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British Drum Company Merlin 14×5,5 und 14×6,5 Snaredrums Test

Der Markt für Drumsets ist eigentlich schon ziemlich gut gefüllt, auch etablierte Hersteller müssen sich etwas einfallen lassen, um ihre Instrumente an den geneigten Musiker zu bringen. Umso mutiger wirkt da die Entscheidung von Keith Keough – seines Zeichens britischer Trommelbauer mit Renommee – , sich mit einigen Sound-Freunden zusammen zu tun, um mit der Marke British Drum Company einen würdigen Nachfolger für den verblassten Traditionshersteller Premier aus der Taufe zu heben. Statt in Fernost baut man in England in einer eigenen Fabrik. Das kostet natürlich ein bisschen was, daher ist es vermutlich kein Zufall, dass sich in den Reihen der Eigentümer so bekannte Personen wie der Comedian Al Murray und Kasabian Drummer Ian Matthews finden. Drei Snaredrum-Serien gibt es aktuell im BDC-Programm, wobei die heute getesteten Modelle namens Merlin einen klanglichen Mittelweg zwischen der voluminös und durchsetzungsstark ausgerichteten Bluebird Messing-Snare und der auf eher weiche Retroklänge spezialisierten Big Softy einschlagen.

British Drum Company Snares
British Drum Company Snares


In puncto Kesselmaterial fiel die Wahl der Entwickler auf eine relativ dickwandige Mischkonstruktion (Hybrid) aus insgesamt 20 Lagen Ahorn- und Birkenfurnier. Wer sich ein bisschen mit Hölzern im Trommelbau beschäftigt hat, weiß, dass Ahorn ein sehr ausgewogener Ton nachgesagt wird, Birke hingegen soll eine Art Loudness-Regler mit angehobenen Bässen und Höhen besitzen. Bei beiden handelt es sich um dichte, harte Hölzer, die sehr oft im Trommelbau verwendet werden. Merlin ist übrigens eine Zaubererfigur aus der britischen Mythologie. Das hört sich nach guten Startbedingungen für unsere beiden Test-Snares an.

Details

Ahorn und Birke wechseln sich ab

Die erste Begegnung mit den beiden Merlins fällt sehr positiv aus. Neben den Trommeln selbst finde ich in den – mit stilisiertem Union Jack bedruckten – Versandkartons noch jeweils einen Stimmschlüssel im zu den Drums passenden Art Deco Stil sowie kleine Holzkärtchen mit der Aufschrift „Handmade“. Die Trommeln selbst wirken hochwertig verarbeitet, ich beginne die nähere Inspektion bei den Kesseln. Zunächst einmal unterscheiden sich beide Modelle nur durch ihre Tiefe, welche 5,5 beziehungsweise 6,5 Zoll beträgt. Aus 20 Lagen Ahorn und Birke bestehen die Kessel, wobei sich die Hölzer „abwechseln“. Als Konstruktionsmethode kommt die gängige Kreuzverleimung zum Einsatz. Mit 10,5 Millimetern Stärke sind die Kessel deutlich dicker als die meisten Holz-Snares, und im Zusammenspiel mit den relativ scharfen 45 Grad-Abkantungen ist ein moderner, durchsetzungsstarker Sound zu erwarten. Die nicht sehr tiefen Snarebeds erstrecken sich über etwa zehn Zentimeter und behalten die Gratungsform bei. Auf der Außenseite ist der Kessel matt schwarz gebeizt; „Black Tulip“ nennt BDC das Finish. Ein Hingucker sind die paarweise angeordneten, umlaufenden Streifen aus hellerem Ahorn, welche den Snares einen sehr edlen, aber unaufdringlichen Look verleihen. Die Innenseiten sind matt versiegelt, ein Aufkleber gibt Auskunft über das Pressverfahren, welches ohne das Zufügen von Hitze geschieht und die klanglichen Qualitäten der Hölzer optimal zur Geltung bringen soll.

Fotostrecke: 4 Bilder Edles Detail: golden hinterlegtes Badge.

Bei der Hardware kommt ein eigenes Design zum Einsatz

Dass man sich im Hause BDC auch zum Thema Hardware Gedanken gemacht hat, zeigt die Arbeit des hauseigenen Designers. Palladium heißt die Kessel-Hardware, die doppelseitigen Böckchen sowie die Abhebung sind im Art Deco Stil gehalten. Gewisse Ähnlichkeiten zu bekannten Designs sind sicherlich nicht ganz ungewollt, tun dem schicken Erscheinungsbild der beiden Zauberer aber keinen Abbruch. Mit Aufsehen erregenden neuen Features können die Anbauteile allerdings nicht aufwarten, Stimmsicherungen oder memorisierende Abhebungen gibt es bei BDC nicht. Dafür ist die – sehr kleine – Ventilationsöffnung aus vollem Aluminium gefräst und innen verschraubt. 2,3 Millimeter Stahlspannreifen und ein 20-spiraliger Teppich mit BDC-Logo runden die Ausstattung ab, an Fellen kommt die oft gewählte Kombination aus Remo Ambassador coated und klarem Resonanzfell zum Einsatz. Insgesamt machen beide Trommeln einen äußerst sorgfältig verarbeiteten Eindruck. Nicht ganz optimal finde ich jedoch die Nylonbänder zur Teppichbefestigung, welche leichtes seitliches Wandern des Teppichs zulassen.

Fotostrecke: 4 Bilder Das kleine Luftloch ist mit einer gefrästen Alu-Einfassung versehen.
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Praxis

Die Abhebungen neigen zum Mitklappern

Da es keinerlei technische Extravaganzen an den beiden Merlins gibt, fällt auch die Bedienung ebenso intuitiv wie einfach aus. Alle mechanischen Teile wie Spannschrauben und Abhebungen lassen sich leicht und zuverlässig bewegen, wodurch gewünschte Stimmungen und Teppichspannungen zügig umgesetzt sind. Insbesondere im Studio fällt aber auf, dass die Abhebungen dazu neigen, das Klangspektrum um leichtes Klappern zu erweitern. Hier sollte BDC mit sorgfältigerer Isolierung nachbessern.
Vom Gewicht her liegen die Testtrommeln durchaus im gehobenen Bereich, schließlich sind die Kessel deutlich dicker als bei vergleichbaren Snaredrums. Schnell wird klar, dass es sich bei den Merlins zwar nicht um spektakuläre, aber insgesamt sehr vielseitig einsetzbare, kraftvoll klingende Holz-Snaredrums handelt. Wie zu erwarten war, klingen sie deutlich fokussierter und Attack-betonter als der Holzkollege im BDC-Programm, die Big Softy. Sowohl im unteren Stimmbereich als auch funky hochgezogen, liefern sie einen soliden, musikalischen Ton. Dabei kommt die tiefere der beiden generell etwas voluminöser daher, die flachere liefert eine minimal bessere Teppichansprache. Vier Stimmungen habe ich euch jeweils aufgenommen.

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Hohe Stimmung

Dank des dicken Kessels machen die Testinstrumente in hohen Gefilden viel Spaß. Wo weichere oder sehr dünne Kessel abgewürgt klingen, atmen die Merlins frei und überzeugen mit einem schön breiten Attack und holzigem Kesselton. Die Sensibilität ist gut, als Fan einer wirklich präzisen Teppichansprache habe ich es mir aber nicht nehmen lassen, einen Canopus Vintage Teppich zu installieren, und siehe da: Die gut gearbeiteten Kessel liefern noch deutlich mehr Kontrolle bei gleichzeitiger Offenheit.

Audio Samples
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14″x5,5″ hohe Stimmung, solo 14″x5,5″ hohe Stimmung, im Set 14″x6,5″ hohe Stimmung, solo 14″x6,5″ hohe Stimmung, im Set

Mittelhohe Stimmung

Ihre klangliche Ausgewogenheit zeigen die Merlins auch, wenn man die Stimmschrauben etwas weniger stark anspannt. Mittelhohe Stimmungen sorgen für einen nochmals breiteren Kesselton mit mehr Sustain. Etwas schlanker kommt die 5,5er rüber, die 6,5er besitzt ein längeres Sustain und mehr Nachdruck bei Rimshots.

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14″x5,5″ mittelhohe Stimmung, solo 14″x5,5″ mittelhohe Stimmung, im Set 14″x6,5″ mittelhohe Stimmung, solo 14″x6,5″ mittelhohe Stimmung, im Set
Auch unter dem Mikrofon machen die Merlin Snares eine gute Figur.
Auch unter dem Mikrofon machen die Merlin Snares eine gute Figur.

Mittlere Stimmung

Ihr maximales Volumen entfaltet besonders die tiefere der beiden Snares in mittleren tonalen Gefilden. Sehr druckvoll geht es jetzt zu, auch in lauten Bands kann sich die Trommel gut durchsetzen. Das Sustain klingt nicht diffus, sondern schön musikalisch in den Gesamtklang eingebettet. Konstruktiv bedingt, geht es bei der flachen Merlin etwas eindimensionaler zu, in vielen Situationen ist aber eben genau das erwünscht.

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14″x5,5″ mittlere Stimmung, solo 14″x5,5″ mittlere Stimmung, im Set 14″x6,5″ mittlere Stimmung, solo 14″x6,5″ mittlere Stimmung, im Set

Tiefe Stimmung

Auch in Stimmungen, die kurz über dem Faltenwurf der Felle liegen, behalten die Kessel ihren sauberen Ton bei, gleichzeitig bleiben die Trommeln noch sehr präsent. Viele Snares mit weicheren Holzkesseln verlieren hier Volumen oder werden zu „wabbelig“ im Ausklang. Allerdings zeigt sich in diesen tiefen Bereichen besonders deutlich, dass Snare-Teppiche der Premiumklasse für noch mehr Kontrolle sorgen würden.

Audio Samples
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14″x5,5″ tiefe Stimmung, solo 14″x5,5″ tiefe Stimmung, im Set 14″x6,5″ tiefe Stimmung, solo 14″x6,5″ tiefe Stimmung, im Set
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Fazit

Zwei druckvoll und präsent klingende Holz-Snaredrums hat die junge englische Firma British Drum Company mit den 14×5,5 und 14×6,5 Zoll großen Merlins im Programm. Die dicken Kessel, welche aus 20 abwechselnd verleimten Lagen Birken- und Ahornholz bestehen, sind exzellent verarbeitet und liefern einen weiten Stimmbereich. Revolutionäre Features bieten sie nicht, die Hardware ist funktional, als Einschränkung müssen hier allerdings die zum Mitklappern neigenden Abhebungen genannt werden. Auch die montierten Snare-Teppiche samt Befestigungsmaterial bieten noch Raum für Verbesserungen, mit über 700 Euro sind die zauberhaften Trommeln schließlich klar im oberen Preisbereich angesiedelt. Wer jedoch sehr gute Allround-Snares mit holzigem Ton und britischer Herkunft sucht, sollte sich unsere beiden Testkandidaten auf jeden Fall mal genauer anhören.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • druckvoller, sauberer Ton
  • dank großem Stimmspektrum vielseitig einsetzbar
  • sehr gute Kesselverarbeitung
Contra
  • Abhebungen neigen zum Klappern
  • Snare-Teppich samt Nylonschnüren nicht optimal
Artikelbild
British Drum Company Merlin 14×5,5 und 14×6,5 Snaredrums Test
Für 639,00€ bei
Können nicht zaubern, klingen aber gut und sind makellos verarbeitet: die beiden Merlins im Gruppenbild.
Können nicht zaubern, klingen aber gut und sind makellos verarbeitet: die beiden Merlins im Gruppenbild.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: British Drum Company
  • Bezeichnung: Merlin 14×5,5 und 14×6,5 Snaredrums
  • Herstellungsland: England
  • Kesselmaterial: 20 Lagen Birke und Ahorn im Wechsel kreuzverleimt, Kesselstärke 10,5 Millimeter
  • Hardware: Stahlspannreifen 2,3 Millimeter, zehn doppelseitige Böckchen
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Preise (Verkaufspreise Oktober 2018)
  • Beide Modelle: 725,00 EUR

Seite des Herstellers: https://www.britishdrumco.com

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