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Crazy Tube Circuits Venus Test

Das Crazy Tube Circuits Venus ist ein Overdrive-Pedal mit integrierter Vorstufenröhre, das sich als Hommage an den BK Butler/Chandler Tube Driver versteht. Der „Real Tube Overdrive“ wurde Mitte der 70er-Jahre von Brent Butler entwickelt und seitdem von namhaften Gitarristen wie Eric Johnson, David Gilmour oder Billy Gibbons verwendet. Mit dem Venus versucht der griechische Hersteller, die Features der unterschiedlichen Pedal- und Rack-Versionen des legendären Pedals in einem kompakten Gehäuse zu vereinen. Ob das Experiment geglückt ist, lest ihr in unserem Test.

Overdrive mit integrierter Vorstufenröhre - das Crazy Tube Circuits Venus Pedal.
Overdrive mit integrierter Vorstufenröhre – das Crazy Tube Circuits Venus.

Crazy Tube Circuits Venus – Das Wichtigste in Kürze

  • inspiriert vom BK Butler/Chandler Tube Driver
  • Overdrive mit integrierter Preamp-Röhre 
  • 3-Band-EQ
  • Bias-Control
  • Hergestellt in Griechenland

Die Bedienelemente des Crazy Tube Circuits Venus

Das Venus sitzt in einem stabilen Metallgehäuse mit seitlichen Lüftungsschlitzen und bringt 314 Gramm auf die Waage. Mit seinen Abmessungen von (BxHxT) 65 x 57 x 123 mm ist es in etwa halb so groß wie der BK Butler Tube Driver. Alle Anschlüsse des Pedals (Input, Output, Netzteil) sind an der Stirnseite des Gehäuses zu finden. Auf der Oberseite stehen sechs Potis für die Ausgangslautstärke (Volume), die Kathodenvorspannung der Röhre (Bias), den Grad der Verzerrung (Drive) und die Klangregelung (Hi, Mid, Lo) bereit. Ein kleiner Taster (Tight) bietet eine zweite Sound-Option, die den Anteil der tiefen Frequenzen betrifft. Mit einem zweiten Taster (Line Driver) kann das hochohmige Ausgangssignal per Buffer-Schaltung aufgefrischt werden. Sowohl Tight als auch Line-Driver sind dabei von der Rack-Version des BK Butler Tube Driver inspiriert, während Mitten-Poti und Bias-Regler als beliebte Modifikationen des Bodenpedals bekannt sind.

Das Venus steckt in einem stabilen Metallgehäuse mit seitlichen Lüftungsschlitzen.
Fotostrecke: 4 Bilder Das Venus steckt in einem stabilen Metallgehäuse mit seitlichen Lüftungsschlitzen.

Das Venus bietet einige Upgrades zum Originalschaltkreis 

Im Gegensatz zum Original, das über ein festes Netzkabel verfügt, kann das Venus mit einem Standard-9V-Netzteil betrieben werden, dessen Spannung intern auf die nötigen 15 Volt erhöht wird (bei einer Stromaufnahme von 400 mA). Die Preamp-Röhre arbeitet dabei im sogenannten Starved-Plate-Modus (verringerte Betriebsspannung) und wird im Schaltkreis primär zur Klangbildung und Kompression verwendet. Bei der Vorstufenröhre fiel die Wahl auf die eher selten genutzte ECC832, weil sie laut Hersteller dem ursprünglich verwendeten und nicht mehr erhältlichen jugoslawischen ECC83-Modell klanglich am nächsten kommt. Die Röhre kann nach Abnahme der Bodenplatte mit wenigen Handgriffen gegen andere Varianten getauscht werden, womit laut Hersteller nachträgliche Eingriffe in den Klang und die Zerrstruktur des Pedals möglich sind.

Das Pedal wird in Griechenland hergestellt.
Das Pedal wird in Griechenland hergestellt.
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Das Crazy Tube Circuits Venus vor dem Amp

Getestet wird das Crazy Tube Circuits Venus mit verschiedenen Gitarren über einen Budda Superdrive 45 in Kombination mit einem Two Notes Torpedo Captor X und alle Delay- und Reverb-Sounds kommen von einem MXR Carbon Copy und einem Neunaber Wet Reverb.

Das Venus präsentiert sich beim ersten Antesten und allen Potis in der 12-Uhr-Stellung mit einer dichten Zerrstruktur und recht hohen Gain-Reserven. Vom Charakter her erinnert es dabei eher an Verzerrer am Übergang zwischen Distortion und Fuzz und weist durchaus Parallelen mit der Proco Rat auf. Wer hier eine „echte“ Röhrenvorstufe mit warmen Edge-of-Breakup-Sounds erwartet, dürfte vielleicht etwas enttäuscht sein. Als charakteristisch entpuppt sich beim Spielen ein leichtes „Schmatzen“ in den hohen Frequenzen, das zu einer Abrundung des Attacks führt. Das Ergebnis ist ein relativ stark komprimierter und eher dumpfer Sound, der sich vor allem für singende Lead-Lines eignet. Eine entscheidende Rolle bei der Klangformung spielt hier das Bias-Poti, mit dem sich gegen den Uhrzeigersinn auch Gated-Fuzz-Sounds realisieren lassen.   

Crazy Tube Circuits Venus Test
Vom Sound erinnert das Venus unseren Autor eher an einen Verzerrer mit der Charakteristik zwischen Distortion und Fuzz.

Mit Dreiband-EQ, Bias-Poti und Line-Driver ist das Venus klanglich breit aufgestellt

Die EQ-Sektion greift beherzt in den Klang des Pedals ein und erlaubt es, das Venus an verschiedene Szenarien anzupassen, wobei das Mid-Poti vor allem den Tiefmittenbereich betont. Mit dem Tight-Switch lässt sich bei Bedarf der Bassbereich etwas ausdünnen, was bei höheren Zerrgraden für einen etwas definierteren Sound und ein direkteres Spielgefühl sorgt. Insbesondere im Humbucker-Betrieb lohnt sich der Einsatz des Line-Driver-Switches, mit dem sich neben einem deutlichen Lautstärkesprung mehr Präsenz und Attack erzeugen lässt.

Wir starten den Praxisteil mit drei Beispielen auf unterschiedlichen Gitarren mit jeweils abnehmendem Zerrgrad. Das Bias-Poti befindet sich bei allen Beispielen in der Maximalstellung, und für die Les Paul wurde der Line-Driver aktiviert.

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High-Gain, off/on (Les Paul) Medium-Gain, off/on (Strat) Low-Gain, off/on (Tele)

Weiter geht es mit einem Überblick über die Gain-Range des Venus mit dem Steg-Humbucker der Les Paul und deaktiviertem Line-Driver. 

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Gain-Check, 9/12/15/max (Les Paul)

Für den EQ-Check hören wir die drei Bänder (Hi, Mid, Lo) nacheinander in ihrer Minimal- und Maximalstellung.

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EQ-Check, Hi/Mid/Lo min->max (Tele)

Das Bias-Poti nimmt Einfluss auf die Zerrstruktur und die Art der Kompression

Im nächsten Beispiel wird der Einfluss des Bias-Potis auf die Zerrstruktur des Venus beleuchtet. Wir hören es in drei Settings zwischen Maximal- und Minimalstellung und aktiviertem Line-Driver. 

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Bias-Check, 15/12/9 (Les Paul)

Sowohl Tight-Switch als auch Line-Driver können als Sound-Alternativen zum Angleichen an verschiedene Pickup- bzw. Amp-Szenarien verwendet werden.

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Tight-Switch, off/on (Strat) Line-Driver, off/on (Les Paul)

Als Nächstes hören wir ein Praxisbeispiel vor dem bereits angezerrten Amp, bei dem das Gain gegen Ende mit dem Volume-Poti der Gitarre zurückgenommen wird.

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Lead-Boost, off/on + Volume Roll-Off

Der Einfluss unterschiedlicher Röhren im Schaltkreis

Zu guter Letzt wollen wir uns noch dem Einfluss unterschiedlicher Vorstufenröhren (alle von der Firma JJ) auf den Sound des Venus widmen. Während ich bei den Modellen ECC83s (12AX7) und ECC82 (12AU7) bis auf die Gesamtlautstärke keine nennenswerten Sound-Unterschiede feststellen kann, gibt es bei den Typen 5751 und ECC81 (12AT7) durchaus Differenzen in der Klangfärbung und dem Grad der Verzerrung.   

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Direktvergleich Preamp-Röhren, ECC832 (stock)->5751->ECC81 (12AT7)
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Fazit

Das Crazy Tube Circuits Venus liefert charakterstarke Overdrive- und Distortion-Sounds am Rande des Fuzz-Territoriums und ist mit seinem Dreiband-EQ klanglich breit aufgestellt. Zu seinen Stärken zählen vor allem singende Lead-Sounds vor einem bereits angezerrten Amp, bei denen das Venus in Sachen Anschlag und Dynamik eine ganz eigenständige Note entwickelt. Fans des BK Butler Tube Drivers werden sich zudem über die zahlreichen Extra-Features wie Tight-Switch, Line-Driver und Bias-Poti freuen, die teilweise auf beliebten Modifikationen des Originalschaltkreises beruhen. Wer auf der Suche nach einem transparenten Overdrive-Pedal im Stile einer „echten“ Röhrenvorstufe ist, dürfte mit Pedalen wie dem Space Charged V2 aus gleichem Hause oder dem Vahlbruch Kaluna mehr Freude haben. Wer aber den unverwechselbaren Sound des BK Butler Tube Drivers kennt und zu schätzen weiß, finden hier eine extrem vielseitige und kompakte Alternative. 

Das Crazy Tube Circuits Venus liefert charakterstarke Overdrive- und Distortion-Sounds und ist mit dem Dreiband-EQ klanglich breit aufgestellt.
Das Crazy Tube Circuits Venus liefert charakterstarke Overdrive- und Distortion-Sounds und ist mit dem Dreiband-EQ klanglich breit aufgestellt.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • eigenständige Sounds
  • vielseitige Klangregelung
  • Bias-Poti
Contra
  • keins
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Crazy Tube Circuits Venus Test
Für 299,00€ bei
  • Hersteller: Crazy Tube Circuits
  • Modell: Venus
  • Typ: Tube Overdrive Pedal
  • Herstellungsland: Griechenland
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzteil
  • Regler/Schalter: Volume, Bias, Drive, Hi, Mid, Lo, Tight, Line Driver
  • Stromversorgung: 9V-Netzteil (im Lieferumfang)
  • Stromaufnahme: 400 mA
  • Abmessungen: (BxHxT) 65 x 57 x 123 mm
  • Gewicht: 314 g
  • Ladenpreis: 299,00 Euro (März 2025)

Herstellerseite: https://crazytubecircuits.com

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