Zylia Portable Recording Studio Test

Schlicht die “Revolution im Bereich der Audio-Aufnahme” verkündet der polnische Hersteller Zylia mit seinem “Zylia Portable Recording Studio”.

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Schon die Umverpackung ziert der selbstbewusste Slogan “Record audio like never before” und “spherical microphone that rocks your world” – also frei übersetzt: “Audio aufnehmen wie nie zuvor” und “Ein Kugelmikrofon, das eure Welt auf den Kopf stellt”.
Aber was ist so besonders am Zylia Portable Recording Studio? Das Zylia-Studio besteht aus einem Kugelmikrofon, das nahezu Rundum-Klang aufnehmen kann, und einer Aufnahmesoftware, die im Nachhinein die aufgenommenen Signalquellen separieren kann. Diese einzelnen Spuren können dann für das Mixing exportiert und separat bearbeitet werden.
Anders ausgedrückt: Man stellt ein einzelnes Mikrofon in die Mitte, gruppiert die Musiker drum herum und erhält eine Mehrspuraufnahme, bei der einzelne Instrumente oder Stimmen noch in Pegel und Klang bearbeitet werden können. Das ist jetzt vielleicht noch keine Audio-Revolution, aber sicherlich spektakulär – wenn es denn funktioniert. Und genau das habe ich ausprobiert!

Details

Die Verpackung zeugt schon mal von großem Selbstbewusstsein!
Die Verpackung zeugt schon mal von großem Selbstbewusstsein!

Das Zylia Portable Recording Studio

Das Zylia-System besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem Zylia ZM-1 Kugelmikrofon und der Aufnahmesoftware “Zylia Studio”. Optional sind noch das Plug-in “Zylia Pro” und der “Zylia Ambisonics-Converter” erhältlich (zu deren Funktion sage ich gleich mehr).

Fotostrecke: 4 Bilder Der Lieferumfang des Zylia Portable Recording Systems besteht aus dem ZM-1-Mikrofon und einem Mini-USB-Kabel. Die Software lädt man sich von der Herstellerwebseite.

Die Theorie – grau und schon etwas älter

Die Technik, auf der das ganze Zylia-Prinzip beruht, ist schon etwas älter und hat ihren Ursprung bei militärischen Radar- und Sonar-Anwendungen: Das “beamforming” oder auch “spatial filtering” (frei übersetzt mit “Richtstrahl-formen” und “räumliches Filtern”) ist so eine Art Positionsbestimmung von Signalquellen im Schallfeld. Durch Amplituden- und Laufzeit-Modulation und mit Hilfe digitaler Filter kann man die “Aufmerksamkeit” eines Mikrofon-Arrays auf bestimmte Signalquellen im Raum richten. Heute wird dieses Verfahren vor allem bei akustischen Messungen (zum Beispiel in der Automobil-Branche), in der Konferenz-Technik oder der Hörgeräte-Akustik verwendet.
Das Zylia Portable Recording Studio ist – meines Wissens nach – das erste beamforming-System, das sich speziell an den Musiker und seinem Wunsch nach einem einfachen und dennoch leistungsstarken Aufnahme-System richtet.

Das ZM-1-Mikrofon

Das Herzstück des Zylia Portable Recording Studios ist das knuffige schwarze Kugelmikrofon, das aussieht, als wäre es frisch aus dem neusten Star-Wars-Film entsprungen. Beim ZM-1 handelt es sich um ein Mikrofon-Array mit insgesamt 19 Mikrofonkapseln, allesamt Kondensator-Mikrofone mit der Richtcharakteristik Kugel. Zehn der 19 Mikrofonkapseln befinden sich auf der oberen Hälfte der Kugel, neun auf der unteren Hälfte. Ein kleiner roter Punkt am Mikrofon-Äquator zeigt die Haupteinsprechachse des Mikrofons – im Prinzip also “vorne”. Eigentlich gibt es beim Kugelmikrofon ja kein “vorne”, aber der Punkt wird wichtig, wenn man mit den voreingestellten Mikrofon-Kalibrierungen arbeitet (was es damit auf sich hat erkläre ich gleich …).
Am unteren Pol der Kugel befinden sich ein Mini-USB-Anschluss und ein Stativgewinde. Die Anordnung der Mic-Kapseln erscheint auf den ersten Blick zufällig und interessanterweise finden sich im Netz Fotos eines älteren ZM-1-Prototypen, bei dem die Mikrofone noch symmetrisch angeordnet waren. Erfahrungen in der Messtechnik zeigten allerdings, dass man beim “beamforming” bessere Ergebnisse erzielt, wenn die Mikrofone nicht symmetrisch angeordnet sind.

Fotostrecke: 5 Bilder Spaciges Teil: das Zylia ZM-1-Kugelmikrofon-Array mit 19 Mikrofonkapseln.

Stativ und Standfuß

Der Stativhalter des Zylia ZM-1 ist clever gelöst: Am Mikrofon selbst befindet sich ein ¼-Zoll-Gewinde, diese Gewindegröße ist bei Kamera- und Video-Stativen gebräuchlich. Zusätzlich kann man am ZM-1 einen Standfuß anbringen und das Mikrofon zum Beispiel auf einen Tisch stellen. Dieser Stativfuß hat aber noch ein Gewinde für die üblichen Mikrofonstative, inklusive dem üblichen Schraubadapter vom 5/8-Zoll- auf 3/8-Zoll-Gewinde. Der Standfuß besitzt eine Aussparung für die USB-Buchse, man muss also bei aufdrehen aufpassen, dass der Anschluss fürs Kabel frei bleibt. Damit sich der Standfuß nicht verdreht, ist die Bodenplatte des Mikrofons gummiert und so passgenau gefertigt, dass der Fuß festen Sitz hat, wenn die Aussparung mit der Buchse übereinstimmt – das ist mal gut konstruiert!

Fotostrecke: 4 Bilder Mit dem Standfuß kann das ZM-1 auf einem Mikrofonstativ geschraubt werden.

Verbindung zum Rechner

Das ZM-1 wird mit einem einfachen Mini-USB-Kabel mit dem Aufnahmerechner verbunden. Als ich meine ersten Aufnahmen machen wollte, tat sich erstmal gar nichts. Eine Nachfrage bei Zylia wurde schnell beantwortet: Es gäbe Probleme mit einigen USB-Kabeln, ich solle einfach mal das Kabel tauschen. Gesagt, getan: Mit einem rumliegenden Mini-USB-Kabel einer externen Festplatte konnte es dann endlich losgehen. Bis zur Serienreife ist dieses Problem sicherlich aus der Welt geschafft.

Sieht cool aus: Der LED-Ring

Sobald die Verbindung mit dem Aufnahmerechner hergestellt ist, zeigt ein LED-Ring am Äquator des Kugelmikrofons auf recht coole Weise den Status des Zylia ZM-1-Mikrofons: Einfach nur mit dem Rechner verbunden, leuchtet der Ring weiß. Wird das ZM-1 vom Rechner erkannt, wechselt die Farbe auf Blau und sobald das ZM-1 und die Zylia-Studio-Software aufnahmebereit sind, wechselt die Farbe zu Rot.

Fotostrecke: 3 Bilder Der LED-Ring zeigt den Betriebsstaus des ZM-1: Weiß bedeutet „mit Rechner verbunden“.

Vor der Aufnahme: Mikrofon kalibrieren!

Das Zylia Portable Recording Studio ist schnell aufgebaut und das System in Sekundenschnelle startklar: Einfach das ZM-1-Mikrofon in die Mitte zwischen die Musiker stellen, das USB-Kabel anstecken und die Zylia Studio-Software starten … und doch noch nicht gleich loslegen, den erst gilt es dem Zylia-System mitzuteilen, in welcher Position sich die einzelnen Signale zu Mikrofon befinden. Dazu muss das Mikrofon “kalibriert” werden, im Prinzip werden die 19 Mikrofonkapseln in diesem Prozess den entsprechenden Signalen “zugewiesen”. Der Vorgang ist einfach: Jeder Musiker spielt die vom Zylia-Programm vorgegeben acht Kalibrier-Sekunden, danach weiß das ZM-1, welches Signal wo verortet wird und zeigt dies als Signalquelle auf der 360-Grad-Sphäre an, inklusive der berechneten Höhe der Signalquelle im Bezug zum Mikrofon. Diese Daten werden in ein Kalibrierungs-File geschrieben und im Aufnahmeordner abgelegt. Macht man viele Aufnahmen mit identischem Setup, muss man das ZM-1 nicht immer neu kalibriere. Man kann einer Aufnahme auch eine vorhandene Kalibrierung “überstülpen”.
Für die gängigen Anwendungen im Bereich der Stereo- oder Surround-Aufnahme hat Zylia schon Kalibrierungs-Files für uns erstellt, die man aus einer Library auswählen kann. Diese fertigen Kalibrierungs-Files sind auf die 0°-Grad-Achse eingestellt. Spätestens wenn man hier eine Stereo-Mikrofonierung auswählt, muss man das Mikrofon mit dem roten Punkt auf die Schallquellen ausrichten.

Fotostrecke: 4 Bilder Einfach machen, was die Software sagt, und schon ist das ZM-1 kalibriert.

Hungriger Speicherfresser

Da die Aufnahme-Parameter des Zylia Portable Recording Studios mit 48 kHz und 24 Bit vorgegeben sind und da immer alle 19 Spuren aufgenommen werden, sollte man den benötigten Speicherplatz nicht unterschätzen! Das Zylia-System ist ein hungriger Speicherfresser: Für eine sechs Minuten dauernde Aufnahme benötigt man knapp ein Gigabyte an Speicherplatz. Wer also zum Beispiel ein Konzert mit eineinhalb Stunden Länge aufnehmen möchte, muss demnach 15 GB an freiem Speicherplatz einplanen! Da kommt also so einiges an Datenmaterial zusammen. Und weil die Datenmenge so groß sind, erreicht man mit dem Zylia die kritischen 2 GB für eine Datei nach 25 Minuten, länger als diese Zeit kann eine einzelne Aufnahme mit dem Zylia nicht dauern.
Die Dateiverwaltung des Zylia-Systems ist noch sehr rudimentär. Standardmäßig speichert die Software alle Aufnahmen einfach in einem Sessions-Ordner und dieser Ordner wird zudem schön in den System-Daten versteckt (unter macOS im Ordner “Library/Application Support/Zylia/sessions). Man kann der Software zwar einen anderen Ordner zuweisen, aber ich fände es besser, wenn ich vorher gefragt werden würde, wohin die Daten geschrieben werden sollen – allerdings ist das wieder ein zusätzlicher Schritt mehr auf dem Weg zur schnellen und einfachen Aufnahme. Einigen wir uns auf folgendes: Zumindest wäre es nett, wenn die Daten leicht auffindbar in den Dokumenten-Ordner des Users geschrieben werden würden …

Die Aufnahmesoftware Zylia Studio

Aufgenommen wird mit der Software Zylia Studio, und momentan sind Aufnahmen nur in Verbindung mit dieser Software möglich. Zylia arbeitet aber nach ihren Angaben an einer direkten Einbindung des ZM-1-Mikrofons in die gängigen DAE-Systeme (Stand 02/2018)
Obwohl die Oberfläche der Software sehr einfach und übersichtlich gehalten ist, leistet die Software unter der Haube einiges! Aber Zylia hat die Software so gestaltet, dass der “einfache” Anwender von der ganzen Berechnung des “beamforming” nichts mitbekommt. Das gefällt mir gut: Das System ermöglicht dem User die einfachste Benutzung einer eigentlich recht komplizierten Technik.

Dieser Record-Knopf ist nicht zu übersehen.
Dieser Record-Knopf ist nicht zu übersehen.

Das Plug-in Zylia Pro

Als Erweiterung des Zylia Portable Recording Studio gibt es das Plug-in Zylia Pro. Dieses Plug-in ist im Prinzip die Beamforming-Engine der Studio-Software als VST/AU-Plug-in.
Auf der Festplatte landet ja immer das komplette Signal des Mikrofon-Arrays, also insgesamt 19 Spuren. Dieses Multitrack-File kann man in eine Sequenzer-Software importieren – vorausgesetzt, diese Software kann mit solchen Multitrack-Files umgehen. Mit dem Plug-in Zylia Pro kann man nun nachträglich die Position und Richtcharakteristik der virtuell errechneten Mikrofone für die Ausnahmesituation verändern und nach Belieben weitere virtuelle Mikrofone hinzufügen. Das Ganze erinnert mich an die Fotografie: Dort gibt es das Jpeg-Format und die kompletten Daten des Bildsensors. Das Jpeg wäre bei uns das Stereo-File: eine datenreduzierte Version des Bildes. Die Sensordaten wären bei uns das 19-Track-File: Mit dem Pro-Plug-in können wir die Aufnahme noch tiefgreifend verändern, was die Mikrofonpositionen angeht.
Spezialfall: Ambisonics Converter
Für den Einsatz bei 360°-Grad-Videos oder Virtual-Reality-Anwendungen hat Zylia den Ambisonics-Converter entwickelt. Mit dieser Software lassen sich die Roh-Aufnahmen des Zylia-Systems in das Ambisonics-Format umwandeln.

Der Ambisonics-Converter kann Ausgabefiles im Furse-Malham- und AmbiX-Format generieren.
Der Ambisonics-Converter kann Ausgabefiles im Furse-Malham- und AmbiX-Format generieren.

Praxis

Zylia Portable Recording Studio im Einsatz.
Zylia Portable Recording Studio im Einsatz.

Record like never before?

Dann ist es soweit: Record drücken und aufnehmen. Diese schnelle und einfache Form des Aufnehmens ist vielleicht noch mit der Sprachmemo-Funktion des Handys möglich, selbst manche Stereo-Field-Recorder sind da in der Bedienung komplizierter. So gesehen: Aufnehmen wie noch nie? Jein … den der Clou des ganzen Zylia Portable Recording Systems liegt in meinen Augen nicht in der Aufnahme selbst, sondern in den Möglichkeiten der Nachbearbeitung!

Ergebnis Eins: Ein Stereomix

Ausgegeben wird von der Software im ersten Schritt ein Stereo-Mix der Aufnahme, berechnet anhand der Kalibrierungs-Daten. Damit mag man schon glücklich sein, oder man lässt sich von der Software die einzelnen Signale auf einzelne Spuren separieren.

Separieren, Mixen oder Exportieren

Nach der Aufnahme beginnt der Spaß mit der Software Zylia Studio: Über einen Button lassen sich aus der Multitrack-Aufnahme die einzelnen Signalquellen “separieren”, und nach einigen Sekunden Berechnungszeit erhält man eine Mehrspuraufnahme auf Basis der vorher kalibrierten Signalquellen. Das funktioniert erstaunlich gut, aber natürlich sind diese separierten Spuren nicht frei von Übersprechungen der anderen Instrumente. Laut Hersteller liegt die Grenze bei sechs bis acht Signalen, die das System zuverlässig separieren kann. Nach meinen eigenen Erfahrungen mit dem Zylia muss ich hinzufügen: Das kommt ganz auf die aufgenommenen Instrumente und die akustische Aufnahmesituation an. In einem engen Proberaum, in dem ein lautes Schlagzeug donnert und in dem sich eher ein gemischtes Klangfeld aus allerlei reflektiertem Schall einfangen lässt, kann auch das Zylia Portable Recording Studio nichts ausrichten. Um also Missverständnisse vorweg zu vermeiden: Auch das Zylia Portable Recording System kann sich nicht über die Gesetze der akustischen Physik hinwegsetzen. Und so erhalten wir am Ende natürlich keine vollständig isolierten Einzelspuren!

Fotostrecke: 2 Bilder Anhand des Kalibrierungs-Files werden die einzelnen Spuren separiert und können im Level und Panning bearbeitet werden.

Unterwegs mit dem Zylia Portable Recording System

Das Zylia ist auf jeden Fall sehr rückenschonend! Schon beim Packen der Tasche habe ich ein Grinsen im Gesicht: Keine Kabeltaschen, Mikrofonkoffer und Mikrofonstative mit Stereoschienen … nein! Mein Laptop, ein Mikrofon, ein Stativ – das war’s! Wer´s richtig kompakt halten möchte, nimmt ein einfaches Fotostativ und kriegt das komplette Zylia Portable Recording System in einer Umhängetasche unter! Solange der Akku des Laptops also das Zylia ZM-1 mit Strom versorgen kann, sind dann Netz-unabhängige Aufnahmen an jedem beliebigen Ort der Welt möglich!

Mit weniger Equipment kommt man definitiv nicht zu 19 aufgenommenen Spuren!
Mit weniger Equipment kommt man definitiv nicht zu 19 aufgenommenen Spuren!

Mit dieser Umhängetasche mache ich mich auf den Weg in die Hochschule für Musik in Würzburg. Dort durfte ich der Probe eines Studentenensembles beiwohnen: In der Besetzung Klarinette, Violine und Flügel proben Susanna Marquardt, Rebekka Rebmann und Lisa Bühler die “Suite” von Alexander Arutiunian. Aufnahmeort war ein Übungsraum in der Hochschule, kein sehr großer Raum wie sonst oft bei Klassik-Recordings, aber akustisch gedämmt und mit zwei Flügeln ausgestattet. Da diese Übungsräume begehrt sind und vorab gebucht werden müssen, hatte wir genau eine Stunde Zeit für unsere Test-Aufnahmen. Genug Zeit für das Zylia-System, das nach wenigen Minuten seine ersten Daten auf die Festplatte schrieb!

Audio Samples
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Zylia Studio Stereo-Mix (anhand der Kalibrierung) Signal Piano, separiert Signal Violine, separiert Signal Klarinette, separiert

Es gibt beim Zylia Portable Recording Studio eine gewisse Lernkurve zu erklimmen, man muss schon etwas mit der Mikrofonposition experimentieren. Dabei muss man immer die akustischen Gegebenheiten beachten. Aber nicht immer erlauben einem die örtlichen Umstände eine optimale Position des Zylia-Mikrofons und man muss einen Kompromiss eingehen. Bei den Klassik-Aufnahmen hätte ich gerne mehr Abstand vom Flügel gehalten, aber das war leider nicht möglich.

Die Arbeitsweise mit der Software Zylia Studio möchte ich euch anhand eines kurzen Videos zeigen:

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Die Gain-Problematik

Das Gain-Staging des Zylia-Systems ist leider ziemlich undurchsichtig. Laut Support arbeitet das ZM-1 mit einem festen Gain, einpegeln kann man also nichts! Leise Signale wie eine einzelne Gitarre werden so sehr leise aufgenommen und müssen später ordentlich im Pegel angehoben werden. Die Studio-Software erledigt hochpegeln für den generierten Stereo-Mix automatisch, die separierten Spuren sind allerdings viel leiser, obwohl der interne Level-Regler schon auf +36 dB und somit am Anschlag steht! Ich kann mir schon vorstellen, dass es technische Gründe dafür gibt. Aber da das ganze Zylia-System so bedienungsfreundlich gestaltet wurde, erscheint mir die ganze Lautstärke-Regelung umso undurchsichtiger. Gerade der tontechnisch nicht so versierte Anwender dreht dann vielleicht an der falschen Stelle die Laustärke hoch, zum Beispiel am Master seiner Abhöre – mit entsprechend bösem Erwachen, wenn er dann ein normales Projekt abspielt.

Songwriter-Duo

Richtig wohl fühlt sich das Zylia Portable Recording Studio bei akustisch vorgetragener Musik. Ich habe das Songwriter-Duo Manuela Huber und Marco Hohner zu Hause besucht, und die beiden haben für mich zwei Songs dargeboten.

Audio Samples
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Stereo Mix „Elements of Truth“ Weibliche Vocal-Spur separiert Männliche Vocal-Spur separiert Akustik-Gitarre separiert

Das Plug-in Zylia Pro

Plugin Zum einen ist das Plug-in momentan nur im VST- und AU-Format erhältlich – und ich arbeite im Studio mit Pro Tools … Zum anderen muss die Sequenzer-Software in der Lage sein Multitrack-Files zu verarbeiten. Um es kurz zu machen: Mit einer Test-Version von Reaper konnte ich das Plug-in Zylia Pro dann endlich ausprobieren. Der wackere Zylia-Support hat mir dann noch eine Anleitung zukommen lassen, wie ich das Pro-Plug-in unter Rewire in mein Pro-Tools-System einbinden kann. Die Anfangsschwierigkeiten einer neuen Software in der Version 1.0 sind ja zum Glück ein Problem, das sich durch Updates aus der Welt schaffen lässt. Zylia hat hier schon einiges angekündigt.

Wie die Arbeit mit dem Plug-in aussieht, zeige ich euch im folgenden Video. Nicht wundern: Solange kein virtuelles Mikrofon angelegt ist, hört man nichts! Deshalb erscheint der Einstieg der Stimme etwas abrupt.

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Ein Lob für den Support!

Wegen meiner Software-Probleme hatte ich mehrmals Kontakt mit dem Zylia-Support, und teilweise wurden meine Anfragen noch in derselben Nacht beantwortet. Klar, Zylia wusste, dass ich ein der Tester ihres Produktes war, aber ich hatte im Laufe meiner ganzen Kommunikation mit Zylia den Eindruck, dass hier echtes Engagement herrscht und die Überzeugung für ihr Portable Recording System gelebt wird. Ein Lob hierfür!

Was also kann das Zylia Portable Recording Studio? Und was nicht?

Das Zylia-System ersetzt in meinen Augen (und Ohren) keine professionelle Recording-Session mit einzeln mikrofonierten Instrumenten – wie schon erwähnt: Das Zylia-System kann keine akustischen Wunder vollbringen. Das habe ich bei meinen ersten Aufnahmen erleben müssen: In einem lauten Proberaum, in dem das Schlagzeug kracht und die Amps donnern, wo also das Schallfeld von Reflektionen beherrscht wird, tut sich das Zylia-System schwer (nach kurzem Nachdenken ist das ja auch nachvollziehbar). Es kann aber mit etwas Übung und unter guten akustischen Bedingungen Ergebnisse liefern, mit denen sich wesentlich flexibler weiterarbeiten lässt als zum Beispiel mit einem einfachen Stereo-Aufnahmegerät.

Fazit

Das Zylia Portable Recording Studio ist ein spannendes neues Produkt, das vor allem durch seine einfache Bedienung punktet, obwohl es unter der Haube so gar nicht einfach zur Sache geht! Dabei ist das System ganz gut aufgestellt: Mit der Zylia Studio-Software bekommt der “einfach nur Recorden”-Anwender ein Aufnahmesystem an die Hand, das viel Potential unter der Haube hat. Wer mehr Funktionen benötigt, erweitert das System um das Pro-Plug-in oder den Ambisonics-Converter. Die kleinen Anfangsschwierigkeiten betreffen fast ausschließlich die Software, können also durch Updates problemlos aus der Welt geschafft werden.
Wer akustische Musik aufnehmen und sich die weitere Bearbeitung der Aufnahmen offenhalten möchte, für den stellt das Zylia Portable Recording Studio eine Alternative zu einem gut ausgestatteten Field-Recorder dar. Preislich liegt man dann auch in einem ähnlichen Bereich (vorausgesetzt, ein Laptop zum Aufnehmen ist schon vorhanden).
Momentan ist das Zylia Portable Recording System nur über die Hersteller-Webseite erhältlich.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schnell einsatzbereites Aufnahmesystem
  • einfache Bedienung einer komplexen Technik
  • sehr kompaktes Mikrofon-Array
  • netzunabhängiges Aufnehmen möglich (solange der Laptop-Akku hält…)
Contra
  • anfangs Probleme mit dem Pro-Plugin
  • undurchsichtiges Gain-Staging
Artikelbild
Zylia Portable Recording Studio Test
Für 589,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • ZM-1 Mikrofon Array
  • Kugelmikrofon mit 19 Kondensator-Mikrofonkapseln, Richtcharakteristik Kugel
  • Anschluss: Mini-USB2-Buchse
Abmessungen
  • Gesamthöhe: 155 mm mit Stativfuß
  • Höhe Kugelmikrofon: 108 mm
  • Durchmesser Kugelmikrofon: 103 mm
  • Gewicht: 470 Gramm
  • Aufnahmeparameter des Systems: PCM 48 kHz, 24 Bit
  • Maximale Aufnahmedauer am Stück: 25 Minuten
Systemanforderungen
  • Treiber macOS 10.9 oder später, Windows 7, 8.1. und 10, Linux (Debian)
Software-Spezifikationen
  • Zylia Studio Mac, Windows, Linux
  • Zylia Pro Plug-in VST- und AU-Format (Stand 02/2018) für Mac und Windows
  • Zylia Ambisonics Converter Mac, Windows, Linux
Preis
  • Einführungspreis (Stand 02/2018)
  • Zylia ZM-1 und Zylia Studio 499,00 USD (ca. 407 €)
  • Zylia ZM-1 und Zylia Studio, Pro Plug-in, Ambisonics Converter 749 USD (ca. 611 €)
Angekündigter UVP
  • Zylia ZM-1 und Zylia Studio 599 USD (ca. 489 €)
  • Zylia ZM-1 und Zylia Studio, Pro Plug-in, Ambisonics Converter 899 USD (ca. 734 €)
Hot or Not
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chris23086 sagt:

#1 - 12.03.2018 um 15:20 Uhr

0

Prima Idee, nur viel zu teuer. Wird sich so bestimmt nur schwer verkaufen. Schade!

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