsleistung: 120 Watt
  • Röhrenbestückung: 5x 12AX7 (Vorstufe), 4x 6L6 (Endstufe)
  • Lautsprecher: 2x 12“ Bugera
  • Bedienfeld Regler: Clean Gain, Lead Gain, Bass, Middle, Treble, Clean Volume, Lead Volume, Presence, Reverb
  • Bedienfeld Schalter: Clean, Crunch, Lead, Bright, Power, Standby
  • Bedienfeld Anschlüsse: High Input, Low Input
  • Rückseite Anschlüsse: Send, Return (FX Loop), Send (Preamp Out), Footswitch, 2x Speaker
  • Abmessungen: 687 x 519 x 248 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 28,5 kg
  • Lieferumfang: 4-Fach Fußschalter
  • Preis: 298,- Euro (Street)
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Profilbild von joking

joking sagt:

#1 - 03.12.2011 um 18:45 Uhr

0

Dank und dickes Kompliment für diesen Testbericht. Hab erst kürzlich den Bugera bekommen und muss sagen: 100 % Wiedererkennung - besser geht es nicht, ein Produkt zu beschreiben. Vielleicht sollte noch angemerkt werden, dass man diesen Amp (wie die meisten andern natürlich auch) einfach mal hören sollte, denn eine Stunde bevor ich Euros gegen Amp tauschte, wollte ich im Shop nur einen Dreiwegschalter kaufen.

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