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Boss DD-500 Test

Praxis

Um mir einen Überblick über das Sound-Angebot zu verschaffen, habe ich zuerst eine feste Delay-Einstellung genommen (Time: 400ms, Feedback: 40, Effektlevel: 100) und bin am cleanen Amp durch alle Delay-Programme gegangen. Hier sind die Ergebnisse:

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STANDARD ANALOG TAPE VINTAGE DIGITAL DUAL PATTERN REVERSE SFX SHIMMER FILTER SLOW ATTACK TERA ECHO

Ohne Zweifel eine große Auswahl an unterschiedlichen Sounds – der Marktschreier-Spruch “für jeden was dabei” trifft hier tatsächlich zu. Wir haben die Brot-und-Butter-Delays in digitaler und analoger Form am Start, dazu gesellen sich noch einige sehr experimentelle Sounds. Das Ganze kommt in erstklassiger Klangqualität. Grund dafür ist zum einen, dass das Direktsignal analog und ohne Klangeinbußen durchgeschleift wird, was sich vor allem dann auszahlt, wenn das Delay im Pedalboard vor den clean eingestellten Amp geschaltet ist. Aber andererseits überzeugt auch die Klangqualität der Delay-Sounds auf ganzer Linie.
Ein weiteres Plus sind die komfortablen Einstellmöglichkeiten der Delay-Sounds. Für jedes Delay-Programm steht ein Modulations-Effekt zur Verfügung, der im Edit-Mode mit Depth und Rate eingestellt werden kann und mit dem sich sehr gut die typischen Clean-Delay-Modulations-Sounds erzeugen lassen. Ihr hört im nächsten Beispiel eine Strat und den Analog-Delay-Mode aus dem DD-500.

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Modulations-Effekt

Feedback-Orgien mit Analog- oder Bandecho funktionieren ebenfalls toll. Der Sound ist authentisch und alles bleibt sehr transparent, selbst bei lauten “Feedback-Wolken” setzt sich das Originalsignal gut durch. Mit der Carry Over-Funktion wird bei jedem Patch einzeln eingestellt, ob der Delay-Effekt ausklingt, wenn es wechselt, oder ob es gekappt wird. Man hat beim Bandecho übrigens auch die Wahl zwischen einer RE-301 oder Echoplex-Nachbildung. Sogar die Anzahl der Tonköpfe der RE-301-Simulation ist wählbar. Hier hört ihr einen Sound mit maximalem Feedback und Tonkopf 2+3.

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Tape Delay mit maximalem Feedback
Das Boss DD-500 konnte auf ganzer Linie überzeugen
Das Boss DD-500 konnte auf ganzer Linie überzeugen

Auch das typische Schrauben am Feedback- und Time-Regler ist beim Bandecho-Sound machbar, die Auswirkungen hört ihr im nächsten Beispiel. Hier habe ich zum Schluss das Feedback aufgedreht, die Verzögerungszeit zurückgenommen und mit der Effektlautstärke gegengesteuert, damit der hohe Feedbacksound nicht zu brachial klingt.

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Tape Delay – Einsatz des Feedback- und Time-Reglers

Eine weitere Möglichkeit der Echtzeitsteuerung wäre das Hinzunehmen eines Expression-Pedals, dem man pro Patch bis zu acht Funktionen (Parametersteuerung) zuweisen kann. Dabei stehen alle Parameter zur Verfügung, zu denen man jeweils einen Minimal- und Maximalwert einstellen kann. So ließe sich die vorangegangene Aktion auch entspannt per Fuß über das Expression-Pedal steuern. Vorausgesetzt, ich habe vorher die Zuweisungen einprogrammiert.
Die Reproduktion von Delay-Klassikern ist detailgenau und gelungen, bei unserem Test geht es weiter mit den experimentellen und modernen Delay-Sounds. Im Pattern-Mode zum Beispiel kann man aus zehn unterschiedlichen Rhythmus-Pattern auswählen, auch eigene können erstellt werden. Hier ist Pattern 5 mit einem vorgeschalteten Overdrive.

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Pattern-Mode mit vorgeschaltetem Overdrive

Die Möglichkeit, zwei Patches zu kombinieren, erweitert natürlich das Klangspektrum enorm. Vor allem, wenn man auf Gitarrensounds jenseits der Norm steht. Hier ist ein Beispiel mit zwei hintereinandergeschalteten Patches. Beide sind auf dasselbe Tempo eingestellt. Auf Patch A ist ein Filter-Delay mit einer punktierten Achtelnote gelegt, Patch B ist im SFX-Mode, in dem LoFi Sounds in Sechzehntelnoten ausgegeben werden.

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Patch-Kombination – Riff ohne Effekt Patch-Kombination – Riff mit Filter Delay Patch-Kombination – Riff mit Filter Delay und SFX Delay

Zum Abschluss noch zwei Stereo-Sounds, denn bisher habt ihr das DD-500 “nur” in Mono gehört. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass nicht alle Delays in Stereo ausgelegt sind. Beim Dual Mode geht die Sonne in Stereo auf, dort sind je nach Einstellung schöne Pannings möglich. Auch das Tera Echo klingt auf zwei Amps verteilt extrem breit und voll.

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Programm: DUAL – Stereo Programm: TERA ECHO – Stereo
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Alexander Jensko sagt:

#1 - 10.11.2020 um 10:22 Uhr

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Doch, doch – unter "Contra" wäre durchaus das sehr eigenwillige Bedienungskonzept zu verbuchen. Solange es bei den Knöpfen an der Oberfläche bleibt: alles gut. Aber alleine schon die Benennung in "Bänke" führt völlig in die Irre und widerspricht jeder Semantik, die sich seit den 1980er etablierte + bis heute gilt.Dann das Umschalten zwischen Presets. Für abgehärtete Tretminen-Treter mag es normal sein. Wer den Kasten aber z.B. für Synths verwendet und somit auf dem Tisch stehen hat, der darf sich für das außergewöhnliche Umschalten ("EXIT" halten und gleichzeitig "Time/Value" drehen) begeistern. Oder auch warten, dass sich die Begeisterung irgendwann einstellt. Tipp: das tut sie nicht. Normal schaltet man die Presets entweder mit +/- - Tasten oder mit einem Drehrad hin und her, bei vernünftigen Geräten beides. Nicht so bei Boss.Das Edit-Programm könnte genauso gut eine Text-Shell sein, benutzerfreundlich ist hier nichts.Und wenn jemand weiß, wie die BANK-Einstellungen (z.B. ob parallel oder seriell) im SIMUL-Modus (welches nur per Zufall zu finden und richtig einzustellen ist) gespeichert werden können, ohne dass einer der beiden Presets neu gesichert werden müssen – bitte melden.Dieses Ding klingt wahnsinnig gut und kann vieles – aber für das User Interface hat BOSS wohl Entwickler angeheuert, die 1990 bei Microsoft wegen Benutzerfeindlichkeit rausgeworfen wurden.

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