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Ahead Bell Brass Snare 14“x6“ Test

Diese Snare im bonedo Test der Firma Ahead ist ein echter Brocken. Ein Glockenbronze-Brocken. Mit Glockenbronze ist eigentlich die sogenannte Guss-Zinnbronze-Legierung gemeint. Eine Variante dieser Legierung findet sich eben in großen Kirchenglocken, aber auch in Kanonen. Das dürfte einen harten Kampf unter den Namenserfindern zur Folge gehabt haben, nennen wir Bronze-Snares jetzt Glockenbronze- oder Kanonenbronze-Snares? Die „Doiiiing“-Fraktion hat sich offensichtlich gegen die „BUMMM!“-Fraktion durchgesetzt, und das hat absolut seine Berechtigung, wie dieser Test zeigt. Sustain ist das Stichwort!

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Das wichtigste vorweg: Diese Snare lässt sich von einem erwachsenen Mann in einem stabilen Mannesalter problemlos heben. Ich schränke das ein, weil mir der legendäre Steve Maxwell in New York von einer Snare aus Charlie Watts Sammlung erzählte, die dieser nicht heben und deshalb auch nicht spielen könne. Bei dieser Snare handelte es sich um die Eiserne von Masshoff. Nachdem ich also ein leicht schwankendes Gebilde aus Snare und doppelstrebigem Ständer zwischen meinen Füßen platziert habe, kann ich mit dem Test beginnen. 

Details

Ein Trick mit nur einer Stufe

Abgesehen vom ihrem fast biblischen Gewicht von satten sieben Kilogramm hat die Ahead Bell Brass Snare noch eine weitere Gemeinsamkeit mit der Big Chief von Masshoff: Der Hersteller hat ein paar der womöglich feinsten Bauteile des modernen Trommelbaus verwendet. Darunter fällt die Single Step Trick-Abhebung, die auf der Homepage von Trick für immerhin 74,99 Dollar angeboten wird. Für das Geld bekommt man schon die eine oder andere komplette Billig-Snare, nur um mal eine Verhältnismäßigkeit herauszustellen. Die Herren von Ahead hätten auch direkt die lediglich fünf Dollar teurere Multi Step Abhebung ordern können, den Aufpreis hätte man auch noch irgendwie in den sowieso schon atemberaubenden Gesamtpreis der Snare hineinpferchen können, ohne dass es jemand merkt. Multi Step bedeutet, dass der Hebel nicht nur ein- und ausschaltbar ist, sondern der Teppich locker, halb fest und ganz fest positioniert werden kann. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Abhebungen von Trick gehören zu den hochwertigsten, die der Markt zu bieten hat.

Rims für glückliche Sticks

Als weiteres, besonderes Feature wurden sowohl auf der Unterseite als auch auf der Schlagseite S-Hoops verbaut. Diese sind am Ende nicht nach außen – wie die dreifach geflanschten Hoops, die sonst sehr häufig auf Snares montiert sind – , sondern in Richtung Kesselmitte gebogen. Dabei entsteht ein kleiner Hohlraum zwischen Fell und Rim. Trotz der großen Ähnlichkeit steht „S“ nicht für die Form des Hoops, sondern für das englische Wörtchen „Safe“, das sich am besten mit ‚sicher’ oder ‚ungefährlich’ übersetzen lässt. Der Name verrät also schon eine Menge über den Nutzen dieser sonderbaren Bauteile. 

Ein Teppich mit Stolperfalle

Der Nutzen des lockigsten aller Bauteile erschließt sich einem natürlich sofort – der Snare-Teppich von der Firma Fat Cat ist für das große Rauschen zuständig. Die mittleren zwölf Spiralen sind – das ist der Unterschied zu normal sterblichen Teppichen – von den anderen abgesetzt und separat nachjustierbar. Eine kleine Schraubzwinge ragt zu diesem Zweck im rechten Winkel vom Teppich ab. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die mittleren zwölf Spiralen lassen sich gesondert justieren.

Kessel und Böckchen

Sehr hochwertig ist natürlich das Material des Kessels. Glockenbronze ist ein feiner Baustoff, der in einer ähnlichen Legierung für die Herstellung von Becken verwendet wird. Mit drei Millimetern ist das nahtlose und fein gezogene Metall gerade stark genug, um eine kleine, 45 Grad steile Gratung aufzuweisen, die allerdings hauptsächlich aus einer runden Fellauflage besteht. Etwas unspektakulärer, aber dennoch absolut hochwertig sind die zehn Böckchen in Tube Lug-Ausführung, die sowohl die oberen als auch die unteren Spannschrauben halten. Auch die Plastik-Unterlegscheiben an Böckchen und Schrauben sind nichts, was nicht dem Standard guter Mittelklasse-Snares entspräche. 

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Praxis

Ein starker Partner für Ton und Tuning

Der Ton der Trommel lässt sich sehr exakt durch genaues Tuning steuern, gepaart mit dem etwas längeren Sustain des Kessels ist dennoch eine gewisse Fingerfertigkeit vonnöten, um ein optimales Klangergebnis zu erzielen. Die ohnehin schon besonders steife Zinnbronze ist in diesem Fall durch eine Kesseldicke von drei Millimetern – zum Vergleich: ein durchschnittlicher Messingkessel ist einen Millimeter dick – noch kompakter und entlässt einen Ton nicht so schnell aus ihren Fittichen, ist sie erst in Wallung gekommen. Dem positiv entgegen wirkt der S-Hoop, der dünn und flexibel genüg ist, um die Kesselvibration optimal zu absorbieren. So ist der Attack mit einem Timbre ausgestattet, das fast an den physischen Grenzen des Snare-Kosmos kratzt, der Ausklang wird aber sanft durch die Hoops abgefedert. Der Rimshot klingt dadurch fokussiert und knackig. 

Das war ihr letzter Moment ohne Fingerabdrücke!
Das war ihr letzter Moment ohne Fingerabdrücke!

S-Hoops entschärfen

Die natürlichen physikalischen Folgen, die ein schwerer, steifer Kessel normalerweise mit sich bringt, sind durch den SafeHoop ideal ausgebremst. Besonders schön ist das Ergebnis auf Aufnahmen mit dieser Snare. Noch schöner ist es, wenn diese Aufnahmen im Rahmen kontemporärer Pop- oder Rockmusik stattfinden, dann fühlt sich die Trommel hörbar wohl. Genauso gut aufgehoben wäre sie mit ihrer feinen und sogar justierbaren Teppichansprache in einem Orchestergraben, der Bolero würde ihr gut stehen. 

Fein justierbare Snare-Wires – nicht flach hinlegen!

In einem solchen Kontext käme das Wire-System zum Zuge, mit dem sich der Teppich optimal auf die Fellspannung einstellen lässt. Besonders in der Mitte der Trommel kann ein zu hart gespannter Teppich die Schwingung des Resonanzfells unterdrücken und einen Choke herbeiführen. Dann kann man die inneren Spiralen lösen und dem Attack wieder den nötigen Raum geben, ohne allerdings das stramme Rascheln aufzuweichen. Auf jede Teppichproblematik – ein singender Teppich oder Nachrascheln sind solche – kann also sehr exakt und gut eingegangen werden. Nur sollte man niemals die Snare flach auf den Boden legen, da dann die kleine Metallnase der Schraubzwinge der mittleren Wires in das dünne Resonanzfell drückt und mit Sicherheit über kurz oder lang seine Spuren hinterlässt. Wer mit dieser Trommel live spielen will, ist definitiv auf ein gepolstertes Hartschalen-Case angewiesen und muss sicher immer daran erinnern, dass er sie Schlagseite zu legen hat. Und hier kommen die Soundfiles:

Mittlere Stimmung

Audio Samples
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Mittlere Stimmung – Groove ungedämpft Mittlere Stimmung – Groove gedämpft Mittlere Stimmung – Odd Tuning ungedämpft Mittlere Stimmung – Odd Tuning Straight Groove Mittlere Stimmung – Odd Tuning gedämpft

Hohe Stimmung

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Hohe Stimmung – Solo Hohe Stimmung – Slow Groove Hohe Stimmung – Funky Beat Hohe Stimmung – Reso höher – Funky Beat No.1 Hohe Stimmung – Reso höher – Funky Beat No.2 Hohe Stimmung – Reso höher – Funky Beat No.3

Tiefe Stimmung

Audio Samples
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Tiefe Stimmung – Straight Groove
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Fazit

Diese Snare ist schwer und macht sich mit der Selbstverständlichkeit von schweren Dingen auch im Soundspektrum breit. Wer sich in seiner Band durchsetzen will, der braucht keinen Tennisarm mehr zu fürchten, der Backbeat sticht so deutlich aus jedem musikalischen Kontext heraus wie ein Leuchtturm. Das soll aber nicht bedeuten, dass die Ahead Bell Brass nur das grobe Handwerk versteht, vorsichtige Stockschläge am Fellrand klingen herausragend präsent und klar – ein deutlicher Beweis für die hohe Wertigkeit des Instruments. Schade ist lediglich, dass Ahead seinem Flaggschiff keinen dreifach einstellbaren Trick-Strainer verpasst hat und schade, dass man doch einen ganzen Batzen Geld auf den Tisch legen muss, um es zu erstehen – der abstehende Zahn des Teppichs ist meiner Ansicht nach verschmerzbar, wer sich zu sehr darüber aufregt, der kann einen anderen Teppich kaufen. Wer aber dennoch sein Portemonnaie über der Kasse seines Händlers ausleert, geht mit einem Instrument nach Hause, mit dem sich so gut wie alle lauten Musikrichtungen auf höchstem Niveau spielen lassen und das mit einer riesigen dynamischen Bandbreite bei entsprechender technischer Versiertheit ihres Herren auch mit leisen Tönen zu glänzen weiß.

Tipp: Schaut euch unseren Snare Drum Ratgeber an. Dort gibt es viele interessante Facts zum Thema zu entdecken. http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/snare-drum-ratgeber.html

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Top Verarbeitung
  • äußerst feine Ansprache des Snareteppichs
  • großer Dynamikumfang
  • kann sehr laut werden
Contra
  • nicht gerade günstig
Artikelbild
Ahead Bell Brass Snare 14“x6“ Test
Für 499,00€ bei
Laut, schwer, sensibel und schön, aber auch schön teuer - die Ahead-Bell Brass Snare.
Laut, schwer, sensibel und schön, aber auch schön teuer – die Ahead-Bell Brass Snare.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ahead
  • Model: Bright Polished Bell Brass AS614PBB
  • Größe: 6“ x 14“
  • Anzahl Lugs: 10
  • Material: Glockenbronze mit 3 mm Wandstärke
  • Strainer: Trick Single Step Throw Off Chrome – GS007
  • Spannreifen: S-Hoop
  • Teppich: Fat Cat Wires FCS14 – adjustable Pitch
  • Gewicht: 7 kg
  • Preis: (UVP) EUR 895,00
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