American Audio Flex 100 MP3 Test

PRAXIS

Die Arbeit mit dem Flex 100 MP3 gestaltet sich erstaunlich stringent und logisch: Das liegt zum einen am übersichtlichen, praxisgerechten Funktionsumfang, zum anderen an dem umfassenden visuellen Feedback, das der Player in Form der durchgängig hintergrundbeleuchteten Taster und des zwar recht kleinen, nichtsdestoweniger aber deutlich ablesbaren Displays gibt. Einen Extrapunkt gibt es für das Schaltverhalten der Microswitches: Durch ihren satten, taktil eindeutigen Klickpunkt gehen sämtliche Bedienvorgänge sehr sicher von der Hand. Der gute Grip macht letztlich auch die Fussel-Affinität des verwendeten Gummis teilweise wieder wett. Unverzeihlich ist hingegen die Tatsache, dass sich beim Versuch der Fusselplage mittels eines feuchten Tuchs (ohne Reinigungsmittel) Herr zu werden, die Beschriftung des Play/Pause-Taster löste. Allein der günstige Preis rettet den Flex 100 MP3 hier vor der Disqualifikation. Letztlich zeigt sich hier aber auch sehr deutlich der Pferdefuß der günstigen China-Fertigung: Eine wirkliche Testphase, bei der erfahrene DJs und Techniker ein Gerät über Wochen auf Herz und Nieren prüfen, lässt sich für den aufgerufenen Preis nicht mehr finanzieren und folglich bleiben solche Materialfehler dann – bis zum Endkunden- unentdeckt.

Schon der Einsatz eines weichen, feuchten Tuchs ohne Reinigungsmittel führt zu sichtbarem Abrieb der Beschriftung

Das Layout mit seinen oberhalb des Jogwheels angesiedelten Bedienelementen ist sicher gewöhnungsbedürftig: Irgendwie sucht man die Cue/Play-Taster und den Pitch-Fader anfänglich intuitiv links und rechts neben dem Jogwheel. Nach kurzer Eingewöhnung kommt man aber mit dieser etwas unkonventionellen Anordnung gut zurecht. Tatsächlich begünstigt das daraus resultierende Platzangebot rund um das Jogwheel eine gewisse „Betriebssicherheit“, denn versehentliches Verstellen des Pitch oder – schlimmer noch – Drücken des Play/Pause-Tasters bei laufender Wiedergabe durch achtloses Aufstützen an den Seiten des Players sind in dieser Konstellation unmöglich. Nur Positives kann ich – besonders in Anbetracht der Preis-Klasse – vom Jogwheel berichten: Sowohl das Frame-genaue Ansteuern von Cue-Punkten als auch kleine Scratch-Einlagen lassen sich mit ihm bestens bewerkstelligen. Hat man sich so an Startmarken herangescrubbt und die Punkte im Speicher des Flex 100 MP3 verewigt, erstaunt die Geschwindigkeit, mit der sich zwischen den vier Hot-Cues hin- und herschalten lässt: Ohne Verzögerung springt man hier (auch zwischen verschiedenen Tracks auf einer CD) von Cue-Punkt zu Cue-Punkt. Gefehlt hat mir hier lediglich eine Beschriftung, die dem Anwender verrät, dass er den Memory-Taster drei Sekunden lang drücken muss, um eine permanente Speicherung der Hot-Cues pro CD zu veranlassen. Gut gefallen hat mir der unkompliziert zu bedienende Looper, dem offenbar so viel Speicher und eine entsprechend schnelle Laser-Positionierung zur Verfügung steht, dass sich ewig lange Schleifen bauen lassen (im Test waren auch mehr als 64 Takte kein Problem). Der Pitch arbeitet ohne Tonhöhenkorrektur bis in den Wertebereich von ungefähr +/-12% weitgehend unhörbar. Danach treten (auch bei weitaus teureren Geräten) die unvermeidlichen Interpolations-Artefakte auf, denn irgendwo muss der Algorithmus das Audiomaterial ja stauchen, beziehungsweise strecken. Schaltet man den Pitch-Lock allerdings ein, kommt es (interessanterweise nur) bei beschleunigter Wiedergabe schon ab wenigen Prozent zu hörbaren Zipper-Geräuschen. Zwar dürfte das sicherlich mit einem Update zu beheben sein, wozu die Möglichkeit gegeben ist, denn die Firmware des Flex 100 MP3 ist Update-fähig – da es zum jetzigen Zeitpunkt aber so ist, wie es ist, und das Pitchen mit aktiviertem Key-Lock nun zu den Kernfunktionen eines DJ-CD-Players gehört, kostet es die Maschine einen halben Stern.
Die Effektsektion liefert zwar grundsätzlich das was sie soll – die Darstellung von Parametern in Form abstrakter X/Y-Werte ist jedoch kaum dazu angetan, hier eine exakte Steuerung zu ermöglichen: Dabei hätte sich die Dot-Matrix-Zeile im Display förmlich angeboten, um in ihr die Namen der entsprechenden Parameter in Klarschrift anzuzeigen – ein weiteres Indiz, dass es sich bei dem Gerät um ein „Reißbrett-Produkt“ handelt, mit dessen Konzeption wohl vornehmlich Techniker, nicht aber DJs betraut waren.
Das CD-Laufwerk selbst überrascht durch die Abwesenheit jeglicher Betriebsgeräusche. Egal,  welche wilden Pitch- und Hot-Cue-Orgien man abfeuert: Die Mechanik dreht den Silberling mucksmäuschenstill vor sich hin. Dabei verfällt das Laufwerk nach einer Viertelstunde ohne erkennbare Aktivität des Benutzers in einen Laser- und Motor-schonenden Sleep-Modus, aus dem es augenblicklich wieder erwacht, wenn man ein Bedienelement drückt.

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