Backstage-Quickie: 10 Fragen an Daniel Karelly (Rakede)

Daniel Karelly kenne ich seit Ende der 2000er Jahre. Gerade hatte er die Auszeichnung als Jahrgangsbester des Studiums am Düsseldorfer Drummers Institute in der Tasche und bereitete sich nun auf das nächste Trommelstudium an der renommierten Hochschule in Arnheim vor. Doch statt der „Supertrommler-Karriere“ kam alles ganz anders. Der Trommelhocker wurde in den letzten Jahren mehr und mehr gegen den Produzentensessel ausgetauscht.

Daniel Karelly (Bild: zur Verfügung gestellt von Lex Karelly/Lupi Spuma)
Daniel Karelly (Bild: zur Verfügung gestellt von Lex Karelly/Lupi Spuma)

Daniels Band „Rakede“ hat gerade ihr erstes gleichnamiges Album veröffentlicht und war im Dezember auf Promo-Tournee. Die Elektro-Pop Band ist einigen Lesern sicherlich durch ihren YouTube-Überraschungshit „Tischkonzert“ bekannt. Was der Künstler sonst noch spricht, könnt ihr hier nachlesen.

1) Wie wurde Musik dein Leben und deine Karriere?

Das fing ganz klassisch mit Kochtöpfen an. Nachdem ich mein Durchhaltevermögen an der Blockflöte bewiesen hatte, durfte ich mit sieben Jahren anfangen, Schlagzeug zu spielen. Dank der großartigen Unterstützung meiner Familie ging ich direkt nach dem Abi und dem österreichischen Bundesheer nach Düsseldorf, um am Drummers Institute ein Jahr lang intensiv das Handwerk des Schlagzeugers zu verfeinern, und danach an die Kunsthochschule in Arnheim, um dort Jazz&Pop Drums zu studieren. In der Zeit hatte ich die Freiheit, mich ins Produzieren zu verlieben und zu vertiefen. Releases, DJ Gigs folgten, und alle gesammelten Erfahrungen, die Leidenschaft und Vision mündeten schließlich in meine heutige Band, Rakede, und somit sozusagen in eine Karriere als selbstständiger Musiker im allumfassenden Sinn.

2) Was würdest du machen, wenn du kein Musiker wärst?

Darüber hab ich schon oft nachgedacht, eine Antwort fällt mir nicht ein. Wenn man jedoch bedingungslos seiner Passion folgt und diese auch noch als Einkommensquelle versklavt, ist es vielleicht sogar ganz gesund, keine Alternative zu wissen. Ich denke, es zahlt sich aus, zu wissen was man will und sich auch zuzutrauen – egal wie schwer oder lang der Weg scheint – , seine Ziele und Träume zu erreichen.

3) Was ist das Besondere an deinem Instrument?

Am Schlagzeug sicher die Übersicht, die man auf die Musik drumherum erlangen kann. Man ist Puls, Zahnrad, Meister der Dynamik und Motor einer Band und entwickelt eine große Sensibilität für das, was um einen herum passiert. Außerdem deckt man als Schlagzeuger von der Kick bis zu den Becken das komplette Frequenzspektrum ab, auch etwas, was ich retrospektiv sehr interessant finde. Natürlich sind auch alle motorischen Mechanismen reizvoll. Am Drumset hatte ich definitiv die intensivsten Erlebnisse, für mich oft vergleichbar mit Meditation. Ich verstehe aber auch die Musikproduktion als ein Instrument, mit all ihren Facetten und Einzelbereichen, und liebe daran die Bildung und Schärfung des Gehörs und alles, was es an Wissen zu entdecken gibt. Auch der Produktionsprozess ist extrem spannend, denn ähnlich wie beim perfekten Gig am Drumset gibt es diese magischen Momente auch beim Produzieren, wo man loslässt und alles fließen kann.

4) Was ist die wichtigste Musikequipment-Erfindung aller Zeiten – und warum?

Ich bin bekennender Fan des Fortschritts und denke zum Beispiel nicht, dass durch die digitale Welt die Qualität des Analogen verloren geht. Ich bin nur der Meinung, dass Viele die neuen Technologien für einen simplifizierten Prozess missbrauchen, und das finde ich schade. Aber vom Didgeridoo über das Drumset, zur ersten E-Gitarre, über die MIDI-Sprache bis hin zu den ersten Software-Plugins finde ich alles wundervoll, was zur Musikwelt beigetragen hat und bin gespannt, was in den nächsten Jahren so passiert.

Das Rakede Video zum aktuellen Track “Landung berechtigt”:

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5) Erinnerst du dich an deine erste Studio-Erfahrung und wie war das für dich?

Natürlich. Ein verrauchtes, kaltes Studio, Mikrofonständer, die quer über die Snare hingen und viel zu hohe Erwartungen von allen Seiten. Mittlerweile haben die Studioerfahrungen ein wenig am naiven Reiz verloren, den man anfangs hatte, wenn man tolle Studios besuchen durfte, aber ich bekomme in einer schönen Regie mit gutem Sound immer noch Gänsehaut, diesen Beruf so ausüben zu dürfen.

6) Auf welche deiner Aufnahmen bist du am meisten stolz?

Sicher auf unser Debut-Album der Rakede. Es war der längste Prozess, den ich bis jetzt mitmachen durfte und auch der intensivste und lehrreichste. Natürlich will man jetzt schon wieder alles besser machen, aber es gehört wohl einfach dazu, niemals ganz zufrieden zu sein. Stolz ist ein großes Wort, aber ich bin froh, das mit erleben zu dürfen, wie etwas entsteht und man gemeinsam wächst.

7) Erzähle uns von deiner schönsten oder schlimmsten Erfahrung auf der Bühne.

Schöne Momente gab es so viele, und auch so unterschiedliche. Die sind auch schwer zu beschreiben und zu begreifen. Zu den schlimmen gehören definitiv solche mit technischen Problemen. Einmal gab’s einen Gig, wo´s einfach nicht laufen wollte und man permanent gegen irgendwelche Ausfälle kämpfen musste. Die Bass-Vibrationen im Klub hatten die Festplatte springen lassen, und in meiner Panik dachte ich, das Fernseh-Team, das zum Filmen kam, hätte das mitbekommen und daraufhin die Sachen gepackt, dabei waren die vom öffentlichen Rundfunk, hatten ihre drei Songs schon im Kasten und um Punkt Mitternacht einfach nur Dienstschluss. (lächelt)

8) Was ist deine Lieblingsbeschäftigung auf Tour, pflegst du irgendwelche Rituale?

Im Tour-Modus bin ich als Mensch generell sehr unspektakulär. Vor Auftritten bin ich angespannt und konzentriere mich, danach bin ich müde und freu mich auf mein Bett. Die Rituale liegen da in den alltäglichen Dingen wie einladen, ausladen, aufbauen, warten… (lacht)

9) Was würdest du ändern, wenn du im Musikbusiness das Sagen hättest?

Ich würde im Künstleraufbau weniger auf den schnellen Erfolg setzen, sondern neuen Talenten die Chance geben, sich langfristig eine starke Fanbase und ein professionelles Umfeld zu erarbeiten. Aber die Kritik richtet sich auch an Bands, die nur sagen, es schaffen zu wollen, aber keinen Plan haben, der über Songs schreiben und Gigs spielen hinaus geht. Ein echter Businessplan mit kurz- und mittelfristigen Zielen ist gut für den Teamspirit und fürs Ergebnis und hat nichts mit Sell-out zu tun.

10) Welchen Rat würdest du jungen Musikern geben, die sich als Profi durchsetzen wolllen?

An sich zu glauben und im selben Maße sich zu erlauben, zu träumen und groß zu denken, aber demütig Schritt für Schritt zu gehen und Kritik wertvoll zu verarbeiten. Nur wenn man Spaß an etwas hat, kann man die Arbeit investieren die es braucht, und wenn das größte Ziel ist dazu zu lernen, gibt es keine Rückschläge, sondern nur Chancen zu wachsen.

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Daniel Karelly (Bild: zur Verfügung gestellt von Lex Karelly/Lupi Spuma)

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