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Zoom Multi Stomp MS-50G Test

Wenn es für uns als Gitarrist darum geht unser Können über einen Verstärker zu schicken oder aufzunehmen, dann greifen wir gerne auf die digitalen Segnungen zurück. Dem Bedürfnis hat nun Zoom Tribut gezollt und mit dem Multi Stomp MS-50G ein Multieffektgerät kreiert, das mit 55 Effektpresets bestückt ist und trotzdem wie ein Standard-Bodentreter daherkommt. Das Ganze gibts zum Knallerpreis von 99 Euro, rein rechnerisch also 1,80 pro Effekt. Die Theorie sieht also richtig rosig aus, Klang und Bedienbarkeit müssen sich erst noch beweisen.

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Details

Gehäuse/Optik
Das silberne Gussgehäuse des MS-50G hat in etwa die Abmessungen eines Boss-Treters, im Design ist man aber einen Schritt in Richtung Zukunft gegangen. Wo normalerweise robuste Regler ihren Platz haben, befindet sich ein kleines Display. Aber keine Angst, Regler gibt es auch noch, drei Stück an der Zahl, die man unterhalb des Displays an eine Schräge versetzt hat. Bei ihnen handelt es sich um Endlospotis, die mit einer zusätzlichen Tasterfunktion aufwarten können. Mit ihrer Hilfe lassen sich die jeweils im Display angezeigten Parameter justieren. Die untere Hälfte beherbergt den Fußschalter, flankiert von vier weiteren Tastern (Cursor-Tasten), die wie bei einer TV-Fernbedienung im Kreis angeordnet sind.

Fotostrecke: 4 Bilder Trotz zahlreicher Effekte unter der Haube, präsentiert sich die Bedienoberfläche des MS-50G absolut überschaubar

Die Anschlüsse parken an den Seiten, rechts der Input und auf der linken Seite zwei Ausgänge, unser Testkandidat kann also auch Stereo. Zur Stromversorgung dient die Standard 9V DC Buchse an der Front, es ist aber auch der Betrieb mit Batterien möglich. Laut Hersteller reichen zwei AA-Batterien für sieben Stunden Dauerbetrieb. Das MS-50G arbeitet mit einem DSP-Prozessor und die AD/DA Wandlung geht mit 24 Bit und 128-fachem Oversampling über die Bühne. Die interne Signalverarbeitung erfolgt bei 32 Bit und einer Samplingfrequenz von 44,1 kHz. Für Firmware-Updates per Computer hat man einen USB-Anschluss vorgesehen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Input des MS-50G

Bedienung
Die Bedienung ist den großen Brüdern im Multieffektbereich G3 und G5 ähnlich. Alles läuft über das Display, und hier wird zuerst einmal einer der möglichen sechs Effekte von insgesamt 55 angezeigt, die gleichzeitig benutzt werden können. Wenn man wissen möchte, wie viele sich davon in der Kette befinden, drückt man die beiden die Cursor-Tasten neben dem Fußschalter und im Display erscheint der nächste Effekt. Beim Drehen an den Potis wechselt das Display sofort in die Anzeige der drei Parameter, die mit den Endlosreglern eingestellt werden können. Bei manchen Effekten reichen drei nicht aus, aber auch das ist gut gelöst, denn mit einem leichten Druck auf den rechten Regler blättert man auf die nächste Editier-Seite und weitere Einstellungen können angepasst werden. Will man den Effekt wechseln und zum Beispiel anstelle des Overdrives einen Chorus einsetzen, dann kommen die beiden Cursor-Taster oberhalb und unterhalb des Fußschalters zum Einsatz. Das Drücken des entsprechenden Tasters aktiviert den nächsten oder den vorherigen Effekt aus dem Angebot. Wie schon erwähnt, stehen 55 verschiedene „Pedale“ zur Verfügung und es kann tatsächlich etwas dauern, wenn man vom Delay zum Compressor wechseln möchte. Aber nach einiger Zeit kennt man den kürzesten Weg zum gewünschten Effekt und das Ganze geht dann relativ flott von der Hand. Und keine Angst, auch dem traditionellen Gitarristen, der sich bisher noch nicht an digitale Tools herangewagt hat, werden sich hier keine allzu großen Hürden in den Weg stellen.

Fotostrecke: 9 Bilder Das gut ablesbare LC-Display des MS-50G mit den drei Encodern
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Praxis

Die Effekte teilen sich in acht Amp Models und 47 Pedaleffekte. Damit wird die Standard-Bandbreite abgedeckt, von Zerrern über Modulationseffekte bis zu Reverb und Delay ist alles an Bord. Und natürlch gehört auch der obligatorische Tuner zur Ausstattung.

Overdrive/Distortion
Zuerst werden wir uns ein paar Effekte einzeln zur Brust nehmen, ganz wichtig sind natürlich die Zerrsounds. Hier stehen neben einem Booster weitere zehn Verzerrer zur Auswahl, die jeweils an berühmte Vorbilder (Tube Screamer, Big Muff, The Rat, etc.) angelehnt sind. Bei dieser Effektgattung macht sich auf jeden Fall die digitale Herkunft bemerkbar. Vergleicht man sie mit einem analogen Zerrpedal, dann fehlt es dem MS-50G in dieser Disziplin an Druck und Dynamik. Auch wird der Frequenzgang meines Erachtens durch die Overdrives etwas zu stark beeinflusst. Aber bei einem Straßenpreis von 99 Euro erwartet auch niemand Boutique-Qualität. Hier geht es um Vielfalt und die Zerrer decken auf jeden Fall alle Musikrichtungen ab, hier eine kleine Auswahl.

Audio Samples
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Extreme LP Scream TE Squeak SG

Bei den High Gain Distortion Pedalen rauscht unser kleines Kistchen ganz ordentlich, aber für diese Fälle ist glücklicherweise auch ein Noise Gate vorgesehen, das bei entsprechender Einstellung den Wasserfall bremst. Eine positive Erwähnung verdient auch die Auto Save Funktion – alle Einstellungen werden direkt gespeichert. Geht man beispielsweise zu einem anderen Preset, sind alle Veränderungen am aktuellen Effekt direkt gesichert und wieder vorhanden, wenn er erneut angewählt wird. Wer doch lieber per Hand speichert, der kann die Auto-Save-Funktion auch in den globalen Einstellungen abschalten.

Pitch Shift/Modulation
Weiter geht es mit ein paar Pitch-Shift und Modulationseffekten. Der Prozessor ist überraschend leistungsstark, Pitch-Shift und Harmonizer-Effekte werden ohne Zicken und Artefakte übertragen, auch Bendings und schnelle Fingervibratos bringen unser Testmodell nicht aus der Ruhe. Die Modulationseffekte sind ebenfalls in Ordnung – was die Klanggüte betrifft, gilt hier das Gleiche wie bei den Verzerrern, die Vielfalt zählt. Immerhin geht es um den Einsatz auf der Bühne und dort macht das MS-50G einen soliden Job. Hier sind ein paar Beispiele.

Audio Samples
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Octaver Uni Vibe Phaser

Effektkombinationen
Natürlich können die „Pedale“ je nach Bedarf kombiniert werden, auch ihre Reihenfolge ist komplett frei wählbar. Neben der Anzahl von sechs Effekten gibt es aber auch noch weitere Limits. So erreicht der Prozessor beim Einsatz mehrerer leistungsintensiver Effekte (z.B. Amp Models) irgendwann seine Grenzen. Aber da man normalerweise keine zwei Amp-Models hintereinanderschaltet, passiert das sehr selten. Außerdem reichen im Standardprogramm zwei bis drei Pedale in der Regel völlig aus.
Für die Delay-Effekte ist es auch möglich, das Tempo per Tap-Funktion einzugeben. Das geht entweder über die Tasterfunktion mit dem linken Regler oder mit dem Fußschalter, wenn er entsprechend konfiguriert ist. Hier ein Kombisound mit Tape Echo, Pitch Shifter, EQ, Distortion und Noise Gate mit dem Beweis, dass der Pitch-Shifter mit Bendings und Fingervibratos gut umgehen kann.

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Pitch Distortion

Ampsimulation
Das MS-50G kann auch direkt ans Mischpult angeschlossen werden, denn es sind acht unterschiedliche Ampsimulationen integriert, von Vox über Fender, Marshall bis zu den deutschen High Gain Brettern aus dem Hause Engl und Diezel. Die Auswahl deckt auch dabei alle erdenklichen Bereiche ab, der Sound ist im mittleren Bereich angesiedelt, es fehlt etwas an Transparenz und Dynamik. Der Klang ist aber auf jeden Fall so gut, dass man für die Probe seinen Fullstack zu Hause lassen und nur mit dem Pedal direkt in die Anlage spielen kann. So klingt zum Beispiel die Simulation des Engls, die man unter dem Namen ´Alien´ findet.

Audio Samples
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Alien LP
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Fazit

Zoom hat seinem MS-50G eine Menge Effekte auf engstem Raum mitgegeben. In dem kleinen Bodentreter mit Standard-Pedalabmessungen stecken 55 einzelne davon, darunter acht Ampsimulationen. Man kann ihn also auch direkt ans Mischpult anschließen, will man den Verstärker einmal nicht zur Probe schleppen. Die Bedienung über das kleine Display und die drei Regler ist relativ übersichtlich und ohne Pilotenschein machbar. Dass man bei dieser Fülle an Möglichkeiten und einem Preis unter 100 Euro nicht unbedingt Boutique-Sound erwarten darf, versteht sich von selbst. So fehlt es bei den Amp-Modellen und den Zerrern etwas an Transparenz und Dynamik, auch die Modulationseffekte siedeln sich qualitativ eher im mittleren Bereich an, sind aber allesamt brauchbar. Bekanntlich hat jeder seine ganz eigenen Erwartungen an ein solches Pedal, aber wer viele Möglichkeiten für Bühne, Proberaum oder fürs Üben sucht und sich über das Preis-Leistungsverhältnis im Klaren ist, der findet mit dem MS-50G einen soliden Partner für alle Lebenslagen. Oder rein rechnerisch: Wer auch nur drei Effekte findet, die seinen Vorstellungen entsprechen, der macht schon ein Schnäppchen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Bedienung
  • Ampsimulation an Board
  • Effektauswahl
  • Einstellmöglichkeiten
  • 50 Speicherplätze
  • Auto Save Funktion
Contra
  • Klangqualität der Effekte
Artikelbild
Zoom Multi Stomp MS-50G Test
Für 99,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Zoom
  • Modell: MS-50G
  • Typ: Multieffekt
  • Regler: 3 Endlosregler (inkl. Tastfunktion)
  • Anschlüsse: Input, 2x Output, 9V DC
  • Stromverbrauch: 500 mA
  • Spannung: 9V Netzteil oder 2x AA/LR6 Batterien
  • Display: LCD
  • Anzahl Effekte: 55
  • Effekte gleichzeitig: 6
  • Speicher: 50 Presets
  • Maße: 77 x 130 x 58 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 350 Gramm
  • Preis: 99,00 Euro
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Profilbild von faulefix

faulefix sagt:

#1 - 14.12.2012 um 09:09 Uhr

1

Ich vermisse ein Eingehen auf die Qualität der Kompressoren, Halle und des Delays.Nebenbei: "Stromverbrauch: 500 mA" ist Quatsch.Gruß ff

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