Black Lion Audio Revolution 2×2 Test

Revolution 2×2 nennt sich das erste Audiointerface des ambitionierten amerikanischen Herstellers Black Lion Audio („BLA“).

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Das Gerät vereint das Know-how verschiedener Gerätekategorien und Komponenten, für die sich die 2006 gegründete Firma einen guten Ruf unter Ton- und Musikschaffenden erarbeitet hat.Wir haben den Interface-Rookie einem gründlichen Praxis-Check unterzogen. Was dabei herausgekommen ist, seht, hört und lest ihr in unserem Testbericht. Wie revolutionär ist das Revolution 2×2 Interface wirklich?

Details

Gerätekonzept

Das BLA Revolution 2×2 ist ein puristisches USB-powered Audiointerface mit zwei analogen Ein- und Ausgängen plus Headphone Out und SPDIF I/O. Die Auflösung beträgt gängige 24 Bit bei einer Abtastrate von 192 kHz. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten sucht man beim Black Lion Audio Interface manch ein Feature wie etwa eine Kontroll-Software vergeblich. Anstatt als Multifunktions-Tool um Kundschaft zu buhlen, konzentriert man sich auf die inneren Werte der Hardware, was sich auch im durchaus selbstbewussten Preis des „kleinen“ Interfaces widerspiegelt. Das Ziel ist es, ein mobiltaugliches Interface (da ohne externen Netzanschluss) mit kompromisslosen Audioeigenschaften anzubieten.

Besonderheiten

In den Herstellerangaben wird die Verwendung sehr hochwertiger Bauteile und Komponenten sowie die Anwendung hauseigener Entwicklungen betont. Um das Audiosignal von ungünstigen Einflüssen der Stromversorgung zu entkoppeln, wird die sogenannte PG-i Technologie verwendet. Weiterhin soll das Macro-MMC Clocking als stabiler Taktgeber das Rückgrat einer hochwertigen AD/DA-Wandlung dienen. Marketingtechnisch klingt beides soweit plausibel.

Anschlüsse

Die analogen Inputs sind als XLR/TRS-Kombibuchsen ausgelegt und somit für alle Studioszenarien von Mikrofon- über Line- bis hin zu (HiZ-) Instrumentenaufnahmen gewappnet. Die digitalen I/Os (Coaxial SPDIF) und analogen 6,3mm-TRS-Klinkenbuchsen befinden sich auf der Geräterückseite, wie auch der USB-C-Anschluss zur Verbindung mit einem Computer als Abspiel- und Aufnahmemedium. Das mobil nutzbare Revolution 2×2 arbeitet ausschließlich Bus-powered, ein weiterer Anschluss zur Versorgung mit einem externen Netzteil ist nicht vorhanden. Wie es sich für ein seriöses Studio-Tool gehört, ist der vorderseitige Kopfhörerausgang ist als 6,3-mm-Klinkenbuchse ausgelegt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die analogen Eingänge des BLA Revolution 2×2

Bedienelemente und Verarbeitung

Optimal gelöst: Das Revolution 2×2 besitzt fünf bei Aktivierung leuchtende Buttons zur Bedienung der Input-Optionen und der Monosummierung der Eingangssignale zum Monitoring während der Aufnahme. Zum Einstellen der Eingangspegel, der Kopfhörerlautstärke sowie der Balance beim Direct Monitoring besitzt das Revolution vier kleine Potis. Diese verfügen über keine Rasterung oder Mittelstellung, was bei der Aufnahme von Stereosignalen immer etwas frickelig, aber lösbar ist. Dennoch ist es ein kleiner Nachteil gegenüber Interfaces, die beispielsweise über eine Rasterung oder Kontroll-Software mit präziser Gain-Einstellung verfügen. Der Regelung der Ausgangslautstärke dient ein größeres Poti mit einem Durchmesser von etwa 25 mm, wodurch das Revolution-Interface quasi die Funktion eines puristischen Monitorcontrollers erfüllt. Die Qualität der Bedienelemente und der Verarbeitung des Metallgehäuses (1,4kg / 254x50x229mm) unterstreicht den Premiumanspruch des Revolution 2×2. Sowohl der feste Sitz als auch die haptisch durchaus angenehme Schwergängigkeit aller Bedienelemente hinterlassen bei mir einen guten und profigerechten Eindruck.

Sämtliche Bedienelemente befinden sich sinnvollerweise auf der Gerätevorderseite… was nicht so selbstverständlich ist, wie es scheint.
Sämtliche Bedienelemente befinden sich sinnvollerweise auf der Gerätevorderseite… was nicht so selbstverständlich ist, wie es scheint.

Lieferumfang

Sowohl ein USB-C-Kabel als auch die Variante USB C auf USB A befinden sich im Lieferumfang, was die Kompatibilität zu aktuellen wie älteren Computern begünstigt bzw. Adapter einspart – sehr gut! Beide Kabel haben eine Länge von knapp 120 Zentimetern und verfügen über eine edel aussehende und robuste Stoffummantelung anstatt der lieblosen Plastikkabel, die man meist im Lieferumfang anderer Interfaces findet. Dass Softwarelizenzen von Drittherstellern zum Angebot von Audiointerfaces gehören, ist inzwischen fast Standard. Beim Revolution 2×2 passt das zugehörige Bundle (Presonus Studio One Artist, iZotope Elements Suite, Brainworx BX Digital, Lindell 6X500) aus meiner Sicht aber besonders gut zur Zielgruppe ambitionierter Tonschaffender und schafft einen tatsächlichen Mehrwert.

Praxis

Testbedingungen und Kompatibilität

Das Black Lion Audio Revolution 2×2 ist „class compliant“ und erfordert laut Hersteller zur Verwendung Windows 10 (64 Bit) oder ein macOS ab 10.13. Ausschließlich für PC-User findet sich auf der Homepage der Downloadlink „Windows Drivers & Control Software“, die ich mangels Windows-Rechner nicht im Test beurteilen konnte. Der Praxistest erfolgte ausschließlich an meinen Apple-Computern MacBook Pro (2,8 GHz Intel Core i7, 16 GB RAM) unter macOS Mojave 10.14.6 und meinem iMac Pro (3 GHz 10-Core Intel, 64 GB RAM) unter macOS Catalina 10.15.7.

Performance

Das Abhören und Bearbeiten komplexer DAW-Projekte verlief während des Tests vollkommen unproblematisch und frei von Artefakten. Ebenso praxistauglich sind die geringen Roundtrip-Latenzen, deren Werte (z.B. 12,2 ms bei 128 Samples I/O-Buffer) meine Apollo-Interfaces von Universal Audio sogar geringfügig unterbieten und sich somit uneingeschränkt für jegliche Anwendungen mit DAWs und virtuellen Instrumenten eignen.

Trotz teilweise großer Unterschiede im funktionellen Umfang (I/Os, DSP etc.), buhlen das Revolution 2x2 und Universal Audios (kleinere) Interfaces möglicherweise um einen ähnlichen Kundenkreis.
Trotz teilweise großer Unterschiede im funktionellen Umfang (I/Os, DSP etc.), buhlen das Revolution 2×2 und Universal Audios (kleinere) Interfaces möglicherweise um einen ähnlichen Kundenkreis.

Aufnahme und Monitoring

Dank des „Direct-Reglers“ ist die zur (latenzfreien) Aufnahme wichtige Balance zwischen Input und dem Computer-Signal (Playback) im Handumdrehen erstellt. Der direkt darunter befindliche Mono-Button platziert das Eingangssignal in der Mitte des Stereopanoramas, was bei einkanaligen Mikrofonaufnahmen natürlich unerlässlich ist. Etwas schade finde ich, dass die 8-Segment-LED (Main Output Meter) sich nicht zur Pegeleinstellung des Inputs nutzen lässt und somit das wichtige Eingangs-Metering mit einer einzigen LED (grün/rot) eher einem Gerät der Einstiegsklasse entspricht. Dementsprechend sollte man das Interface stets so positionieren, dass man gleichzeitig den DAW-Input im Auge hat. Im Vergleich zu meinen Interfaces von Universal Audio empfinde ich das Main Output Meter daher als relativ nutzlos, da auch der summierte Pegel aus Input und Playback vom Computer nicht angezeigt wird. Trotz der positiven Eigenschaft, hochwertige Aufnahmen durchführen zu können, sehe ich das Revolution 2×2 daher nicht als ultimative Recording-Waffe.

Fotostrecke: 3 Bilder Input-LED von Kanal 1

Audioqualität

Die Primärfunktion eines Audiointerfaces ist die AD/DA-Wandlung und hierzu muss ich beim Revolution 2×2 keine großen Romane schreiben. In den ersten sechs teilweise sehr dynamischen Audiobeispielen hört ihr das originale Audiofile und die zweifach gewandelte Version. Hierzu habe ich den analogen Line Out auf den analogen Line In gepatcht, um das Signal erneut aufzunehmen. Ich kann beim Vergleichen beider (anschließend normalisierten) Varianten keine Qualitätsminderungen, Verfärbungen oder Artefakte benennen. Also: Primärfunktion mit Bravour erfüllt! Einen eventuellen Qualitätsvorsprung aufgrund der angepriesenen Bauteile zu meinem Apollo X4 und meinem Apogee Duet2 kann ich allerdings auch nicht feststellen. Das Apollo X4 liegt zwar ausstattungsbedingt deutlich über dem Preis des Revolution 2×2, vermutlich (!) unterscheidet sich die Klangtreue aber nicht vom UAD Apollo Solo, das man durchaus als Konkurrenzmodell betrachten kann. Lediglich der Kopfhörerausgang des Black Lion Audio, der übrigens sehr hochwertig, transparent und rauscharm klingt, wirkt nuanciert etwas anders: „kühler“ und analytischer als das Pendant bei der US-Konkurrenz von Universal Audio.

Auch die Mikrofonvorverstärker ermöglichen erstklassige, professionelle Aufnahmen, wobei ich zwei kleine Einschränkungen nennen möchte. Subjektiv freue ich mich ab einer bestimmten Preisklasse über Low Cuts, damit ich auch mit Mikrofonen (ohne eingebautes Filter) Sprach- oder Gesangsaufnahmen ohne nervige Plopplaute durchführen kann, auf die ich sonst erst im Hostprogramm Zugriff habe. Low Cuts würden den Profitool-Charakter des (puristischen) Revolution 2×2 aus meiner Sicht auf jeden Fall aufwerten.

SM7B: Der dynamische Shure-Klassiker ist immer ein interessanter Indikator zur Beurteilung von Mikrofonvorverstärkern. Die Preamps des Revolution 2×2 stillen mit ihrer Vorverstärkung von 55 dB den Gain-Hunger des Shure-Mikrofons. In der Vergangenheit habe ich mehrfach festgestellt, dass das Rauschverhalten des SM7B an verschiedenen Preamps spürbar variiert. Tatsächlich rauscht es am Revolution 2×2 stärker als am Vorverstärker meines Universal Apollo X4 (ohne Unison Plugin), was mein entsprechendes Audiobeispiel belegt. Was ihr je nach Abhörsituation möglicherweise erst über einen Kopfhörer feststellen könnt und was möglicherweise etwas pingelig erscheint, könnte sich in einem Mix mit mehreren Spuren und zusätzlicher Kompression plus Höhenanhebung im ungünstigsten Fall als störend erweisen. Je nach Produktionskontext fällt es möglicherweise aber auch gar nicht weiter negativ auf. Dieser Kritikpunkt soll den Qualitätsanspruch der BLA-Preamps nicht zwingend mindern, sondern ist lediglich eher ein Beispiel dafür, dass Mikrofone und Vorverstärker mal mehr und mal weniger harmonieren können. Dafür passt es ohne Einschränkung mit den Kondensatormikrofonen Neumann TLM 102 und Schoeps CMC5, die bei den Sprach- und Gitarrenaufnahmen sowie dem Shaker verwendet wurden.Ton ab!

Audio Samples
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Ambient Piano – Resample DA/AD Ambient Piano – Original Percussion – Resample DA/AD Percussion – Original Beat – Resample DA/AD Beat – Original Akustikgitarre – Schoeps CMC54 Sprache – Shure SM7B (BLA vs. Apollo) Sprache – Neumann TLM 102 (BLA vs. Apollo) E-Guitar – HiZ Input E-Bass – HiZ Input Shaker – Schoeps CMC5
Das Revolution 2x2 im Einsatz
Das Revolution 2×2 im Einsatz

Fazit

Das Revolution 2×2 von Black Lion Audio hält, was es verspricht. Vor der Anschaffung eines Audiointerface muss man sich aber immer sehr genau überlegen, wofür man es konkret einsetzen möchte. Wer sich mit dem puristischen Funktionsumfang arrangieren kann, findet im Revolution 2×2 von Black Lion Audio ein gut klingendes Audiointerface in der Preisklasse bis etwa 500 Euro, dass durch seine USB-Stromversorgung zudem mobil einsetzbar ist. Setzt man den Fokus auf das häufige Recording von Audiospuren, könnte es sein, dass man auf die Dauer praxisrelevante Features wie einen Low Cut, das unkomplizierte präzise Einpegeln von Stereosignalen oder einen zweiten Kopfhörerausgang vermisst, die man in einigen Konkurrenzprodukten findet. Abgesehen vom ganz leicht erhöhten Rauschen bei der Aufnahme mit dem dynamischen Mikrofon Shure SM7B konnte ich im Test nur positive Audioeigenschaften des hervorragend verarbeiteten Revolution 2×2 feststellen. Ob es sich hierbei tatsächlich um eine Revolution handelt, also beispielsweise eine tiefgreifende Veränderung des eigenen Setups bewirkt, kann nur jeder Anwender für sich selbst beantworten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hochwertige Mikrofonvorverstärker
  • klangneutrale, lebendige AD/DA-Wandler
  • symmetrische Signalführung (Line)
  • robuste Konstruktion
  • Direct Monitoring am Gerät regelbar
  • brauchbares Softwarepaket
  • transparent klingender und rauscharmer Kopfhörerverstärker
  • Buttons leuchten bei Aktivierung
Contra
  • Input-Potis ohne Rasterung
  • rudimentäres Input Metering
  • insgesamt puristischer Funktionsumfang
Artikelbild
Black Lion Audio Revolution 2×2 Test
Für 285,00€ bei
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Features & Spezifikationen

USB 2.0 Audiointerface

  • Auflösung bis zu 24 Bit/192 kHz
  • USB-Bus-Powered
  • 2 Mikrofon-, Line und Instrumenteneingänge / Hi-Z

Mic Input

  • Gain +55dB
  • 20 – 20.000Hz (+- 0,25dB)
  • Dynamic Range 116dB (A-weightet)
  • Input Impedance 3kOhm
  • 48-Volt-Phantomspeisung

Line Input

  • symmetrisch
  • max. Input 20dBu
  • 20 – 20.000Hz (+- 0,25dB)
  • Dynamic Range 126dB (A-weightet)
  • Crosstalk

Line Output

  • symmetrisch
  • max. Output 12dBu
  • 20 – 20.000Hz (+- 0,25dB)
  • THD+NB 0,002% (@ +10dBu)

Instrument Input

  • Input Impedance 1MOhm
  • 20 – 20.000Hz (+- 0,25dB)
  • Dynamic Range 103dB (A-weightet)

Headphones Output

  • max. Output 9,3dBu
  • Output Impedance 2.5Ohm
  • 20 – 20.000Hz (+- 0,5dB)
  • Eingänge (analog): 2 x XLR/TRS-Kombibuchse
  • Ausgänge (analog): 2 x 6,3-mm-TRS-Klinkenbuchse, 1 x 6,3-mm-Kopfhörerausgang
  • Coaxial S/PDIF I/O
  • 8-Segment-LED-Pegelanzeige
  • Direct Monitoring (Balance, Mono-Schalter)
  • Macro-MMC Clock
  • integrierte PG-I Stromreinigung
  • Maße: 221 x 150 x 43 mm (B/H/T)
  • Gewicht: 1,4kg
  • Lieferumfang
  • USB-C Kabel und USC-C auf USB-A Kabel
  • Softwarepaket (Presonus Studio One Artist, iZotope Elements Suite, Brainworx BX Digital, Lindell 6X500)
  • Systemvoraussetzungen: Windows 10 (64bit)+, macOS 10.13+

Preis: € 459,– (Straßenpreis am 26. März 2021)

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Profilbild von Joseph

Joseph sagt:

#1 - 06.05.2021 um 09:30 Uhr

0

Das Software-Bundle ist lediglich kommerzieller Humbug, alles ist offensichtlich auch ohne Gerät kostenlos downloadbar... mir gelang trotz Support keine Registrierung, trotzdem eine Bereicherung im Sudio, speziell für analoge Mixes.

    Profilbild von Mathew

    Mathew sagt:

    #1.1 - 13.01.2022 um 15:43 Uhr

    0

    Studio One 5 Artist gibts ganz sicher nicht umsonst.. Auch die andere Plug-In Alliance Software habe ich nicht kostenfrei gesehen. Verstehe nicht, wo du diese Info her hast..

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