Aguilar Tonehammer 700 Test

Praxis

Die beiden Lüfter im Aguilar Tonehammer 700 arbeiten temperaturabhängig und setzen sich erst in Bewegung, wenn der Amp nach ca. fünf bis zehn Minuten seine Betriebstemperatur erreicht hat. Bereits in der ersten Stufe sind die beiden Ventilatoren, die Aguilar übrigens als “whisper fans” bezeichnet, leider ziemlich laut, sodass sich geräuschempfindliche Tieftöner beim Üben in den eigenen vier Wänden durchaus davon gestört fühlen könnten. Wer weiß, vielleicht geht das hochfrequente Geräusch im Umgebungslärm der pulsierenden US-Metropole ja unter, in meinem Wohnzimmer im beschaulichen Köln empfinde ich die “whisper fans” allerdings als lange nicht so leise, wie ihr Name mutmaßen lässt. Allerdings ist meine Toleranzschwelle bei diesem Thema zugegebenermaßen aber auch sehr niedrig!
Aber wie auch immer: Wer seinen Amp nicht nur bei Gigs, sondern auch zum nebengeräuschfreien Üben oder vielleicht auch vermehrt im Studio einsetzen will, sollte vor dem Kauf also besser einen Probelauf in den eigenen vier Wänden in Betracht ziehen. Bei Gigs oder Proben mit Bands stört das Lüftergeräusch hingegen natürlich gar nicht mehr, und hier glänzt das jüngste Mitglied der Tonehammer-Familie dann auch mit vielen tollen Sounds und satten Leistungsreserven!

Fotostrecke: 2 Bilder Die Leistungsreserven des Aguilar-Tops sind beachtlich – da kann es im Inneren schon mal warm werden, was unweigerlich …

Im ersten Audiobeispiel hört ihr den neuen Tonehammer 700 im cleanen Betrieb ohne Klanganpassungen, alle EQ-Regler stehen also in Mittelstellung:

Audio Samples
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Flatstellung aller EQ-Regler

Wer die älteren Tonehammer-Modelle mochte, wird auch vom 700-Watt-Modell begeistert sein, denn es liefert prinzipiell den gleichen Sound. Das Fundament klingt voll und rund, die Mitten werden relativ ebenmäßig abgebildet, mit einer dezenten Betonung im tieferen Bereich. In den Höhen verfügt der Amp über die Aguilar-typische Seidigkeit – ein toller Wohlfühlsound, der trotz einer leichten Färbung nichts an Transparenz oder Detailgenauigkeit vermissen lässt: typisch Aguilar eben!

Wer die älteren Tonehammer-Tops mochte, dem wird ohne Frage auch ihr großer Bruder gut gefallen!
Wer die älteren Tonehammer-Tops mochte, dem wird ohne Frage auch ihr großer Bruder gut gefallen!

Der Tonehammer-Preamp kommt mit einem flexiblen Equalizer, der leicht zu bedienen ist und wirklich hervorragend klingt. Die Bässe dröhnen nicht, obwohl die Frequenz mit 40 Hz vergleichsweise tief in das Spektrum eingreift, und im oberen Bereich behält der Amp auch bei starken Höhenanhebungen seinen seidigen Glanz und klingt zu keiner Zeit harsch. Viel Flexibilität bringt außerdem das durchstimmbare Mittenband – der passende Bereich für mehr Fülle oder Durchsetzungskraft findet sich im Handumdrehen, und auch störende Frequenzanteile lassen sich mit dem Mitten-EQ gezielt eliminieren.
Für den Slapsound im nachfolgenden Clip habe ich sowohl die Bässe als auch die Höhen stark angehoben und gleichzeitig die Mitten bei etwa 800 Hz etwas abgesenkt – das Ergebnis kann sich hören lassen, wie ich finde:

Audio Samples
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Slapping, Bass-Boost, Treble-Boost, HiMid-Cut

Trotz seiner modernen Grundausrichtung kann der Tonehammer natürlich auch vintagemäßiger und milder eingestellt werden. Für den Sound im nächsten Beispiel habe ich die Tiefmitten leicht geboostet und den oberen Bereich mit dem Höhenregler ordentlich zurückgeregelt:

Audio Samples
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LoMid-Boost, Treble-Cut

Wer die Aguilar Tonehammer-Serie kennt, wird wissen, dass mit den kompakten Class-D-Amps durchaus auch verzerrte Sounds möglich sind. Das entscheidende Feature ist hier der Drive-Regler, der eine stufenlose Beimischung des verzerrten Signals ermöglicht. Die Endlautstärke des Amps wird dabei kaum beeinflusst, was für den Einsatz der Drive-Schaltung in der Praxis sehr vorteilhaft ist – wir alle wissen ja, wie sehr das ständige Nachregeln nerven kann! Auf den Sound wirkt der Drive-Regler aber erfreulicherweise sehr deutlich und die Overdrive-Sounds klingen wirklich klasse. Mich überzeugen dabei vor allem die dezenteren, leicht angezerrten Sounds, weil der Tonehammer dann am deutlichsten an einen Röhren-Amp erinnert.

Sowohl die cleanen, als auch die verzerrten Sounds des Aguilar Tonehammer 700 können sich wirklich hören lassen!
Sowohl die cleanen, als auch die verzerrten Sounds des Aguilar Tonehammer 700 können sich wirklich hören lassen!

In den letzten Audiobeispielen hört ihr das Drive-Feature mit verschiedenen EQ-Einstellungen – zuerst dezent eingesetzt mit einem Scoop-Sound und danach etwas heftiger und aggressiver mit einem kräftigen Mitten-Boost:

Audio Samples
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Drive: 1h, Bass-Boost, Mid-Cut, Treble-Boost Drive: 4h, Mid-Boost

Lautstärkenmäßig muss man sich mit dem Aguilar Tonehammer 700 keinerlei Sorgen machen, denn er verfügt dank seiner kräftigen Endstufe über satte Leistungsreserven und kann problemlos für Gigs auf großen Bühnen eingesetzt werden. Das verwendete Modul von ICEPower performt außerordentlich stabil und findet sich nicht ohne Grund auch in den Class-D-Amps vieler anderer Top-Hersteller. Die Endstufe liefert ihre volle Leistung außerdem nicht nur an 4 Ohm, sondern auch an 2,67 Ohm, sodass beispielsweise ein Betrieb mit drei achtohmigen Boxen oder einer achtohmigen und einer vierohmigen Box möglich ist – auch hier ist beim neuen Tonehammer 700 also für viel Flexibilität gesorgt!

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