Apogee Quartet Test

Mit dem neuen Quartet setzt Apogee konsequent den neuesten Trend in Sachen Audiointerfaces fort: Schicke Table-Top bzw. Desktop-Interfaces, welche wichtige Bedien- und Übersichtselemente in direkter Reichweite unkompliziert zur Verfügung stellen. Das prominenteste Gestaltungselement ist hier dabei sicherlich der große Alu-Encoder, welcher vornehmlich zur Steuerung der Hauptausgangs-Lautstärke angedacht ist, selbstverständlich aber auch andere Gain-Steuerungen übernehmen kann. So spart man sich als „kompakter“ Projektstudio-Besitzer zumindest schon mal einen Monitorcontroller, aber auch Pegelvisualisierungen oder ähnliches.

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RME hat übrigens vor gar nicht allzu langer Zeit den Grundstein für diese Entwicklungen mit dem Babyface gelegt, was wir selbstverständlich auch schon auf bonedo.de getestet haben. Ähnlich verhält es sich mit dem ziemlich identisch ausgestattetem MOTU Track 16,  das wir erst vor kurzem getestet haben. Nur Apogee zeigte sich bisher etwas zurückhaltender, was diese Form von Audiointerfaces betrifft und hatte auch mit dem Duet 2 bisher auch nur die eher sehr puristische USB Lösung im Angebot. Die entsprechenden Links zu den Test findet ihr übrigens, wenn ihr auf die Namen klickt.

Details

Das Apogee Quartet ist ein 24-Bit/192 kHz USB-2.0 Audio-Interface für den Mac. Mit vier analogen Inputs, acht analogen Outputs sowie maximal acht digitalen Eingangskanälen gehört es zu den etwas umfangreicher ausgestatteten Interfaces, die gerade so noch in die Laptop-Tasche passen.

Die hübsche Alu Front des Apogee Quartet, wie es sich dem Nutzer präsentiert. Der Kopfhörerausgang befindet sich an der rechten Gehäuseaußenseite.
Die hübsche Alu Front des Apogee Quartet, wie es sich dem Nutzer präsentiert. Der Kopfhörerausgang befindet sich an der rechten Gehäuseaußenseite.

Das schräge Design beschreibt man am besten mit „Table-Top Bauweise“, da das Quartet am besten vor bzw. neben einem auf dem Arbeitstisch steht, wo es vom Anwender optimal von der schicken Alu-Bedienoberfläche mit den schwarzen „Touch-Tasten/Display“ aus  bedient werden kann. Das restliche Gehäuse ist indes aus Stahl. 
Die Anschlüsse befinden sich hingegen gut sortiert und sauber zugänglich auf der großzügig dimensionierten Rückseite. Nur der 6,35 mm Kopfhörerausgang nimmt eine sinnvolle Außenseiterrolle ein und wurde an der rechten Seite platziert.

Die gut gruppierten Anschlussmöglichkeiten des Apogee Quartet: rechts die Anschlüsse für Digitales, Netzteil und „Computer-Strippen“ - links hingegen die Buchsen für die „analoge“ Verkabelung.
Die gut gruppierten Anschlussmöglichkeiten des Apogee Quartet: rechts die Anschlüsse für Digitales, Netzteil und „Computer-Strippen“ – links hingegen die Buchsen für die „analoge“ Verkabelung.

Von hinten betrachtet erklärt sich auch der musikalisch anmutende Name: Quartet = Vier Gleiche = Vier Preamps mit XLR/TRS-Combo-Buchse. Die Preamps bieten dabei einen beachtlichen Gain von bis zu jeweils 75 dB Gain für Mikrofon-Signale und immer noch gewaltigen 65 dB Gain für Instrumenten-Signale. 
Die Input-Gains lassen sich von dem großen Alu-Encoder aus komfortabel am Gerät einstellen, wofür die berührungsempfindlichen „glatten“ Taster mit der Beschriftung von „1“ bis „4“ angedacht sind. Das linke der insgesamt zwei Farbdisplays unterstützt einen dabei auch visuell bei der Aussteuerung. In diesen Zusammenhang besonders interessant: Es gibt auch einen Touch-Tasten-Befehl „Clear Meters“, welcher die Peak-Detection der Inputs erneut startet. Sehr gut!

Die Combo-Buchsen des Apogee Quartet mit den Preamps.
Die Combo-Buchsen des Apogee Quartet mit den Preamps.

Über die kombinierten Anschlüsse können natürlich auch konventionelle Line-Signale aufgenommen werden – der Anschlusstyp bzw. das Gain/Impedanz-Setting wird dann  von der proprietären Steuer-Software Maestro 2 aus eingestellt. 
Ganz selbstverständlich bietet das Netzteil-gespeiste Apogee aber auch eine auf alle vier Inputs einzeln zuschaltbare 48V-Phantomspeisung, eine sogenannten Phasen-Invertierung und auch die Möglichkeit, Eingänge in bis zu zwei Gruppen zu organisieren, sowie natürlich auch den berühmt-berüchtigten „Soft-Limit“ Limiter, welcher kurzzeitige Übersteuerungen bzw. Clippings des A/D-Wandlers zu vermeiden versucht. All diese Features können in Maestro 2 aktiviert werden, was darüber hinaus aber auch noch umfangreichere Routing-Jobs übernehmen kann.

Die möglichen Inputs in der Maestro Steuersoftware.
Die möglichen Inputs in der Maestro Steuersoftware.

Zu den vier analogen Kanälen gesellen sich auch noch zwei digitale Lightpipe-Eingänge, wodurch bei einer Abtastrate von 44,1 kHz bis 96 kHz über ADAT bzw. S/MUX-2 bis zu acht weitere Kanäle digital aufgenommen werden können. 16-Kanäle-Input oder S/MUX-4 gibt es allerdings nicht, was konkret bedeutet, dass bei 192 kHz keine digitalen Inputs zur Verfügung stehen.
Ausgangsseitig geht es mit acht analogen Kanälen zur Sache: Davon entfallen sechs Kanäle auf die symmetrischen 6,35 mm TRS-Buchsen und die beiden anderen Kanäle auf den bereits erwähnten 6,35 mm Stereo-Kopfhörerausgang.

Das aufgeräumte Heck des Apogee Quartet mit den analogen Outs und den digitalen Verbindungen.
Das aufgeräumte Heck des Apogee Quartet mit den analogen Outs und den digitalen Verbindungen.
Da es keinen Lightpipe-Ausgang gibt, braucht man für die saubere Synchronisierung mit optionalen Wandlersystemen ein anderes Clock-Signal. Apogee versteht sich hierbei nur als „Master“, wonach es nur einen Wordclock-Ausgang – und keinen Wordclock-Eingang –  zu vermelden gibt. 
Neben den beiden optischen Eingängen befindet sich rückseitig auch der Micro-USB-Port, welcher dem eigentlichen Anschluss an einen Mac dient. Warum man sich nicht hier nicht für einen etwas größeren, konventionellen Steckertyp entschieden hat, leuchtet mir persönlich nicht ganz ein. Sei es drum. Die im Kontrast dazu „gewöhnlich scheinende“ USB-Buchse vom Typ A hingegen ist für den Anschluss von Core-Audio-kompatiblen MIDI-Gerätschaften gedacht, was gerade bei Laptop-Nutzung äußerst praktisch ist, da ein USB-Hub so unter Umständen obsolet wird. 

Der Netzteilanschluss nebst Schraubklemme rundet unseren Überblick ab. Das passende, internationale 110-240 Volt Netzteil liegt wie das etwas „außergewöhnliche“ USB-Kabel und ein gedrucktes, Englisch-einsprachiges„ QuickStart“ Heftchen ebenfalls bei. Ein vollständiges Handbuch vom Apogee Quartet sowie Treiber gibt es unter www.apogee.com/downloads auch ohne Registrierung zum freien Download. 

Apogee_Quartet_Preview_08_ShowAll

Praxis

Zuerst sollten wir das wichtigste klären: Wie klingt es denn nun, das neue Apogee? Hört doch lieber selbst! 

Audio Samples
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Apogee Quartet 01 Acoustic TLM 36d B Gain No Soft Limit Apogee Quartet 02 Acoustic TLM 36d B Gain With Soft Limit Apogee Quartet 03 Acoustic TLM 60d B Gain No Soft Limit Apogee Quartet 04 Acoustic TLM 60d B Gain With Soft Limit Apogee Quartet 05 Acoustic TLM 45d B Gain No Soft Limit CLIPPING Apogee Quartet 06 Acoustic TLM 45d B Gain With Soft Limit Apogee Quartet 07 Egg Shaker TLM 30d B Gain No Soft Limit Apogee Quartet 08 Bass DI 17d B Gain No Soft Limit Apogee Quartet 09 Bass DI 32 d B Gain No Soft Limit Apogee Quartet 10 Fender Princeton TLM 10d B Gain Apogee Quartet 11 Fender Princeton TLM 10d B Gain

Als Mikrofon kam bei den akustischen Aufnahmen ein Neumann TLM 103 zum Einsatz, dessen neutraler und ausgewogenen Klang deutlich zum Ausdruck kommt. Ursachen von Färbungen sind in der Raumakustik zu suchen. 
Die fein aufgelösten Mitten und die edle Brillanz des TLM 103 werden dennoch ausgezeichnet wiedergegeben. Die Dynamik und das Impulsverhalten ist hervorragend – man achte nur beispielsweise auf das leichten Knarren des Stuhls im Hintergrund oder den Attack-reichen Shaker. Die Offenheit der Apogee-Wandler hört man aber auch auf den DI-Signalen vom Fender Jazz-Bass oder aber bei der Amp-Abnahme heraus (Fender Stratocaster an Fender Princeton Amp via TLM103). 
Außerdem habe ich verschiedene Gain-Settings probiert und mit Soft-Limit herum-gespielt. Zur besseren Vergleichbarkeit habe ich die Files aber anschließend auch wieder mit maximal plus 4 dB normalisiert. Achtet deshalb in den Audiobeispielen besonders auf die Angabe der verwendeten Gain-Settings. Generell gesprochen klingt es in meinen Ohren ohne Soft-Limit oftmals besser.

Die Routing-Matrix des Apogee Quartet.
Die Routing-Matrix des Apogee Quartet.

Konfigurationsmöglichkeiten gibt es aufgrund der sechs symmetrischen Line-Outs natürlich auch allerhand. Gut, dass Apogee bereits an die wichtigsten SetUp-Varianten gedacht hat und darauf angepasste Verhaltensmuster für verschiedene Speaker-Setups wie Stereo, 2-Paar, 3-Paar und 5.1 parat hält. 
Weiterhin können die „A-B-C“-Taster praktischerweise für Mute, Dim oder Clear Meters genutzt werden, sowie für die naheliegende Aufgabe der Speaker-Auswahl. Verändert man ein Ausgangs-Level oder den Gain am Gerät, wechselt die rechte bzw. linke Hälfte des Display von der Gesamt-Ansicht – zu Gunsten einer großzügigeren Darstellung – automatisch auf die Ein-Kanal-Ansicht mit. Hier kann man wiederum erkennen, ob Soft-Limit, 48V, Grouping oder Phase-Reverse aktiv sind. Welche Eingangsart vorliegt, erkennt man richtigerweise schon in der Gesamt-Ansicht. 
Das Gleiche gilt natürlich auch für die beiden Taster unter dem Ausgangs-Level-Display. Drückt man auf einen der beiden Taster, wechselt die Funktion des Encoders zu Speaker-Volume bzw. Kopfhörer-Ausgang, was sich in der Praxis als äußerst komfortabel erweist. Auf den Encoder-Push-Befehl können Skeptiker für den Notfall auch den Befehl „Globales Mute“ legen.
Die Balance aus Optionen am Gerät und Parametern in Maestro 2 ist demnach stimmig getroffen. Den vorliegenden Workflow-Ansatz behält man auch bei einer nicht alltäglichen Beschäftigung mit der Materie locker im Kopf. Die Routing-Möglichkeiten bedürfen allerdings eines etwas tieferen Verständnisses, sind allerdings dennoch überwiegend sehr pragmatisch ausgelegt. Mit den beiden internen „no-latency“ Sub-Mix-Kanälen gibt es also genügend Spielraum!

Fotostrecke: 4 Bilder Die Device Settings in Maestro 2 von Apogee Quartet mit den Belegungsmöglichkeiten der Taster.

Allerdings gibt es  – im Vergleich zu RME und MOTU – keine DSP-Effekte oder ähnliches zu verzeichnen. Bei der hier vorliegenden, sehr guten Audio-Performance unter Core-Audio braucht man sich mit dieser Problematik allerdings auch nicht unbedingt zu beschäftigen, weil man den Monitor-Mix bei Bedarf auch gern mal in der DAW zaubern kann, da die Latenzwerte hierfür wirklich für sich sprechen: 32 Samples bis 96 kHz bis 60% CPU Load knack-frei und bei 192 kHz ab 128 Samples. Firewire kann somit als ein Relikt der Zeit angesehen werden. 

Die Mac-Integration ist darüber hinaus auch an sich als insgesamt sehr vorbildlich zu bezeichnen. So kann man zum Beispiel einstellen, dass Quartet für System-Sounds genutzt wird und man die Lautstärke des Kopfhörer-Ausgangs oder aber des Main-Speaker-Ausgangs mit Systembefehlen unkompliziert steuern kann. Davon können Windows-Nutzer bisher nur träumen…

Fazit

Mit dem Quartet rundet Apogee sein Angebot an hochwertigen und gut ausgestatteten USB 2.0 Audio-Interfaces für den Apple Mac nach oben hin ab. Ganz traditionsbewusst setzt man auf Klasse statt auf Masse und überzeugt hier mit einem besonders funktionalen und ausgezeichnet klingendem Gesamtpaket aus Audiointerface, Preamp und Monitorcontroller, das auch ambitionierten Projektstudio-Besitzern mehr als genügend Optionen und Anschlüsse bereitstellt – wenn man über das nötige „Kleingeld“ verfügt. Echte Kritikpunkte konnte ich nicht finden, deswegen gibt es die volle Punktzahl!

PRO:
  • Hervorragender Wandler-Klang
  • Ergonomisches Minimal-Design
  • Vier hochwertige Vorverstärker
  • integrierter Monitorcontroller
  • umfangreiche Routing-Optionen
  • Soft-Limit
  • Perfekte Mac-Integration
CONTRA:
  • nur für Mac
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FEATUERS:
  • 24-Bit/192 kHz USB-2.0 Audio-Interface
  • 4 symmetrische analoge Eingänge mit Mic/Instrument XLR/Klinke Combo-Anschluss
  • 6 symmetrische analoge Ausgänge Klinke
  • Stereo-Kopfhörer-Ausgang
  • Dualer ADAT-Eingang für S/MUX-2
  • Micro-USB-Anschluss
  • MIDI-Out USB-Hub Anschluss
  • Word Clock Out
  • einzeln zuschaltbare Phantomspeisung 48V
  • Soft Limit, Phase Invert
  • OLED Dispaly mit 6 Touchpads für Ein- und Ausgänge
  • 3 zuweisbare Touchpads
PREIS:
  • EUR 1541,05 (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Hervorragender Wandler-Klang
  • Ergonomisches Minimal-Design
  • Vier hochwertige Vorverstärker
  • integrierter Monitorcontroller
  • umfangreiche Routing-Optionen
  • Soft-Limit
  • Perfekte Mac-Integration
Contra
  • nur für Mac
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