Als Digitech vor 20 Jahren den PDS 8000 präsentierte, war man begeistert von der Vorstellung ein acht-sekündiges Audiofile aufzeichnen und abspeichern zu können. „Wahnsinn, ich kann mit mir selbst jammen!!“ werden damals wahrscheinlich viele User begeistert gerufen haben. An der Faszination hat sich bis heute nichts geändert, allerdings erlauben die technischen Möglichkeiten mittlerweile einiges mehr und so bietet der JamMan, neben ca. 6,5 Stunden Speichervolumen, viele neue, interessante Features.
Ein Looper/Phrase Sampler ist ein praktisches Tool für Instrumentalisten, Sänger und Sample-Freaks. Eine einfache Bedienung und die, im Laufe der Zeit immer größer gewordene Speicherkapazität, haben diese Art Sampler mittlerweile in den Mittelpunkt der Performance so manches Künstlers gerückt. Dabei ist es seinen Usern möglich, spontane Ideen unkompliziert zu skizzieren, Pattern aufzunehmen, als nahtloses Loop wieder abzuspielen und mit beliebig vielen Overdubs zu versehen. Ganze Songs oder Songfragmente lassen sich von CD oder MP3 Playern in das Gerät kopieren und bieten so die Grundlage für Soundexperimente, das Solieren zum Lieblingssong oder einfach genügend Spielraum für grenzenlose Kreativität.
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KONSTRUKTION Der DigiTech JamMan hat die Größe von zwei herkömmlichen Bodeneffektgeräte – wie man sie z.B. aus dem Hause BOSS kennt. Seine Funktionsweise lässt sich prinzipiell mit einem Delay vergleichen, nur das hier deutlich längere Phrasen aufgezeichnet und zielgerichtet wiedergeben werden können.
Das Pedal ist sehr übersichtlich gestaltet und beherbergt seine Elektronik in einem stabilen Metallgehäuse. Die kleinen, fragil wirkenden Plastiktaster und Drehregler machen zwar den Eindruck, als würden sie sich im ungestümen Livebetrieb als potentielle Sorgenkinder entpuppen – unter durchschnittlichen Testbedingungen waren aber keine Verluste zu beklagen. Auch die Speicherkarte wird ihren Dienst bei einer umgekippten Bierflasche wahrscheinlich sofort quittieren, da sie von außen nicht geschützt ist und mit ihrem Ende keck aus dem Slot herausragt. Aber das sind zugegebenermaßen sicher Extrem-Szenarien.
Umso robuster präsentieren sich die beiden Fußtaster, die beherzte Tritte gut wegstecken und den grundsätzlich massiven Eindruck der Konstruktion unterstreichen. Auf der Rückseite befinden sich der Instrument-Eingang, der Netzanschluss, ein USB-Anschluss sowie der angesprochene Memory Card-Slot. Ein XLR-Anschluss, ein Aux-Input und der Klinken-Eingang für einen optionalen, nicht im Lieferumfang enthaltenen Footswitch ( zum Umschalten der Presets), runden das Paket ab und lassen keine Wünsche offen.
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Details zur MemoryCard: Im Lieferumfang des DigiTech JamMan ist eine 128MB Memory Card mit einer Aufnahmekapazität von 24,2 Minuten enthalten. Es handelt sich dabei um eine Type I Karte. Der Karten-Slot unterstützt also keine Speicherkarten vom Type II und keine IBM/Hitachi Microdrives. Es gibt aber CompactFlash Karten mit einer Kapazität von bis zu 2GB (ca. sechseinhalb Stunden Audio), die in diesem Gerät verwendet werden können. Dadurch findet zwar eine Maximierung des Speicherplatzes statt, allerdings lässt dieser sich auch bei 2GB auf maximal 99 mögliche Presets verteilen. Die Karte speichert Audiofiles im .wav Format bei einer Samplerate von 44,1 kHz.
Mic Input (XLR) Anschluss für Mikrofone mit geringer Impedanz oder Kondensator-Mikrofone mit eigener Stromversorgung.
Aux Input (Mini-Klinke) 1/8“ Anschluss für CD-Player oder andere Playbackquellen. Stereoquellen werden bei Aufnahme zu Mono umgewandelt.
Output (Klinke) ¼“ Anschluss zur Verbindung mit einem Gitarrenamp, einem Mischpult oder dem einfachen Anschluss eines Kopfhörers.
Footswitch (Klinke) Anschluss für den optionalen FS3X Footswitch.
USB Ermöglicht den Anschluss an einen Computer um Daten von der CompactFlash Card zu sichern oder nachzubearbeiten.
Memory Card Slot: Der JamMan ist kompatibel mit CompactFlash Cards vom Type I bis hin zu einer Speichergröße von 2GB.
9V Netzanschluss: Anschluss für das mitgelieferte PS-0913B Netzteil.
Hier eine Komplett-Übersicht der Funktionen/Bedienelemente:
Fußschalter links:
Rec/Play/Overdub/Undo Startet und schaltet zwischen den Möglichkeiten der Recording-, Playback- und Overdubfunktion. Durch längeres Halten macht man den letzten Overdub rückgangig.
Fußschalter rechts:
Stop/Tempo/Clear Stoppt die Record-,Playback- und Overdubfunktion der momentanen Aufnahme. Auch kann hiermit das Tempo für eine Aufnahme im Vorwege justiert werden. Durch längeres Halten werden alle nicht gespeicherten Audiosignale in einer Loop gelöscht.
Untere Schaltleiste (v.l.):
Exit(Shift) Zum Aktivieren und Deaktivieren des Shift Modes, um die Zweitbelegung der einzelnen Buttons zu nutzen.
Store Dieser Button dient dem Speichern oder Kopieren von Änderungen eines bestimmten Presets. Durch eine kleine LED im Button wird angezeigt, das eine Änderung vorgenommen wurde, die, um sie später abzurufen, gespeichert werden muss.
Loop/Single (Rhythm Type) Im Loop Modus wird das Playback eines Audiosignals immer wiederholt abgespielt. Im Single Modus wird diese Phrase nur einmal abgespielt. Die Zweitbelegung dieses Knopfes (Shift Mode) macht in Kombination mit dem Select-Poti die Anwahl des gewünschten Rhythm Guide Track möglich.
Tempo (Time Signature) Ermöglicht das Einstellen des Loop-Tempos. Die Loops werden ohne Pitch in der gewünschten Geschwindigkeit abgespielt. Im Shift Mode regelt diese Taste die Time Signature, also die Taktart, in der aufgenommen werden soll.
Auto Rec (Delete) Bei Einschalten dieser Funktion, beginnt die Aufnahme automatisch mit dem ersten gespielten Ton. Die Zweitbelegung löscht das ausgewählte Preset.
Rec Mode (Stop Mode) Hier werden die Inputs ausgewählt, die zum Aufnehmen verwendet werden. Hierzu stehen die Optionen Minus Center und/oder Full Range Amp (gekennzeichnet durch LED´s ) zur Verfügung.
Potis (v.l.) :
Loop Level Steuert die Wiedergabelautstärke der aufgenommenen Loops.
Rhythm Level Regelt die Lautstärke des ClickTracks.
Select Ermöglicht das Anwählen verschiedener Presets und ist gleichzeitig Wahlschalter für Einstellungen in anderen Modes (Rhythm Mode / Time Signature).
Mic Level Steuert das Input-Signal des XLR-Anschlusses.
Inst. Level Steuert das Input-Signal der Inst. Input-Buchse
LED´s: Loop/Single/Card Busy
Loop Leuchtet, wenn sich eine wiederholende Loop im ausgewählten Preset befindet.
Single Leuchtet, wenn sich eine einmalig abzuspielende Phrase im ausgewählten Speicherplatz befindet.
Card Busy Leuchtet, wenn auf die CompactFlash Card geschrieben, oder von ihr gelesen wird. Die Karte darf während die LED leuchtet nicht entfernt werden.
Peak LED Leuchtet, wenn die Inputquelle einen zu lauten Pegel einspeist. Hierzu kann mit den Reglern für Inst. Level oder Mic Level (je nach Quelle) die passende Einstellung getroffen werden. Bei Verwendung des Aux-Inputs, muss das Output- signal der jeweiligen Audioquelle verändert werden.
Display Zeigt an, welches Preset angewählt wurde. Auch werden Informationen während eines Speicher- oder Kopierprozesses gelifert. Es dient als optische Hilfe für Rhythm Type und Time Signature Setups und meldet sich bei USB-Verbindung des Gerätes sowie bei Speicherkartenformatierung oder anderen Löschvorgängen.
Record Mode/Stop Mode Zeigt den angewählten Record und Stop Mode an.
Record/Play/Overdub:
Record Leuchtet, wenn auf die Speicherkarte aufgenommen wird.
Play Leuchtet, wenn die Playback Funktion Loops oder Single Phrases wiedergibt.
Overdub Leuchtet, wenn zu einer bestehenden Loop aufgenommen wird.
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PRAXIS Beim Einbinden des Digitech JamMan in dass jeweilige Setup sollte man darauf achten, dass alle Effekte oder andere Soundprozessoren, vor den Looper geschaltet werden. So wird garantiert, dass auch alle Sounds ihren Weg auf die Aufnahme finden. Die intuitive Bedienung des JamMan erleichtert den Kaltstart. Das in englischer Sprache verfasste Manual bietet, neben einem groben Überblick über die Funktionen, auch ein Quick-Start Kapitel und ausführliche Informationen zu Methoden und Herangehensweisen. Die ersten 9 gespeicherten Presets sind ab Werk bereits mit kompletten Playbacks ausgestattet, während das auf Preset 10 geparkte Applaus-Sample einen definitiv gelungenen Gag darstellt.
Ab Preset 11 beginnen dann die User-Bänke. Mit dem Select-Drehregler oder dem optionalen FS3X-Footswitch, lässt sich umstandslos durch die Presets zappen.Der JamMan ist so eingestellt, dass ein freies Preset ohne weitere Vorbereitung, nur durch einmaliges Tappen des Record-Pedals, bespielt werden kann. Nach dem Drücken der AutoRec Taste startet das Gerät automatisch beim ersten gespielten Ton mit der Aufnahme. Das spart einen zusätzlichen Step auf den Fußtaster. Da dem Jam Man als Startzeichen kein versehentliches sanftes Touchieren der Saiten genügt und die Aufnahme erst beim ersten wirklich selbstbewusst gespielten Ton startet, ist ein sicherer Betrieb garantiert.
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Sowohl das Input-Level des jeweiligen Instruments, als auch der Output können stufenlos über den Inst./Mic-Level und den Loop-Level-Knopf geregelt werden. Eine Peak-LED zeigt dem User die maximale Inputlautstärke an. Gestoppt wird die Aufnahme durch das Drücken des rechten Pedals. Fertig! Der linke Fußtaster übernimmt, neben der Aktion „Aufnahmestart“, auch die Kontrolle der Play- und Overdub-Funktionen. Ich nehme also ein mehrtaktiges Akkordriff auf, spiele es ab und kann es durch erneutes Betätigen des linken Fußschalters mit einer zusätzlichen Melodie versehen. Dieser Prozess lässt sich so oft wiederholen, dass ich bei acht übereinander liegenden Gitarren aufgehört habe zu zählen. Da man zu diesem Megasample anschließend live eine zusätzliche Gitarre einspielen kann, steht die Wall of Sound wie eine Eins. Es können natürlich auch andere Instrumente wie beispielsweise eine Drum-Machine, ein Bass oder eine Stimme hinzugefügt werden. Auf diese Weise lassen sich komplette Playbacks im Band-Lineup erzeugen.
Durch längeres Halten des linken Fußtaster kann man den letzten Bearbeitungsschritt rückgängig machen (Undo), das Halten des Rechten löscht alle nicht gespeicherten Audioaufnahmen des aktuell gewählten Presets (Clear). Das gleichzeitige Aufnehmen über den Instrument-Jack und den XLR-Anschluss unterstützt der Jam Man genauso, wie das Verlangsamen und Beschleunigen aufgenommener Audiosignale, ohne hörbaren Pitch (Veränderung der Tonlage). Das erleichtert das Heraushören gesampelter Songs und wilder Gitarrenparts ungemein (eingespielt über einen angeschlossenen CD-Player).
Auch wenn der Jam Man momentan aus Gitarristensicht beleuchtet wird, bietet er auch für alle anderen Instrumente viele kreative Möglichkeiten und Einsatzgebiete. Beispielsweise kann man auch Beats oder Flächen über dieses Gerät abspielen und so den Bandsound on Stage verdicken, oder einen zusätzlichen Instrumentalisten simulieren.
Das Aufnehmen einer exakt laufenden Loop, ist in erster Linie tempoabhängig und fordert deshalb ein präzises Timing. Um dies zu gewährleisten besitzt der JamMan einen eingebauten ClickTrack. Die Ausstattung ist einmal mehr sensationell effektiv und verwöhnt mit einem separaten Lautstärkeregler fürs Taktell und einer Time-Signature-Taste, mit der man beliebig durch die Taktarten variieren kann. Von 4/4 bis 7/8 ist alles drin. Die Beats per Minute lassen sich per Tap-Funktion nachregeln und sind mit einer zusätzlich blinkenden LED-Anzeige, optisch leicht zu überwachen.
Ein weiteres sinnvolles Feature stellt der USB-Anschluss dar. Sollte die Speicherkarte irgendwann einmal bis zum Rand mit Sounds gefüllt sein, lässt sich der Daten-Transfer völlig unkompliziert erledigen. Einfach an den PC anschließen und die Daten auf der Festplatte archivieren. Da diese natürlich jederzeit wieder aufs Gerät überspielbar sind, geht nichts verloren. Der USB-Anschluss öffnet aber auch die Tür für eine Nachbearbeitung von Samples am Rechner. Kleine Fehler und Unsauberkeiten lassen sich mit der entsprechenden Software (WaveLab, Logic, Cubase o.ä. Wave-Bearbeitungsprogrammen) ausbügeln und das so bearbeitete File anschließend wieder auf den JamMan übertragen.
An dieser Stelle ist es interessant zu erfahren, wie es denn um den Sound des kleinen Apparats bestellt ist. Nun, die Wiedergabequalität ist wirklich ausgesprochen gut, wenn nicht sogar makellos. Das aufgenommene Signal klingt exakt so, wie das live gespielte Original. Der JamMan verschluckt keine Note und kann auch bei Veränderung des Tempos über die Tap-Funktion, ohne störenden Pitch auftrumpfen. Durch einen einfachen Klick auf die Tempotaste fährt das Playback wieder zurück ins Originaltempo. Die Erhöhung/Verlangsamung des Tempos eines aufgenommenen Patterns ist ohne gravierende Sounddefizite möglich. Kein „Naja“, sondern absolut brauchbare Qualität.
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JamMan Song
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FAZIT
Nach eingehender Beschäftigung mit den Möglichkeiten des kleinen Riesen, kann ich nur die Daumen heben. Nicht nur die massive Konstruktion und die vielen, tollen Features, sondern auch die Soundqualität sind absolute Garanten für Experimentierspaß ohne Reue. Ob Solieren zum eigens kreierten Jamtrack, das Erstellen komplexer Soundfiles oder das Raushören schwieriger Songpassagen – der JamMan ist ein echtes Überraschungspaket und man könnte ihn fast als das kompakteste Studio der Welt bezeichnen. Hinzu kommt, dass das Gerät über eine unkomplizierte, leicht verständliche Benutzeroberfläche verfügt und deshalb sehr intuitiv zu bedienen ist. Unterm Strich bleibt massenhaft Lob. Der JamMan ist nicht nicht nur für Gitarristen eine echte Freizeitfalle.
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