Das Aufnahme-Setup
Für die Aufnahmen im Praxisteil habe ich das Boss PX-1 in Stereo an zwei unverzerrt eingestellte Amps (Sovtek MIG-50H, Sovtek MIG-50) mit separaten 4×12 Cabs angeschlossen. Zur Abnahme werden zwei Royer R-10 benutzt.
Die acht Basiseffekte – Boss-Klassiker von OD-1 bis DS-1
Wir starten den Rundgang mit den acht bereits im Pedal installierten Effekten, allesamt die ersten Ihrer Gattung, was man an der Typenbezeichnung „1“ erkennen kann. Die Entwickler haben hier bei den Originalen genau Maß genommen und auch nur die ursprüngliche Reglerbestückung des Vorbilds in den Algorithmus integriert. Dazu gehören natürlich auch die entsprechenden Soundveränderungen im Verlauf des Regelweges. Neben den bekannten und weit verbreiteten Overdrive/Distortion-Effekten wie dem OD-1, dem DS-1 und dem SD-1 sind mit dem SP-1 (Spectrum) oder dem SG-1 (Slow Gear) auch einige eher unbekannte Effekte an Bord, die aber in Liebhaberkreisen einen hohen Stellenwert haben.
Der SD-1 eignet sich dabei sehr gut als Tone-Shaper, wenn ein bestimmter Frequenzbereich angehoben werden soll. Der TW-1 sorgt für einen eher dezenten Touch-Wah-Sound und quakt nicht so extrem wie manches Folgepedal der Marke. Für einen soliden Touch-Wah-Einsatz bei cleanen und verzerrten Sounds ist das Pedal sehr gut geeignet. Durch die recht überschaubaren Einstellmöglichkeiten mit zwei bis drei Reglern ist man immer sehr schnell am Ziel. Gut gewählt ist die feine Dosierung der Parameter mit Werten von 0 bis 100. Für schnelle Sprünge wird der entsprechende Regler gedrückt gehalten und gedreht, wobei sich die Parameter in Zehnerschritten ändern. Die Zerrgeneratoren machen einen soliden Job und sind den Originalen recht dicht auf den Fersen. Zu diesem Thema gibt es später noch eine direkte Gegenüberstellung von drei Effekten. Alles in allem ist die Basisausstattung ein gutes Fundament; die Effekte kommen in gewohnter Boss-Qualität. Hier sind einige Beispiele:

Modulation und Pitch-Shifting – die zusätzlichen kostenlosen Effekt-Algorithmen
Bei den zusätzlichen acht Effekten auf den User-Plätzen sind die Modulationseffekte klar in der Mehrzahl. Chorus, Vibrato, Tremolo/Pan und Flanger liefern die traditionellen Boss-Sounds, mit denen der Hersteller bekannt wurde. Der Stereoeffekt ist bis auf den Panning-Mode beim PN-2 nicht drastisch breit, auch das DD-2 bietet keinen Ping-Pong-Mode. So gesehen verliert der Klang bei den Modulationseffekten und dem Delay nicht wirklich an Räumlichkeit, wenn man das Pedal in Mono über einen Amp spielt.
Den klassischen und schnörkellosen Chorus-Effekt bietet der CE-2. Der BF-2 liefert keine extremen Flanging-Effekte, sondern ist eher mit dezenten, aber charaktervollen Flanger-Sounds am Start. Sehr interessant klingt der DF-2 (Distortion & Feedbacker), dessen Sound mit dem einstellbaren Overtone-Parameter sehr in Richtung moderates Fuzz geht – perfekt für eigene Zerrsounds abseits des Standards. Die beiden Pitch-Shifting-Effekte (OC-2 und PS-2) sollten mit Einzelnoten gefüttert werden. Bei mehreren Tönen wird es mit der Ausgabe des hinzugefügten Signals etwas schwammig.
Generell werden hier keine extravaganten Klangverbieger angeboten, denn auch bei diesen acht Effektmodellen hat man sich klar an die Ausstattung der Originale gehalten. Das Einzige, was bei den tempobasierten Effekten hinzugefügt wurde, ist eine Tempofunktion. Beim Rate- oder Delay-Time-Parameter kann ein Notenwert ausgewählt und das Tempo entweder fest eingestellt oder per Tap-Funktion über einen zusätzlichen Taster eingegeben werden. Alternativ können die Tempoinformationen auch über MIDI-Time-Clock empfangen werden. Hier einige Beispiele mit den acht User-Effekten.
Boss PX-1 vs. DS-1, SD-1 und TW-1 – der Vergleich mit den Originalen
Jetzt geht es ans Eingemachte und ich stelle das Boss PX-1 drei Originalpedalen gegenüber. DS-1, SD-1 und TW-1 sind im Haus und für den Direktvergleich habe ich die Regler von Original und PX-1 weitgehend identisch eingestellt. Charakter und Sound der Originale sind eindeutig getroffen, allerdings gefallen mir die Vorbilder mit ihrem etwas wärmeren Grundsound eine Spur besser, vor allem die Zerrpedale. Aber das ist wirklich unter der klanglichen Lupe betrachtet. Ob man den Unterschied hört, wenn Drums und Bass einsetzen, sei dahingestellt und jedem selbst überlassen.
Das Boss PX-1 im Band-Arrangement
Zum Abschluss hört ihr das Boss PX-1 im Band-Arrangement mit unterschiedlichen Effekt-Algorithmen.
Alternativen zum Boss PX-1
Im Segment der kompakten Effektpedale, die mit mehreren Effekt-Algorithmen ausgestattet sind und bei denen nur ein Modell gleichzeitig verwendet werden kann, wären auf jeden Fall das TC Electronic Plethora X1 oder das Line 6 HX One eine Alternative. Vor allem das HX One bietet wesentlich mehr Effektmodelle und Speichermöglichkeiten.



