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MOTU Digital Performer 8 Test

Digital Performer von MOTU ist seit vielen Jahren eine feste, wenn auch kleine Instanz in der hiesigen DAW-Welt. Aufgrund der bisherigen Beschränkung auf das Mac OS X Betriebssystem war dies aber auch hausgemacht.


Mit Version 8 sollen nun aber auch bald Windows-Jünger in Versuchung geführt werden. Wir lassen nichts anbrennen und checken derweil die Mac-Version.

Details

Bereits 1990 erschien die erste Version von MOTU Digital Performer, was zuerst als Frontend für Digidesign´s Audiomedia Hard Disk System angedacht war, dann aber doch durch die Eigenlösung Pro Tools ersetzt wurde. Bis heute lassen sich die Parallelen beider Systeme kaum leugnen. Deshalb verwundert es auch kaum, dass aufgrund dieser Verwandtschaft beide zu einem gewissen Grad miteinander kompatibel sind, was sich beispielsweise auch durch die grundsätzliche Möglichkeit äußert, Projekte zwischen Pro Tools HD und Digital Performer austauschen zu können.
Neben zahlreichen neuen Features hinsichtlich Funktionalität und Umfang liegen die größten Neuerungen auf der Hand: Da wäre die angekündigte Unterstützung für Windows-Systeme wohl schon mal als die grundlegendste Weiterentwicklung zu nennen, die aber doch noch auf sich warten lässt. Laut Hersteller-Website sollte man aber noch in diesem Frühjahr mit einer Windows-Version rechnen können.
Als zweite wichtige Neuerung wäre der 64 Bit Support zu nennen, der hinsichtlich immer größeren Anforderungen an CPU und RAM auch mehr als überfällig war. Benutzer mit aktuellen Systemen und einer Vielzahl von Speicher-Blöcken dürfen also aufatmen und versichert sein, dass ihre Hardware-Investitionen sich endlich auch hier auszahlen werden. Außerdem spendierte MOTU seinem DAW-Schätzchen eine Vielzahl neuer Plug-Ins. Besonders schön dabei, dass es sich dabei auch um etwas exotisch anmutende Klangverbieger handelt, die man nicht in jedem anderen beliebigen „08/15-Bundle“ abstauben kann.
Fotostrecke: 20 Bilder Der Dynamic Equalizer, ein Multi-Band-Kompressor.
Dynamic Equalizer
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich beim Dynamic Equalizer um einen ausgewachsenen Multiband-Kompressor. Insgesamt stehen drei parametrische und zwei Shelving-Bänder zur Verfügung, die jeweils mit einem vollwertigen Kompressor ausgestattet sind. Das Ganze wird mit einem Echtzeit FFT-Spektrum hinterlegt, sodass Eingriffe ins Frequenzband auch visuell vorgenommen werden können und die Änderungen dabei sofort sichtbar werden.
Precision Delay
„Halleluja“, wird der ein oder andere Homerecorder bei diesem Plug-In schreien. Im Gegensatz zum Namen handelt es sich beim Precision Delay nämlich nicht um das eine Millionste digitale Delay-Plug-In, sondern hilft dem Nutzer bei der Beseitigung von Phasenproblemen zwischen Signalen. Das ist vor allem bei Aufnahmen von Instrumenten (beispielsweise beim Recording eines Gitarrenamps) mit mehreren Mikrofonen mehr als sinnvoll. Durch den „Sweet-Spot-Parameter“ kann diese Anpassung auch nach der Analyse verändert werden, um das wohlklingendste Resultat zu erzielen.
Spatial Maximizer
Mit dem Spatial Maximizer bedient MOTU vor allem den Master-Channel einer Produktion. Der M/S-Equalizer bietet neben dem dynamischen 5-Band-EQ für Mitten- und Seitensignal ebenfalls ein High-Pass-Filter sowie einen Bass-Enhancer. Obwohl sich der Spatial Maximizer vor allem für Vinyl Mastering-Aufgaben eignen soll, ist er sicherlich auch bei jedem anderen Ausgabemedium eine gute Wahl. 
Subkick
Mit dem Subkick liefert MOTU ein speziell für Kickdrums optimiertes Soundwerkzeug, welches sowohl analoge als auch elektronische Sounds aufzuwerten weiß. Dabei kann das Ausgangssignal durch das Hinzumischen von künstlichen Subbässen vielfältig manipuliert werden. 
Gitarrensimulationen
Nachdem bereits alle namhaften Hersteller ihre DAWs mit umfangreichen Simulationen legendärer Verstärker und Effekten ausgestattet haben, liefert auch Digital Performer prompt einige Neuerungen zum bereits vorhandenen Stock an virtuellen Amps und Bodentretern hinzu.
Hierzu gehören in der Verstärkerfraktion mit dem „ACE30“ ein virtueller VOX AC30 sowie der, unter dem Alias „Soloist“ vertretene, Mesa Boogie Dual Rectifier. Mit neuen Gitarreneffekten wie Analog Delay (Vorbilder: 80er Jahre Pedale von DOD und Electro Harmonix), Analog Flanger (Vorbild: Electro Harmonix Electric Mistress), Hi-Top Booster (Vorbild: Dallas Rangemaster), Clear Pebble Phase Shifter (Vorbild: Electro Harmonix Small Stone), Dyna-Squash Sustain Switch (Vorbild: MXR Dyna-Comp) und dem Analog Phaser (Vorbild: MXR ’74 Vintage Phaser) ist Digital Performer also nun auch schon von Haus aus mehr als umfangreich ausgestattet.
Bassisten werden sich über das neue Live Room B Plug-In freuen. B wie Bass, nicht zu verwechseln mit G wie Gitarre, denn Live Room G gab es ja bereits in DP7. Wie auch von anderen Simulationen, wie beispielsweise GuitarRig von Native Isntruments, bekannt, kann hier sehr detailliert der Sound einer Bassbox nachgebildet werden, indem man das Model der Box und eine Auswahl von Mikrofonen miteinander kombiniert. Die einzelnen Signale können dann als Submix intern mit Delay und EQ versehen und in Lautstärke bzw. Panorama-Verteilung angepasst werden.  
Live Stage
Zu guter Letzt liefert MOTU mit dem Live Stage Plug-In eine abgespeckte – jedoch auch wesentlich CPU-freundlichere – Version ihrer Gitarren- bzw. Basssound Suite. Somit ist es nun auch möglich, die im Studio kreierten Sounds mit auf die Bühne zu nehmen. Einziger Nachteil ist hierbei die Limitierung auf nur eine Box bzw. ein Mikrofon, was zwar die CPU-Last reduziert und so zu einer stabileren Performanz führt, allerdings schon etwas zu limitierend wirkt. Andererseits: Auch Live-Setups in der analogen Welt benötigen selten mehr Komponenten zur Abnahme. 
Weitere, kleinere Neuerungen
Jeder der schon einmal aufgrund von Schusseligkeiten beim Punch-In verschiedener Takes den ein oder anderen Anschlag oder Attack versäumt hat, wird sich über das neue Punch-Guard Feature in Digital Performer 8 besonders freuen, dessen Funktionsweise genauso simpel wie praktisch ist: Wenn ein neuer Take eingespielt wird, beginnt die Software bereits einige Sekunden vorher mit der Aufnahme und beendet diese auch erst später. Somit können die Takes auch später noch in beide Richtungen verlängert werden, falls dem Signal etwas fehlen sollte. Die Pre- bzw. Post-Roll Zeiten sind dabei frei wählbar. 
Aber auch Sounddesigner und Filmkomponisten profitieren von dem Update: Unter der Haube von Digital Performer 8 werkelt eine komplett neu entwickelte Video-Engine, die nun auch endlich HD-Material unterstützt. Mit Hilfe des neuen Plug-In-Managers lassen sich sowohl Effekte als auch die passenden Presets sinnvoll sortieren, durchsuchen und anschließend in den Track laden.
Abschließend seien noch die austauschbaren Interface-Themes erwähnt, mit denen man das Programm auch noch optisch den eigenen Wünschen anpassen kann.
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Praxis

Geliefert wird Digital Performer auf nur einer DVD. Wer hier also eine Gigabyte schwere Sample-Library erwartet, wird enttäuscht. Zurückzuführen ist dies sicherlich auch auf den Fakt, dass MOTU mit MachFive eine sehr erfolgreiche Sampler-Lösung im Programm hat, die dann für geneigte User eher uninteressant werden könnte. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass andere Hersteller, wie beispielsweise Ableton mit der Live Suite, preislich-vergleichbare Produkte auf Lager haben, die auch bedeutend mehr Sample-Material bieten.
Die Autorisierung erfolgt ebenfalls sehr spartanisch via Seriennummer – was ja aber nicht schlecht sein muss aus. Selbstverständlich liefert auch MOTU die Möglichkeit, das Produkt anschließend auf der Firmenwebseite zu registrieren, um über Updates und vielleicht sogar Zusatztoncent oder eine verfügbare Windows-Version informiert zu werden.
Im Gegensatz zu den vielen bunten Screenshots auf dieser MOTU-Webseite kommt die Benutzeroberfläche nach dem ersten Start der Software erst einmal relativ einfach daher. Grau und etwas farblos trifft es wohl am Besten. Langjährigen Nutzern von Digital Performer dürfte dieser Anblick sicherlich bekannt vorkommen, doch durch die zahlreichen neuen Interface-Templates lässt sich das später aber auch ganz leicht abändern. 
Ähnlich wie bei Apple Logic setzt MOTU auf eine One-Window-Oberfläche, bei der mittels Tabs durch Editoren, Mixer, Pianorolle und Arranger navigiert werden kann. Das ist vor allem bei kleineren Bildschirmen, z.B. Notebooks, ein Vorteil. Auch sonst punktet die Oberfläche mit einer schnellen Navigation und sinnvoller Anordnung aller wichtigen Bedienelemente. Besonders die zahlreichen Trackparameter im Sofortzugriff können überzeugen.
Die zahlreichen Editing-Features verleihen Digital Performer einen ganz besonderen und flotten Charme. Sei es nun das umfangreiche Transportfenster oder die umfangreiche Edit-Abteilung mit Sofortzugriff auf verschiedene Edit-Modes, Clicktracks, Punch- und Sync-Funktionen – Digital Performer hat in diesem Segment der Konkurrenz einiges voraus und wird nicht umsonst auch bei Timecode-kritschen Anforderungen wie Filmton gerne eingesetzt. Ich persönlich hätte mir vielleicht ein wenig mehr „rechter Mausklick-Features“ gewünscht, wie ich sie von Ableton Live gewohnt bin, bin mir aber auch sicher, dass dies lediglich etwas Eingewöhnung bedarf.
Die Brüderlichkeit mit Pro Tools wird auch beim Mixer deutlich. Sinnvoll sind hierbei vor allem die direkt anwählbaren Automations-Modi pro Kanalzug. Speziell für Anfänger sehr sinnvoll ist der Insert von Effekt-Presets. Hierbei stehen bereits zahlreiche integrierte Kombinationen der mitgelieferten Effekte bereit, die anschließend natürlich aber auch noch individuell angepasst werden können. 
Von Haus aus unterstützt Digital Performer sogenannte MAS Plug-Ins bzw. auch VST und Audio Units unter Mac OS X. Beim Öffnen des Programms wird automatisch der Plug-In-Systemordner gescannt und ein Wrapping in das MAS Format der dortigen Plug-Ins vorgenommen. Die Vorteile dieses Vorgehens sind vor allem die Unterstützung von mehr MIDI-Outputs bei zahlreichen Softwareinstrumenten als dies bei AU der Fall ist, und das automatische Routing der Ausgänge auf die internen Busse. Außerdem lassen sich MAS Plug-Ins thematisch organisieren, z.B. alle Reverbs zusammengefasst in einem Ordner.
Die Qualität der mitgelieferten Effekte ist durchweg gut und sollte für den Großteil aller Aufgaben mehr als ausreichen. Selbst die Klangerzeuger hinterlassen einen absolut positiven Eindruck. Im Gegensatz zu Logic’s Space Designer oder Ableton’s Drumrack sind aber auch keine wirklichen Geheimtipps mit an Bord. Kleine Helferlein wie Subkick oder die Cabinet-Simulationen für Gitarre und Bass bieten dennoch eine besondere Note, die mit der Konkurrenz von Brainworx (Subkick) oder Native Instruments Cabinet-Simulation durchaus mithalten können. Sie runden das Effektpaket ab und ersparen dem User so wiederum den ein oder anderen Euro bei der Anschaffung von Drittanbieter-Software, wenn hier ein Fokus der Musikproduktion liegt.
Audio Samples
0:00
Blues – BYPASS Blues – Ace 30 Rock – BYPASS Rock – Ace 30 Bass – BYPASS Bass – Live Room B Metal – BYPASS Metal – Soloist Lead – BYPASS Lead- Soloist 808 Kik – Subkick Rock Kik – Subkick
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Fazit

Mit Version 8 liefert MOTU zwar relativ wenig Neues, dafür aber an den richtigen Stellen. Die anwählbaren Interface-Templates werten die Software optisch um ein Vielfaches auf, ohne dabei kitschig oder überflüssig zu wirken. Das Liveroom B Plug-In, die beiden neuen Amp-Simulationen sowie die zahlreichen Bodentreter komplettieren die Modelling-Suite und überzeugen durch „amtlichen“ Sound und Vielseitigkeit, die in der Kategorie „mitgelieferte Effekte“ wirklich ihres Gleichen suchen. Neben einem längst überfälligen 64 Bit Support und der sich hoffentlich bald ergebenden Kompatibilität zu Windows 7 bzw. 8 dürfte sich für Digital Performer nun auch eine größere Gruppe neuer Anwender erschließen. Dennoch, mit einem stolzen Preis von 495 Euro für die Vollversion bzw. 199 Euro für das Upgrade liefert MOTU zwar eine stimmige Komplettlösung für zahlreiche Produktionen in Richtung Gitarre, Bass und Gesang ab, konkurriert aber auch direkt mit “elektronischen“ Produkten wie Ableton Live Suite (449 Euro) oder Logic Pro (179 Euro), die grundsätzlich ähnliches bieten, aber noch viel mehr Sample-Instrumente zum „Programmieren“ bieten.

Pro:
  • nützliche Plug-In Neuerungen
  • übersichtliche Oberfläche
  • umfangreiche Edit-Funktionen
  • Qualität der Gitarrensimulationen
  • anpassbares Software-Interface
Contra:
  • vergleichsweise hoher Anschaffungs- bzw. Updatepreis
  • keine mitgelieferte Sample-Library
  • Programm nur auf Englisch erhältlich
  • (Windows Version noch nicht verfügbar)
Features:
  • Cross platform Mac OS X und Windows 7
  • Nativer 64-bit Support
  • VST / Rewire support
  • Neue Video-Engine mit Fullscreen Video und 720 und 1080 HD Support
  • Punch Guard Funktion für Mitschnitt vor und nach der eigentlichen Aufnahme
  • 17 neue PlugIns
  • 15 new UI Themes
  • Multi-Format Plugin Management
  • Systemvoraussetzungen
  • Betriebssysteme
  • Mac OS X version 10.6.8 oder höher
  • Windows 7 (32- und 64-bit)
  • RAM: 2GB benötigt, 4GB oder mehr empfohlen
  • Display Auflösung: 1024 x 768 benötigt, 1280 x 1024 oder höher empfohlen
Preis:
  • 495 € – Vollversion
  • 199 € – Update
  • 398 € – Crossgrade
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • nützliche Plug-In Neuerungen
  • übersichtliche Oberfläche
  • umfangreiche Edit-Funktionen
  • Qualität der Gitarrensimulationen
  • anpassbares Software-Interface
Contra
  • vergleichsweise hoher Anschaffungs- bzw. Updatepreis
  • keine mitgelieferte Sample-Library
  • Programm nur auf Englisch erhältlich
  • (Windows Version noch nicht verfügbar)
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MOTU Digital Performer 8 Test
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