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Beyerdynamic DT 900 Pro X Test

Beyerdynamic schließen mit der Pro X-Reihe in ihrem Kopfhörer-Programm eine Lücke, die für Musikschaffende bisher zwischen den DT XX0 Pro- und den DT 1XX0 Pro-Modellen klaffte. Wer aber weder zu sehr auf den Preis schauen muss noch das nötige Kleingeld für einen High-End Kopfhörer hat, der schaute bisher in die Röhre.

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Beim Beyerdynamic DT 900 Pro X handelt es sich um die offene Variante dieser neuen ohrumschließenden Kopfhörer-Reihe. Selbstverständlich drängen sich dabei die Fragen auf, auf welcher Art und Weise er den Graben zwischen Alltagstauglichkeit und Referenzklasse zu überbrücken versucht und ob er das auch tatsächlich schafft. Es wird also ein spannender Test werden.
Dabei geht es nicht nur darum, ob der DT 900 Pro X sein Geld wert ist oder wie weit er in die Klasse der Referenzkopfhörer hineinschaut. Sollen es wird auch eine Rolle spielen, wo der Kopfhörer klanglich angesiedelt ist. Worin unterscheidet er sich von bisherigen Modellen, was macht er besser, was schlechter als der ohrumschließende offene Klassiker DT 990 Pro und der neuere DT 1990 Pro? Und wenn Ihr zuvor noch wissen wollt, wie Ihr die Auswahl eines Kopfhörers aus den Dutzenden von Angeboten auf dem Markt bewältigen könnt, schaut doch mal in unseren Artikel Welcher Kopfhörer ist der richtige für mich?.

Details

Was dazu gehört

Der Beyerdynamic DT 900 Pro X wird in einem schlichten Karton ausgeliefert. Darin finden sich unter dem Kopfhörer verschiedene kleine Broschüren. In einem herausnehmbaren Kartonagen-Einsatz liegt dann noch ein Transportbeutel bei. Er ist mit dem Beyerdynamic-Schriftzug bedruckt und wird mittels eines Kordelzugs verschlossen. Neben dem Beutel finden sich an selber Stelle auch noch zwei Wechselkabel für den Kopfhörer. Sie setzen beide auf vergoldete Miniklinkenstecker, für die auch jeweils ein vergoldeter Adapter auf 6,35 mm Klinke beiliegt. Der Anschluss am Kopfhörer selbst erfolgt per Mini-XLR-Stecker mit Rückhaltesicherung. Dadurch ist ein sicherer Sitz der Steckverbindung gewährleistet.

Lieferumfang
Lieferumfang

Moderne Optik mit Historie

Das Design des Beyerdynamic DT 900 Pro X greift die Formsprache bereits vorhandener Modelle im Kopfhörerprogramm des Herstellers auf und führt sie nahtlos fort. Hatte der DT 990 Pro noch kleine Klötzchen, in die die Arme des Kopfband-Stahlbügels mündeten, waren die Gabeln des DT 1990 Pro schon deutlich geschwungener. Beim DT 900 Pro X wird diese dynamisch wirkende Optik noch einen Schritt weitergeführt, sodass die Hörschalen flach von den Metallarmen umgriffen werden. Und auch der Einlass des Stahlbügels in das Kopfband ist weniger auffällig gelöst. Bei den schon genannten älteren Beyerdynamic-Kopfhörern sind jeweils deutlich abgesetzte Endstücke zu sehen. Diese führen dagegen bei unserem Testkandidat die Konturen des Kopfbügels fort, so dass alles wie aus einem Guss wirkt. Dieser Design-Schritt ist wirklich gelungen. Außerdem greift der dynamische Kopfhörer mit seinem nahezu durchgängig schwarzen Auftritt und seinen silbergrauen ohrumschließenden Hörmuscheln auch die Farbgebung vergangener Modelle auf. Seine Schlichtheit zeigt sich beispielsweise darin, dass die Modellbezeichnung in glänzendem Schwarz auf dem matten Schwarz der Hörschalen zu sehen ist. Das ist dezent und sehr ansprechend gelöst.

Fotostrecke: 4 Bilder Klassisch, aber modern: Design des DT 900 Pro X.

Sinn fürs Detail

Gegenüber älteren Modellen wie dem DT 990 Pro wurde auch am Design der wechselbaren Ohrpolster gearbeitet. Waren sie zuvor noch durch eine charakteristische Riffelung geprägt und hatten einen U-förmigen Querschnitt, sehen die neuen Polster des Beyerdynamic DT 900 Pro X deutlich anders aus. Durch ihre neuartige Vernähung bleiben Sie nicht nur besser in Form, sondern bieten dem Nutzer auch mehr Aufliegefläche. Ein weiteres Detail, an dem Beyerdynamic gearbeitet haben, ist der Kabelauslass an den Oberseiten der Hörschalen. Gegenüber den schon genannten älteren Modellen, kommt beim Beyerdynamic DT 900 Pro X ein Knickschutz zum Einsatz, der optisch optimal in das Gehäuse eingepasst ist und von seiner Funktion her wirklich keinerlei Zweifel daran lässt, dass es sich hier um eine langfristige Verbindung ohne Sollbruchstellen handelt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Knickschutze sind perfekt in die Form der Gehäuse eingearbeitet.

Gut aufgestellte Technik

Seine Impedanz von 48 Ohm spricht für den Betrieb des Kopfhörers am Samrtphones und ähnlichen Geräten. Der maximale Schalldruckpegel, den dieses Modell unverzerrt ausgeben kann, bietet mit 100 dB SPL ordentlich Schub. Am eindrucksvollsten liest sich aber ohne Frage der Frequenzumfang, den der DT 900 Pro X wiedergeben kann. Seine dynamisch angetriebenen Treiber sorgen nämlich sowohl für ultratiefe Bässe bis hinab zu 5 Hz als auch für Superhochton-Audio bis 40 kHz hinauf. Ich bin deshalb gespannt, ob der Kopfhörer klanglich leisten kann, was uns diese Zahlen versprechen.Falls Euch all diese Daten wenig sagen, findet Ihr einen guten Einstieg in unserem Artikel Technische Daten von Kopfhörern und ihre Bedeutung.

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Praxis

Einsatzgebiete

Die Verwendung offener Kopfhörer ist selbstverständlich eingeschränkt. Überall dort, wo der von einem Kopfhörer ausgegebene Klang nicht zurück in Mikrofone gelangen soll, ist diese Bauform eher ungeeignet. Verbindet man diese Einschränkung mit den Vorteilen der offenen Bauweise, wie nüchternem und zugleich plastisch wirkendem Sound, und zieht zusätzlich das Frequenzverhalten dieses Modell sind so, wird schnell klar wo die besten Einsatzmöglichkeiten sind. Der Beyerdynamic DT 900 Pro X eignet sich hervorragend für das Editing von Audiomaterial. Insbesondere wenn es sich dabei um Gitarrenmusik, akustische Instrumente, Sprache oder Gesang oder auch Field-Recordings handelt. Genau diese Vorzüge kann der Kopfhörer aber auch beim Mixing von Audiomaterial einbringen, dessen Mittenbereich besonders wichtig ist. Denn gerade hier zeigt er Nuancen auf, die Konkurrenzmodelle schlichtweg nicht liefern.

Als offener Kopfhörer kommt der Beyerdynamic DT 900 Pro X zum Beispiel beim Monitoring eher nicht zum Einsatz – hat aber andere Einsatzgebiete.
Als offener Kopfhörer kommt der Beyerdynamic DT 900 Pro X zum Beispiel beim Monitoring eher nicht zum Einsatz – hat aber andere Einsatzgebiete.

Maßanzug

Der Sitz des Beyerdynamic DT 900 Pro X  ist das verschiedenen Gründen sehr angenehm. Zum einen ist der Kopfhörer mit seinen 345g nicht allzu schwer. Zum anderen ist das Kopfband mit einem Memory-Schaumstoff gepolstert und die Ohrpolster sind von einem flauschig weichen Velours umgeben. In Kombination mit seinem herzhaften, aber nicht zu starken Anpressdruck bietet der Kopfhörer deshalb einen sicheren Sitz, ohne sich dabei allzu stark am Kopf des Hörers festzuklammern. Gut gefällt mir auch, dass die Größenverstellung des Kopfbandes gerastert ist. Denn nach dem Abnehmen und Weglegen kann er ohne jede Feinjustierung einfach so wieder aufgesetzt werden und passt.

Einmal durchwechseln, bitte!

Der Austausch der Kabel gelingt aufgrund der Mini-XLR-Stecker absolut mühelos. Schlägt man sich bei einigen anderen Herstellern mit proprietären oder filigranen Steckverbindungen herum, ist die Verbindung an dieser Stelle plain and simple gelöst. Ihr möchtet doch lieber auf ein Kabel verzichten? Dann schaut doch mal in unser Feature Die besten Bluetooth-Kopfhörer hinein. Auch das Abnehmen und Anbringen der Wechselohrpolster gelingt hier absolut mühelos. Gut, beim Anbringen muss auf eine kleine Kerbe geachtet werden. Aber diese minimale Bedingung ist keine Hürde für den Austausch der Polster. Anders sieht es dagegen beim Kopfband aus. Sein Polster habe ich beim Beyerdynamic DT 900 Pro X leider nicht abnehmen können. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich  dabei auch vorsichtig vorgegangen bin, um den Testkandidaten keine bleibenden Schäden zuzufügen.

Klangwelt

Viele offene Modelle sind im Bassbereich eher dezent unterwegs. Das ist auch hier der Fall. Der Beyerdynamic-Kopfhörer liefert nichtsdestotrotz auch Subbässe. Hierfür muss aber genau hingehört werden. Und auch der Bassbereich darüber ist wenig ausgeprägt. Freunde druckvoller Popmusik werden deshalb hier eher weniger Freude haben. Wird der Kopfhörer aber zum Monitoring beim Editing oder Mixing eingesetzt, kann er eines seiner beiden klanglichen Pfunde voll in die Waagschale werfen. Denn im Bereich der Mitten bietet er eine äußerst differenzierte Auflösung. Bei Sprachsignalen werden Feinheiten der Stimme dargestellt, die in Editing und Mix Gold wert sind. Dasselbe gilt für akustische Instrumente. Details wie Fingergeräusche von Akkordwechseln bei Akustikgitarren oder auch das Ansetzen des Bogens bei einer Geige oder einem Cello erklingen bei diesem Kopfhörer wunderbar prononciert.

Ein weiteres starkes Argument das für den Einsatz dieses Kopfhörers spricht ist seine Umsetzung der Höhen. Auf dem Papier versprechen uns Beyerdynamic einen Frequenzgang, der hoch bis 40000 Herz reicht. Und in der Praxis hat man das diesen Kopfhörer tatsächlich an. Während der an die Mitten angeschlossene Höhenbereich (je nach Audioproduktion) eine minimale Schärfe aufweist, ohne dass er dabei Stimmen ins Lispeln bringen würde, ist der Superhochtonbereich für die Preisklasse, in der dieser Kopfhörer spielt, wirklich eindrucksvoll. Der oberste Frequenzbereich scheint hier schlichtweg grenzenlos zu sein. Davon profitieren vor allem Aufnahmen aus der Klassik und auch On Location-Recordings. Der insgesamt nüchterne Klang des DT 900 Pro X ermöglicht deshalb in diesem  Bereich des Audiospektrums eine hervorragende Beurteilung, um bei Signalbearbeitungen und Balancing zum gewünschten Ziel zu gelangen.

Punktuelle Dynamikspitzen setzt dieser Kopfhörer unprätentiös um. Die Programmdynamik, die er bietet, ist aufgrund nicht wahrnehmbarer Verzerrungen bis hin in hohe Lautstärke Bereiche verblüffend. Und ganz generell ist seine Resistenz gegenüber Verzerrungen bei hohen Lautstärken ebenfalls erstaunlich. Dazu kommt ein angenehm breites Stereobild und eine durch die Feinheiten der Mitten und Höhen ausgeprägt angelegte Tiefenstaffelung. Klanglich wird deshalb hier jede Menge Value for Money geboten. Nicht zuletzt ist die offene Bauweise des Kopfhörer derart gut gelöst, dass Außengeräusche vom Nutzer sehr gut wahrgenommen werden können. Außerdem liegt der gesamte Sound des DT 900 Pro X durch seine offenen Hörschalen, weit und unkomprimiert.

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Fazit

Der Beyerdynamic DT 900 X hält im Test klanglicht dass, wird uns seine Zahlen auf dem Zettel versprechen. Auch wenn die Bässe – wie bei einem offenen Kopfhörer üblich – sehr dezent sind, wird deutlich, dass sie ultratief hinab reichen. Und auch in den Höhlen enttäuscht der Testkandidat nicht. Wer beim Lesen der oberen Grenze des Frequenzspektrums, das der DT 900 X wiedergeben kann, die Augenbrauen hebt, der sollte sich einmal einen Test mit ihm gönnen. Denn der Superhochtonbereich ist hier wirklich schier grenzenlos. Noch besser gefallen mir allerdings die Mitten. Sie werden so derart differenziert wiedergegeben, das der Kopfhörer eine gute Wahl für das Editing von Aufnahmen akustischer Instrumente, das artefaktfreie Feintuning von Gesangsspuren oder auch das Mixing von Songs mit einer Vielzahl von E-Gitarren ist. Zusammen mit seinem modernen Design, das dennoch an die Klassiker von Beyerdynamic angelegt ist, seiner einfachen Handhabung und dem hohen Tragekomfort  ist der Kopfhörer  für den aufgerufenen Preis eine gute Brücke zwischen den günstigeren Modellen und der Referenzklasse von Beyerdynamic. Mit seiner detaillierten Wiedergabe kann er jedenfalls auch einigen deutlich teureren Konkurrenzmodellen das Wasser reichen. Meine Empfehlung lautet deshalb: Antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • detaillierte Höhen
  • sehr großer Frequenzumfang
  • analytische Wiedergabe
  • makellose Verarbeitung
Contra
  • minimal scharfe Höhen und sehr dezente Bässe
Artikelbild
Beyerdynamic DT 900 Pro X Test
Für 239,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Kopfhörer für Editing und Mixing
  • offen
  • dynamisch
  • ohrumschließend
  • Übertragungsbereich: 5 Hz – 40 kHz
  • max. Schalldruckpegel: 100 dBSPL
  • Impedanz: 48 Ohm
  • Gewicht: 350 g (ohne Kabel)
  • zwei Wechselkabel (3 m / 1,8 m)
  • Transport-Tasche
  • Preis: € 249,– (Straßenpreis am 7.10.2021)
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