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Audio Technica ATH-A900X Test

Als ich vor Jahren zum ersten Mal den für einen Hersteller von Audioprodukten wenig originellen Namen Audio Technica gehört habe, hatte ich Bilder von portablen CD-Playern auf Lidl-Wühltischen vor Augen – weit gefehlt! Die 1962 in Japan gegründete Firma genießt auf internationalem Profi-Parkett höchstes Ansehen. Nicht wenige Weltklasse Engineers zählen beispielsweise das Röhrenmikrofon AT 4060 zu ihren Favoriten. Seit einigen Jahren erfreuen sich Mikrofone und Kopfhörer der Marke auch in Deutschland größerer Bekanntheit und Beliebtheit.

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Mit dem geschlossenen, ohrumschließenden ATH-A900X präsentiert Audio Technica ein exotisch anmutendes, als audiophiler Hi-Fi Kopfhörer ausgewiesenes Modell. Da die Grenzen zwischen Studio und Hi-Fi Kopfhörer nicht selten fließend verlaufen, bin ich sehr neugierig, wie sich der ATH-A900X in unserem Testmarathon schlägt.

Details

Bauweise

Der ATH-A900X von Audio Technica ist ein geschlossener, dynamischer Kopfhörer mit Ohr-umschließenden Ohrpolstern. Der recht eigenwillig erscheinende Kopfhörer hat inklusive Kabel ein Gewicht von 402 Gramm, laut Hersteller beträgt dies, vermutlich ohne Kabel, 350 Gramm.

Verarbeitung

Was ist denn nun so exotisch am ATH-A900X? Ein Merkmal von Exoten ist, dass man sie selten sieht. Ein weiteres Merkmal ist ein ungewöhnliches Erscheinungsbild. Ich denke, beides trifft in diesem Fall zu. Mit seinen wuchtigen Wandlern/Ohrmuscheln und seinem, nennen wir es mal ungewöhnlichen, Kopfbandersatz fällt er trotz dezentem Schwarz sofort auf. Die Kleinteile bestehen überwiegend aus Kunststoff und hinterlassen einen soliden Eindruck und durch das matte Schwarz wirkt der Audio Technica Kopfhörer fast schon ein wenig edel. Laut Hersteller hat der Kopfhörer ein Aluminiumgehäuse, womit sicherlich die Seitenteile gemeint sind, was mir aufgrund der farblichen Gestaltung allerdings erst später auffiel.

Spock an Brücke: Die "Kopfband-Fühler" schauen zumindest schon irgendwie außerirdisch aus.
Spock an Brücke: Die “Kopfband-Fühler” schauen zumindest schon irgendwie außerirdisch aus.

Mitgelieferte Kabel & Co.

Das fest montierte, glatte Kabel befindet sich wie bei den meisten Kopfhörern auf der linken Seite und hat eine schicke textile Ummantelung. Diese wirkt optisch auf jeden Fall sehr edel, stellt mich aber vor die sinistre Frage, ob dies für die Langlebigkeit von Vor- oder von Nachteil ist. Am unteren Ende befindet sich selbstverständlich der obligatorische 3,5mm-Klinkenstecker mit abschraubbarem Adapter auf 6,35mm.
Das Kabel wirkt mit seiner Textilummantelung sehr hochwertig. Der obligatorische 3,5 mm auf 6,3 mm Klinke Adapter darf natürlich nicht fehlen.
Das Kabel wirkt mit seiner Textilummantelung sehr hochwertig. Der obligatorische 3,5 mm auf 6,3 mm Klinke Adapter darf natürlich nicht fehlen.

Technik und Kennzahlen

Wie es um die inneren Werte des ATH-A900X steht? Mit angegebenen 5Hz bis 40.000Hz wird im Übertragungsbereich eher geklotzt als gekleckert. Ob diese großzügige Bandbreitenangabe gleichbedeutend mit mehr Klangqualität ist, dazu lieber später mehr. Laut ist er auf alle Fälle! Die Impedanz fällt mit 40 Ohm entsprechend recht niedrig aus, sodass man sich hier mit einem mobilen Player schon ordentlich die Ohren freiblasen kann. Der Schalldruck ist mit rund 115dB/V angegeben. Bezüglich der Nennbelastbarkeit konnte ich keine Angaben finden, allerdings wirbt AT mit einer „maximalen Eingangsleistung“ von 2W(!). Mit Worten des einfachen Mannes gesprochen: Es ist leichter, das Gehör als den Kopfhörer zu schädigen! Der Wandlerdurchmesser übertrifft den von mir bereits ebenfalls schon getesteten recht großen AKG K267 Tiesto mit 53mm, noch mal um ganze 3mm. Ob sich daraus ein klanglicher Vorteil ergibt, erfahrt ihr dann im Praxisteil.

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Praxis

Verwendungszweck

Als geschlossener Kopfhörer mit guter Schallisolation nach außen, der gleichzeitig äußerst pegelfest ist, eignet sich der ATH-A900X besonders gut zum Monitoring bei der Aufnahme von Musikern. In seltenen Fällen eignen sich geschlossene Kopfhörer auch für Mix- und Mastering-Anwendungen. Ob der Audio Technica ATH-A900X dazugehört, wird in den folgenden Unterpunkten abgehandelt. Nur soviel vorweg: Er wird immerhin nicht als solcher beworben.

Tragekomfort

Mit 350 beziehungsweise 402 Gramm gehört der Audio Technica Kopfhörer sicherlich zu den Schwergewichten dieses Testmarathons, was sich auch auf den Tragekomfort auswirkt. Dennoch ist er insgesamt alles andere als unkomfortabel! Auch die Ohrmuscheln sind in zwei Achsen ausreichend beweglich, so dass sie sich der jeweiligen Kopfform gut anpassen.

Die Fühler noch einmal von oben betrachtet.
Die Fühler noch einmal von oben betrachtet.

Klang

Alle von mir getesteten Kopfhörer wurden an folgenden Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben:

  • iPad 4
  • M-Audio Fast Track Ultra
  • SPL 2Controll
  • Lake People G93

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, Pink Noise und übliche DAW Tätigkeiten) habe ich den folgenden Mix folgender, stilübergreifender Songs auf allen zu testenden Kopfhörern gehört:

  • Charlie Haden – Cancion a Paola
  • Wolfmother – New Moon Rising
  • Alessandro Safina – Regresa A Mi
  • Johnny Cash – Desperado
  • Skrillex – Bangarang
  • Rihanna – Rude Boy
  • David Guetta – Sexy Bitch
  • Minnie Riperton – Inside My Love
  • Edward Maya – Stereo Love
  • Will.I.Am – Scream & Shout
  • Daft Punk – Loose Yourself To Dance

Frequenzgang

Wir erinnern uns: Der ATH-A900X hat eine angegebene Bandbreite von sagenhaften 5Hz bis 40 kHz, was in mir eine gewisse Erwartungshaltung weckt. Ohne die Angaben zum Abfall über den Eckfrequenzen ist solch ein Wert allerdings sehr dehnbar, da er nicht die Grenzen der Welligkeit beschreibt! Solche Werte, ohne genauere Definitionen, stellen also keinerlei Qualitätsversprechen dar bzw. haben einfach keine Aussagekraft.
So empfinde ich weite Bereiche des Frequenzgangs spontan als unausgewogen, speziell Resonanzen in den oberen Mitten und hohen Frequenzen sind festzustellen. Der obligatorische Sinus Sweep ergibt eine wahre Achterbahnfahrt zwischen 4kHz und 11kHz. Dabei scheint es zu „Auto-Panning-Effekten“ zu kommen, nur dass wir eigentlich ein Mono-Signal abhören, was sich wiederum mir nur durch Abweichungen zwischen linken und rechten Treiber erklärt. Okay, dieser Kopfhörer hat nie behauptet, sich für Mix oder Mastering zu eignen, aber ein solches Ergebnis bei einem 400 Euro Kopfhörer von diesem renommierten Hersteller ist schon eine kleine, negative Überraschung. Weiterhin lässt auch die Größe der Schallwandler etwas anderes erwarten: Zwar wird der Bassbereich im positiven Sinne maßvoll abgebildet, neigt allerdings zur Komprimierung und klingt  bei weitem nicht so offen wie andere Teilnehmer dieses Testmarathons. Schade.

Impulsverhalten

Die Darstellung von Transienten ist insgesamt als gut zu bezeichnen. Allerdings befinden sich in dem Preissegment des ATH-A900X eine Menge andere Modelle, die in dieser Disziplin noch „knackiger“ und direkter agieren, beispielsweise der Audio Technica ATH-M50, der AKG K702 und auch der Beyerdynamic DT-880 Pro, die ich auch allgemein deutlich besser finde.

Räumliche Abbildung

Für eine Kopfhörer geschlossener Bauart vermittelt der Audio Technica ATH-A900X eine sehr angenehme räumliche Tiefe. Im Hinblick auf die schwankende Wiedergabe der Frequenzbereiche in linken und rechten Schallwandler kann man allerdings davon ausgehen, dass diese Abbildung leichten Verfälschungen unterliegt. Daher sollte man keine allzu Mix-spezifischen Rückschlüsse ziehen. 

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Fazit

Weiterer Kommentar Catharina Boutari:

„Der ATH-A900X klingt sehr angenehm, ist relativ trocken und direkt, hat aber auch noch genügend Räumlichkeit zu bieten. Er klingt ein wenig „old-school Hi-Fi-mäßig“ ohne scharfe Höhen, was ich als angenehm empfinde. Er trägt sich allerdings etwas unkomfortabel, wobei ich das Gefühl habe, dass er zu groß ist, was auch an den mangelnden Feststell-/Verstellmöglichkeiten liegt.“

Weiterer Kommentar Felix Klostermann:

„Der ATH-A900X trägt sich etwas ungewöhnlich, aber nicht verkehrt. Lediglich für meinen Kopf scheint er etwas zu groß. Grundsätzlich klingt der Kopfhörer auch okay, aber wie Peter Könnemann bereits feststellte, lassen sich Mix und Mastering relevante Aspekte recht schwierig beurteilen, da die oberen Mitten einfach zu undifferenziert bzw. leicht verfälscht rüber kommen. Die Abschirmung gegenüber der Außenwelt und die räumliche Auflösung sind hingegen auf hohen Niveau.“

PRO:
  • gute Verarbeitung
  • gute Isolation
  • pegelfest
CONTRA:
  • unausgewogener Frequenzgang
  • Wiedergabeunterschiede links/rechts
  • eingeschränkter Tragekomfort
  • Kabel nicht austauschbar
  • hoher Preis
  • sperrig
AudioTechnica_ATH-A900X_00_Aufmacher
FEATURES:
  • Hi-Fi Kopfhörer
  • geschlossen
  • dynamisch
  • ohrumschließend
  • Kabelführung links
  • glattes 3m Kabel/Textil
  • Stereo-Adapter 3,5/6,3mm
  • Gewicht 350g
  • Impedanz 40 Ohm
  • Schalldruck 115dB/V lt. Homepage „Empfindlichkeit“
  • Übertragungsbereich 5 – 40.000 Hz
  • „max. Eingangsleistung“ 2000 mW lt. Homepage
  • Schallwandler: 53mm
Preis:
  • EUR 399,- (UVP)
Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • gute Isolation
  • pegelfest
Contra
  • unausgewogener Frequenzgang
  • Wiedergabeunterschiede links/rechts
  • eingeschränkter Tragekomfort
  • Kabel nicht austauschbar
  • hoher Preis
  • sperrig
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Audio Technica ATH-A900X Test
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