Beyerdynamic DT 900 Pro X Test

Praxis

Einsatzgebiete

Die Verwendung offener Kopfhörer ist selbstverständlich eingeschränkt. Überall dort, wo der von einem Kopfhörer ausgegebene Klang nicht zurück in Mikrofone gelangen soll, ist diese Bauform eher ungeeignet. Verbindet man diese Einschränkung mit den Vorteilen der offenen Bauweise, wie nüchternem und zugleich plastisch wirkendem Sound, und zieht zusätzlich das Frequenzverhalten dieses Modell sind so, wird schnell klar wo die besten Einsatzmöglichkeiten sind. Der Beyerdynamic DT 900 Pro X eignet sich hervorragend für das Editing von Audiomaterial. Insbesondere wenn es sich dabei um Gitarrenmusik, akustische Instrumente, Sprache oder Gesang oder auch Field-Recordings handelt. Genau diese Vorzüge kann der Kopfhörer aber auch beim Mixing von Audiomaterial einbringen, dessen Mittenbereich besonders wichtig ist. Denn gerade hier zeigt er Nuancen auf, die Konkurrenzmodelle schlichtweg nicht liefern.

Als offener Kopfhörer kommt der Beyerdynamic DT 900 Pro X zum Beispiel beim Monitoring eher nicht zum Einsatz – hat aber andere Einsatzgebiete.
Als offener Kopfhörer kommt der Beyerdynamic DT 900 Pro X zum Beispiel beim Monitoring eher nicht zum Einsatz – hat aber andere Einsatzgebiete.

Maßanzug

Der Sitz des Beyerdynamic DT 900 Pro X  ist das verschiedenen Gründen sehr angenehm. Zum einen ist der Kopfhörer mit seinen 345g nicht allzu schwer. Zum anderen ist das Kopfband mit einem Memory-Schaumstoff gepolstert und die Ohrpolster sind von einem flauschig weichen Velours umgeben. In Kombination mit seinem herzhaften, aber nicht zu starken Anpressdruck bietet der Kopfhörer deshalb einen sicheren Sitz, ohne sich dabei allzu stark am Kopf des Hörers festzuklammern. Gut gefällt mir auch, dass die Größenverstellung des Kopfbandes gerastert ist. Denn nach dem Abnehmen und Weglegen kann er ohne jede Feinjustierung einfach so wieder aufgesetzt werden und passt.

Einmal durchwechseln, bitte!

Der Austausch der Kabel gelingt aufgrund der Mini-XLR-Stecker absolut mühelos. Schlägt man sich bei einigen anderen Herstellern mit proprietären oder filigranen Steckverbindungen herum, ist die Verbindung an dieser Stelle plain and simple gelöst. Ihr möchtet doch lieber auf ein Kabel verzichten? Dann schaut doch mal in unser Feature Die besten Bluetooth-Kopfhörer hinein. Auch das Abnehmen und Anbringen der Wechselohrpolster gelingt hier absolut mühelos. Gut, beim Anbringen muss auf eine kleine Kerbe geachtet werden. Aber diese minimale Bedingung ist keine Hürde für den Austausch der Polster. Anders sieht es dagegen beim Kopfband aus. Sein Polster habe ich beim Beyerdynamic DT 900 Pro X leider nicht abnehmen können. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich  dabei auch vorsichtig vorgegangen bin, um den Testkandidaten keine bleibenden Schäden zuzufügen.

Klangwelt

Viele offene Modelle sind im Bassbereich eher dezent unterwegs. Das ist auch hier der Fall. Der Beyerdynamic-Kopfhörer liefert nichtsdestotrotz auch Subbässe. Hierfür muss aber genau hingehört werden. Und auch der Bassbereich darüber ist wenig ausgeprägt. Freunde druckvoller Popmusik werden deshalb hier eher weniger Freude haben. Wird der Kopfhörer aber zum Monitoring beim Editing oder Mixing eingesetzt, kann er eines seiner beiden klanglichen Pfunde voll in die Waagschale werfen. Denn im Bereich der Mitten bietet er eine äußerst differenzierte Auflösung. Bei Sprachsignalen werden Feinheiten der Stimme dargestellt, die in Editing und Mix Gold wert sind. Dasselbe gilt für akustische Instrumente. Details wie Fingergeräusche von Akkordwechseln bei Akustikgitarren oder auch das Ansetzen des Bogens bei einer Geige oder einem Cello erklingen bei diesem Kopfhörer wunderbar prononciert.

Ein weiteres starkes Argument das für den Einsatz dieses Kopfhörers spricht ist seine Umsetzung der Höhen. Auf dem Papier versprechen uns Beyerdynamic einen Frequenzgang, der hoch bis 40000 Herz reicht. Und in der Praxis hat man das diesen Kopfhörer tatsächlich an. Während der an die Mitten angeschlossene Höhenbereich (je nach Audioproduktion) eine minimale Schärfe aufweist, ohne dass er dabei Stimmen ins Lispeln bringen würde, ist der Superhochtonbereich für die Preisklasse, in der dieser Kopfhörer spielt, wirklich eindrucksvoll. Der oberste Frequenzbereich scheint hier schlichtweg grenzenlos zu sein. Davon profitieren vor allem Aufnahmen aus der Klassik und auch On Location-Recordings. Der insgesamt nüchterne Klang des DT 900 Pro X ermöglicht deshalb in diesem  Bereich des Audiospektrums eine hervorragende Beurteilung, um bei Signalbearbeitungen und Balancing zum gewünschten Ziel zu gelangen.

Punktuelle Dynamikspitzen setzt dieser Kopfhörer unprätentiös um. Die Programmdynamik, die er bietet, ist aufgrund nicht wahrnehmbarer Verzerrungen bis hin in hohe Lautstärke Bereiche verblüffend. Und ganz generell ist seine Resistenz gegenüber Verzerrungen bei hohen Lautstärken ebenfalls erstaunlich. Dazu kommt ein angenehm breites Stereobild und eine durch die Feinheiten der Mitten und Höhen ausgeprägt angelegte Tiefenstaffelung. Klanglich wird deshalb hier jede Menge Value for Money geboten. Nicht zuletzt ist die offene Bauweise des Kopfhörer derart gut gelöst, dass Außengeräusche vom Nutzer sehr gut wahrgenommen werden können. Außerdem liegt der gesamte Sound des DT 900 Pro X durch seine offenen Hörschalen, weit und unkomprimiert.

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