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Audio-Technica ATM230 Test

Praxis

Die kompakte Bauweise erleichtert die Positionierung

Wie vermutet, gibt sich das Audio-Technica ATM230 praxisnah, besonders am Schlagzeug erleichtert die mitgelieferte Spannreifenhalterung AT8665 die Befestigung und hält den Boden frei von nervendem Stativgestänge. Dass derartige Clip-Lösungen auch Nachteile haben, liegt in der Natur der Sache: Wer gerne mit Entfernungen zum Fell oder Positionen experimentiert, wird schnell an die Grenzen der Kunststoffklaue kommen. Hier bleibt dann nur die konventionelle Stativlösung, welche für kritische Studioanwendungen schon deswegen zu empfehlen ist, weil das Mikrofon nicht mit der Trommel mit schwingt. Gut gefällt mir die kurze Bauweise des Mikrofons, welche schon im Vergleich mit dem ebenfalls nicht gerade riesigen SM57 klare Vorteile bietet. In Verbindung mit dem Umstand, dass das Haltegelenk am Ende des Korpus befestigt ist, können so beispielsweise auch dann relativ steile Positionen des Mikros zum Fell realisiert werden, wenn ein Becken darüber hängt. 

Längenvergleich: das Audio-Technica ATM230 neben einem Shure SM57
Längenvergleich: das Audio-Technica ATM230 neben einem Shure SM57

Rund und voll klingend kommt das ATM230 daher

Audio-Technica vermarktet das ATM230 als speziell für Toms konstruiertes Mikrofon, welches sowohl den Anschlagsound als auch den Körper und das Sustain der Trommel sehr gut abbilden soll. Um das zu prüfen, habe ich den Testkandidaten an zwei Toms eines Yamaha Recording Custom Sets ausprobiert. Aber auch an Snare und Bassdrum soll das ATM230 brauchbare Ergebnisse liefern, also musste es sich auch dort bewähren. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Mikrofon ist kein „Attack-Generator“, wie beispielsweise das kürzlich ebenfalls getestete Electro-Voice ND44 oder ein Audix D4. Wie der Frequenzgang schon vermuten lässt, ging es Audio-Technica eher darum, einen vollen Körper der Trommeln im Mitten- und unteren Mittenbereich abzubilden. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das Audio-Technica ist recht kompakt und schnell ausgerichtet.

Voluminös, aber nicht dröhnig: An den Toms klingt das ATM230 sehr überzeugend!

13 und 18 Zoll groß sind die beiden Toms, welche als Schallquellen dienen. Montiert sind jeweils klare Ambassadors auf den Resonanz- sowie beschichtete Varianten auf den Schlagseiten. Als Vergleichsmikrofon, welches gerne in dieser Anwendung benutzt wird, muss das SM57 von Shure herhalten. Mein erster Eindruck beim Abhören ist, dass sich beide Modelle gar nicht so stark voneinander unterscheiden. Der zweite allerdings macht deutlich, dass das ATM230 den Kesselton wesentlich voller abbildet als das 57er. Gleichzeitig blendet es die Becken stärker aus, was ihr besonders gut im Solo-Soundfile des Floortoms hören könnt. Was an Übersprechungen durchkommt, klingt zwar belegter als beim SM57, hat aber erfreulich wenig „Dosen-Charakter“, starke Kompression quittiert das aufgenommene Signal mit weniger unschönen Beigeräuschen. Insgesamt bekommt man mit dem ATM einen dichten, vollen Tomsound hin, der kontrolliert klingt, ohne zu wummern oder künstlich aufgeblasen zu wirken. Ich habe euch beide Mikros an beiden Toms jeweils alleine als auch im Kit aufgenommen.

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AT ATM230 Tom solo Shure SM57 Tom solo AT ATM230 Floor Tom solo Shure SM57 Floor Tom solo AT ATM230 Tom im Kit Shure SM57 Tom im Kit AT ATM230 Floor Tom im Kit Shure SM57 Floor Tom im Kit

An der Snaredrum kommt das ATM etwas belegter rüber als ein 57er

Was an den Toms zu hören war, zeigt das ATM230 auch an der Yamaha Manu Katche Messing-Snare: Übersprechungen sind reduziert, der kurz oberhalb von 10000 Hertz abfallende Frequenzgang sorgt zudem für ein weniger frisches Klangbild als es das Vergleichs-SM57 liefert. Gleichzeitig betont das Mikrofon auch hier wieder den Körper der Trommel, und lässt sie damit etwas „angedickt“ erscheinen. Gerade für Rock-Musik dürfte das dem ein oder anderen Trommler oder Tonmenschen den Griff zum EQ ersparen. Im Mix mit dem ganzen Kit gefällt mir der Sound des Audio-Technica sehr gut, er verleiht der Trommel Gewicht und überlässt die Hi-Hat den Overhead-Mikrofonen oder dem separaten Mikro. 

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AT ATM230 Snare solo Shure SM57 Snare solo AT ATM230 Snare im Kit Shure SM57 Snare im Kit

Mit Natürlichkeit und Präsenz kann das Audio-Technica an der Bassdrum punkten

Auch in der 24×14 Zoll großen Recording Custom Bassdrum funktioniert der Testkandidat einwandfrei. Ohne Dämpfung, ausgestattet mit einem Aquarian Force I Fell (ähnlich wie Remo Powerstroke 3) und dem groß ausgeschnittenen Werks-Resonanzfell liefert das Instrument rein akustisch einen kontrollierten, mächtigen Sound, ohne schwammig zu wirken. Diesen Charakter unterstützt das ATM230 perfekt. Es liefert einen eher sanften Attack, gefolgt von einem angenehm voluminösen Tiefmittenbereich, welcher der Trommel eine gute Durchsetzungsfähigkeit verleiht. Im Vergleich mit meinem Referenzmikrofon, einem Sontronics DM1-B Großmembran Kondensator-Modell, fehlt es ein ganz bisschen am Druck im Subbassbereich, auch Freunde eines kompromisslosen Anschlagsklicks werden hier, ohne Nachbearbeitung, nicht ganz auf ihre Kosten kommen. In Kombination mit dem ebenfalls aufgenommenen Solomon Subkick Mikrofon erzeugt das Audio-Technica einen einen fetten, transparenten Sound, der in den vielen Anwendungen passen dürfte, ohne dass umfangreiche EQ-Änderungen vorgenommen werden müssten.

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AT ATM230 Bassdrum solo Sontronics DM-B1 Bassdrum solo AT ATM230 Bassdrum im Kit Sontronics DM-B1 Bassdrum im Kit AT ATM230 und Solomon Subkick Bassdrum im Kit Solomon Subkick Bassdrum im Kit
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