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Suhr Bella Combo Test

Der Suhr Bella Combo, ein handverdrahteter Röhrenamp aus den USA, ist für den Einsatz mit Effektgeräten, insbesondere Overdrive- und Distortion-Pedalen konzipiert. Seine Schöpfer residieren unter dem Firmennamen JS Technologies im sonnigen Lake Elsinore in Kalifornien und haben es geschafft, in den letzten fast 20 Jahren ihres Bestehens die Gitarristenschaft mit einigen bemerkenswerten Produkten zu beglücken. Neben Gitarren in Boutique-Qualität und -Preis sind das auch Effektpedale und nicht zuletzt Verstärker in diversen Variationen. Einer davon ist der besagte Suhr Bella Combo, der mit einem Kanal, 44 Watt und einem 12 Zoll Lautsprecher als Plattform für das Pedalboard angepriesen wird. Grundsätzlich ist das eine sehr gute Idee, einen Verstärker zu entwickeln, der Overdrive- und Distortion-Pedalen wohlgesonnen ist und für die Hall- und Modulationsabteilung einen Effekt-Einschleifweg bereithält. Für einen satten Zerrsound ist bei vielen Gitarristen mittlerweile ein Pedal zuständig, das vor einen clean eingestellten Amp geschaltet wird, und unterschiedliche Zerrer sorgen für Klangvielfalt. Aber nicht jeder Amp ist vom Grundsound und Klangcharakter her perfekt für Zerrpedale geeignet.

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Mit dem Suhr Bella haben wir laut Hersteller also einen absoluten Spezialisten im Test, der aus jedem Pedal das Optimum hervorbringen soll. Klingt vielversprechend, und meine Zerrpedale haben sich schon in Reih und Glied vor dem Amp positioniert.

Details

Gehäuse/Optik

Der Suhr Bella macht seinem Namen alle Ehre. Zwar wirkt er in seinem schwarzen Vinyl-Outfit auf den ersten Blick schlicht, erhält aber durch die dunkle, geschwungene Holz-Zierleiste sofort einen edlen Look. Und auch ein zweites Attribut neben seinem Äußeren lässt auf edle Herkunft schließen, und das ist der Preis. Satte 2.399 Euro sind aufgerufen, und das ist für einen Combo mit einem Kanal, simpler Klangregelung und 44 Watt Leistung zumindest auf den ersten Blick ein harter Brocken. Der Grund für den hohen Preis liegt größtenteils im Inneren unseres Testkandidaten, denn dort wurde an qualitativ hochwertigen Materialien nicht gespart, die dann auch noch per Hand verdrahtet wurden. In der Vorstufe glühen drei 12AX7 Röhren und die Endstufe wird mit einem gematchten Paar 6L6GC befeuert. Der Amp ist für einen 1×12 Combo recht groß und auch das Gewicht ist nicht von schlechten Eltern – satte 23 Kilo bringt er auf die Waage, lässt sich aber glücklicherweise am breiten Kunstledergriff noch gut ausbalanciert tragen. Hinter dem frontseitigen Boxenbespannstoff wartet ein Celestion G12 V-Type (70 Watt Belastbarkeit) auf seinen Einsatz. Die Rückwand hat eine kleine Öffnung, sodass Schall auch dort austreten kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Suhr Bella wirkt nüchtern, aber edel

Bedienfeld

Das Frontpaneel sieht sehr aufgeräumt aus, vier Chickenhead-Regler haben sich mittig platziert, flankiert von je zwei Schaltern. Ganz links finden wir den Eingang und direkt daneben einen kleinen Schalter für die Boost-Funktion. Hier wird der Pegel vor der Gainstufe um 6 dB angehoben und die Vorstufe entsprechend heißer angefahren. Direkt daneben bietet der Bright-Schalter zwei Möglichkeiten, den oberen Frequenzbereich etwas anzuheben: Die Bright-Funktion ist bei Schalterstellung nach unten deaktiviert, in der mittleren Position gibt es eine leichte Anhebung im oberen Frequenzbereich. Stellt man den Schalter nach oben, ergibt das eine etwas stärkere Anhebung, der Hersteller spricht hier von einem glockenartigen Sound, den man von crispen Vox- oder Fender-Amps her kennt. Im Praxisteil werdet ihr euch das selbstverständlich anhören können. Die passive Klangregelung kommt ohne Mittenregler aus, es gibt lediglich Bass, Treble und Presence. Bass und Treble arbeiten in der Vorstufe, der Presence-Regler ist in die Endstufensektion integriert und für die Lautstärke sorgt der Volume-Regler. Ebenfalls mit drei Positionen kann der Standby-Schalter aufwarten, der in der Mitte seinem Namen mit der Standby-Position entspricht, nach unten den Verstärker mit 22 und nach oben mit 44 Watt arbeiten lässt. Allerdings sollte man sich von den Zahlen nicht täuschen lassen, denn der Schalldruck ist in beiden Schalterpositionen nahezu identisch. In der 22-Watt-Einstellung ist die Lautstärke minimal geringer, aber durch die Sättigung der Endstufe erhöht sich auch die Kompression. Der Ton schmatzt etwas mehr.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anordnung der Bedienlemente wirkt sehr aufgeräumt

Rückseite

Auf der Rückseite finden wir alle nötigen Anschlüsse. Man hat die Möglichkeit, zwei zusätzliche Lautsprecher anzuschließen und mit dem Rasterpoti die entsprechende Impedanz zu wählen. 2, 4 oder 8 Ohm stehen zur Auswahl, der oder die externen Lautsprecher sind parallel zum internen Speaker geschaltet. Der Effektloop ist sehr gut ausgestattet, neben den Anschlüssen (Send, Return) gibt es je einen Regler für Send- und Return-Level, um den Pegel optimal an Amp und dort angeschlossene Effektgeräte anzupassen. Wer keine Effektgeräte im Loop benutzen möchte, der kann ihn per Schalter deaktivieren. Ganz rechts an der Rückseite finden wir noch die Anschlussbuchse für einen Standard-Fußschalter (nicht im Lieferumfang), mit dem die Boost-Funktion ferngesteuert wird.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Rückseite des Bella-Amps
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Praxis

Ich habe die Klangregelung und auch den Volume-Regler wie gewohnt zuerst in der 12-Uhr-Position geparkt, um mir einen Überblick über den Grundsound zu verschaffen. Der Amp befindet sich im 22-Watt-Modus, der mir generell besser gefällt, denn die Kompression ist hier auch bei geringeren Volume-Einstellungen angenehm knackig und erzeugt sofort ein sehr angenehmes Spielgefühl. Der Grundsound in diesem Setting ist sehr ausgewogen und definiert. Der Amp harmoniert sehr gut mit dem Lautsprecher und auch bei höheren Lautstärken hat man nicht diesen bekannt blechernen Sound, wenn ein 12″ Lautsprecher mit hohem Pegel angesteuert wird. Mit dem Bright-Schalter lässt sich bei Bedarf noch etwas Klangkosmetik betreiben und den Sound optimal auf die Gitarre abstimmen. Aktiviert man die Bright Funktion, wird der Klang in den oberen Frequenzen sehr sanft angehoben. Ihr hört den Amp nun in den drei unterschiedlichen Bright-Modi (1=Off, 2= Mittelstellung, 3=Schalter oben).
Hinweis: Die Reglerpositionen stellen die Werte am Bedienfeld des Amps dar (0-10)

GitarreBoostBrightVolumeTrebleBassPresenceMode
StratOff1-2-3555522W
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Bright-Modus 1=Off Bright-Modus 2= Mittelstellung Bright-Modus 3=Schalter oben
Der handverdrahtete Röhrenamp konnte im Test überzeugen
Der handverdrahtete Röhrenamp konnte im Test überzeugen

Klangveränderungen mit EQ und Bright-Modi sind eher in geringer Dosierung möglich, komplette Frequenzverbiegungen sind nicht an der Tagesordnung. Hier geht es gemäßigt zur Sache, und das ist auch komplett in Ordnung, denn der Amp liefert einen exzellenten, unverzerrten Grundsound, der den Charakter des Instruments sehr deutlich an die Oberfläche bringt und der sich nach Gusto an die Gitarre und die eigenen Klangvorstellungen anpassen lässt. Für einen etwas jazzigeren Ton können Presence und Treble eine Stufe zurückgenommen werden, dann die Semi-Akustik umschnallen und das wäre das Ergebnis.

GitarreBoostBrightVolumeTrebleBassPresenceMode
ES DotOff1545422W
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ES Dot – Jazziger Sound

Der Bella Combo bleibt sehr lange standhaft und unverzerrt, bei Humbucker Pickups geht es bei einer Volume-Einstellung von ca. 6 mit einer leichten Übersteuerung los. Ab 7 ist dann bei harter Betätigung der Saiten ein leichter Crunchsound zu hören. Der Zerrgrad liegt dabei aber immer in den Händen des Spielers und kann erstklassig per Anschlag gesteuert werden. Für etwas mehr Verzerrung sorgt bei Bedarf die Boost-Funktion. Ihr hört als nächstes zwei Variationen mit derselben Einstellung, einmal ohne und dann mit Boost. Beim Beispiel habe ich immer eine Runde hart angeschlagen, die nächste dann sehr weich.

GitarreBoostBrightVolumeTrebleBassPresenceMode
SGOff – On176722W
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SG – Overdrive, Boost Off SG – Overdrive, Boost On
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Jetzt heißt es Vollgas, der Volume-Regler am Amp ist voll aufgedreht, die Les Paul ist im Einsatz und auch in der Leistung wird der Bella Combo zu Maximalwerten gezwungen.

GitarreBoostBrightVolumeTrebleBassPresenceMode
Les PaulOff31073444W
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Les Paul – Volume-Regler am Amp voll aufgedreht

Das Verzerren ist prinzipiell nicht das Hauptgeschäft unseres Testkandidaten, aber möglich ist es, wie man hören kann. Aber nun geht die Reise weiter, denn die Overdrive-Pedale warten und ihr hört die folgende Einstellung am Amp, immer mit unterschiedlichen Overdrive/Distortion-Pedalen. Den Start macht der Tube Screamer mit einer Strat, sehr gut geeignet für angezerrte Blues-Sounds.

GitarreBoostBrightVolumeTrebleBassPresenceMode
StratOff1365622W
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Strat & Tube Screamer
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Nun kommen, immer mit der gleichen Amp-Einstellung, folgende Gitarren-/Pedalkombinationen:
Les Paul Melody Maker & Himmelstrutz Fetto Overdrive
Les Paul & Okko Diablo & TC Flashback im Effektloop
PRS 7-String & Emma PisdiYAUwot Distortion

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Les Paul Melody Maker & Himmelstrutz Fetto Overdrive Les Paul & Okko Diablo & TC Flashback im Effektloop PRS 7-String & Emma PisdiYAUwot Distortion

Wie man hören kann, ist der eingestellte Grundsound sehr neutral und harmoniert exzellent mit den Effektpedalen. Das macht den Bella Combo sehr wandlungsfähig und auch der Schalldruck reicht locker für den Einsatz in der Band aus. Bei höheren Lautstärken ist eine zweite Box empfehlenswert, dann punktet zudem die größere Membranfläche.

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Fazit

Der Suhr Bella erledigt den Auftrag, ein perfekter Amp zum Bespielen mit Pedalen zu sein, exzellent. Der handverdrahtete Röhrenamp aus den USA überzeugt mit einem sehr ausgewogenen Grundsound, den man mit der Klangregelung feinfühlig auf die angeschlossene Gitarre abstimmen kann. Die Leistung lässt sich zwischen 22 und 44 Watt wählen, wobei der Schalldruck bei 22 Watt nur geringfügig geringer ist. In diesem Modus fährt der Amp aber schneller in die Sättigung und sorgt für ein erstklassiges Ansprechverhalten. Die Cleanreserven sind ausreichend für den Bandeinsatz, verzerren kann der Combo auch, aber hierfür sind auf jeden Fall Zerrpedale besser geeignet. Der Bella liefert ausgezeichnete Ergebnisse mit Overdrive und anderen Pedalen, aber er bringt natürlich auch die eventuellen Schwächen von Effektpedalen ans Tageslicht. Wer einen Top-Amp für den Einsatz mit dem Pedalboard sucht und bereit ist, mehr als eine Stange Geld in die Hand zu nehmen, der sollte den Bella auf jeden Fall antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Schalldruck
  • Leistung umschaltbar
  • handverdrahtet
Contra
  • Preis
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Suhr Bella Combo Test
Für 2.499,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Suhr
  • Modell: Bella
  • Typ: Röhrenverstärker Combo
  • Ausgangsleistung: 44 Watt (umschaltbar auf 22 Watt), Class AB
  • Röhrenbestückung: 2x 6L6GC, 3x12AX7
  • Lautsprecher: 1×12 Celestion G12 V-Type
  • Bedienfeld Regler: Volume, Treble, Bass, Presence
  • Bedienfeld Schalter: Boost, Bright, Power, Standby (22W/44W)
  • Rückseite Anschlüsse: Send, Return, External Speaker (2x)
  • Rückseite Regler/Schalter: Impedance, Send Level, Return Level, Loop In/Out
  • Abmessungen: 610 x 495 x 251 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 23 kg
  • Preis: 2.399,00 Euro
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Profilbild von Patrick

Patrick sagt:

#1 - 31.01.2018 um 18:25 Uhr

0

Auf welche Schwächen von Effektpedalen wird denn im Fazit abgezielt?
Ich halte die Kombination bestehend aus Clean-Amp und gutem Verzerrer (JHS AT) oder Preamp, wie bspw. Baldringer Dual Drive für ideal. Ich habe bisher keinen Amp gespielt, der mir eine schönere Eigenzerre lieferte als die, die ich mit Pedalen erzeuge.

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 01.02.2018 um 08:09 Uhr

0

Hallo Patrick,
damit sind zum Beispiel Unterschiede im Frequenzgang gemeint. Viele Overdrive/Distortion Pedale sind nicht klangneutral, beim Einschalten ändert sich der Frequenzgang. Das ist mal mehr mal weniger drastisch und der Bella Combo ist da sehr feinfühlig und bringt diese Dinge eher ans Tageslicht als manch anderer Amp. Aber mit Deinen Pedalen wirst Du keine Probleme haben :-)

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