Boss BR-80 Multitrack-Recorder Test

DETAILS

Das Ding ist ein echtes Fliegengewicht. Es ist zwar etwas größer als das iPhone, wiegt dafür aber weniger. Doch trotz seiner schlanken 140 Gramm  macht der BR-80 keinen unstabilen Eindruck, was natürlich sehr wichtig ist, denn der Recorder wird zum größten Teil auf Reisen sein. Wahrscheinlich wird der Kleine seine Ruhepausen zumeist in Gitarrenkoffern oder Gigbags neben Effektpedalen und Kabeln verbringen. Aber ich denke, das wird er ohne Probleme überstehen. Zumindest gibt es keine Schalter oder Regler, die abbrechen könnten. Alle Bedienelemente sind flach auf der Oberseite angeordnet, die eingebauten Mikrofone, die sich in der unteren Hälfte links und rechts befinden, haben zusätzlich einen kleinen Plastikschutz. Mittig findet man das Display mit einer Auflösung von 128 x 64 Pixeln. Mit vier kleinen Gummifüßen auf der Unterseite findet der BR-80 auch auf glatten Oberflächen stabilen Halt.

Ebenfalls auf der Unterseite findet man den Zugang zum Batteriefach und zur Abdeckung für den SD-Kartenslot (der eigentliche Schacht liegt auf der Frontseite). Der Recorder kann wahlweise mit einem 9V-Netzteil oder zwei 1,5V AA-Batterien betrieben werden. Laut Herstellerangabe liegt die Lebensdauer von Alkaline-Batterien im permanentem Play-Modus bei ca. sechs Stunden. Das reicht schon mal für eine ausgiebige Jam-Session am Strand. Außerdem ist es noch möglich, den BR-80 über USB mit Strom zu versorgen.
Regler und Anschlüsse findet man beim BR-80 seitlich, die Eingänge im Osten, die Ausgänge im Westen. An den Guitar/Mic-Input (Klinke Mono) lässt sich entweder eine Gitarre oder ein Mikrofon anschließen. Die entsprechende Anpassung des Pegels erfolgt über einen Schalter auf der Unterseite (Guitar/Mic). Der Aufnahmepegel kann dann noch mit dem Rec-Level-Regler feinjustiert werden. Weiterhin ist es möglich, über den Line-In (Stereo-Miniklinke) einen MP3-Player oder ein anderes Audiogerät mit Line-Pegel anzuschließen. Auf der linken Seite gibt es lediglich eine Miniklinken-Buchse (Stereo), die entweder als Kopfhörer- oder Line-Ausgang genutzt werden kann. Die Lautstärke diese Ausgangs lässt sich mit dem Volume-Regler neben der Buchse steuern. Weiterhin findet man hier den USB-Anschluss und die Buchse für ein Netzteil, das leider nicht im Lieferumfang enthalten ist. Es gibt zwar die Möglichkeit der Stromversorgung über USB, aber dafür muss der Computer immer eingeschaltet sein. Wer den BR-80 zuhause zum Üben nutzen möchte, dem empfehle ich auf jeden Fall, sich ein separates Netzteil zuzulegen.   

Der BR-80 hat drei unterschiedliche Betriebsmodi. Im Handbuch werden diese mit den Überschriften Aufnahme, Spielen und Komposition kommentiert, und das trifft es eigentlich schon recht gut. Der Live Rec-Mode ist für die schnelle Aufnahme über die eingebauten Stereo-Mikrofone konzipiert. Hier können zum Beispiel Bandproben mitgeschnitten oder kurze Songideen festgehalten werden – so hat man ein einfach zu bedienendes „musikalisches Notizbuch“. Im zweiten Modus, dem eBand-Mode, wird gejammt. Entweder zu Songs (MP3), die man vorher über den Computer auf den BR-80 geladen hat, oder zu den BR-80-eigenen Rhythmen. Zu diesem Zweck schließt man die Gitarre (Bass, Mikrofon) an den Recorder an, wählt einen entsprechenden Sound aus und los geht´s.
Im dritten, dem MTR-Mode, funktioniert der BR-80 als Multi-Track-Recorder mit acht Spuren, die gleichzeitig abgespielt werden können – zeitgleich aufnehmen lassen sich lediglich zwei. Also mal eben ein mikrofoniertes Drumset auf acht Spuren nageln ist nicht drin, ist aber auch gar nicht Sinn der Sache. Der BR-80 ist eher als Übungs- und Songwriting-Tool für eine Person konzipiert.

Der BR-80 wird als 8-Spur-Gerät angeboten, in der Werbung liest man aber etwas von 64 Spuren – ja was denn jetzt? Beides ist richtig: Insgesamt können 64 Spuren aufgenommen, aber nur acht gleichzeitig abgespielt werden. Jede Spur hat acht sogenannte V-Tracks, zusätzliche Aufnahmespuren. Und diese können im Recording-Alltag überaus praktisch sein. Nimmt man zum Beispiel auf Spur 8 ein Gitarrensolo auf, möchte aber auch mal eine Alternative ausprobieren, kann man hierfür den zweiten V-Track des achten Tracks bemühen. Zum Abspielen sucht man sich dann letztendlich einen der acht V-Tracks einer Spur aus.
Ab Werk ist der Recorder mit einer 2 GB SD-Speicherkarte ausgestattet. Es gibt natürlich die Möglichkeit, die Speicherkapazität zu erhöhen, indem man sich eine andere Karte zulegt. Mit einer SDHC-Karte kann man den Kleinen auf bis zu 32 GB aufrüsten. Das sollte man meines Erachtens auch tun, denn die maximale Aufnahmezeit beträgt mit der mitgelieferten Karte im Multitrack-Modus und einer verwendeten Spur 100 Minuten. Das klingt jetzt erst mal nach richtig viel Platz, ist es aber eigentlich nicht. Wenn für ein Song-Layout nämlich alle acht Spuren vollgeballert werden, sind wir plötzlich nur noch bei 12,5 Minuten pro Spur. OK, das reicht natürlich für ein Prog-Rock-Epos oder vier drei Minuten Hitsingles, aber da wären ja auch noch die virtuellen Tracks. Wenn man zusätzlich ein paar Variationen des Gitarrensolos auf die V-Tracks aufnimmt oder der Sänger weitere Spuren für eventuelle Alternativ-Tracks nutzt, kommt man unterm Strich schnell auf 16 Spuren und die maximale Aufnahmezeit liegt nur noch bei 6 Minuten 15 Sekunden pro Spur. Ihr seht: Speicherplatz ist angesagt! Die kompletten Aufnahmen können natürlich über USB auf dem Computer gesichert werden.

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Profilbild von Scott

Scott sagt:

#1 - 16.12.2011 um 08:16 Uhr

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Hi there, wow, das ist mal ein wirklich umfassender Artikel der kaum Fragen offen lässt.
Super sind auch die Audiobeispiele.
Herr Dill, Respekt ! Große Klasse !!! Besser geht`s wirklich nicht !!! Belohne mich jetzt selber zu Weihnachten und kauf mir den BR-80 beim freundlichem "T" :)
Keep rockin`!!! Greets, The Sunny Bottom Boys

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Rolf Doeschner sagt:

#2 - 25.05.2012 um 03:39 Uhr

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Richtig gutes Teil. Meine Kids haben damit eine Menge Spaß, aber auch ich jamme und tracke was das Zeug hält. Für den Preis gibt es jede Menge Möglichkeiten. Das Rad ist wirklich nicht optimal, aber sonst. Cool ist, das man seine Drums´s über Midi eintrommeln kann und dann in den BR importiert, welcher dann die sehr guten Drumsounds verwendet. Aber ich flehe BOSS an: bitte das nächste BR , bitte nicht noch kleiner!!!!

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Dirk Taubenheim sagt:

#3 - 21.11.2012 um 18:31 Uhr

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Vielen Dank für diesen tiefgehenden, detailierten und unabhängigen Test! Ich bin sehr gespannt auf das Gerät! Nochmals besten Dank für diese kostenlose "Kaufberatung".

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Daniel sagt:

#4 - 04.04.2015 um 12:22 Uhr

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Danke für den Überblick. Meine Wünsche für die nächste Version: Gern alles in einem Modus (MTR, mir erschließt sich der Sinn einer Trennung der anderen Modi nicht), gern alle Bedienelemente vorn auf die Bedienläche (Vol+Pegel), bitte ohne Rad, nüchternere Menüs (ohne Bilder, Start im zuletzt genutzten Setup), Anschlüsse nur an einer Seite (am besten nach hinten), fester Batteriedeckel, und bitte: mehr Sounds und JamTracks auch für Bassisten. Bin froh dass es das Micro BR giebt :-)

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