Seit unserem ersten Testbericht zur Roland Cloud hat sich viel getan im Software-Abo-Modell des Herstellers. Neben weiteren Emulationen alter Roland-Klassiker, wie den 808- und 909-Nachbildungen sowie weiteren Software-Nachbildungen, erweitert Roland das Sortiment stetig mit Sample-Libraries, die sich auf Genres und Musikstile konzentrieren. Anlässlich des 808-Days, der seit einigen Jahren zelebriert wird, hat man statt Version 5.8 das Update in 5.808 benannt und zwei Libraries geliefert, die Sounds im Bereich Trap und Tropical House liefern sollen. Wir haben die wesentlichen Neuheiten, die seit 5.2 bis 5.808 dazugekommen sind, in diesem Testbericht unter die Lupe genommen und gecheckt, was die Libraries draufhaben.
Details
Allgemeines
Die Roland Cloud ist ein Abonnement, das als Monatsabo (19,95 Euro) oder Jahresabo (207 Euro) den Zugriff auf eine große Auswahl an Emulationen alter Roland-Klassiker und auch Libraries bietet. Das Schöne: Wer das Abonnement insgesamt ein Jahr beansprucht hat (am Stück oder mit Unterbrechung) und das Abo schlussendlich kündigt, darf dann ein Plugin der Wahl mit einer gewöhnlichen Lizenz dauerhaft nutzen. Roland bietet die Möglichkeit, alle verfügbaren Software-Instrumente und Libraries 30 Tage kostenlos zu testen. Die Plugins sind als VST/AU/AAX-Plugins verfügbar und das Ganze läuft sowohl unter macOS als auch unter Windows. In unserem ersten Test sind wir bereits auf einen Großteil der erhältlichen Roland-Emulationen eingegangen. Mit 5.2 sind noch 808- und 909-Emulationen dazugekommen. Schauen wir uns im Folgenden an, was Roland seitdem der hauseigenen „Software-Wolke“ hinzugefügt hat.
Was gibt’s Neues?
5.3: FLAVR Series Blip Blop – Vintage Video Game Audio Chip Emulation
5.4: FLAVR Series Resin – Hip-Hop-Library und neue Effekte für Concerto Player
5.5: Neben VST- und AU- kommt schlussendlich AAX-Support hinzu
5.6: SRX Keyboards – Emulation der SRX expansion
5.7: Roland Cloud Manager 2.0 übersichtlicher, Kompressor, Delay und Portamento für Concerto Player
5.808:FLAVR Series Sugar und Trapped
Download und Installation
Zur Verwaltung der Cloud Plugins wird die Software „Roland Cloud Manager“ sowie ein entsprechender Account benötigt. Nach der Account-Registrierung und Installation des Cloud Managers kann man sich mit seinen Account-Daten einloggen und erhält gleich Zugriff auf alle verfügbaren Plugins. Alle Plugins, die in der Roland Cloud zur Verfügung stehen, lassen sich „mieten“, herunterladen und installieren. Das Ganze erfolgt vergleichsweise sehr bequem, da man keine Installationsroutine mehr durchlaufen muss, sondern beim jeweiligen Plugin oder einer Library lediglich auf „Install“ klickt. Daraufhin werden die Plugins automatisch heruntergeladen und installiert. Lädt man ein Plugin nach der Installation zum ersten Mal in die DAW, muss man sich im Plugin-Fenster noch einmal abschließend mit den Account-Daten anmelden, woraufhin die virtuellen Instrumente startklar sind.
Roland Cloud Manager 2.0: Die „Ausklappmenüs“ wurden durch eine übersichtlichere Oberfläche ersetzt.
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Praxis
Concerto – ein ressourcenhungriger Sample-Player
Seit den 808- und 909-Emulationen (Update 5.2) sind überwiegend Sample-Libraries hinzugekommen. Roland setzt dabei nicht auf den üblichen Branchenstandard „KONTAKT“ von Native Instruments, sondern hat einen eigenen Sample-Player namens „Concerto“ ins Leben gerufen. In diesem lassen sich die Sounds der Libraries layern und mit Parametern wie Amp- und Filter-Hüllkurven bearbeiten. Seit Version 5.7 sind die Effekte um Kompressor und Delay erweitert worden. Zudem kann der Player auch Portamento gespielt werden.
Der hauseigene Sample-Player Concerto ist um kleine Features gewachsen, etwa das Stereo Delay.
Flavr Series: Trapped und Sugar
Mit dem jüngsten Update 5.808 kommen zwei Libraries für die Flavr-Serie hinzu. Im Übrigen neben den Puma Schuhen im 808-Design das Einzige, was man von Roland zum diesjährigen 808-Day präsentiert bekam. Das sah im letzten Jahr noch anders aus, als man sich über die 808-Neuauflage TR-08 freuen durfte. Vielleicht hätte man sich die Aira TR-8s noch bis zum diesjährigen 808-Feiertag aufsparen sollen. Na ja!
Mit den Flavr Series fasst Roland genretypische Samples in Libraries zusammen. Im Preset-Browser sind einige dieser Sounds in unterschiedlichen Varianten verfügbar. Beispielsweise finden sich Bass-Samples, die mehr oder weniger clean sind, zusätzlich noch mal in Distortion-Variante. Die beiden Sample-Libraries „Trapped“ und „Sugar“ liefern Klänge im Bereich Trap und Tropical House. Blip Blop enthält Samples aus Klängen alter Spielkonsolen. Tropical House ist bekannt für fröhliche Beats, die das „Sommer-Sonne-Strand-Feeling“ vermitteln. Sugar kommt mit 82 Sound-Presets, darunter Bässe, Pads, Strings, Guitars, 808-Toms und -Keys und weiteren. Hinzu kommt ein „Sugar“-Drumkit, das von 808- und 909-Sounds bis hin zu Shakern und Percussions über mehrere Oktaven auch die Rhythmus-Sektion abdeckt.
Sugar verfügt über 82 Presets, die im Browser in Sets zusammengefasst sind.
Bei einigen Presets sind auch Concerto-Effekte aktiviert, jedoch überwiegend in dezenter Dosierung. Die Sounds passen ins Genre; noch nie dagewesenes Klangmaterial braucht man allerdings nicht zu erwarten. Und bei insgesamt 82 Presets, von denen einige nur leicht abgeänderte Klangvariationen sind, ist die Library auch schnell abgegrast. Als Teil eines Abos geht das zwar in Ordnung, es hätte aber auch etwas mehr sein dürfen. Ein paar Effekt-Sounds, wie Uplifter, Filter-Sweeps, Percussion-FX oder ähnliche „Arrangement-Lückenfüller-Sounds“, würden mir fehlen, um alleine mit dieser Library ganze Songs zu bauen.
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Sugar: DrumsSugar: Koko PopSugar: RotarySugar: Vocal GlideSugar: 808 KeysSugar: Mix
Trapped gehört ebenfalls zur Flavr-Serie. Daher wundert es nicht, dass das Prinzip ähnlich ist. Nur 53 Presets umfasst die Library, darunter Trap-typische 808-Bässe, Gong-Sounds, synthetische Bells, quietschende Leads und mehr. Auf mich wirken die Sounds, bis auf wenige Ausnahmen, sehr dünn. Zudem findet man eigentlich nur Standard-Sounds, die man so oder so ähnlich mittlerweile in jeder gängigen DAW mitgeliefert bekommt. FX-Sounds oder akustisches Klangmaterial sucht man ebenfalls vergeblich. Zu guter Letzt ist noch ein Trapped-Drumkit mit dabei, das mit 808- und 909-Drums sowie weiteren Percussions ausgestattet ist. Alles in allem nichts Außergewöhnliches und davon auch noch wenig.
Blip Blop lässt den Sound alter Konsolen aufleben.
Wer in den 80ern bzw. 90ern eine Konsole von Atari, Commodore, Sega, Nintendo und Co. besessen hat, wird die typischen 8-Bit-Sounds kennen, mit denen die Games musikalisch untermalt wurden. Im Laufe der Zeit hat sich daraus ein eigenes Musikgenre entwickelt, in dem Produzenten mit den alten Sounds neue Songs kreieren.
Blip Blop lässt den Sound alter Konsolen aufleben.
In Version 5.3 hat Roland die Cloud mit Blip Blop um eine Sample-Library erweitert, die mit typischen Klängen aus dem Genre „8-Bit“ aka „Chiptune“ ausgestattet ist. Insgesamt 68 Klänge umfasst die Library. Die Sounds sind im Browser nach Saw, Square, PWM, Mod, FX und weiteren sortiert. Beim Durchhören der Presets kommt absolutes Retro-Konsolen-Feeling auf. Und mit einer Handvoll Sounds kommt man schnell zu authentischen Arrangements.
Mit „Resin“ ist eine Hip-Hop- bzw. Soul-Library für die Flavr-Serie hinzugekommen, die sich auf das Sub-Genre „Neo Soul“ spezialisiert. Passend dazu sind 77 Presets enthalten, die eher oldschoolmäßige Funk- und Jazz-Klänge liefern. Darunter Drums, Wurly-Sounds, E-Bass, Orgel, Strings und mehr. Libraries für Neo Soul findet man seltener als beispielsweise für Trap oder House. Wer in dem Bereich produziert, findet hier Nachschub an amtlichen Sounds.
Resin erweitert die Flavr Series mit Neo-Soul-Elementen.
In Version 5.6 wurde die Roland Cloud um die „SRX Keyboards“ erweitert. Dieses Software-Instrument ist eine Nachbildung der SRX-Erweiterungskarte für die samplebasierten Synthesizer der JV-Serie. Die Originale nutzten die linear-arithmetische Synthese: eine Kombination aus PCM-Samples und subtraktiver Synthese. Das Plugin kommt mit 1.700 Schwingungsformen der originalen Erweiterungskarte, 86 Effekten und 393 Presets. Die Klangerzeugung des Plugins basierte auf Rolands DCB-Technologie (Digital Circuit Behavior), quasi das Pendant zur ACB-Technologie (Analog Circuit Behavior). Diese soll das Innenleben der SRX-Erweiterungskarte originalgetreu nachbilden. Optik und Parameter der Bedienoberfläche sind deutlich an die JV-Synths angelehnt, weshalb man sich schnell zurechtfindet, wenn man die alten Instrumente kennt. Eigene Presets lassen sich direkt im Plugin speichern und auch der Import von SysEx-Daten ist möglich, was den Sound-Import aus den Hardwaregeräten erlaubt.
SRX Keyboards: Die Ähnlichkeit zu den Originalen ist nicht zu leugnen.
Im orangefarbenen LC-Display lässt sich der Browser als Kontext-Menü öffnen. In vier Bänken (A bis D) stehen jeweils 128 Soundslots bereit. Insgesamt 110 Slots stehen davon für eigene Sounds frei. In zwei zusätzlichen Kategorie- und Bank-Browsern lassen sich die Sounds verwalten. Die Klänge der Kollektion sind wirklich facettenreich: Mit dabei sind Akustik- und E-Piano, Keyboards, Bell, Mallets, Organ, A- und E-Guitar, Brass, Sax, Strings und eine große Auswahl an Synth-Sounds. In der Edit-Page der Emulation sind Klanggestaltung, Routings und Einstellung globaler Parameter wesentlich übersichtlicher gelöst als an der Hardware – Plugins haben nun mal auch ihre Vorteile. Die Sounds klingen durch die Bank authentisch und einsatzbereit. Und im Vergleich mit den Concerto-Libraries ist der Umgang mit CPU-Ressourcen wirklich löblich. Auch zu den SRX Keyboards habe ich Klangbeispiele vorbereitet, die euch einen kleinen Einblick in die umfangreiche Library geben sollen.
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SRX: StringsSRX: OrganSRX: BellSRX: Synth BassSRX: Synth Lead
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Fazit
Die Roland Cloud ist ein faires Abo-Modell, das bereits in der Anfangsphase mit einer umfangreichen Auswahl an Roland-Emulationen aufgestellt war. Mit regelmäßigen Updates liefert der japanische Hersteller weitere Sample-Libraries, die sich zumeist auf genretypische Sounds spezialisieren. Die Klangqualität der Samples ist amtlich, hingegen fällt die Soundauswahl eher klein aus. Zudem nimmt Rolands Sample-Player „Concerto“ viel Rechenleistung in Anspruch, weshalb die Sounds in Produktionen nur dezent eingesetzt werden sollten. Die SRX-Keyboards dagegen bieten ein facettenreiches Klangspektrum, das mit vertrauten Klängen und einem gewissen 90er-Charm überzeugen kann und dabei noch sparsam mit der Rechenleistung umgeht. Als Gesamtpaket betrachtet erhält man mit der Roland Cloud viele Klassiker des Herstellers als Software-Version auf den Studiorechner. Wer nicht gleich ein Abo abschließen möchte, kann das Ganze 30 Tage kostenlos testen.
Pro
genretypische Klänge
All-in-One-Lösung
umfangreiche SRX-Emulation
Contra
hoher Ressourcenverbrauch von Concerto
wenige Sounds pro FLAVR-Libraries
Features
Roland Software-Abonnement
16 Software-Instrumente inklusive TR-808, TR-909, Jupiter-8, Juno-106, SH-101, SH-2, D-50 Linear Synthesizer, System-1, System-8, System 100, JV-1080, Promars
SRX Keyboards und SRX Orchestra
Sound Canvas VA
Sample-Player „Concerto“
24 Sample-Libraries in den Kategorien: FLAVR Series, Tera Series und Anthology Series
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