Der Name VHT steht für kompromisslose Röhrentechnologie. Inspiriert von den Amp-Klassikern aus England und Amerika haben sich die Damen und Herren aus San Francisco nun schon seit über 20 Jahren dem ultimativen Röhren-Design verschrieben. Dabei will VHT das Rad nicht neu erfinden. In Kalifornien steht die Qualität im Vordergrund und so ist die Verwendung hochwertiger Bauteile ein absolutes Muss. Und auch „Handverdrahtung“ ist im „VHT-Basislager“ in der legendären Bay Area ein großes Thema.
Neben den großen leistungsstarken Verstärkern hat VHT seit einiger Zeit auch die Kompakt-Klasse für sich entdeckt. Unter dem Namen Special 6 bieten die Kalifornier einen Röhrenamp mit 6 Watt Leistung an, der wahlweise als Combo oder Topteil erhältlich ist. Wir haben uns für einen Test des Combos entschieden.
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Details
Gehäuse/Optik Der Special 6 Combo kommt in einem Gehäuse aus Multiplex, das mit schwarzem Vinyl überzogen wurde. Ein weißer Kunststoffkeder umrahmt die Front und teilt das obere Fünftel ab, in dem ein weißes VHT-Logo Platz genommen hat. Der Bereich, hinter dem der „special designed“ 10“ VHT Speaker lauert, wurde mit schwarzem Boxenbespannstoff verkleidet.
Der Amp ist sehr kompakt (Maße: 365 x 375 x 215 mm), und mit 12 kg Gesamtgewicht lässt er sich auch noch bequem über längere Distanzen tragen. Besonders angenehm fällt hierbei der weiche Kunstledergriff auf. Damit der kleine Brüllwürfel beim Transport keinen Schaden nimmt, hat VHT an allen acht Ecken schwarze Metallschoner angebracht. Vier große Gummifüße auf der Gehäuse-Unterseite sorgen dafür, dass der Kleine nicht auf die schiefe Bahn gerät.
Der Special 6 ist ein klassischer Toploader, das Elektronik-Chassis wurde also von oben in das Gehäuse eingebaut. Dementsprechend befindet sich auch das Bedienfeld auf der Oberseite. Der Röhrenamp ist mit einer 12AX7 Röhre in der Vorstufe und einer 6V6 in der Endstufe bestückt. Die komplette Elektronik wurde im guten alten China von Hand verdrahtet.
Bedienfeld Unser Proband kommt mit einer minimalen Ausstattung aus. Entsprechend übersichtlich präsentiert sich auch das Bedienfeld. Auf der linken Seite finden wir die Power- und Standby-Schalter. Der On/Off-Schalter aktiviert die Hauptstromversorgung des Amps und bringt die Röhren auf Betriebstemperatur. Eine rote Kontroll-Lampe zeigt die Aktivierung des Amps an. Der Standby-Schalter bietet drei Schaltmöglichkeiten: In der Mitte ist Standby-Betrieb angesagt, nach oben geschaltet gibt der Special 6 die volle Leistung (High Power) ab, in der unteren Position wird die Lautstärke reduziert (Low Power).
Lautstärke und Klang werden mit zwei Chickenhead-Reglern (Volume, Tone) justiert. Der Volume-Regler ist als Push/Pull Poti ausgelegt – zieht man ihn hoch, wird die Boost-Funktion aktiviert. Auf der rechten Seite des Panels befinden sich dann noch die beiden Inputs Hi und Lo zur Anpassung an den Ausgangspegel des jeweils verwendeten Gitarren/Pickup-Typus.
Rückseite Auf der Rückseite des Chassis finden wir den „Port“ für das Euro-Netzkabel und insgesamt vier Klinken-Buchsen. Drei davon dienen dem Anschluss externer Boxen mit Impedanzen von 4Ω, 8Ω und 16Ω. Es kann selbstverständlich nur einer genutzt werden. Das Anschließen eines externen Lautsprechers schaltet den internen Speaker stumm.
Die vierte Klinkenbuchse ist für den Fußschalter reserviert. Mit seiner Hilfe lässt sich die Boost-Funktion, die normalerweise über das Push/Pull Volume-Poti aktiviert wird, per Fuß fernsteuern. Luft holt der Combo durch eine „Luke“ auf der Rückseite, die freien Blick auf den Speaker gewährt. Reingreifen kann man aber nicht – das verhindert ein feines schwarzes Drahtgitter.
Eigentlich können 6 Watt ja nicht sonderlich weh tun. Allerdings bin ich mittlerweile vorsichtig geworden, denn hinter einer einstellig angegebenen Leistung, hat sich in der Vergangenheit schon so mancher Brüllwürfel versteckt. Daher habe ich den Special 6 erst mal in mittlerer Reglerposition, also Volume und Tone auf 12 Uhr, bei Low-Level eingeschaltet. Und das ist das Ergebnis:
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
Strat
Low
12
12
Lo
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Low Power
Die Lautstärke ist hier sehr moderat. In dieser Einstellung kann man auch nachts noch üben, ohne den Zimmernachbarn zu stören. Den Sound könnte man als ausgewogenen Clean-Sound bezeichnen. Alle Frequenzen sind vertreten. Nicht zuletzt wegen des ausgeprägten Tief-Mittenbereichs klingt der Amp im Grundsound angenehm warm.
Schaltet man auf High-Power um, gibt es neben dem Lautstärkeschub, noch eine Packung Höhen hinzu- der Amp klingt jetzt wesentlich frischer und brillanter.
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
Strat
High
12
12
Lo
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
High Power
Nicht nur bei der Ausgangsleistung, auch bei den Eingängen gibt es Hi und Lo. Der Low-Input ist leiser – hier wird die Humbucker-Gitarre angeschlossen – der Hi-Input ist für die Single-Coil-Gitarre zuständig. So hat man die Möglichkeit, mit dem gleichen Pegel für beide Pickup-Typen zu arbeiten. Man kann den Hi-Eingang aber auch als kleinen Booster nutzen, denn die Vorstufe wird hier schon etwas intensiver angefahren und lässt sich so zu einer leichten Verzerrung überreden.
Hier der Vergleich zwischen Hi und Low Input.
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
Strat
High
11
13
Lo
Hi
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Low InputHigh Input
Die Verzerrung ist aber wirklich noch sehr schwach, vor allem bei der Verwendung von Single-Coil-Gitarren. Wer mehr Zerre braucht, der muss den Volume-Regler nach oben ziehen (Push/Pull-Poti), denn hier ist eine Boost-Funktion eingebaut, die übrigens auch per mitgeliefertem Fußschalter ferngesteuert werden kann. Der Booster sorgt für eine Schippe mehr Gain und eine leicht angehobene Gesamt-Lautstärke. Das passt perfekt, um sich für die Bandprobe einen Clean- und einen Overdrive-Sound zurechtzulegen. Im folgenden Beispiel hört ihr beide Sounds, einmal Normal und einmal mit aktiviertem Boost.
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
Strat
High
13
13
13 Boost
Hi
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
NormalBoost
Der Verzerrungsgrad bewegt sich momentan noch im Crunch-Bereich. Jetzt wird die Les Paul angeschlossen und Volume bei aktiviertem Boost voll aufgedreht. Mal sehen, wie die maximale Verzerrung des Special 6 klingt.
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
Les Paul
High
11
17 Boost
Hi
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Max. Gain
Mit dieser Einstellung sind Classic Rock-Riffs auf jeden Fall drin. Auch die Lautstärke bei voll aufgedrehtem Amp reicht aus, um Drummer und Bassist während der Probe Paroli zu bieten. Allerdings wird es mit dem Durchsetzungsvermögen bei Clean-Sounds etwas knapp, da müssen die Kollegen schon Rücksicht nehmen und eine Spur leiser spielen. Der Verzerrungs-Charakter ist eher höhenbetont und wird bei hoher Lautstärke ein wenig kratzig. Was aber sehr positiv auffällt, ist die Transparenz im Sound. Trotz intensiverer Verzerrung kommen Akkorde und einzelne Töne noch klar zur Geltung. Hier ist der Beweis: Die Akkorde E, G, D, A, E werden nacheinander angeschlagen und bleiben gut erkennbar.
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
Les Paul
High
11
17 Boost
Hi
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Chords
Wer auf Old School Arbeit mit Gitarre und Amp steht, der kommt hier voll auf seine Kosten. Die Ansprache des Special 6 ist wirklich sehr gut und man kann mit dem verwendeten Gitarren-Typ, den Fingern und dem Volume-Poti (an der Gitarre) einiges anstellen. Beim nächsten Beispiel habe ich zuerst den Volume-Regler an der Gitarre auf drei, dann auf 10 (voll) eingestellt. Der Ton ist zuerst leicht angezerrt – dann kommt die volle Breitseite. Und auch auf die Intensität des Anschlags reagiert der Amp sehr gut und so ist bei einer härteren Gangart am Instrument selbstverständlich auch mehr Zerre am Start.
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
Strat
High
13
17 Boost
Hi
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Dyna Poti
Nachdem wir uns ausführlich dem Verzerrungsgrad und der Ansprache des VHT Special 6 gewidmet haben, nehmen wir abschließend noch die Bandbreite des Tone-Reglers unter die Lupe. Hier werden Bässe und Höhen gleichzeitig geregelt. Wenn das Poti abgedreht ist, sind die Frequenzen ab ca. 2 kHz abgesenkt und man erhält einen muffigen Sound. Je weiter man aufdreht, desto mehr werden die Höhen angehoben und der tiefe Bassbereich abgesenkt. Im folgenden Beispiel hört ihr die komplette Bandbreite des Tone-Reglers, zuerst komplett abgedreht (7 Uhr), dann in mittlerer Position (12 Uhr) und abschließend voll auf (17 Uhr).
Gitarre
Power
Tone
Volume
Input
SG
High
7-12-17
13 Boost
Hi
Audio
Samples
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/
0:00
0:00
Tone
Der Special 6 ist nicht nur für Übungszwecke geeignet. Auch als Recording-Amp ist er gut einsetzbar. Der Klangvielfalt sind hier konstruktionsbedingt selbstverständlich Grenzen gesetzt. Die Stärken liegen eindeutig in den Clean- und Crunch-Sounds. Wer aber mehr Verzerrung oder Klangvielfalt in diesem Bereich benötigt, der kann ja immer noch ein Overdrive-Pedal vorschalten – der Special 6 verträgt sich sehr gut damit.
Das nächste Beispiel wurde komplett mit dem Amp aufgenommen. Bei der Rhythmus-Gitarre im linken Kanal hört ihr einen Rotary Effekt, das Pedal habe ich einfach vor den Amp geschaltet. Was wirklich sehr überzeugend rüberkommt, ist die dynamische Bandbreite des Amps.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
VHT Blues
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Der Special 6 von VHT ist ein guter Übungsamp, der sich unter bestimmten Voraussetzungen auch für den Einsatz im Band-Kontext eignet. Dank der 6 Watt Röhrenpower kommt aus dem 10 Zoll Lautsprecher schon einiges an „Lärm“ – besonders wenn es um Zerrsounds geht. Clean-Sounds lassen sich am Leistungs-Limit hingegen kaum realisieren – der Verstärker zerrt dann schon recht kräftig. In diesem Fall müssten die Band-Kollegen im Proberaum ein wenig Rücksicht walten lassen.
Der Amp überzeugt mit einer sehr guten Ansprache und einem ausgeprägten dynamischen Verhalten, ist aber in Sachen Klangvielfalt konstruktionsbedingt nicht sonderlich flexibel. Das, was er kann, macht er aber wirklich sehr gut. So liefert er in moderater Lautstärke einen warmen, sehr ausgewogenen Clean-Sound. Wandert der Volume-Regler über die 12Uhr-Marke, setzt eine organischen Röhren-Verzerrung ein. Dank des integrierten Gain-Boost hat man die Möglichkeit, auch etwas stärker verzerrte Rock-Riffs abzufeuern. Diese Option ist auch per mitgeliefertem Fußschalter steuerbar.
Als Recording-Amp macht der Special 6 ebenfalls eine gute Figur. Hier besticht er mit dynamischen, röhren-typischen Clean- und Crunch-Sounds auf hohem Niveau. Bei stärkeren Verzerrungen wird es im Bassbereich hingegen etwas matschig und in den Höhen kratzig.
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