Zoom iQ5 Test

Viele Musikschaffende benutzen iPhones und iPads, was liegt also näher, mit diesen auch aufzunehmen?! Das hat einerseits nicht nur den Vorteil, dass man äußerst mobil und damit spontan sein kann, sondern andererseits auch einen finanziellen Vorteil, wenn man von den überdurchschnittlich hohen Anschaffungskosten eines Apple Produktes einmal absieht.

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Hinzukommt, dass die sogenannten „iOS“-Geräte auch gänzlich Lüftergeräusch-frei sind, weswegen man sie auch in unmittelbarer Nähe zu einem Mikro platzieren kann. Und tolle Videoaufnahmen kann man mit einem iPhone auch machen, warum also nicht gleich auch mit „besserem Sound“ filmen? Eben, und genau deswegen schauen wir uns heute einmal das Zoom iQ5 an.

Details

Das Zoom iQ5 ist ein Stereo-Mikrofon mit M/S-Ausrichtung für iOS-Geräte von Apple und integrierten Wandler in 16Bit/44,1kHz-Qualität. M/S bedeutet dabei Mitte/Seite und beschreibt ein Verfahren der Intensitätsstereophonie. Das gerade einmal 30g „leichte“ Kunststoff-Gerät ist in einer schwarzen und einer weißen Version erhältlich und misst in etwa 38,5mm x 58,6mm x 62,45mm (HxBxT).

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Oberseite befinden sich zwei Schiebeschalter.

Die chromfarbene Kugel, hinter der sich die beiden Mikrofon-Kapseln verstecken, ist in zwei Achsen und um jeweils 180° drehbar, was vielfältige Ausrichtungen für Video- und Ton-Aufnahmen möglich macht. Hinzukommt, dass das Gerät in zwei verschiedenen Richtungen in ein iOS-Gerät eingesteckt werden kann, womit dann grundsätzlich jede Aufnahmerichtung möglich ist. Beachten muss man dabei nur, dass dann L- und R- Kanal vertauscht werden, was sich mittels der Zoom App „HandyRecorder“ aber auch umschalten lässt, auch für jede andere App.
Das Zoom iQ5 verträgt laut eigenen Angaben bis zu 120 dB(SPL) und verfügt dabei über bis zu 40 dB Gain. Der Gain kann mit einem kleinen, analogen Drehrad an der Seite eingestellt werden, aber auch von einer Auto-Gain genannten Funktion, in Verbindung mit der Zoom-App, selbstständig geregelt werden. Ein einfacher Limiter steht ebenfalls zur Verfügung, aktiviert wird er, wie auch der Auto-Gain, mittels eines kleinen, gemeinsamen Schiebeschalters auf der Oberseite des Gerätes. Dieser Limiter steht jeder App direkt zur Verfügung.

Fotostrecke: 6 Bilder Diese Ausrichtung bietet sich für das „Field-Recording“ an.

Die Richtungslokalisation beim M/S-Verfahren entsteht – wie auch bei der X/Y-Technik – durch die Pegelunterschiede der auftreffenden Schallwellen auf die unterschiedlich ausgerichteten Mikrofon-Kapseln – hier also durch ein seitwärts (S) gerichtetes, bidirektionales Mikrofon mit Achtercharakteristik und einem direktionalen, nach vorn gerichteten, „Mitten“-Mikrofon (M).
Durch eine sich anschließende Summen- und Differenzbildung (M/S-Matrizierung) können so gewonnene „M/S-Informationen“ selbstverständlich auch in ein „gewöhnliches“ Links/Rechts-Signal überführt werden. Dafür steht ein weiterer, kleiner Schiebeschalter am Gerät zur Verfügung. Indem dieser die Pegel der Kapseln zueinander verändert, kann – in Analogie zur X/Y-Mikrofonie – der „Öffnungswinkel“ bzw. die Stereobreite noch vor der Aufnahme gewählt werden, und zwar mit 90° oder 120°. 
Mit der „HandyRecorder“-App kann man auch das „reine“ M/S-Signal aufnehmen, um es später zu modifizieren  (von 30° bis 150°), wobei anzumerken ist, dass prinzipiell zu jeder Zeit eine Transformation von L/R zu M/S und andersherum möglich ist. Ein entscheidender Vorteil dieses, in der Theorie vielleicht etwas kompliziert anmutenden, Verfahrens ist die uneingeschränkte Mono-Kompatibilität eines so gewonnen Signals und dessen Färbungsfreiheit, weil es aufgrund der typischen M/S-Anordnung faktisch keine Laufzeitunterschiede zu den beiden Kapseln hin gibt und damit auch keinerlei Kammfiltereffekte entstehen können.

Fotostrecke: 3 Bilder Erstmal updaten …

Doch lasst uns wieder von der Theorie wegkommen, hin zu den harten Fakten: Das Aufsteck-Mic verfügt über einen Apple Lightning Anschluss, womit es also mit allen neueren iPhones/iPod Touchs ab Version 5, iPad Minis, iPads ab Generation 4 und iOS ab Version 6.0 kompatibel ist.

Über den zusätzlichen Mini-USB Anschluss am Gerät kann man sein iPhone oder den iPod Touch sogar laden, was überaus praktisch ist, da ja der Lightning Anschluss durch das iQ5 blockiert ist. Mit dem iPad funktioniert das allerdings nicht, was aber durchaus zu verschmerzen ist, da dieses grundsätzlich über einen größeren Akku verfügt. An einem „normalen“ Computer funktioniert das Zoom iQ5 hingegen trotz USB-Buchse überhaupt nicht. Schade. 

Der Kopfhörerausgang ist am iPhone/iPod natürlich durch das eingesteckte Mic auch blockiert, weswegen sich am iQ5 seitlich ein eigener Kopfhörerausgang bzw. Line-Out einfindet. Neben diesem ist übrigens auch der angesprochene Mini-USB-Anschluss für die optionale Stromversorgung positioniert.

Praxis

Ein „richtiges Handbuch“ gibt es nicht, dafür aber eine mehrsprachige Kompaktanleitung inklusive Gefahrenhinweisen im „Beipackzettel“ Format. Die deutsche PDF-Version des Gerätes findet ihr hier, die der App hier. Viel lesen muss man aber nicht, denn das Gerät funktioniert wirklich selbsterklärend und ohne Probleme: Aufstecken und schon kann es losgehen! Auch die kostenlose Zoom-App „HandyRecorder“ ist recht verständlich gehalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Eine ziemliche kompakte Angelegenheit: iPhone 5S mit Zoom iQ5.

Entsprechend unkompliziert gestalteten sich auch die Audioaufnahmen, aber hört doch lieber wieder selbst! Im Großen und Ganzen – und für ein Mikrofon in dieser Preisklasse – klingt das Ergebnis recht gut, wenn auch etwas schwach in den Bässen und detailarm in den Mitten. Weiterhin ist auch ein leichtes Rauschen bei maximalen Gain vorhanden, was ich aber nicht überraschend oder gar schlimm finde. Der universelle Limiter konnte mich indes nicht so überzeugen, zu unnatürlich klingen die Transienten nun. Ihn lässt man meiner Einschätzung nach also besser deaktiviert und pegelt einfach etwas konservativer. Die Lakewood D32 Akustik-Gitarre befand sich übrigens etwa 60 cm von dem Mic entfernt, weshalb der Unterschied zwischen den 90° und 120° auch deutlich hörbar ist. Die 120°-Variante hat mir dabei eindeutig besser gefallen. Zum Vergleich noch eine “unfaire” Beispiel-Aufnahme mit einer extrem hochwertigen Audiokette, bestehend aus Brauner VM1 und Tube-Tech MP2a, sowie einer anschließenden Stereoverbreiterung mit dem iZotope Ozone 5.
Der Shaker hingegen soll zwei andere Dinge deutlich machen: Das erste Beispiel zeigt, wie der Auto-Gain arbeitet und den maximalen Gain zurückregelt, was man am Rückgang des Rauschens kurz vor dem langen Einsatz der Shaker hört. Das zweite Beispiel zeigt die Wiedergabe einer MS-Aufnahme, wobei ich die Stereobreite von Minimal zu Maximal und wieder zurück mit der App ändere. Die beiden “City Noise” Beispiele hingegen sollen noch einmal das Rauschen zwischen mittleren und maximalen Gain verdeutlichen.

Audio Samples
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Acoustic Guitar – 90° Acoustic Guitar – 120° Acoustic Guitar – Limiter Acoustic Guitar – Referenz Shaker – Auto Gain Shaker – MS / 30° – 150° – 30° City Noise – 50% Gain City Noise – max. Gain

Aufgrund des geringen Gewichts des iQ5 hatte ich übrigens auch keine Angst vor allzu starken Hebelwirkungen auf die Lightning-Buchse meines iPhones. Schön fand ich auch das kleine Gummipad am unteren Teil der Chrome-Kugel, was das iQ5 nicht nur vor Kratzern schützt, sondern es auch etwas bei einer schrägen Tischaufstellung vor Trittschall schützt. Apropos, ein schaltbares Trittschallfilter konnte ich indes nicht entdecken, weder am Gerät selbst, noch in der Software. Ich gehe aber davon aus, dass eins permanent aktiv ist.
Der Standby im Einklang mit meinem iPhone funktionierte auch wunderbar, sodass mein Akku nicht unnötig geschröpft wurde. Das funktioniert längst nicht bei allen Geräten so, die man an ein iOS-Gerät anschließen kann, deswegen soll dies explizit gelobt werden. Generell hält sich der Mehrverbrauch absolut im Rahmen. Die USB-Buchse für das externe Laden ist also eine nette Zusatzoption und kein „Wink mit dem Zaunpfahl“.
Die Zoom HandyRecorder App bietet, neben den Standardeinstellungen und Funktionen, die Aufnahmeformate WAV und AAC an sowie auch ein paar Effekte (6-Band EQ, Reverb, „Mastering“), welche meiner Meinung nach aber nicht der Rede wert sind. Obligatorisch ist mittlerweile der direkte Soundcloud-Upload, den es hier natürlich auch zu finden gibt. 

Wirklich schade ist hingegen, dass es keinen Dropbox- oder Email-Transfer gibt, und so bleibt nur noch der Austausch über iTunes übrig, welchen ich allerdings doch sehr umständlich finde. 
Witziger finde ich da schon die Auto-Rec und Auto-Stop Funktionen, welche bei Überschreitung eines definierten Pegels bzw. dessen Unterschreitung selbständig die Aufnahme beginnt bzw. beendet und dabei auch immer neue Files mit Datum und Uhrzeit erzeugt. Toll, wenn man mal einen Ort überwachen oder Gespräche ausspionieren möchte!
Fotostrecke: 11 Bilder Bei der MS-Aufnahme und Wiedergabe tauch der Fader für die “Stereobreitenregelung” auf.

Fazit

Das iQ5 ist eine praktische und günstige Lösung ein Apple iPhone oder iPad mit einem besseren Stereo-Mikrofon auszustatten. Darüber hinaus ist es sehr flexibel in der Wahl der Positionierungsmöglichkeiten, was es sowohl für Audio als auch für Videoaufnahmen prädestiniert. Schön ist auch, dass die entsprechende Aufnahme-App von Zoom namens HandyRecorder kostenlos im AppStore erhältlich ist. Die Klangqualität ist gut.

Pro:
  • M/S-Aufnahme
  • Flexible Ausrichtung
  • Kostenlose HandyRecorder Software
Contra:
  • etwas dünn im Sound
  • (Upload-Möglichkeiten der App eingeschränkt)
Zoom_iQ5_01_Aufmacher
FEATURES:
  • M/S Stereomikrofon für iOS Geräte ab 6.0
  • 16-Bit/44.1 kHz
  • Mikrophonelement horizontal und vertikal justierbar
  • Dreifachschalter für Mitte/Seite-Stereoabbildung (90, 120, RAW)
  • Regler für Vorverstärkung
  • Schalter für Aussteuerungshilfe (Auto, Limit, Off)
  • Apple 8-Pol-Lightning-Stecker
  • 3,5 mm Klinkenanschluss für Kopfhörer/Lineausgang
  • Mini-USB Anschluss für Stromversorgung und Lade-Funktion des iOS Gerätes
Preis:
  • EUR 117,81 (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • M/S-Aufnahme
  • Flexible Ausrichtung
  • Kostenlose HandyRecorder Software
Contra
  • etwas dünn im Sound
  • (Upload-Möglichkeiten der App eingeschränkt)
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Zoom iQ5 Test
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