Anzeige

Zoom Q3 Test

Ich bin seit vielen Jahren Kameramann. Ein adäquater Camcorder kostet mich in der Regel mehrere Tausend Euro, wiegt mindestens 10 Kilo, hat unglaublich viele und schwer beherrschbare technische Einstellmöglichkeiten – und die Ergebnisse können sich mühelos auf jedem TV-Sender sehen lassen.

 „So etwas nehme ich doch nicht in die Hand“, sagte ich zu Ralf von bonedo.de, als er mich bat, den ZOOM Q3 zu testen. Er ließ ihn einfach auf meinem Schreibtisch stehen, denn er wusste um meinen hoffnungslos ausgeprägten Spieltrieb…

Immerhin ist es ZOOM mit ihren sehr erfolgreichen „Handy Recordern“ H2 und H4 gelungen, den Markt für mobile Audiorecorder aufzurollen. Also machte ich mich auf zu ergründen, wie viel Fun in diesem neuen Handy-Video-Recorder tatsächlich steckt: alles fit für YouTube? Dazu noch guter Ton? Oder ist da sogar noch mehr drin?

ZoomQ3_16FIN
Anzeige

Details

„Pah! So’n Kram! Erinnert an die iPhone-Verpackung…“,dachte ich mir und machte mich ans Auspacken. Ich, der Meister des Unpacking-Hypes. Nun hielt ich das Gerät in der Hand, ähnlich groß wie mein altes finnisches Organizer-Handy und auch sonst im Look eines Technik-Briketts. Gefiel mir.

Der ZOOM Q3 wird zusammen mit einem weichen Beutelchen für den sicheren Transport geliefert. Weiterhin sind eine SD-Speicherkarte mit 2GB, ein TV-Anschlusskabel für ein normales Fernsehgerät mit Cinch-Steckern und zwei AA-Batterien in der Verpackung. Hinzu kommen die üblichen Garantiescheine und Bedienungsanleitungen, die sowieso keiner auspacken will. Erster Eindruck: Sehr praktisch gestaltet, auf den ersten Blick alle Funktionen klar. Bedienungsanleitung braucht man eigentlich nicht zu lesen, das Gerät lässt sich nach dem Versuch-macht-klug-Prinzip schnell kennenlernen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Zoom Q3 wird mit einigem Zubehör geliefert

Das große Display auf der Vorderseite liefert ordentliche Darstellungen der Funktionen und des Videobildes. Darunter befinden sich Play-, Menu- und Papierkorb-Tasten sowie ein Multifunktionsbutton mit integrierter Record-Taste. An der rechten Seite sind SD-Karten-Slot, TV-Ausgang und der gekabelte USB-Stecker untergebracht. Links finden sich Schalter für An/Aus, Mikrofonempfindlichkeit und für wahlweise Video/Audio- oder nur Audio-Betrieb. Dann eine 3,5mm-Klinkenbuchse für Kopfhörer oder Line-Out und eine weitere Buchse für die externe Stromversorgung. Am Boden erlaubt eine genormte Schraubbuchse die Befestigung an Stativen. Am oberen Ende des ZOOM Q3 lauern die in X/Y-Stereoanordnung konfigurierten Aufnahmemikrofone. Diese Konfiguration aus zwei dicht aneinander aufgestellten Mikrofonen mit Nierencharakteristik und einem entsprechenden Achsenwinkel zueinander hat sich seit den Anfängen der Stereoaufnahmen bewährt. Auf der Rückseite warten Video-Optik und das Batteriefach.

Schwierigste Aufgabe: Das Einlegen der Batterien. Und hier sind für eine längere Betriebsdauer auch nur die Besten zu empfehlen, denn der ZOOM Q3 ist ein kleiner Stromfresser. Also packte ich mir sicherheitshalber schon mal zwei Ersatzbatterien dazu.

Dann Einschalten und Überraschung: Die Fähigkeiten der Audioabteilung sind besser und variabler als an meiner 30tausend-Euro-Kamera. Viele Einstellmöglichkeiten, gut eingerichtet und luxuriös im Sucher angezeigt. Das Menü ist mühelos einstellbar und gut erklärt. Schnell finde ich meine bevorzugte Einstellung: Lange Aufnahmedauer mit großem Frequenzspektrum – die mitgelieferte 2-GB-SD-Karte sagt zwei Stunden für Video mit gutem Audio. Na, das ist doch was für ´ne Live-Aufnahme… OOOOH Schreck – hier kommt das fette Minus für den Q3. Kein Audio-Eingang! Das bereitet mir schon vor der ersten Aufnahme Bauchschmerzen. Zoom hat reichlich Erfahrung mit Audio-Aufnahmen – warum also kein Audio- oder Line-In? Wird das X/Y-Stereo-Mikrofon am Kopf des Gerätes die Lösung sein? Ich muss nun schon viel Vertrauen in das kleine Gerät setzen, denn ich habe Großes vor. Mehr dazu später…

Fotostrecke: 3 Bilder Das X/Y-Stereomikrofon sorgt für einen guten Sound

Praktisch ist die mitgelieferte Software für YouTube: Man puhlt den USB-Stecker, der sich am Ende eines im Gehäuse versenkten Kabels befindet, heraus, schließt ihn an ein Notebook an und folgt den Installationsanweisungen. Überraschend gut erklärt, einfach dargestellt – und das Programm läuft problemlos. Kommt nicht häufig vor. Gut gemacht, ZOOM!

Die Bedienung ist wirklich einfach, die Installation am Computer noch einfacher und das Einstellen der Videos in YouTube ist noch-noch einfacher-er. Einzig die Lösung mit der Funktion Kabel-in-den-Computer scheint mir kurz vor Feierabend entwickelt worden zu sein. Funktioniert aber…

Nun zur Videofunktion. 640×480 Pixel Auflösung und 30 Frames pro Sekunde waren 1999 bestimmt aktuell, heute –  im Jahr 2010 – gibt es für weniger Geld gleich HD, sprich mindestens 1280×720 Pixel bei 30 Frames. Und YouTube sendet auch HD… Manuelles Scharfstellen geht nicht, denn die einfache Optik hat eine Festbrennweite und einen Fix-Focus, ist ab 80 cm Abstand immer scharf – das kann von Vorteil sein – und entspricht einem normalen Weitwinkel. Zoomen ist nur digital im Angebot und ergibt am Ende lediglich ein Ratebild – hmm … Legomännchen? Nun, sagte ich mir: „Is’ ne Audiofirma, keine Videofirma. Vielleicht kann man es ja trotzdem benutzen.“
Kurz zum Rest des Gerätes: Die Menüführung ist sehr einfach und für jeden verständlich, der ein Schwein von einer Steckdose unterscheiden kann. Wer es nicht kann, sollte dann aber auch von anderen Geräten die Finger lassen. Jetzt aber zu meinem großen Vorhaben!

Anzeige

Praxis

Abends singt Yasmin K. („Du hast den schönsten A***h der Welt“) mit Freunden in der „SICHTBAR“ am Hamburger Fischmarkt. Ich nehme mal den ZOOM Q3 mit. Er passt bequem in die Hosentasche und ist schnell einsatzbereit. Zum Vergleich packe ich in die andere Hosentasche meine japanische Kompakt-Fotokamera ein, die mit deutschem „Hoch-leitz-tungsobjektiv“ und Videofunktion nebst Ton übers eingebaute Mono-Mikro glänzt. Als Referenz kommt eine 5tausend-Euro HDV-Semi-Profi-Videokamera nebst externem Mikro in seine Kameratasche – dazu zwei Ersatzakkus und einige Kassetten und ein 8-Kilo Stativ. Über den Transportvorteil der einzelnen Ausrüstungen möchte ich mich jetzt nicht weiter äußern, aber hätte mir jemand rechtzeitig gesagt, dass ich als Kameramann immer nur schleppen muss, dann…

In der Praxis ist der ZOOM Q3 wirklich einfach zu bedienen. Anschalten, Einstellungen für die Musikaufnahme checken und gegebenenfalls schauen, ob man die Empfindlichkeit der Mikrofone ändern muss. Die Unterschiede sind komfortabel an der Pegelanzeige im Sucher abzulesen. Nun in die richtige Richtung halten und auf RECORD drücken. Einfach, oder? Die Profikamera ist da anders. Auspacken aus der Tasche, Stativ auspacken, Stativplatte anschrauben, Audiopegel einstellen, Weißabgleich machen, Stativposition suchen, Motiv einrichten, Ton checken und dann kann es losgehen – da sind mit dem ZOOM Q3 schon drei Minuten aufgenommen – allerdings mit einem heftigen Qualitätsunterschied.

Hier die Resultate des Abends:
1.    Meine große Ausrüstung…
2.    Meine Foto-Kamera mit Videofunktion
3.    Der ZOOM Q3

Ihr seht es selbst. Am Ende habe ich aus lauter Mitleid den Sucher meiner Profikamera abgefilmt – weil der ZOOM Q3 einfach viel mehr Licht braucht, als in so einem Club vorhanden ist. Und Yasmin K. singt nun mal im Dunkeln und kommt dazu auch noch aus der Karibik. Der Sound vom ZOOM Q3 ist zwar gut, aber alle Umgebungsgeräusche sind mit drauf. Hier fehlt mir ganz klar ein Line-In! Und, liebe Entwickler, im Gehäuse wäre genug Platz dafür!

Aber ich hab was noch Größeres vor…

Wer in Hamburg oder im Umland wohnt, der kennt vielleicht die BULLEREI von Tim Mälzer (das ist das Restaurant von dem, der im karierten Pullover mit dem Kochlöffel tanzt). Tim hatte mit seiner Frau Nina eine Superidee: Vor Weihnachten einen Monat lang Musik-gegen-Essen. So kamen jeden Sonntagabend Künstler vorbei, und sangen um ihr Essen. Ich also hin – und wer steht auf der Bühne: Xavier singt für Kaviar! Und ich hatte den ZOOM Q3 dabei. Denn der passt ja in die Hosentasche. Licht ist genug und ich halte einfach mal drauf…

Hier das Ergebnis:

Toller Auftritt von Herrn Naidoo!

Meine Freundin war hin und weg. Vorher konnte sie den Klagegesang nicht ausstehen. Beim Auftritt zückte sie dann ihr finnisches Handy und erstellte folgendes Video:

Klarer Sieg für den ZOOM Q3! Sound und Bild in guter Qualität!

Fotostrecke: 2 Bilder Wenn es dem Mikrofon mal kalt wird oder ihm der Wind um die Nase pfeift, setzt man ihm einfach den schicken Windschutz auf, der mitgeliefert wird.
Anzeige

Es gibt eine Menge Geräte mit gleichen Eigenschaften, allerdings unterschiedlichen Qualitäten. Das neuste ist der Zigarettenschachtelgroße FLIP UltraHD, der fantastische Bilder in HD 1920x1080pix aufnimmt, kleiner als der ZOOM Q3 ist – allerdings lässt hier der Ton stark zu wünschen übrig. Kostet allerdings auch nur um die 200 Euro. Samsungs HMX-U10 macht auch echtes HD, allerdings wieder ohne Mikrofonanschluss, kostet um die 200 Euro. KODAK 6i macht HD in 1280x720pix, braucht auch viel Licht, hat einen mäßigen Sound und kostet um die 100 Euro. Die Liste wird täglich länger…

Der ZOOM Q3 ist gut, recht teuer und könnte viel mehr. Im Vergleich zu anderen FUN-Cordern liefert er eindeutig den besten Sound. Mit Line-In wäre er sogar Spitze. Die Bildqualität lässt leider sehr zu wünschen übrig: für weniger Geld bekommt man da heute schon mehr. Deshalb: FUN-CORDER! Und nicht CAM-CORDER. Und wenn ich an die vielen Menschen da draußen denke, die nicht gleich Kameramann werden wollen, und alles so perfekt machen wollen wie ich, dann ist der ZOOM Q3 als YouTube-Produktionstool eine gute Sache. Die Bildqualität ist bei YouTube eh zweitrangig. Der Sound vom Q3 ist allerdings im Gegensatz zu allen anderen richtig gut und hörenswert. Wer also ein bisschen Bild zum guten Ton sucht, der ist mit einem ZOOM Q3 gut bedient. Da kann auch kein Handyvideo mithalten, weil der Sound da einfach immer S**t ist. Als erster Videowurf definitiv ein Anfang für die Audiofirma ZOOM. Ich freue mich schon mal auf die nächste Generation und mach mir einen YouTube-Channel. Ey, ZOOM, wann kommt die Neue?

Mein Tipp: Wer kann, sollte noch ein wenig warten. Fällt schwer, schont aber den Geldbeutel. Die FUNCORDER-Generation steht am Anfang. Im Profibereich sind für die nächsten Monate sensationelle CMOS-Chips angekündigt, die Profis träumen lassen. Geringstes Licht, sagenhafte Schärfe… Wenn die Profigeräte eine Klasse höher steigen, dann steigen die Amateurgeräte in kurzer Zeit auch eine Klasse höher. In 2010 werden wir auf dem FUNCORDER-Sektor noch Überraschungen erleben. ZOOM ist einfach Audiospezialist, die anderen nicht. Ich schätze, in Kürze werden HD-FUNCORDER mit gutem Audioteil für unter 200 Euro zu erstehen sein.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Gute Audio-Qualität
  • Verarbeitung
  • Bedienung
  • Bild-Qualität bei gutem Licht
Contra
  • Benötigt gute Lichtsituation
  • Kein Line-In
  • Digital-Zoom
Artikelbild
Zoom Q3 Test
Für 95,00€ bei
ZoomQ3_15FIN
Facts
  • Video: 640×480, 30 fps
  • Sensor: 1/5“ Chip
  • Zoom: leider nur digital
  • Brennweite: entspricht 34mm in der Fotografie
  • Sound: PCM (48khz 24 bit bis 44.1khz 16bit – in 4 Schritten), MP3 (320kbps bis 48kbps in 12 Schritten)
  • Speicher: SD oder SDHC
  • Display: 2,4 Zoll, 320×240 Punkte
  • Ausgänge: TV, USB, Line-Out / Kopfhörer
  • Eingänge: keine (leider…)
  • Zusatz: Stereo-Sound-Aufnahme
  • Maße: 132x55x32 mm
  • Gewicht: 130 gr.
  • Stromversorgung: 2x AABatterie (reicht für 2 Stunden Video&Audio-Aufnahme)
  • Preis: um die 250 Euro (Stand 01-2010)
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.