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Harley Benton RG-Junior Test

Bei der Harley Benton RG-Junior handelt es sich um eine E-Gitarre in 3/4 Größe, die mit zwei Humbuckern bestückt ist und nicht nur im Namen den RG-Modellen von Ibanez sehr ähnlich ist – auch optisch ist das Vorbild nicht zu verleugnen. Allerdings schlägt unsere Kandidatin mit ihrem Verkaufspreis von gerade einmal 75 Euro in eine völlig andere Richtung und es stellt sich die Frage, ob hier an der falschen Stelle gespart wird oder man tatsächlich ein Schnäppchen in der Hand hält.

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Deshalb wollen wir in diesem Test herausfinden, inwieweit sich die RG-Junior trotz absoluten Niedrigpreises als taugliche Kindergitarre auszeichnen kann, denn für diese Klientel ist die Gitarre in erster Linie gedacht.

Details

Korpus

Bei Shortscale-Gitarren, die sich als Einsteigerinstrumente in erster Linie an Kinder wenden, steht die Pappel als Korpusholz hoch im Kurs. Das gilt auch für die RG-Junior. Der schwarz lackierte Body orientiert sich am Modern-Strat-Shaping der Ibanez RG-Serie, markantes Merkmal sind hier wie da die beiden etwas tieferen und spitz zulaufenden Cutaways, die ein sehr komfortables Spiel in den hohen Lagen erlauben. Auf dem dreilagigen, ebenfalls schwarzen Kunststoff-Schlagbrett sind Pickups, Regler und Schalter befestigt.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Vorbild ist nicht zu verleugnen

Die Gitarre ist mit einer festen Brücke ausgestattet, bei der die Saiten direkt an der Brücke befestigt werden und nicht von der Rückseite durch den Korpus gefädelt werden müssen. Die Steg-Grundplatte ist mit fünf Schrauben am Korpus montiert und mit sechs Saitenreitern bestückt, die zugunsten einer optimalen Saitenlage bzw. Oktavreinheit in Höhe und Position einzeln verstellbar sind. Bei den Schrauben handelt es sich zwar nicht um 1A Qualität, aber beim ersten Check gibt es auch nichts zu bemängeln. Auf jeden Fall lässt sich alles bewegen, ohne dass es irgendwo klemmt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Brücke ist mit fünf Schrauben fest mit dem Korpus verbunden

Pickups

Die RG-Junior ist mit zwei identischen Humbucker-Modellen bestückt, die auf dem Schlagbrett montiert sind und per Kreuzschlitzschraube in der Höhe verstellt werden können. Der Dreiwege-Schalter wählt die Pickups entweder einzeln oder gemeinsam an, und mit den Reglern lassen sich Lautstärke (Volume) und Klangfarbe (Tone) einstellen. Hier wurde kein großer Wert auf Endkontrolle gelegt, denn die Potiknöpfe sind unterschiedlich aufgesetzt, bei voll aufgedrehtem Regler zeigt Volume auf 4 und Tone auf 1 – eine Kleinigkeit, die man aber selbst mit zwei Handgriffen erledigen kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Zwei identische Humbucker sorgen für die Tonabnahme

Hals

Der Ahornhals ist mit dem Korpus verschraubt und mit einem Griffbrett aus Palisander bestückt. Beim Hals unterscheidet sich die RG-Junior recht deutlich von der Ibanez RG aus der Mikro-Serie, denn zum einen hat unsere Kandidatin ein recht dickes Halsprofil, während das Vorbild von Ibanez einen sehr schlanken Hals hat. Zum anderen sind bei unserem Testmodell vergleichsweise unspektakuläre Punkteinlagen auf Griffbrett und Halsleiste eingearbeitet, was allerdings kein Mangel, sondern lediglich ein optisches Merkmal darstellt. Die Bünde selbst könnten etwas Feinschliff vertragen, denn beim Bending kratzt es ein wenig, allerdings sind solche kleinen Mängel bei Instrumenten in dieser Preisklasse normal und kein großes Problem. Auch ohne spezielles Nacharbeiten sind die Bünde in der Regel nach einer gewissen Einspielzeit glatt und Bendings machen wesentlich mehr Spaß. Das war es aber auch schon mit der Krittelei am Äußeren, denn unser Testinstrument ist ab Werk in punkto Saitenlage und Halsneigung recht ordentlich eingestellt. Falls Letztere doch einmal nachjustiert werden muss, lässt sich das mit einem Inbus-Schlüssel bewerkstelligen. Den Zugang zum Halsstellstab findet man am üblichen Platz auf der Kopfplatte direkt hinter dem Kunststoffsattel. Dessen Kerben sind passgenau auf den 010er Satz gefeilt, hier bleibt keine Saite hängen und es bedarf auch keiner weiteren Nachbearbeitung. Einen guten Job verrichten auch die DieCast Stimm-Mechaniken, die wie beim Vorbild einseitig an der Kopfplatte aufgereiht sind. Das Stimmen geht ohne Spiel oder tote Punkte vonstatten.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Ahornhals ist mit dem Korpus verschraubt
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Praxis

Wir starten den Praxisteil mit der nüchternen Bestandsaufnahme und hören zuerst alle drei Pickup-Kombinationen mit einem Cleansound.

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Clean – alle drei Pickup-Kombinationen

Die Humbucker haben ordentlich Pfiff und können die Amp-Vorstufe schon recht früh zu einem verzerrten Sound überreden. Clean bringt der Hals-Pickup einen gewohnt warmen Klang, während es mit dem Steg-Tonabnehmer schon recht bissig zur Sache geht. Beim Umschalten der Pickups fällt der Dreiwege-Schalter leider negativ auf, denn der ist sehr schwergängig. Normalerweise sind die Schalter bei sehr günstigen Gitarren eher wacklig und total leichtgängig, hier ist das Gegenteil der Fall. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Anschlussbuchse, die mitunter leichte Kontaktprobleme hat. Ich schätze, dass die Buchse im Laufe der Zeit ausgetauscht werden muss. Dies kann aber durchaus ein Mangel unserer Testgitarre sein und muss nicht bei jeder RG-Junior auftauchen. Bei solchen günstigen Serienproduktionen ist das Qualitätsniveau sehr unterschiedlich.
Weiter geht es mit leicht angezerrten Sounds, der Tubescreamer ist zwischen Gitarre und Amp geschaltet und ich habe beim nächsten Beispiel die Kombination beider Pickups angewählt. Zuerst wird leicht mit den Fingern, dann hart mit dem Pick angeschlagen und der klangliche Unterschied in der Dynamik ist hörbar.

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Angezerrt – Dynamisches Picking
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Mit heruntergeregeltem Volume-Poti kann der saftige Output der Pickups reduziert werden und ein verzerrt eingestellter Amp lässt sich dann auch zu etwas weniger Übersteuerung bewegen. Ihr hört nun den Hals-Pickup, bei dem das Volume-Poti zuerst halb- und dann voll aufgedreht ist.

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Kontrollierte Verzerrung – Hals-PU, Volume Poti erst halb dann ganz geöffnet

Die Pickups sprechen recht gut auf Pinch Harmonics an, man kann per Anschlag die Töne bei entsprechendem Zerrgrad schön quietschen lassen. Verzerrte Sounds sind eindeutig das Lieblingsmetier unseres Testinstruments, die RG-Junior sorgt für ein stattliches Rockbrett mit gutem Sustainverhalten. Hier ist ein Beispiel mit einem High-Gain-Sound und dem Steg-Pickup, bei dem ich zuerst den Tone-Regler komplett zurückgenommen und im zweiten Durchgang voll aufgedreht habe.

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High Gain – Steg-PU, Tone-Regler erst zu, dann voll aufgedreht

Für Einsätze mit typischem Metal-Sound eignet sich die RG-Junior ebenfalls gut. Die leistungsstarken Pickups sorgen für ein knackiges Rockbrett und auch Downtunings sind bei dem Shortscale-Instrument bis zu einem gewissen Bereich unproblematisch.

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Metal-Sound – Downtuning
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Fazit

Die RG-Junior eignet sich gut für junge Gitarristen, die sich für härtere Musikstile begeistern. Die Tonabnehmer liefern eine satte Ausgangsleistung und bringen damit einen Verstärker schon sehr früh zum Zerren. Optisch und konzeptionell orientiert sich die Gitarre klar an den Ibanez RG-Modellen, lediglich das dickere Halsprofil weicht vom Vorbild ab. Dafür spielt unser Testinstrument in einem wesentlich niedrigeren Preissegment, bei dem klar ist, dass man für 75 Euro weder technischen Wunder noch Boutique-Hardware erwarten darf. Das Testmodell macht aber in den wesentlichen Kategorieren Bespielbarkeit und Ton insgesamt einen guten Job, und die wenigen tatsächlichen Mängel sind in wenigen Minuten ohne großen Aufwand nachgebessert. So bekommt man zum Knallerpreis ein solides Einsteigerinstrument.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preis
  • verzerrte Sounds
  • Bespielbarkeit
Contra
  • Bünde rau
  • Pickup Schalter schwergängig
  • Anschlussbuchse mit Kontaktproblemen
Artikelbild
Harley Benton RG-Junior Test
Für 89,00€ bei
Einsteiger-Rockgitarre mit gutem Sound und leichten Verarbeitungsschwächen
Einsteiger-Rockgitarre mit gutem Sound und leichten Verarbeitungsschwächen
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Model: RG-Junior
  • Finish: Schwarz Hochglanz
  • Korpus: Pappel
  • Hals: Ahorn (geschraubt)
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 42 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 52 mm
  • Mensur: 565 mm
  • Bünde: 24
  • Mechaniken: DieCast
  • Pickups: 2 Humbucker
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone
  • Brücke: Fixed Bridge
  • Gewicht: 2,5 kg
  • Zubehör: Kabel
  • Preis: 75,00 Euro
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