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Adam A77H Test

Adam A77H in der Praxis

Testaufbau

Aufgebaut und angeschlossen warten die ADAM A77H gleich dreimal auf ein Testergebnis, da ich aktuell verschiedene Setups für alle Speaker-Tests benutze, um ein allgemeineres Urteil fällen zu können. Alle drei Positionen gehen jeweils einen Kompromiss ein, den ich bereits gut kenne. Dabei ist es immer wieder erstaunlich zu hören, wie unterschiedlich Speaker damit umgehen.

Geiler Overkill

Zunächst habe ich einen 2-Tonnen-Raum-in-Raum-Booth auf gerade mal neun Quadratmetern aufgespannt und mit gut schwingenden und in sich gedämpften Wänden getestet – Oversize for good! Als Wandler kommt ein UA-Volt zum Einsatz. 

Das macht bereits extrem viel Laune! Es ist alles da, selbst ein hoher Pegel wird nicht anstrengend und über Druckmangel braucht man sich gewiss nicht beschweren. Der Sweetspot ist knacke-fest und aufgenommene Räumlichkeit sehr gut beurteilbar. Bass muss aber hier definitiv weg und sogar ein leichter Höhenboost ist drin – allein mit den Board-Mitteln und ohne Sonarworks schon gut dosiert.

Zurückhaltend edel

Weiter geht es mit dem „Hi-Fi-Setup“ über die Längsseite im großen Studio, platziert auf einem massiven Echtholz-Sideboard, relativ niedrig, wandnah und das mit ca. 2,2 m Stereobreite – der klassische Hi-Fi-Aufbau, hier jetzt mit einem RME UCX II. 

Die Richtwirkung der Speaker fällt gleich viel deutlicher auf, Änderungen im erweiterten Sweetspot sind bei guter Akustik auffällig, in „schlechten Räumen“ wie dem typisch deutschen Wohnzimmer erhöht sich die Verständlichkeit aber deutlich, wenn man erst gar nicht erst so viel Raum anregt. Pegel ist weiterhin reichlich an Board und ein Subwoofer vollkommen überflüssig.

 Adam A77H Woofer und Port
Knackiger, trockener Sound mit vielen Details – die Adam A77H ist mein Favorit innerhalb der A-Serie von Adam.

Ich höre immer noch mit PURE und aktiviere nur das Desktop-Filter, was ein dickes Plus ist, um Boden-Reflexionen in den Griff zu bekommen. Ob man für den Gesamtpreis eine präzisere Hi-Fi-Anlage bekommt, mag ich zu bezweifeln. Digitale Eingänge wären trotzdem gut gewesen, zumal der Speaker intern ja auch mit 96 kHz arbeitet.

Midfield, nicht Farfield

Zu guter Letzt geht es direkt hinter die Konsole recht weit in den Raum, der 49 Quadratmeter groß ist. Die Speaker stehen etwas mehr außen und ich sitze außerdem ein deutlicheres Stück weiter hinten. Der Sweetspot ist gut sortiert und der Klang weitestgehend analytisch, wobei die Tweeter auf die Distanz angenehm von der Schärfe lassen. 

Leistungsmäßig stoße ich im Full-Range Betrieb aber schon mal an die Grenzen, besonders unproduziertes Material mit ordentlich Low-End-Suppe zeigt das Ende. Dennoch, ein sehr stattliches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das Volumen der Box so groß nun auch wieder nicht ist. Als Center über große Distanzen also vollkommen ausreichend, man bedenke nur, dass die Box dabei relativ tief ist!   

Tighter Bass – besser als die A8H?

Die ADAM A77H fällt mir in allen drei Testszenarien faktisch immer sofort mit ihrem angenehmen „punchy“ Sound auf, der in den Bässen ordentlich Druck macht ohne zu wummern. 

Wo wir bereits den ersten relevanten Unterschied zur teureren A8H festhalten können, die tendenziell 3 Hz tiefer kann, was mir subjektiv erst mal mehr gefällt, objektiv aber eben auch nicht mehr ganz so schön stramm klingt wie bei der A77H. 

Pegelmäßig kann die A8H unter Umständen sogar eher einknicken, wenn besonders viel Tiefbass im Spiel ist. Und dann muss das ja auch noch der Raum mitmachen. Ferner braucht die A77H keine linke und rechte Variante wie bei der A8H – mein Favorit steht fest.

Subwoofer?

Wer es trotzdem „wirklich“ und „richtig“ tief braucht, ist unter Umständen mit den A77H plus Subwoofer besser beraten. Zwei kleinere Membranen können einfach schneller Luft schieben als eine große, egal wie tief die noch so röhrt. Und so gesehen kann ein 21,5-Zoll-Subwoofer dann auch noch mal ganz anders an der Hütte rütteln.

Weitere Unterschiede der A-Serie

In den Mitten und Höhen unterscheiden sich die Speaker der A-Serie generell wenig, die A77H und die A8H sogar überraschend „gar nicht“, sie reagieren dafür teils unterschiedlich auf Raumreflexionen. Will sagen: Mal kann das eine Modell in einer konkreten Position tatsächlich besser klingen, mal wieder das andere – und manchmal muss man nur L/R vertauschen oder gar die Speaker hochkant stellen.

Interessant fand ich die Ausrichtung der A77H in der Vertikalen. Dadurch wirkte sie in meiner 9-qm-Druckbox visuell äußerst schlank und hat gleichzeitig übertrieben Pegel und Druck abgeliefert. 

Modell / Test-LinkA4VA44HA7VA77HA8H
Woofer/ Midrange1x 4 Zoll2x 4-Zoll1x 7-Zoll2 x 7 Zoll +
1 x 3,5 Zoll
1 x 8 Zoll
+ 3,5 Zoll
Leistung (RMS)110 W Tieftöner + 20 W Hochtöner110 W Tieftöner + 20 W Hochtöner110 W Tieftöner + 20 W Hochtöner250 W Tieftöner
+ 70 W Mitteltöner + 20 W Hochtöner
250 W Tieftöner
+ 70 W Mitteltöner + 20 W Hochtöner
Übergangsfrequenz3 kHz2,4 kHz2,6 kHz400 Hz, 3 kHz400 Hz, 3 kHz
Übertragungsverlauf52 – 45.000 Hz (-6 dB)46 – 45.000 Hz (-6 dB)41 – 42.000 Hz (-6 dB)34 – 45.000 Hz (-6 dB)31 – 45.000 Hz (-6 dB)
Preis / Thomann-Link€ 411,47€ 594,75€ 640,49€ 1189,49€ 1464,49

Grundsätzlich hatte ich ohnehin das Gefühl, dass die A77H wegen der beiden Bass-Ports pro Seite einfach freier atmen konnte als die größere und teurere A8H mit ihrem einen Loch pro Seite. Und wenn man die Flöhe husten hören kann, könnte man der A77H durch ihre homogene Schallwand um die akustische Achse herum ein etwas sauberes Stereobild attestieren.

Sonarworks on/off

Eine Kalibrierung mit Sonarworks war bei allen Positionen nicht notwendig und die Möglichkeiten mit den eingebauten Filtern erschöpfend erfüllt. Selbstverständlich habe ich Messungen mit Sonarworks ausprobiert, die mit etwas Feintuning auch tolle Ergebnisse liefern.

Generell sollte man – und besonders bei dieser Art von Kaliber – sich vorab aber richtige Gedanken um die Positionierung und vor allem die Raumakustik drum herum machen – auch ein Plugin kann da nix retten. 

Fotostrecke: 3 Bilder Bass nicht so hart wegbügeln, Höhen Original lassen – Korrektur via Dry/Wet auch nur 50%: So hat es für mich am besten funktioniert

Tiefergehende Informationen zu diesem kontroversen Thema findet ihr auch im entsprechenden Sonarworks SoundID Test von mir. Kurz und knapp auf die Anwendung mit ADAM bezogen, stelle ich Folgendes fest: Da man nur fertige Files importieren und diese damit nicht weiter verändern kann, sollte man erst mal eine ganze Weile mit Sonarworks experimentieren, bevor man den finalen Export, beispielsweise mit feindosierten Wet/Dry vollzieht. Darüber hinaus ist das Handling ansonsten recht steif: An/Aus, und zwar mit etwas Verzögerung, – mehr ist mit A Remote nicht drin und die Demo von Sonarworks vielleicht bis dahin schon abgelaufen…

Generell erlaubt auch Sonarworks nicht gerade die tiefsten Anpassungen und ich bin leider auch kein Freund von „Flat-Flat“. Wenn es dann aber einmal passt, ist die Verankerung der Profile im Speaker (und nicht irgendwo im Plugin) natürlich Gold wert.

Aber jetzt kommt Part II: Sicher würde es nicht nur mich begeistern, wenn der Speaker das kostenlose und beliebte Tool REW inklusive seines besser anpassbaren IR-Exports unterstützen würde. Nun Part III: Allein, dass man die Filter vom Sweetspot aus fernbedienen kann, ist besonders für Solo-Studio-Menschen Gold wert.

Alternativen in der Preisregion gibt es von Dynaudio mit der LYD-48 oder der EVE audio SC3070. Beide liegen mir klanglich nicht mehr gut genug im Ohr, um einen verlässlichen Vergleich ziehen zu können. Versuch macht in der Regel klug.

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