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AER COMPACT 60 II Test

Äußerlichkeiten
Mit seinen Abmessungen 330 mm (B) x 270 mm (H) x 235 mm (T) ist der Compact 60 II ein sehr kleiner Bühnenverstärker. Nicht zuletzt aufgrund seiner Dimensionen wurde der Winzling von der Szene zunächst gar nicht wahrgenommen, ja sogar belächelt. Denn der optische Eindruck führt unweigerlich zu der Frage, ob dieser Zwerg überhaupt Druck entwickeln kann. Die Beantwortung stellen wir noch einen Augenblick zurück und kümmern uns zunächst um die Ausstattungs-Details.

Fotostrecke: 3 Bilder

Das robuste, rechteckige Holzgehäuse des Combos ist mit schwarzem Strukturlack gefinisht, Regler und Anschlussbuchsen befinden sich auf der Oberseite des Chassis. Die Rückseite bietet zusätzliche Klinken-Eingänge – dazu aber später mehr. Der 8“-Speaker ist in der Front montiert und wird durch ein Lochblech und aufgeklebten, schwarzen Schaumstoff ausreichend gut geschützt. Der Amp ruht stabil auf vier Gummifüßen. Alternativ lässt sich der Compact 60 II aber mithilfe eines, auf der Gehäuse-Unterseite eingelassenen Gewindes, auch auf einem Standard-Mikrofonständer  montieren. Stoßecken gehören nicht zur Ausstattung, stattdessen wird eine gepolsterte Hülle mitgeliefert, die ihn beim Transport schützen soll. Zusätzlich kann auch eine Tasche mit Schulterriemen erworben werden. Der Combo ist zwar sehr leicht (7,6 kg), macht aber grundsätzlich einen stabilen Eindruck. Mit dem auf der Oberseite integrierten Schalengriff lässt er sich gut transportieren.

Das Panel
Die Bedienelemente des Amps befinden sich auf der Oberseite. Dort möchte der Akustikgitarrist sie nicht unbedingt haben: Wenn der Combo in Ohrhöhe auf einem Ständer montiert ist, wird spontanes Nachpegeln und -regeln während der Performance zum Problem, will man nicht seinen Sitz verlassen. Zur Entschuldigung muss man allerdings sagen, dass das Gesamtkonzept des Compact anders nicht realisierbar gewesen wäre, da sich sein Volumen bei einer Frontmontage unnötig vergrößert hätte.

Die Anordnung der Regler und Schalter ist übersichtlich und logisch. Der Compact 60 II besitzt – wie schon erwähnt – zwei getrennt regelbare Kanäle. Der erste Kanal kommt mit einer 6,3-mm-Klinkenbuchse zum Anschluss akustischer Instrumente wie Gitarren, Mandolinen, Violinen und mehr, wobei natürlich das Vorhandensein eines entsprechenden Pick-Up-Systems vorausgesetzt wird. Die Feinabstimmung dieses Kanals kann mit einem 3-Band-EQ vorgenommen werden. Neben dem Klinkeneingang finden wir einen Taster zur Anpassung der Eingangsempfindlichkeit. Die Line-Eingangsstufe kann je nach Beschaffenheit des Eingangs-Signals auf „High“ oder „Low“ umgeschaltet werden. Eine Übersteuerungs-LED für den ersten Kanal sorgt für die entsprechende optische Kontrolle. Es folgt ein schwarzer runder Potiknopf („Gain“) zur Justierung des Eingangspegels.

„Colour“ ist ein Schalter, der das konturierende Mitten-Filter (‘mid-cut-treble-boost’-Filter) ein- oder ausschaltet. Er entspricht in seiner Funktion der Loudness-Taste einer Hi-Fi-Anlage, die Mitten absenkt und Höhen und Bässe verstärkt. Der Colour-Schalter kann aktiviert werden, wenn filigrane Pickings rübergebracht werden müssen. Es folgen drei Potis, die den 3-Band-EQ in den üblichen Bereichen Bass, Mitten und Höhen regeln.

Weiter geht es mit dem zweiten Kanal.
Dieser ist mit einer Kombi-Buchse ausgestattet – bietet also einen Klinkeneingang zur Verstärkung eines zweiten Instrumentes (Line-Setting) oder eines dynamischen Mikrofons, und einen XLR-Eingang mit 24 Volt Phantomspeisung zum Anschluss von Kondensatormikrofonen (Mic-Setting). Mit einem Knopfdruck auf den „Line/Mic“-Umschalter lässt sich die Funktion des zweiten Kanals definieren. Mikro oder zweites Instrument, das ist hier die Frage. Das Line-Setting sollte aktiviert werden, wenn Instrumente mit aktiven Vorverstärkern und magnetischen Tonabnehmern zum Einsatz kommen, also Akustikgitarren mit Preamps oder E-Gitarren. In diesem Setting kann aber optional auch der Klinkeneingang verwendet werden. Im Mic-Setting steht entweder die XLR-Buchse oder der Klinken-Eingang für Mikrofone zur Verfügung. Toll, dass auch Kondensator-Mikrofone angeschlossen werden können und mit Spannung versorgt werden – hier ist jedoch vorher zu beachten, ob das Mikrofon mit der 24 Volt Phantomspannung auskommt. Einen Schalter zur Aktivierung der Phantomspeisung sucht man vergeblich, sie ist ständig aktiv. Aber keine Angst, dynamische Mikrofone werden dadurch nicht beschädigt. Warum AER dem Mikrofoneingang keine 48 Volt Phantomspeisung spendiert hat, bleibt wohl ein Geheimnis – viele professionelle Kondensator-Mikros benötigen schließlich mehr als 24 Volt Speisespanung. Dies sehe ich schon als Manko an und sollte vom Hersteller noch mal überdacht werden. Der Anschluss des Mikros (ohne Phantomspeisung) ist wahlweise mit einem Klinken- oder XLR-Stecker möglich. Die Kombibuchse macht´s möglich. Rechts neben der Multifunktionsbuchse folgt die obligatorische Übersteuerungs-LED und der Potiknopf für den Gain. Detaillierte Klanganpassungen werden mit der Klangregelung vorgenommen. Ob zwei Bänder für ein differenziertes Soundbild reichen, werden wir noch sehen.
 
Es folgt die Effektsektion. Diese bietet ein integriertes, digitales Effektgerät mit vier Presets (1. Warm Reverb, 2. Bright Reverb, 3. Chorus + Reverb, 4. Flanger), die sich mit einem Select-Schalter auswählen lassen. Der jeweils aktuelle Betriebszustand wird von vier gelb leuchtenden LEDs angezeigt. Die unterschiedlichen Effektanteile lassen sich mit dem Effekt Pan-Regler stufenlos den beiden Kanälen zumischen. Also: Gitarre mit Reverb auf Kanal 1 und Stimme ohne Effekt auf Kanal 2 oder umgekehrt. Beides geht natürlich auch. Dann muss der Pan auf 12 Uhr gestellt werden. Der Return-Regler bestimmt die Intensität des Effekts. Sämtliche Effekte kommen nicht aufdringlich rüber – auch nicht bei hoher Intensität. Dies darf schon mal vorweggenommen werden. Eine einfache Lösung, die aber ins Konzept passt. Man müsste sich ohnehin mit dem Ergebnis arrangieren, denn die Parameter der Presets können nicht verändert werden. Wer damit nicht zufrieden ist, muss eben schleppen! Immerhin kann auch ein zusätzliches externes Effektgerät angeschlossen werden. Dieses wird dann über die Send- und Return-Buchse an der Rückseite des Amps eingeschleift (s.u).  Fehlen noch der Master-Regler zur Kontrolle der Gesamtlautstärke der beiden Kanäle und die grüne LED zur Anzeige des Betriebszustandes (Power On/Off).

Zusätzliche Features:
Auf der Rückseite des Combos warten weitere nützliche Features:

– Tuner
An diesem Output kann ein Stimmgerät vor dem Master eingeschleift werden.

– Line Out
Der Ausgang lässt sich für Aufnahmen im Studio nutzen. Das Summensignal wird nach der Klangreglung und dem Master abgegriffen. Die Effekte werden mit übertragen.

– DI Out

Mit dem DI-Ausgang hat man die Möglichkeit, den Sound des Compact 60 II direkt über die PA zu schicken. Die XLR-Buchse liefert ein nach der Klangreglung (Post EQ) abgegriffenes Signal – also ohne Effektsektion, das der Mischer im Saal richten muss.

– Serieller Einschleifweg

Die zwei Klinkenbuchsen für Send und Return des seriellen Effektwegs machen den Amp vielseitiger und ermöglichen das Einschleifen externer Effektgeräte. Da kein Raum für zusätzliche Regler zur Verfügung steht, müssen die Intensität und das Mischverhältnis eingespeister Effekte direkt am Gerät angepasst werden – was ja grundsätzlich kein Problem darstellt.

– Footswitch

An die Footswitch-Buchse des Combos kann mithilfe eines Stereokabels ein Standard-Doppelfußschalter angeschlossen werden. Mit diesem Schalter, der nicht im Lieferumfang enthalten ist, können dann interne und externe Effekte ein/ausgeschaltet werden.

– Kopfhörerausgang

Abgerundet wird das Angebot durch einen Kopfhörer-Klinkenausgang. Der Lautsprecher schaltet sich automatisch ab, wenn ein Kopfhörer angeschlossen ist – eine Eigenschaft, die den Amp auch als Übungsverstärker attraktiv macht.

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