IK Multimedia Syntronik Test

(Bild mit freundlicher Genehmigung von IK Multimedia.)
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Details

Kompatibilität, Verfügbarkeit und Preis

Syntronik gibt es für Windows 7 oder neuer als VST2-, VST3- und AAX-Plug-in sowie für macOS ab Version 10.9 zusätzlich als AU-Variante. Der Synth läuft sowohl in 64-Bit-DAWs als auch standalone. Mit der Freeware-Variante könnt ihr vorab in den vollen Funktionsumfang inklusive 50 Presets reinschnuppern und euch bei Bedarf einzelne Synth-Pakete hinzukaufen. Die Vollversion liegt bei 299 Euro für den Download. Für rund 30 Euro mehr bekommt man eine Boxed-Version auf USB-Stick.

Die Hall of Fame der Synthesizer

Viele Software-Hersteller haben Emulationen beliebter Synthklassiker entwickelt. Dabei werden die Schaltkreise virtuell nachgebildet und in Code gegossen, doch nur selten schaffen es die Software-Rekonstruktionen, an den Sound der Originale heranzukommen. In Zeiten von hohen Speicherkapazitäten und Rechenleistungen ist es daher nicht ungewöhnlich, dass immer mehr Entwickler den echten Klang der Synths einfangen und in Sample-Librarys packen. Syntronik ist ein Hybrid aus Sample-Library und Emulation. Gesampelt wurden die Sounds von 38 Klangerzeugern, die von IK Multimedia sinnvoll nach Hersteller bzw. Modellreihe in 17 virtuellen Instrumenten zusammengefasst wurden. Die Benennung ist recht eindeutig:

  • Minimod – Moog Modular, Minimoog Model D, Voyager
  • Noir – Moog Prodigy, Multimoog, Micromoog 
  • Polymorph – Moog Polymoog, Opus 3, Rogue, Concertmate MG-1
  • Bully – Moog Taurus I, II, III
  • Harpy 260 – ARP 2600
  • J-8 – Roland Jupiter 4, 6 und 8 
  • J-60 – Roland Juno 60
  • T-03 – Roland TB-303 Bassline
  • DCO-X – Roland JX-3P, JX-8P und JX-10
  • OXa – Oberheim OBX und OBXa
  • Pro-V – Sequential Circuits: Prophet 5 und 10
  • V-80 – Yamaha: CS-80, GX-1 und CS-01
  • Blau – PPG Wave 2.3
  • SAM – Oberheim SEM
  • Galaxy – Alexis Andromeda
  • String Box – ARP-, Elka-, Hohner- und Roland-String-Machines
  • 99 – Yamaha SY99

Keine Frage, dem Klangerzeuger fehlen viele gute Synths, die ebenfalls als Platzhirsche gelten, daher bleibt abzuwarten, ob in Zukunft noch mehr Synthpakete dazukommen. Dennoch ist das Paket sehr umfangreich geschnürt.

Die Hall of Fame der Synthesizer, gebündelt in einem Klangerzeuger (Bild mit freundlicher Genehmigung von IK Multimedia).
Die Hall of Fame der Synthesizer, gebündelt in einem Klangerzeuger (Bild mit freundlicher Genehmigung von IK Multimedia).

Multi-Sampling meets Analog Modeling

Syntronik kombiniert Sampling mit Emulation: Mit über 50 GB Klangmaterial wird Syntronik zum Schwergewicht in der Liga der Sample-Librarys. Die rund 2.000 Presets bestehen aus über 70.000 Samples – der Grundsound stammt also aus den echten Geräten. Die Klänge wurden multigesampelt, um sie auf der Tastatur in unterschiedlichen Anschlagstärken spielen zu können. Zusätzlich kommen Round-Robins zum Einsatz, was für eine noch authentischere Klangerzeugung sorgt. Dadurch greift die Syntronik selbst beim Spielen von Noten mit exakt gleicher Anschlagstärke auf unterschiedliche Samples zurück. Abgesehen von den Samples sorgt eine sogenannte DRIFT-Technologie für eine noch lebendigere Klangerzeugung, indem sie das Innenleben der Synthesizer emuliert. Dabei werden Tonhöhe, Phase und Klangfarbe der Oszillatoren subtil variiert.

Umfangreiche Filter-Emulationen und Effekte

Virtuelle Nachbildungen finden sich auch in der Filter-Sektion des Klangerzeugers. Emuliert wurden Moog Transistor Ladder (Minimoog und Modular Moog), Rolands IR3109 Chip (Jupiter-8 und Juno-60), Curtis CEM3320 Chip (Prophet-5 und Oberheim OB-Xa) und Oberheims SEM State Variable Filter. Hinzu kommen digitale Filter, wie Formant- and Phasen-Filter. Das Schöne: Oszillatoren und Filter lassen sich frei kombinieren. So kann eine 303-Bassline auch einfach mal mit einem Moog Transistor Ladder gefiltert werden.

Filter-Emulationen analoger Legenden können frei mit Oszillatoren kombiniert werden.
Filter-Emulationen analoger Legenden können frei mit Oszillatoren kombiniert werden.

Die umfangreiche Klangerzeugung bekommt in der Effekt-Sektion ebenbürtige Verstärkung: Syntronik hält insgesamt 38 Effekte bereit; darunter AmpliTube- und T-Racks-Module wie auch Emulationen von Hardwaregeräten à la Teletronix LA2A, Urei 1176, Fairchild 670, Roland Tape Echo und viele weitere Klassiker.

Emuliert wird auch in der Effekt-Sektion!
Emuliert wird auch in der Effekt-Sektion!

Praxis

Installation der Sounds

Um den Download durchzuführen, sollte definitiv eine schnelle Internetverbindung zur Verfügung stehen. Etwas Zeit und Geduld sollte man auch mitbringen. Die Downloadgröße beträgt über 50 GB, wobei jedes Synthpaket einzeln heruntergeladen werden muss. Hinzu kommt, dass man für jedes Paket dann eine eigene Installationsroutine durchlaufen muss, was insgesamt äußerst umständlich gelöst wurde!
Einen Vorteil hat das Ganze aber: Der Datenträger des Rechners wird nur mit den Paketen befüllt, die man tatsächlich haben möchte. Bei 50 GB Content lohnt es sich auf alle Fälle auszusortieren, was man wirklich braucht. Wer den Download umgehen möchte (oder muss), greift besser zur 30 Euro teureren Boxed-Version.

Warum einfach, wenn es auch umständlich geht: Jedes Synth-Paket wird einzeln heruntergeladen und installiert.
Warum einfach, wenn es auch umständlich geht: Jedes Synth-Paket wird einzeln heruntergeladen und installiert.

Sounds laden und schichten

Das Plug-in ist skalierbar, wodurch es je nach Bildschirmauflösung passend eingestellt werden kann, sehr schön! Das Interface selbst ist abgesehen von den Settings in fünf Sektionen unterteilt, die sich in der Kopfleiste auswählen lassen: Layer, Browser, Layer-Mixer, FX und Arpeggiator. Beim Start zeigt der Synth standardmäßig die Browser-Ansicht, in der links die Synths fotorealistisch dargestellt werden. Kategorien, Attribute und Suchfunktion erleichtern die Soundsuche. Pro Instanz stehen vier Layer (A, B, C, D) zur Verfügung, in die sich jeweils ein Preset – auch unterschiedlicher Synths – laden lässt. Das ermöglicht flexible und leicht durchführbare Sound-Layerings und Splittings. Etwas unpraktisch ist, dass im Layer-Mixer nicht alle geladenen Klänge gleichzeitig sichtbar sind, sondern immer nur der aktuell selektierte. Das macht das Abmischen in Lautstärke und Panorama der Layer etwas umständlich.

Fotostrecke: 2 Bilder Übersichtlicher Browser

Dynamische Bedienoberfläche

Hat man sich einen Klang geladen, bietet die Bedienoberfläche die zum Synth passenden Parameter auf einer fotorealistischen Bedienoberfläche. Allerdings sind nicht alle Parameter der Originale verfügbar – würde auch keinen Sinn machen, schließlich handelt es sich um Samples, in denen der Klang weitestgehend festgehalten ist. Mit dabei sind Oszillatoren inklusive Tune und Detune, die Filter-Sektion mit den besagten Models sowie Filter- und Amp-Hüllkurven. Pro Preset dient ein zusätzlicher LFO mit fünf Wellenformen zum Modulieren von Panorama, Tonhöhe und Filter – an Bewegung mangelt es den Klängen also schon mal nicht.

Effekte im 500er-Style

Jeder Klang verfügt über fünf Effekt-Slots, die optisch an die System-500-Module angelehnt sind. Leider ist es nicht möglich, bereits geladene Effekte on the fly im Signalfluss zu tauschen, wie man es vom Slate Digital Virtual Mix Rack kennt.
Schön dagegen ist, dass die eigenen Layerings sich inklusive der Effekt-Ketten abspeichern lassen. Das Soundschrauben macht mit den Effekten einfach Spaß und ist durch den 500er-Look sehr übersichtlich gehalten!

Ein Arpeggiator pro Layer

Jedem Layer steht ein eigener Arpeggiator zur Verfügung, der neben dem Spielen typischer Arpeggio-Muster wie Up, Down, Chords und weiteren auch das Programmieren von Sequenzen inklusive Semitones von -12 bis +12 erlaubt. Durch die Kombination von Splittings und Arpeggiator ist es demnach möglich, in einem Split Sounds mit Arpeggiator oder Sequenzen zu spielen und darüber andere Sounds mit Melodien oder Chords zu spielen, genial!

Fotorealistische Bedienoberflächen verfügen je nach Synth über entsprechende Parameter.
Fotorealistische Bedienoberflächen verfügen je nach Synth über entsprechende Parameter.

Authentischer Sound

Nicht nur die Ausstattung, sondern auch der Klang ist überragend! Das Schöne ist, dass Syntronik beim essentiellen Part der Synths – den Oszillatoren – auf Samples zurückgreift, die von den Hardwaregeräten aufgezeichnet wurden. In Kombination mit Round-Robin und der Drift-Technologie ist der Klangcharakter einfach authentisch. In den folgenden Klangbeispielen könnt ihr euch einen kleinen Eindruck von der Library verschaffen.
Audio Samples
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01. Minimod: Bass – Detroit Bassline 02. Minimod: Lead – King Lead SM 03. Minimod: Pad – Digi Angels Aura 04. Minimod: Bass – MiniM Bass 05. OXa: Bass – Oxa Saw Bass 06. Oxa: Pad – Classic Analog Pad 07. J-8: Bass – Low Fatness 08. J-8: Lead – Really Full Lead 09. J-8Echo – Mallet 10. J-8: Brass – A Fade Away Brass 11. T-03: Saw – Long Fall Mono Glide 12. T-03: Saw – Long Fall Mono Glide (Distortion 100%) 13. Pro-V: Lead -Triangle Light 14. Pro-V: Lead – Saw 5th Dist Lead Light 15. V-80: Bass – Industrial Bassline 16. V-80: Lead – Forza Lead 17. V-80: Seq – Noise Sequence

Gelungene Filter Modelings

Die Filter-Emulationen hinterlassen ebenfalls einen guten Eindruck. Da es kein INIT-Preset gibt, habe ich für die folgenden Klangbeispiele eine Sägezahn-Wellenfom aus den TR-303-Presets ausgewählt und durchfahre diese mit allen verfügbaren Filtern. Klanglich können auch diese voll und ganz überzeugen und die gemodelten Charaktere sind deutlich zu erkennen. Der jeweilige Anfangsbuchstabe lässt auch visuell auf das jeweilige Filter-Model schließen. Besonders gut gefällt mir dabei auch der Drive, mit dem man so gut wie jedem Preset ohne mit der Wimper zu zucken eine ordentliche Portion Sättigung beigeben kann! Mit den Synth-Filter-Kombinationen ist man zudem sehr flexibel.
Audio Samples
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18. T-03-Saw: Filter M-Type 19. T-03-Saw: Filter R-Type 20. T-03-Saw: Filter C-Type 21. T-03-Saw: Filter O-Type 22. T-03-Saw: Filter Phaser 23. T-03-Saw: Filter Formant

Fazit

Die Kombination aus Multisample-Oszillatoren, Round-Robin und der Drift-Emulation ist gelungen! Syntronik liefert einen überragenden Sound mit authentischem Charakter. Die Bedienung ist simpel gelöst, was sich beim Laden und Tweaken der Sounds ebenso bemerkbar macht wie beim Layering und Splitten der Klangprogramme. Durch die Nutzung von Samples sind die Presets nur wenig an die eigenen Bedürfnisse anpassbar, durch die gut umgesetzten und frei kombinierbaren Filter- und Effekt-Modelings bietet der Synth jedoch viel Freude und gute Ergebnisse beim Soundschrauben. Selbst in der Vollversion fehlen dem Synth ohne Frage viele gute Synthesizer. Dennoch ist das Paket wirklich umfangreich geschnürt. Der Preis ist für eine Sample-Library zwar recht hoch angesetzt, jedoch eine Investition wert, wenn man sich die Klänge der Synth-Legenden in seine Produktionen holen möchte.

Pro
  • Klangqualität
  • authentisches Oszillatorverhalten
  • umfangreiche Effekt-Emulationen
  • flexibles Layering
  • freie Synth- und Filterkombinationen
  • komplexer Arpeggiator
  • skalierbares Interface
Contra
  • umständlicher Download
  • unübersichtliche Volume- und Pan-Regelung
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(Bild mit freundlicher Genehmigung von IK Multimedia.)
Features
  • Sample-Library und Synth-Emulation
  • 38 Synthesizer in 17 virtuellen Instrumenten
  • fotorealistische Bedienoberfläche
  • Multi-Sample-Oszillatoren bilden den Grundsound
  • DRIFT-Technologie fügt den Samples subtile Klangvariationen hinzu
  • 4 Filter-Modelings analoger Klassiker
  • Oszillatoren und Filter können frei kombiniert werden
  • 4 Sound-Layer pro Instanz
  • 4 Arpeggiatoren pro Instanz
  • 38 Effekte im System-500-Stil, darunter Hardware-Emulationen sowie Module von T-Racks und Amplitube
  • Über 2.000 Presets in mehr als 50 GB Content
  • Kategorie-Browser inklusive Synth-Übersicht, Attribute und Suchfunktion
  • skalierbares GUI
  • Syntronik-Sounds können in SampleTank 3 geöffnet werden
  • Systemvoraussetzungen: Windows 7 oder neuer, macOS 10.9 oder neuer, VST2/VST3/AAX/AU-fähige DAW (64-Bit), mindestens 10 GB Festplattenspeicher, 50 GB Vollinstallation
Preis
  • EUR 329,- ( Straßenpreis am 4.Oktober 2017)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangqualität
  • authentisches Oszillatorverhalten
  • umfangreiche Effekt-Emulationen
  • flexibles Layering
  • freie Synth- und Filterkombinationen
  • komplexer Arpeggiator
  • skalierbares Interface
Contra
  • umständlicher Download
  • unübersichtliche Volume- und Pan-Regelung
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