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Mesa Boogie Grid Slammer Test

Mit dem Mesa Boogie Grid Slammer geht es in unserer kleinen Testreihe weiter, in der die vier neuen Zerrpedale des kalifornischen Herstellers im Mittelpunkt stehen. Mit seiner grünen Farbe und der Bezeichnung Overdrive-Pedal erinnert er – wie kann es anders sein – an eine Pedal-Legende, die als Tube Screamer Karriere machte. Dass der seit Jahrzehnten vielen Herstellern als Vorbild für ihre eigenen Kreationen dient, ist kein Geheimnis. Während manche versuchen, mit einer 1:1 Kopie aufzuwarten, nehmen andere Hersteller die Grundidee auf und stecken ihre Bemühungen in die kleinen Unzulänglichkeiten, die Perfektionisten dem Original ankreiden. Dort wird dann versucht, diverse Details zu justieren, ohne zu weit neben die legendären Fußstapfen zu geraten.

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Der Zerrgrad wird vielleicht etwas höhergeschraubt oder das Klangbild leicht verändert, die Empfindlichkeit angepasst oder mehr Ausgangsleistung verordnet – Grenzen gibt es kaum. Aber ob der Grid Slammer überhaupt irgendetwas mit dem Tube Screamer gemeinsam hat oder ob wir völlig auf dem Holzweg sind und die grüne Farbe nur Zufall ist, das werden wir spätestens nach diesem Test wissen. Aber dann müsste eigentlich auch die ganze Einleitung umgeschrieben werden.

Details

Gehäuse/Optik

Auch der Grid Slammer wird in schöner Mesa Boogie Tradition in Handarbeit in Kalifornien hergestellt und soll einen sehr variationsreichen Overdrivesound erzeugen, vom kratzigen Boost bis zum singenden Leadsound, so jedenfalls die Website des Herstellers. Er kommt in einem stabilen Druckguss-Gehäuse mit schwarzer Oberfläche, auf der die Bedienelemente wie bei einem Bodentreter üblich angeordnet sind: Die drei Regler Level, Gain und Tone belegen zusammen mit einer roten Status-LED die vordere Hälfte, dem Standard-Fußschalter gehört der Rest. Der Grid Slammer ist mit einer True Bypass-Schaltung ausgestattet, die das Eingangssignal direkt an den Ausgang weiterleitet, sobald der Effekt ausgeschaltet ist. Wer das Pedal mit einer 9-Volt-Batterie betreibt, muss zum Wechsel die Bodenplatte abgeschrauben. Das wird aber nicht so oft der Fall sein, denn der Grid Slammer ist kein Stromfresser und bewegt sich mit 15mA in einem sehr moderaten Bereich. Wer ein Netzteil vorzieht, findet die Standard-Anschlussbuchse an der Front. Die beiden anderen Anschlüsse sind traditionell an den Seiten angebracht, rechts der Ein- und links der Ausgang.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Grid Slammer kommt im stylishen Retro-Look

Bedienung

Der Grid Slammer kommt mit den oben erwähnten üblichen Regelmöglichkeiten für ein Overdrivepedal. Gain bestimmt den Verzerrungsgrad, Level die Endlautstärke und zum Regeln der Klangfarbe steht der Tone-Regler zur Verfügung.

Fotostrecke: 2 Bilder Die üblichen Verdächtigen
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Praxis

Wie erwartet liefert das Pedal die klassischen Overdrivesounds. Eine Ähnlichkeit zum Tube Screamer ist tatsächlich leicht vorhanden, aber unser Testmodell zeigt sich etwas natürlicher, die Färbung im Klang ist nicht so stark wie beim grünen Japaner. Er erzeugt einen sehr organischen Overdrive, der extrem gut auf die Anschlagsdynamik reagiert. Hier sind Vintage-Freunde und Ton-Puristen an der Reihe und werden ihren Spaß mit dem kleinen Treter haben.
Das Schöne (und auch Fatale) an diesem Pedal ist, dass es eigentlich in jeder Einstellung gut klingt. Aus einer Humbuckergitarre lässt sich bei höheren Gain-Werten bereits ein mittleres Zerrbrett kitzeln, während es bei der Single Coil Variante beim Crunchsound bleibt. Wer Gainreserven benötigt, der sollte eine Stufe höher gehen und sich vielleicht den Flux-Drive ansehen und -hören.
Die Stärken unseres Kandidaten liegen eindeutig in seinem offenen Klang und der großen dynamischen Bandbreite, die er zu bieten hat. Man kann blitzschnell nur per Anschlag von einer mittleren Verzerrung zu fast Clean wechseln, weshalb meine Lieblingseinstellung einen weiter aufgedrehten Gainregler braucht. Wenn es weniger zerren soll, kann man problemlos den Volume-Regler an der Gitarre zurücknehmen, denn darauf reagiert das Pedal ebenfalls bestens. Der Tone-Regler punktet mit einem effektiven Wirkungsgrad und einer gut ausgesuchten Frequenzwahl, mit der man den Sound sehr natürlich bearbeiten kann, ohne dass es klinisch klingt. Die Klangübertragung ist extrem feinfühlig, jede Anschlagsnuance, sei es mit dem Pick oder den Fingern, kommt zum Vorschein und wird verlustfrei an den Amp weitergeleitet. Man hat beim Spielen wirklich nicht das Gefühl, dass hier keine Röhrenzerre am Start ist. Auch zum Anblasen von bereits verzerrten Amps lässt sich der Grid Slammer bedenkenlos einsetzen – das metallic-grüne Kästchen verträgt sich aufgrund seines ausgewogenen Klangbildes ganz besonders mit großen Röhrenamps, denen es bei Bedarf richtig Feuer unter dem Hintern machen kann. Hier einige Klangbeispiele: Alle Regler auf 12 Uhr.

GitarreLevelGainTone
Strat121212
Audio Samples
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Crunch-Chords, alle Regler 12 Uhr – Strat

Die Strat mit unterschiedlicher Anschlagsdynamik.

GitarreLevelGainTone
Strat121615
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Dynamik – Strat

Vier Einstellungen des Tone-Reglers nacheinander, zuerst 7, dann 10, 14 und 17 Uhr.

GitarreLevelGainTone
Les Paul12147-10-14-17
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Tone-Regler, Les Paul

Vier Einstellung des Gain-Reglers.

GitarreLevelGainTone
Les Paul127-10-14-1713
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Gain-Regler, Les Paul

Blues-Sound mit der Semi-Akustik (mit den Fingern angeschlagen).

GitarreLevelGainTone
ES-335131313
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Blues, ES-335

Dreckiger Funk-Groove mit der Tele.

GitarreLevelGainTone
Tele131112
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Dirty Funk, Tele
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Fazit

Exzellent! Der Grid Slammer ist mein persönlicher Favorit unter den vier neuen Mesa Boogie Pedalen, die allesamt durch tadellose Verarbeitung und hochwertige Bauteile überzeugen. Er liefert einen sehr natürlichen Overdrive und eine erstklassige dynamische Ansprache. Der Grundsound ist hervorragend ausbalanciert, das Pedal hat ein recht neutrales Klangbild und verfärbt den normalen Ampsound nur wenig. Mit dem Tone-Regler kann die Klangfarbe zusätzlich fein abgestimmt werden, selbst bei extremeren Settings kommt der Ton immer noch sehr natürlich aus den Speakern. Die Gainreserven liegen im mittleren Bereich, mit einer Strat kommt man über einen Crunchsound nicht hinaus, singende Leadsounds stehen daher nur bei Gitarren mit hohem Output auf dem Programm. Aber das ist auch nicht der Haupt-Einsatzbereich, hier geht es um einen offen klingenden Overdrive-Ton mit maximalem Spielgefühl. Und das ist absolut gelungen nach dem Motto, lieber eine Sache richtig gut zu erledigen als viele nur mittelmäßig.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • natürlicher Overdrive Sound
  • dynamische Ansprache
  • Spielgefühl
  • Verarbeitung, Bauteile
Contra
    Artikelbild
    Mesa Boogie Grid Slammer Test
    Für 179,00€ bei
    Mesa_GridSlammer_004FIN
    Technische Daten
    • Hersteller: Mesa Boogie
    • Modell: Grid Slammer
    • Typ: Overdrive-Pedal
    • Regler: Level, Gain, Tone
    • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
    • Stromverbrauch: 15 mA
    • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
    • Maße: 73 x 122 x 58 mm (B x T x H)
    • Gewicht: 320 Gramm
    • Preis: 199,00 Euro
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    Chris sagt:

    #1 - 29.01.2013 um 21:39 Uhr

    0

    Hallo Thomas, schöner Test, besten Dank! Hast du die Hörbeispiele ausschließlich am cleanen Amp aufgenommen? Ich nehm's mal an, oder? Schöne Grüße!

    Profilbild von Mike

    Mike sagt:

    #2 - 06.02.2013 um 17:32 Uhr

    0

    Es fällt mir spontan auf, dass sich die angesprochene tubescreamergrüne Farbe auf den Fotos nicht finden lässt.
    Schlechte Farbwiedergabe oder gibt's mehrere Farben zur Auswahl?

    Profilbild von BonedoMalte

    BonedoMalte sagt:

    #3 - 06.02.2013 um 19:16 Uhr

    0

    Hey Mike, du hast natürlich Recht! Das Grün vom Gridslammer ist eher dunkel. Es soll ja auch gerade nicht eine 1:1 Kopie sein, wie Thomas schreibt. Es geht also eher um eine entfernte Verwandtschaft... ;) Danke für den Einwand!

    Profilbild von Thomas Dill

    Thomas Dill sagt:

    #4 - 09.02.2013 um 01:04 Uhr

    0

    Hallo Chris,die Beispiele sind alle mit clean eingestelltem Amp gemacht (Sovtek MIG-50)Schöne GrüßeThomas

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