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Audix BP5F Test

Probenmitschnitt, Demo- oder Tonträger-Recording, kleine Live-Gigs: Mikrofone braucht eine heutige Band eigentlich immer und überall. Der amerikanische Mikrofonhersteller Audix weiß das und möchte Bands diesbezüglich unter die Arme greifen – gegen entsprechende Bezahlung natürlich. Allzu teuer wird es mit dem BP5F-Koffer glücklicherweise nicht, ist er doch mit Mikrofonen aus Audix’ preiswerter Fusion-Serie bestückt, welche das “F” im Produktkürzel erklären.

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Das BP5F-Set besteht nicht aus fünf gleichen, aber auch nicht aus fünf unterschiedlichen Mikros. Die Sache gestaltet sich komplizierter: Das Vocal-Mikrofon f50 ist in dreifacher Ausführung an Bord, damit der Keyboarder und der Bassist auch mal singen dürfen (Ob das nun eine gute Idee ist, ist natürlich das Problem der jeweiligen Band). Das universelle f5 ist ein Instrumentenmikrofon, welches seinen Haupteinsatzort vor Membranen von Gitarrenverstärkern und an Snaredrums haben wird. Das f6 hat die Aufgabe, den Sound der großen Fußtrommel in ein elektrisches Signal zu konvertieren.

Details

Zunächst will ich die Protagonisten des Koffers einzeln vorstellen: Das für die menschliche Stimme gedachte f50 hat wie üblich bei dieser Gattung einen großen Korb, wodurch unter anderem der minimale Abstand von Membran zu Mund größer ist als bei üblichen Instrumentenmikros. Das akustische Kapseldesign bewirkt eine Nierencharakteristik, wodurch die maximale Dämpfung exakt auf der Rückseite des Mikrofons liegt und der Akteur einen weiten Bereich vor dem Mikrofon hat, ohne bei nicht genau axialer Besprechung zu schnell Klangfarbenänderungen und Pegelabsenkungen zu riskieren. Von Linearität ist aber im Frequenzgang keine Spur – sicherlich äußerst bewusst. Der Grundtonbereich der meisten Sänger wird durch einen dicken und breiten Boost mit dem Zentrum bei etwa 120 Hz unterstützt. Vorsicht sollte man wahrscheinlich bei allzu naher Besprechung walten lassen – der -3dB-Punkt liegt bei 50 Hz. Oberhalb von 1 kHz bildet der Frequenzgang ein kleines Gebirge mit drei Gipfeln. Bei den meisten Stimmen wird das zu starker Präsenz führen, aber nicht zu überbetonten S- und T-Lauten. Bei den meisten… Bei 16 kHz durchbricht der Frequenzgang den -3dB-Punkt auf dem Weg nach unten.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Gesangsmikrofon Audix f50 ist dem Set dreimal beigefügt.

Das f5 – wie alle anderen Mikros des Sets auch einzeln erhältlich – besitzt Hypernierencharakteristik. Mit 2,2 mV/Pa ist es das empfindlichste Mikrofon der Rotte, der Frequenzgang ist mit 55 Hz – 15 kHz etwas enger. Der grafische Frequenzgang zeigt starke Anhebungen um 5 kHz herum und einen recht schwachen Mitten- und Bassbereich. Allerdings sollte man bedenken, dass man mit der Membran aufgrund des kleineren Korbs näher ans Geschehen rücken kann. Bei Bedarf kann man einen enormen Nahbesprechungseffekt erzielen und das gesamte Signal ordentlich bassig werden lassen. Diese Unterschiede von Instrumenten- zu Vokalmikrofonen kennt man übrigens von Shure SM57 und SM58. Hier sei aber noch einmal darauf hingewiesen, dass man Dogmen ruhig ignorieren kann. Wenn das f5 aus dem Set schon in Gebrauch ist, dann kann man auch für Instrumente gerne zum f50 greifen – manchmal passt solch eine Lösung dann klanglich sogar besser.

Fotostrecke: 5 Bilder Instrumentenmikrofon Audix f5 in Ganzkörperansicht.

In der Bassdrum kommen oft spezialisierte Mikrofone zum Einsatz, das AKG D112 ist hier sicher das bekannteste Beispiel. Diese Aufgabe fällt im Kreis der Audix-Mikros des Koffers dem Hypernieren-Mikro namens f6 zu (Die gleichnamige Dresdner Zigarettenmarke war den Namensgebern in den USA offenbar nicht bekannt). Das etwas untersetzt aussehende Mikrofon muss eine andere Klammer verwenden als seine Kollegen, aber diese sind alle im Koffer zu finden. Der Frequenzgang – an den -3dB-Punkten gemessen – beginnt hier schon bei 40 Hz. Zudem wird in der Beschreibung “punchy low end with excellent attack” angegeben, was darauf schließen lässt, dass der Sound des f6 typische Boosts und Dips aufweist, um keine zu heftigen EQ-Bearbeitungen nötig zu machen. Beim Blick in den Frequenzgang denke ich zunächst “Wow, die haben ja einen extremen Maßstab auf der y-Achse gewählt“, doch nichts da: Das f6 hat einfach ein extremes Pre-EQing. Meine Herren! Das ist ja mal eine richtig tiefe Badewanne: Nach einem starken, breiten Boost im Tiefbass geht es von dort bis 200 Hz kontinuierlich in den Keller, das “Holz” im Sound wird also mit Sicherheit ausgeblendet werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Das dicke Ding: Bassdrummikrofon Audix f6.

Ab etwa 1 kHz geht es kontinuierlich zu einem Peak zwischen 5 und 10 kHz bergauf – an Attack wird es dem Mikrofon wohl auch nicht mangeln. Für einen Band-Koffer wie den BP5F ist ein derart verbogener Frequenzgang keine schlechte Idee, denn die oft notwendigen EQ-Settings für die Bassdrum lassen sich mit den Entzerrern kleiner, preiswerter Pulte aus Mangel an Parametern meist gar nicht zur Zufriedenheit bewerkstelligen. Wie es sich gehört, ist das Audix f6 recht unempfindlich, kann dafür aber einen enormen Schalldruck verkraften, ohne zu zerren. Die 0,6 mV/Pa Sensitivity sind sinnvollerweise hier nicht für 1 kHz, sondern für 80 Hz angegeben, max. SPL stehen mit über 140 dB im Datenblatt.

Das komplette Audix Fusion Band Pack BP5F.
Das komplette Audix Fusion Band Pack BP5F.

Mir ist schon klar, dass Marketingüberlegungen immer eine wichtige Rolle spielen und dass letztendlich der Preis immer äußerst wichtig bei der Planung von Produkten ist – auch bei Bundles. Dennoch: Im Live-Betrieb und bei kleinen Recordings muss fast immer auch ein Kondenser her. Warum ist also kein Kleinmembran im Koffer, mit dem sich die so wichtige Hi-Hat, eventuell das gesamte Kit als Mono-Overhead oder die Akustikgitarre für die tolle Ballade abnehmen lassen? Schade, hier haben es Audix wohl verpasst, Kunden an das eigene Produktsortiment zu binden: Es fehlen sogar die Aussparungen im Schaumstoff für ein f9, das Kleinmembran-Kondenser der Fusion-Serie. Ebenfalls unglücklich finde ich es, die f50-Troika nicht als “Vocal-/Allround”-Mikrofone zu bezeichnen, denn so manche Band denkt sich bestimmt “Wir haben doch eh nur einen Sänger”. Alternativ fände ich auch Dreierpacks oder solche mit drei f5 und nur einem f50 sinnvoll. Es gibt jedoch immerhin eine Variante des BP5F: das BP7F. Richtig geraten: Dieses besteht dann neben dem f6 aus drei f50 und drei f5.

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Praxis

Der Koffer, in welchem die Mikrofone ihr Zuhause gefunden haben, wird wohl viele Jahre in Proberäumen und bei Gigs überleben – dieser Eindruck gilt auch für seinen Inhalt: Die Mikros sind aus einem ausreichend dickwandigen Zinkblech gefertigt. Die Beschaffenheit von Gewinden, Gitter und Oberflächenbehandlungen ist durchweg ordentlich.
Zunächst ist es nicht ein f50, welches meine Aufmerksamkeit erhält, sondern das f6: “Bassdrum’s first”. Der erste Sound, der mir entgegenkommt, unterstreicht, dass Frequenzgänge zwar nie die ganze Geschichte erzählen, aber dennoch zeigen, wo es langgeht. Das f6 fällt ganz klar in die Kategorie “Plug’n’Play”. Der Kick-Anteil wird klar und kräftig übertragen, aber ohne zu sehr nach Metal-Tick oder patschigem Plastik-Punch zu klingen – die Magengruben werden durch ein dickes Pfund ebenfalls versorgt. Wirklich: In vielen Fällen kann man dieses Signal ohne weitere Bearbeitung verwenden. Einfach den Hahn aufdrehen und ab damit auf die Speaker. Trotz der wirklich heftigen Kurve drückt das f6 dem Sound keinen allzu gnadenlosen Soundstempel auf. Was mir wichtig erscheint: Man kann dennoch auf den Sound durch die Position innerhalb des Instruments starken Einfluss nehmen, das habe ich auch schon ganz anders erlebt. Ich persönlich bin kein Freund von derart vorlauten Mikrofonen, die mir Entscheidungen abnehmen wollen, aber in dem Kontext dieses Pakets ist das f6 genau richtig. Im Vergleich zum RE20 fällt dann aber schon auf, dass edlerer, hochwertigerer, feiner aufgelöster und ausgewogenerer Klang eben auch deutlich mehr Geld kostet.

Audio Samples
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Bassdrum Audix f6 Bassdrum Audix D6 (PRO-Koffer) Bassdrum EV RE20

Tip: Hört die Bassdrum-Files auf einer Anlage mit ordentlich Subbass…

Das f5 hat zunächst seine Dienste als Snaremikrofon zu verrichten. Und siehe da: Es macht seinen Job recht gut. Allerdings ist mir hier das Pre-EQing ein wenig viel. Am Beispiel, für das ich letztendlich eine Kupfer-Snare verwendet habe, fällt auf, dass man ohne EQ hier nicht glücklich wird. Ich habe lange nach einer geeigneten Position gesucht, um eine gute Balance hinzubekommen, die die wärmeren Kesselresonanzen einfängt und den warmen “Shine” des Instruments einfängt. Durch die starke Anhebung klingt sie eher nach langweiligem Stahl. Vorsichtig wäre ich mit sehr bissigen Instrumenten, denen man eher etwas Bauch hinzufügen muss. Am Gitarrenverstärker (über den in den Beispielen ein Rhodes gespielt wird) sind die Klangänderungen, die man durch die Positionierung an der Membran erreichen kann, deutlich größer. Hier macht das f50 eine wesentlich bessere Figur.

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Snare Audix f5 Snare Audix i5 (PRO-Koffer) Snare Shure SM57 Rhodes/Orange Audix f5 Rhodes/Orange Audix i5 (PRO-Koffer) Rhodes/Orange Sennheiser MD 441

Schwer in der Hand liegt das Audix f50. Schwer im Magen liegt es nicht, denn das, was es aufzeichnet, hebt sich deutlich von Billigst-Mikrofonen ab. Der etwas schmale Korb wird manche Sänger dazu verleiten, das rückwärtige Gitter mit der Hand zu verschließen, was durchaus negative Eigenschaften mit sich bringt. Ansonsten ist mit den Händen alles in Ordnung, denn Griffgeräusche werden gut unterbunden. Das f50 klingt recht voluminös, manchmal kernig. Es tut dem Klang generell gut, wenn der Vokalist Mikrofondisziplin bestitzt und nicht mit den Lippen an den Korb kommt: Das ist oftmals etwas zu nah und der Bass dadurch zu stark. Entsprechend öffnet sich das Mikrofon mit dem Abstand und klingt transparenter. Für sehr feine Stimmen ist ein f50 vielleicht ein wenig zu behäbig, denn abgesehen von der leichten Überzeichnung in den Höhen wirkt es doch teilweise ein wenig zu “muffled” – die feinen Haucher einer Jazz-Sängerin hätten es also nicht leicht. Von allen Mikrofonen im Set hat das “Fuffziger” die besten Allround-Qualitäten, wie meine Überprüfungen an anderen Schallquellen ergeben haben – dennoch ist es von seinen Eigenschaften her natürlich in erster Linie ein klares Vocal-Mikrofon.

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male Vocals Audix f50 male Vocals Audix OM2 (PRO-Koffer) male Vocals Shure SM58 female Vocals Audix f50 female Vocals Audix OM5 (PRO-Koffer) female Vocals Shure SM58 Song BP5F Song BP5-PRO Song Classic Mikes

Übrigens: Alle f50 klangen so gut wie identisch – das lässt auf einen nicht zu preiswerten Einkauf von Komponenten, gute Fertigung und funktionierende Qualitätskontrolle schließen.

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Fazit

Enttäuscht worden bin ich von Audix-Mikrofonen noch nie, allerdings konnte man mir bislang auch keine Jubelschreie entlocken. Der Band-Koffer BP5F ändert das nicht, sondern festigt meine Meinung: Audix ist eine Vernunftslösung auf ganzer Linie, und das meine ich ohne negative Komponente. Für das Set wurden teils stark spezialisierte Mikrofone zusammengestellt, welche absolut zuverlässig ihren Dienst verrichten. Natürlich ist bei einem nicht wahnsinnig teuren Set aus fünf Mikrofonen klanglich immer noch Luft nach oben, was man vor allem an der Feinzeichnung erkennen kann. Von “billigem Klang” ist in jeglicher Hinsicht weit und breit aber nichts zu bemerken, die dynamischen Wandler liefern allesamt absolut professionelle Ergebnisse, ohne dass eine zu große weitere Bearbeitung mit tontechnischen Mitteln (und auch tiefes tontechnisches Wissen) nötig wäre – bandgerecht eben! Als schade empfinde ich es jedoch, dass nicht zumindest ein einzelnes Kleinmembran-Kondensatormikrofon mit an Bord ist, um diverse weitere Aufgaben übernehmen zu können, die schnell notwendig werden können.

Pro
  • klanglich meist einfach zu handhabende Mikrofone
  • recht klare Spezialisierung der drei Mikrofontypen
  • vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • kein wirklich vollständiges Set für die üblichen Anwendungsfelder
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    Technische Spezifikationen
    • Mikrofonkoffer, bestehend aus einem Bassdrummikrofon f6, einem Intrumentenmikrofon f5 und einem Gesangsmikrofon f50
    • Empfängerprinzip (alle): Druckgradientenempfänger
    • Wandlerprinzip (alle): dynamisch (Tauchspule)
    • f6:
    • Richtcharakteristik: Hyperniere
    • Frequenzgang: 40 Hz – 16 kHz
    • Übertragungsfaktor: 1,2 mV/Pa
    • f5:
    • Richtcharakteristik: Hyperniere
    • Frequenzgang: 55 Hz – 15 kHz
    • Übertragungsfaktor: 2,2 mV/Pa
    • f50:
    • Richtcharakteristik: Niere
    • Frequenzgang: 50 Hz – 16 kHz
    • Übertragungsfaktor: 1,8 mV/Pa
    • Preis: € 415,31 (UVP)
    Unser Fazit:
    4 / 5
    Pro
    • klanglich meist einfach zu handhabende Mikrofone
    • recht klare Spezialisierung der drei Mikrofontypen
    • vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis
    Contra
    • kein wirklich vollständiges Set für die üblichen Anwendungsfelder
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    Audix BP5F Test
    Für 309,00€ bei
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    Matthias sagt:

    #1 - 12.02.2013 um 16:32 Uhr

    0

    Hinweis zum vermissten Kleinkondensator in diesem Mikrofonpack:
    Die ebenso erhältlichen Sets FP-Quad und FP-7 dieser Serie sind mit Kleinkondensatoren zusammengestellt.

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