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Bogner La Grange Test

Das La Grange stammt aus den Werkstätten des deutschstämmigen Verstärkerbauers Reinhold Bogner, der seit 1989 in den USA beheimatet ist und dessen Erzeugnisse sich in Gitarristenkreisen weltweit größter Beliebtheit erfreuen. Seine Pedale, die auf den Kanälen seiner Amps beruhen, sind sehr erfolgreich, genau wie die Effektpedalserie, die er zusammen mit Studio-Legende Rupert Neve aufgelegt hat. Und dass Bogner weiß, was Gitarristen mögen, belegt auch seine Kundenliste, die jede Menge Hochkaräter aufweist, von Steve Lukather über Michael Landau bis hin zu Eddie Van Halen und vielen mehr.

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Um so gespannter darf man sein, was das La Grange Pedal zu bieten hat. Laut Bogner hat es den Anspruch, nicht nur die legendären Plexi-Marshalls der Sechziger zu emulieren, sondern darüber hinaus auch deren Sound bis hin zu den modifizierten Varianten der der Achtziger und Neunziger Jahre.

Details

Optik/Verarbeitung:

Bogner bietet unter dem Namen “Amp in a Box” eine ganze Reihe von Zerrpedalen an, die sich in erster Linie die Amps aus dem eigenen Hause zum Vorbild nehmen. Mit dem La Grange ist nun erstmalig die Emulation eines Marshalls dabei, was natürlich neugierig macht.
Das goldfarben lackierte und 562 Gramm schwere Overdrive-Pedal macht einen sehr hochwertigen und robusten Eindruck, dazu verspricht die Produktbeschreibung auf der Homepage wie schon erwähnt die Plexisounds aus mehreren Jahrzehnten!
Mit seinen 13,3 cm x 6,2 cm x 10 cm benötigt es definitiv mehr Platz als ein Standardpedal mit Boss-Abmessungen – kein Wunder, befinden sich doch fünf Potis, vier Kipp- und zwei Fußschalter auf dem Metallgehäuse. Die samtig drehenden Regler sind mit Chickenhead-Knöpfen versehen, deren Bauweise ein gutes Ablesen der Reglerstellungen ermöglich. Einstellen lassen sich Volume, Tone, Channel Blend und Gain, wobei mit Channel Blend das beliebte Mischen beider Kanäle ermöglicht wird. Am original Marshall mit vier Eingängen werden dazu “Normal”- und “High Treble”-Kanal per Kabel verbunden und auf diese Weise gemischt. Die klangliche Basis, an der sich Bogner bei der Entwicklung des La Grange orientierte, waren die Plexi-Marshalls aus den Jahren 1967 bis 1969.

Fotostrecke: 3 Bilder Neben den Emulationen der Amps aus eigenem Hause widmet sich Bogner mit dem La Grange nun auch den Marshalls.

Wer jetzt moniert, dass ein Regler noch nicht erwähnt wurde, der hat recht! Ganz links auf unserem Pedal befindet sich ein weißes Poti mit der Aufschrift Boost. Das bedeutet nichts anderes, als dass das La Grange Pedal eine zusätzliche separate Boost-Sektion mitbringt, die sich mit einem Fußschalter an- und ausschalten lässt und alleine oder zusammen mit dem La Grange funktioniert. In der Signalreihenfolge liegt sie übrigens hinter dem Overdrive.
Bleiben die über den Potis liegenden Kippschalter, die wir uns jetzt einmal näher anschauen wollen.
Los geht es mit dem Gain-Schalter, der drei Einstellungen bereithält:

  • Low – hier wird die Zerrstruktur eines Plexis simuliert.
  • Medium – hier verhält sich die Gainstruktur so, wie man es von einem herkömmlichen Marshall kennt.
  • High – emuliert einen getunten High-Gain-Marshall.
Fotostrecke: 4 Bilder Fünf Potis, vier Kipp- und zwei Fußschalter teilen sich den Platz auf dem Metallgehäuse.

Mit dem Variac-Schalter lässt sich Eddie Van Halens heißgeliebter Brown-Sound nachahmen, den der Meister mithilfe eines Spannungsreglers erzeugte, mit dem er so lange experimentierte, bis er die für ihn passende Spannung mit dem am besten klingenden Sound gefunden hatte. Der Presence-Schalter ruft zwei unterschiedliche Presence-Einstellungen ab, die das Höhenbild bearbeiten.
Der letzte Schalter in der Reihe mit dem Untertitel Structure simuliert das Ansprechverhalten eines Verstärkers bei verschiedenen Lautstärken, wozu drei Einstellungen bereitstehen, die Bogner folgendermaßen beschreibt:

  • tight focussed
  • fat loose
  • in between

Wie sich diese Einstellungen im Klang äußern, wird die Praxis zeigen.

Auf der Stirnseite des Pedals stehen drei Klinkenbuchsen bereit, zu denen neben dem üblichen In- und Output-Duo auch der Anschluss für ein Expression-Pedal gehört, mit dem das Gain-Poti ferngesteuert werden kann. Das La Grange Pedal lässt sich mit einem 9-Volt-Block, aber auch einem herkömmlichen 9-Volt-Gleichspannungsnetzteil betreiben, die passende Buchse befindet sich ebenfalls an der Stirnseite. Die Batterie wird auf der Unterseite in ein Fach eingesetzt, das sich per Münze oder Schraubendreher öffnen und verschließen lässt. Da beide Fußschalter über eigene LEDs verfügen, hat Bogner hier ein sehr nützliches Feature integriert. Wird das Pedal mit einer Batterie betrieben, die sich dem Ende neigt, beginnen die LEDs zu blinken. Natürlich darf auch beim La Grange ein True Bypass nicht fehlen, der im inaktiven Zustand das einkommende Signal direkt an den Ausgang weiterleitet.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anschlüsse befinden sich allesamt auf der Stirnseite des Pedals.

Schaut man auf die Bestückungsliste, hat Bogner sich auf keinen Fall lumpen lassen. Denn dort finden sich jede Menge Premium-Komponenten wie doppelseitig vergoldete Leiterplatten, deutsche WIMA- und japanische Nichicon-Kondensatoren, vergoldete Relais oder Carling-Schalter, und das Ganze zu einem vergleichsweise humanen Preis, verglichen mit manch anderen “Boutique”-Pedalen. Wie bereits erwähnt ist das Pedal ultrarobust und hochwertig gefertigt, da darf die Verpackung natürlich nicht zurückstehen, denn auch diese macht einen hochwertigen Eindruck. Sogar vier kleine Gummifüßchen liegen dem Pedal bei. Hergestellt wird der Verzerrer übrigens in den USA.

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Praxis

Sound:

Ich verbinde das La Grange mit dem Eingang meines Marshall JVM 410 Topteils, das ich im cleanen Kanal betreibe. Am Amp hängt eine mit Vintage 30 Speakern bestückte 2×12 Box, die mit einem SM57 abgenommen wird. Lediglich eine kleine Prise Federhall kommt aus dem Amp hinzu, ansonsten wurden die Audiofiles selbstverständlich nicht weiter bearbeitet. Zum Einspielen verwende ich überwiegend eine Music Man Reflex.
Los geht es mit allen Reglern in der Mittelposition, wobei ich den Gain-Schalter pro Durchgang von Low über Medium hin zu High umschalte.

Audio Samples
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Gain Check: Schalter von Low – Medium – High

Na, das nenne ich aber mal eine gelungene Marshall Zerre! In der Tat sind alle drei Positionen ganz klar dem britischen Traditionshersteller zuzuweisen und decken eine breite Auswahl an klassischen Marshall-Sounds ab. Allen gemeinsam sind die markanten Mitten und die kratzige Zerre, was Bogner wirklich sehr beeindruckend hinbekommen hat.
Nun kommt der Variac-Schalter an die Reihe. Dabei steht Gain auf Medium, alle anderen Regler zeigen wie zuvor auf die 12-Uhr-Position.

Audio Samples
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Variac Check: Gain auf Medium

Hier lässt sich sehr schön heraushören, was eine veränderte Spannung mit dem Sound anstellt, denn das Mittenbild verlagert sich in diesem Fall weiter nach oben und gewinnt an klanglicher Frische. Aber auch das Zerrverhalten ändert sich, vor allem dem Spieler wird dies auffallen, die Attacks werden breiter und insgesamt wirkt der Sound komprimierter.
In dem folgenden Beispiel schalte ich den Presence-Regler von der Low- in die High-Position.

Audio Samples
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Presence Check: Presence-Regler von Low- in High-Position

Im High-Mode wird der Sound natürlich frischer, auch das hat Reinhold Bogner ausgesprochen beeindruckend gelöst, denn ich habe in keinem Moment das Gefühl, den Sound mit einem Pedal zu erzeugen.
Bevor es mit den Potis weitergeht, nehme ich ein Beispiel mit dem Structure-Schalter auf, wobei ich mich von der linken über die mittlere zur rechten Schalterstellung arbeite.

Audio Samples
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Structure Check: Structure-Schalter von links – Mitte – rechts
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Die Unterschiede mögen subtil erscheinen, aber beim Spielen tun sich Welten auf, denn je weiter der Schalter sich nach rechts bewegt, desto mehr beginnen die Anschläge zu schmatzen und werden schlicht fetter. Aber auch das Mittenbild verändert sich spürbar.
Weiter geht es mit den Potis, genauer gesagt mit dem Tone-Regler.
Pro Durchgang bringe ich den Regler in die Minimal-, dann in die Mittel- und abschließend in die Maximalposition.

Audio Samples
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Tone-Regler Check: Min – Mid – Max

Auch dieser Regler ist ausgesprochen mächtig in seinem Wirkungsgrad. Selbst in der Minimalposition kommt immer noch ein sehr brauchbarer, fetter Sound zustande und auch die verschnupfteste Gitarre dürfte mit einer ordentlichen Portion “Tone” zu unverhoffter Frische gelangen.
Gespannt bin ich auf jeden Fall auf den Channel Blend-Regler. Auch hier drehe ich von links über die Mitte nach rechts.

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Channel Blend Regler: Min – Mid – Max

Man beachte die Veränderung der Attacks innerhalb der drei Durchgänge, denn hier wird deutlich, wie akkurat Bogner gearbeitet hat. Mir ist jedenfalls kein anderes Pedal bekannt, dass dieses Feature an Bord hat.
Die folgenden drei Beispiele zeigen den Wirkungsgrad des Gainreglers in den drei unterschiedlichen Gain-Schalterstellungen.
Los geht es mit Low Gain, es folgt Medium Gain und endet im dritten Beispiel im High Gain-Modus.

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Gain-Regler: Low Gain, 9 Uhr – 12 Uhr – Max Gain-Regler: Med Gain, 9 Uhr – 12 Uhr – Max Gain-Regler: High Gain, 9 Uhr – 12 Uhr – Max

Absolut beeindruckend! Hier werden tatsächlich sämtliche Marshallsounds eingefangen und es wird deutlich, welch enormes Klangpotential dieses goldene Kästchen besitzt. Chapeau!
Bevor es in die Zielgerade geht, folgt noch ein Beispiel mit einer Telecaster. Dabei teste ich die Boost-Option, wobei ich den entsprechenden Regler in die Maximalposition gebracht habe.

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Boost Check: Regler auf max., Telecaster

Nach all den vorherigen Audiofiles verwundert es natürlich nicht, dass dieses Pedal auch mit einer Tele absolut hervorragend klingt und die Boost-Option auf höchstem klanglichen Niveau agiert.

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Fazit

Das La Grange aus dem Hause Bogner kann durch und durch überzeugen, denn es ist nicht nur vorbildlich verarbeitet, es klingt schlicht und ergreifend auch sensationell. Dank der Channel-Blend-Option ist eine Vielzahl an tollen Plexi-Sounds möglich, die sich zudem mit der Variac-Schaltung zusätzlich weiter klanglich beeinflussen lassen.
Den Preis kann man angesichts der herausragenden klanglichen Leistung, der ausgesprochen hochwertigen Bauteile und der zusätzlichen Features, die Bogner dem Pedal mitgegeben hat, fast schon als günstig bezeichnen. Freunde des gepflegten Marshall-Tons dürften hier jedenfalls ihre helle Freude haben.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • absolut authentischer Sound
  • makellose Verarbeitung
  • Variac-„Brown-Sound“-Option
  • Channel-Blend-Möglichkeit
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
Bogner La Grange Test
Für 199,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Bogner
  • Modell: La Grange
  • Effekt-Typ: Overdrive und Boost-Pedal
  • Made in: USA
  • Bauart: Analog
  • Anschlüsse: In/Out, Expression-Pedal, Netzteilbuchse
  • Regler: Boost, Volume, Tone, Channel Blend, Gain
  • Schalter: Gain, Variac, Presence, Structure
  • Fußschalter: Boost, On
  • Bypass Modus: True Bypass
  • Stromversorgung: 9V DC, Center negative
  • Batteriebetrieb: 9V-Blockbatterie
  • Abmessungen B x H x T (cm): 13,3cm x 6,2 cm x 10 cm
  • Gewicht: 562 Gramm
  • Preis: 279,00 Euro
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