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Driftwood Purple Nightmare Test

Das Driftwood Purple Nightmare E-Gitarren Topteil reiht sich ein in die Galerie von Röhrenamps Made in Germany, denn die sind nicht erst seit gestern angesagt. Verstärker von Engl und Diezel sind weltweit auf den Bühnen zu sehen, Bogner hat ebenfalls deutsche Wurzeln, im Saarland sitzt Hughes & Kettner und aus Bautzen kommt ein weiterer Hersteller, der sich der härteren Metallverarbeitung verschrieben hat. Das rustikale Motto “Ohrenbluten dank echter Handarbeit” ist auf der Website von Driftwood zu finden und weist recht deutlich den Weg zur Firmenphilosophie.

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Mastermind des kleinen Betriebes ist Marek Drozdowski. der uns freundlicherweise einen 100 Watt starken Purple Nightmare zur Verfügung gestellt hat, handgefertigt in Deutschland mit viel Liebe zum Detail. Was der Alptraum in Lila so alles auf und im Kasten hat, erfahrt ihr im folgenden Test.

Details

 Gehäuse/Optik

Das Gehäuse des Heads besteht aus 18 mm starkem Birke Multiplex. Unser Topteil kommt im lila Tolex-Dress und Metallschonern an allen Ecken. An der Vorderseite strahlt uns ein beigefarbener Frontbezug entgegen, der von weißem Keder umrahmt wird. Driftwood bietet aber ohne Aufpreis (!) auch andere Designs. Im Customizing-Shop der Website stehen diverse Tolex- und Frontgrill-Varianten zur Auswahl, selbst die Farbe der Kontroll-LED auf dem Frontpanel ist nicht festgelegt. Was seine Konstruktion anbelangt, kommt der Purple Nightmare in traditioneller Optik mit dem Bedienfeld in der unteren Hälfte der Front, der Amp steht stabil auf vier großen Gummifüßen und lässt sich gut ausbalanciert mit dem Griff auf der Oberseite tragen. Er hat einige Pfunde auf den Rippen – klar, pure Röhrentechnologie mit dicken Ausgangstrafos hat nun mal ihr Gewicht und das schlägt bei unserem Kandidaten mit 20 kg zu Buche. Aber dazu trägt auch die Qualität der Bauteile bei, auf die Marek Drozdowski sehr viel Wert legt. So werden zum Beispiel die Trafos von einem deutschen Unternehmen per Hand gewickelt, jeder kommt mit einem Messprotokoll und 10-Jähriger Garantie. Auch die Röhren sind handselektiert. Bei unserem Testmodell glühen ECC83 von JJ, Electro Harmonix und eine weitere nicht näher definierte E83CC in der Vorstufe. In der Endstufe arbeitet eine Kombination aus KT88 und 6L6 von JJ. Man kann auch hier bei der Bestellung zwischen den gängigen Typen im Endstufenbereich wählen. Auch der Effektloop ist mit einer Röhrenschaltung versehen. Die Einstellung des Bias übernimmt beim Purple Nightmare der Besitzer im Fall des Falles selbst. Per Schlitzschraubenzieher werden die Werte von V6 & V9 und V7 & V8 auf der Rückseite justiert.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Gehäuse des Heads besteht aus Birke Multiplex

Bedienfeld

Auf dem schwarzen Frontpanel findet man alle Regel- und Schaltmöglichkeiten, und da gibt es einiges zu vermelden. Der Amp ist ein reinrassiger Zweikanaler mit komplett getrennter Klangregelung. Somit stehen für jeden Kanal Gain, Volume, Treble, Middle und Bass zur Verfügung, die hier übereinander angeordnet sind. Jeder Kanal hat zwei unterschiedliche Sound-Modi. Im Clean Channel wird zwischen Normal und Bright umgeschaltet, im Zerrkanal zwischen Low Gain und High Gain. Eine LED zeigt den jeweils aktiven Kanal an. In der Endstufen-Sektion warten zwei Master-Regler, wobei Master 2 für die Solo-Lautstärke benutzt werden kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Bassbereich (Rumble) und die Höhen (Sharp) einzustellen. Das sind alle bis auf die drei Regler neben der Eingangsbuchse auf der rechten Seite mit den Beschriftungen Volume, Tone und Gain. Diese Kombination ist sehr vertraut, allerdings eher von Zerrgeneratoren in Pedalform. Aber genau das hat Marek Drozdowski hier eingebaut. Weil viele Gitarristen gerne einen Tube Screamer vor einen mehr oder weniger verzerrten Amp als Booster schalten, hat er seine Tube Screamer Version (T/S) gleich im Amp integriert, die auch in unterschiedlichen Konstellationen verschaltet werden kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Purple Nightmare ist ein reinrassiger Zweikanaler

Rückseite

Neben den üblichen und notwendigen Anschlüssen findet man auf der Rückseite einige Ideen, die nicht jeder Amp-Hersteller in seinem Programm hat. Ganz links die zwei Anschlüsse (Parallel Out) für die Lautsprecherboxen und daneben ein Chickenhead-Schalter für die Wahl der Impedanz, die zwischen 16, 8 und 4 Ohm einstellbar ist. Dann die Multipin-Buchse für den Fußschalter, die den hauseigenen Fünffach-Schalter (nicht im Lieferumfang, aber empfehlenswert!) mit dem Amp verbindet. Mit ihm lassen sich die Kanalumschaltung, Master 1/2, Loop, T/S und Mute fernbedienen. Die Mute-Funktion schaltet den Amp übrigens komplett stumm. Zusätzlich besteht aber auch die Möglichkeit, diese fünf Funktionen einzeln zu schalten, und zwar über die danebenliegenden entsprechenden Klinkenbuchsen. Das wäre zum Beispiel dann angesagt, wenn man den Amp mit einem Multieffekt mit Schaltfunktion oder einem externen Switcher ansteuern möchte. Optional lässt sich der Purple Nightmare seit neuestem auch auf volles MIDI-Switching aufrüsten, dabei kann sogar der Zerr-Mode in Channel 2 ferngesteuert werden. Wer den T/S (Overdrive) oder den Effektloop (seriell) permanent einem Kanal zuordnen möchte, erledigt dies mit den beiden Assignment-Schaltern. Neben dieser Zuordnung lassen sich die beiden auch auf Master 2 schalten oder permanent aktivieren. Folgendes Szenario wäre so beispielsweise möglich: Man hat ein Delay oder Reverb-Pedal, das man nur für Leadsounds benutzen möchte. Das Pedal wird auf den Amp gelegt, bleibt eingeschaltet, und der Loop wird dem Master 2 (Leadsound mit höherer Lautstärke) zugeordnet. Sobald Master 2 an der Reihe ist, ist der Effekt, egal welcher Kanal gewählt ist, ebenfalls aktiv. Damit man nicht noch eine zusätzliche Stromversorgung für das Pedal benötigt, gibt es am Amp einen 9 Volt DC Ausgang, der bis zu 1000 mA Strom liefert. Und wer sein Stimmgerät anschließen möchte, findet auch einen Tuner-Out.

Fotostrecke: 7 Bilder Auch auf der Rückseite ist einiges los

Die Konzeption ist tatsächlich sehr praxisorientiert, man merkt, dass der Entwickler nicht nur in seinem Kämmerlein bastelt, sondern aktiv im Rock´n´Roll-Geschehen zu Hause ist. Und auch für den Gitarristen, der entspannt zu später Stunde im heimischen Wohnzimmer spielen möchte, gibt es ein sinnvolles Feature. Der Purple Nightmare hat ganz links auf der Rückseite einen sogenannten Night Switch, der die Röhrenendstufe komplett abschaltet und eine zwei Watt starke Mosfet-Endstufe zum Einsatz bringt. Mit ihr kann in Zimmerlautstärke mit High-Gain-Sounds gerockt werden.

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Praxis

Wir beginnen wie immer mit einer nüchternen Bestandsaufnahme, bei der alle Regler in mittlerer Position stehen. Es geht los mit dem Clean Channel in beiden Modes, Normal und Bright.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpMode
Strat12121212121212Off / On
Audio Samples
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Strat – Clean Normal Strat – Clean Bright

In neutraler Einstellung klingt der Clean-Kanal frequenzmäßig etwas unausgewogen. Der Standard-Mode hat einen sehr dumpfen Ton, die Höhen sind abgesenkt und die Bässe recht kraftvoll vertreten. Beim Aktivieren des Bright-Modes wird der Ton etwas heller und bekommt dann auch mehr Durchsetzungsfähigkeit. Diese erste sehr nüchterne Bestandsaufnahmen fällt mir etwas zu basslastig und dumpf in den Höhen aus und ich will herausfinden, ob auch ein etwas dünnerer Cleansound zu holen ist.
Mit folgender Einstellung bekommt man einen recht schlanken cleanen Rhythmus-Sound. Dafür werden Rumble und Bass weit zurückgedreht.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpMode
Strat129131312913On
Audio Samples
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Strat – Cleaner Funksound

Der Clean-Channel unseres Testmodells ist aber eisenhart und standhaft, was den Zerrgrad angeht, selbst bei vollem Gain und einer Humbuckergitarre vor dem Amp zeigt sich höchstens eine leichte Übersteuerung bei hartem Anschlag.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpMode
LP1210141317713On
Audio Samples
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LP – Clean Sound mit vollem Gain

Das macht aber auch absolut Sinn, denn für die Portion Crunch gibt es den T/S, der hier für die Verzerrung sorgt. Ihr hört zuerst die Tele im Clean-Channel, im ausklingenden Akkord wird dann der T/S per Fußschalter ins Geschehen einbezogen. So ergibt sich ein zuschaltbarer Crunchsound, allerdings schränkt der vorgeschaltete Overdrive die dynamische Bandbreite etwas ein.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpModeVolumeToneGain
Tele129151414714On131411
Audio Samples
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Tele – Clean Overdive
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Weiter geht es mit dem Burn-Kanal, der für die härtere Gangart bestimmt ist. Und dort offenbart sich das Spezialgebiet unseres Kollegen. Im Gegensatz zum leicht muffigen cleanen Kanal zeigt sich hier ein wesentlich frischeres Klangbild bei mittlerer Einstellung, das Ganze mit einer satten Verzerrung auch schon im Low-Mode. Im High-Gain-Modus wird der Zerrgrad dann noch etwas dichter und die Bässe nehmen zu. Der Bassbereich ist dabei zwar nicht so mächtig wie im Clean-Kanal, aber trotzdem recht fundiert vertreten. Mit den Regelmöglichkeiten kann das Ganze aber gut an Raum- und Bandverhältnisse angepasst werden. Man sollte sich nicht scheuen, den Rumble-Regler weit herunterzudrehen, so wie es bei den Clean-Beispielen der Fall ist.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpMode
LP12121212121212Low / High
Audio Samples
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LP – Burn Channel Low Mode LP – Burn Channel High-Gain-Mode

Der Burn-Channel bietet auch dynamische Steuerungsmöglichkeiten. Im Low-Gain-Mode klappt das ganz gut und bei einer Gain-Einstellung bis ca. 11 Uhr lässt sich der Zerrgrad recht effektiv per Anschlag kontrollieren. Beim folgenden Beispiel habe ich zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpMode
SG12131513101112Low
Audio Samples
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SG – Burn Channel mit dynamischem Picking

Auch dabei kann man natürlich die Möglichkeit des zuschaltbaren Overdrives nutzen, um aus einem Mid Gain Sound noch etwas mehr Verzerrung und Sustain zu kitzeln. Diesmal kommt das Ganze im klassischen Boost-Sinn zum Einsatz, Volume beim Overdrive voll aufgedreht, damit die Vorstufe heiß angefahren wird, und dazu noch eine Prise Gain.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpModeVolumeToneGain
SG12101415111013Low171410
Audio Samples
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SG – Burn Channel Overdrive Sound

Für Einsätze im Schwermetallbereich eignet sich selbstverständlich der High-Gain-Mode am besten. Dieser überzeugt durch eine druckvolle Verzerrung mit sattem Sustain und lässt sich mit dem EQ sehr facettenreich einstellen. Da ist von muffigen Old-School-Klängen bis zum sehr scharfen modernen Metalsound alles drin. Hier ein Beispiel mit einem Mid Scoop Sound.

GitarreVolumeBassMiddleTrebleGainRumbleSharpMode
SG1212816141013High
Audio Samples
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SG – Burn Channel mit Mid Scoop Sound

Bei Gain auf 14 Uhr haben wir bereits einen sehr hohen Zerrgrad erreicht, der dann eigentlich nur noch dichter wird und etwas an Definition verliert. Die 14-Uhr-Einstellung reicht für harte Einsätze aber voll aus, vor allem behält bei diesem Setting der Sound trotz hohem Gain ausreichend Transparenz. Das hört man im nächsten Beispiel, bei dem ich die Akkorde E, G, D, A und E nacheinander angeschlagen habe und die auch als solche zu erkennen sind. Auch die Anschläge der einzelnen Saiten beim letzten E-Akkord sind klar zu hören. Erstklassig!

Audio Samples
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SG – Burn Channel Akkorde
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Fazit

Der Driftwood Purple Nightmare ist ein sehr gut konzipierter Amp, der klanglich seine Stärken eindeutig im höher verzerrten Bereich ausspielt. Das Topteil kommt als reinrassiger Zweikanaler mit komplett getrennter Klang- und Gain-Regelung. Jeder Kanal verfügt über zwei Sound-Modi und in der Master-Sektion gibt es neben einem zweiten Master für die Sololautstärke außerdem einen Bass- (Rumble) und einen Höhenregler (Sharp) zur Feinjustierung. Zusätzlich ist ein Overdrive im Tube Screamer-Stil (T/S) an Bord, der wahlweise hinzugeschaltet werden kann. Die Konzeption ist sehr praxisorientiert, auch ein Tuner-Out sowie eine 9-Volt-Stromversorgung für Effektpedale ist vorhanden. Der cleane Kanal punktet mit hohen Reserven, und beim Zerrkanal geht es dann richtig zur Sache. Hier sind sehr flexible Zerrsounds jeglicher Couleur möglich, zum einen mit einer guten dynamischen Ansprache im mittleren Gainbereich, aber auch mit harter und komprimierter Verzerrung bei den höheren Gain-Einstellungen. Das Ganze kommt sehr transparent und löst Akkorde auch bei hohem Zerrgrad gut auf. Der Driftwood Purple Nightmare ist ein empfehlenswerter Amp für den Einsatz auf der Bühne in härteren Musikstilen, aber dank der zwei Watt Night Switch-Schaltung auch für’s Üben zu Hause.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Zerrsounds
  • Night-Switch (2 Watt)
  • Schaltmöglichkeiten von Loop, Overdrive
  • eingebauter T/S Overdrive
  • Tuner Out
  • 9V Stromversorgung für Effektpedale
Contra
  • klangliche Abstimmung Clean/Burn Channel
Artikelbild
Driftwood Purple Nightmare Test
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Driftwood
  • Herstellungsland: Deutschland
  • Modell: Purple Nightmare
  • Typ: Verstärker-Topteil für E-Gitarre
  • Ausgangsleistung: 100 Watt
  • Röhrenbestückung: 3x ECC83, 1x E83CC (Vorstufe), 2x KT88, 2x 6L6 (Endstufe)
  • Bedienfeld Regler: Master, Master 2, Rumble, Sharp (Endstufe), Volume, Bass, Mid, Treble, Gain (je 2x – Vorstufe), Volume, Tone, Gain (T/S Overdrive)
  • Bedienfeld Schalter: Power, Standby, Mode CH1 (Normal/Bright), Gain CH2 (High/Low), Channel Switch
  • Rückseite Anschlüsse: 2x Speaker Out, Footswitch, 5x External Switching (Channel2, Master2, Loop, T/S, Mute), Send, Return, Tuner Out, 9V DC
  • Abmessungen: 665 x 250 x 270 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 20 kg
  • Lieferumfang: zweifach Fußschalter (Fünffachschalter Aufpreis: 80 Euro)
  • Preis: 2590,00 Euro (mit 4x 6L6 Röhren)
  • Aufpreis 2x KT88 & 2x 6L6: 50,00 Euro
  • Aufpreis 4x KT88: 80,00 Euro
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