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Zoom H4n Pro Test

Mit dem H4 hat sich der japanische Hersteller Zoom 2006 in die Audio-Geschichtsbücher gebracht und liefert mit dem H4n Pro nun eine neue, verbesserte Version.

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Der Nachfolger des beliebten mobilen Aufnahmegerätes wurde nicht nur optisch und haptisch aufgewertet, sondern klingt auch besser als das Original. Mit 260 Euro ist der H4n Pro im unteren Preissegment angesiedelt. Ob er jeden Penny wert ist oder nicht, finden wir in diesem bonedo-Test heraus.

Details

Unpacking

Ja ist denn heut’ schon Weihnachten? Immer wenn neue Produkte auf meinem Testtisch landen, fühle ich mich wie früher an Heiligabend. Und wenn es sich dann auch noch um ein kleines Allroundtool handelt, ist die Vorfreude sogar noch ein bisschen größer, denn irgendwie sind diese kleinen, japanischen Technikwunderwerke immer wieder sehr beeindruckend. Schon beim Auspacken wird mir ein wertiger Eindruck vermittelt. Als erste Verbesserung gegenüber dem H4n fällt mir das gummierte Gehäuse auf – es fühlt sich angenehm an. Mit eingelegten Batterien wiegt der H4n Pro knapp über 300 Gramm und liegt gut, gewichtig und sicher in der Hand. Beim Einschalten fällt auf, dass das bernsteinfarbene Display des Vorgängers einem schick wirkenden, bläulich hintergrundbeleuchteten LCD weichen durfte. Außer einem Satz Batterien, einem praktischen Kunststoff-Case und Handbüchern in mehreren Sprachen wird nichts anderes mitgeliefert. Im Handel gibt es aber eine ganze Palette an Zubehör aus der Zoom-Recorder-Reihe, die man sich zum Handhelden zusätzlich holen sollte. Netzteil, Fernbedienung und Windschutz sind eigentlich ein Muss für jeden, der mit dem Zoom H4n Pro ins Feld ziehen möchte.

Der H4n Pro basiert auf dem H4n, das erscheint logisch. Er kommt mit deutlichen Verbesserungen.
Der H4n Pro basiert auf dem H4n, das erscheint logisch. Er kommt mit deutlichen Verbesserungen.

Ein Überblick

Der H4n Pro ist ein kleiner, mobiler Vierspur-Handheld-Recorder. Man kann mit ihm auf SD-Karten Aufnahmen im WAV-Format mit bis zu 24 Bit/96 Kilohertz und im MP3-Format von 32 bis 320 kbps machen. Als Quellen stehen das eingebaute X/Y-Stereomikrofon, zwei XLR/Klinken-Kombobuchsen-Eingänge und eine Miniklinke für Plugin-Powered-Mics zur Verfügung. Die verbauten Mikrofonkapseln verarbeiten Schalldrücke bis zu 140 dB(SPL) und qualifizieren sich somit spielend für laute Proberaum-Mitschnitte, Schlagzeug-Aufnahmen, Konzert-Mitschnitte oder beispielsweise zum Aufstocken der Sample-Library mit nah mikrofonierten Presslufthammer-Schlägen. Über den kleinen, integrierten Lautsprecher oder den regelbaren Kopfhörer-/Line-Ausgang lassen sich die Aufnahmen entweder per Monitoring-Funktion mithören oder im Nachhinein abhören. Mit integrierten Tools wie einem Stimmgerät, einem Metronom und diversen Effekten wie Gitarrenamp-Simulation, Delay, Kompressor, M/S-Matrix und Lowcut-Filter bietet der H4n Pro praxisrelevante Hilfsmittel, die sicher nicht zu den allerbesten der auf dem Markt befindlichen Effekte und Tools zählen, aber praktisch ist es schon, dass sie direkt mit an Bord sind. Per USB-Schnittstelle lässt sich der H4n Pro genauso wie sein Vorgängermodell an PC und MAC als 4In/2Out-Audio-Interface verwenden. Abgerundet wird das Mini-Tonstudio mit Cubase LE- und Wavelab LE-Lizenzen, die einem genügend Nachbearbeitungs-Optionen fürs heimische Rechenzentrum zur Verfügung stellen dürften. Von den Funktionen her unterscheidet sich der H4n Pro nur minimal vom H4n. Das Prädikat des Preis-Leistungs-Königs in seiner Klasse verdient er sich aber eben durch seine verbesserten inneren Werte. Was sind denn nun die Unterschiede beziehungsweise die weiteren Verbesserungen gegenüber dem H4n?

Fotostrecke: 4 Bilder Das “Pro” in der Produktbezeichnung kommt nicht von ungefähr: Der H4n Pro hat zahlreiche Veränderungen durchlebt.

Verbesserung Nummer eins: das gummierte Gehäuse

Zoom hat der Pro-Version ein griffiges, gummiertes Gehäuse spendiert. Das fühlt sich nicht nur wertig an, sondern sorgt im manchmal hektisch-aufregenden Aufnahme-Alltag bei verschwitzten Händen für einen deutlich sichereren Griff. Gerade wenn man vielleicht mit externen Mikros hantiert und den H4n Pro dadurch nur einhändig bedienen kann, ist die leichte Gummierung sehr vorteilhaft.

Fotostrecke: 4 Bilder “Gib`Gummi” – der griffige Pro-Recorder

Verbesserung Nummer zwei: das Mikrofon

Über dem Display, an der Oberseite des Gerätes, befindet sich das fest verbaute Stereomikrofon, das dem Zoom iQ6 entspricht, welches wir bereits getestet haben (hier ist das Review). Es handelt sich dabei um zwei gerichtete Kondensator-Kapseln, die in X/Y-Anordnung zueinander verbaut wurden. Wie beim Vorgänger lässt sich der Öffnungswinkel des aufzunehmenden Stereofelds durch Verdrehen der Kapseln stufenlos zwischen 90 und 120 Grad einstellen. Liegt der Fokus einer Aufnahme in der Mitte, zum Beispiel bei einer nahen Sprachaufnahme, so wählt man eher einen kleinen Öffnungswinkel. Möchte man weiter entfernte Klänge aufnehmen, wählt man gerne größere Öffnungswinkel, damit der Eindruck der erzielten Stereobreite nicht zu klein klingt. Letztlich ist das aber natürlich vor allem auch Geschmackssache. Das Besondere am Mikrofon des H4n Pro ist der große Headroom, was die Verarbeitung von hohem Schalldruck anbelangt. Laut Specs können die Kapseln bis zu 140 dB(SPL) ab. Das müsste eigentlich für die Aufnahme des nächsten AC/DC-Konzerts in der fünften oder sechsten Reihe (von hinten!) reichen.

Fotostrecke: 4 Bilder iQ6-Mikrofon als Schallwandler im H4n Pro

Verbesserung Nummer drei: die XLR-Anschlüsse

Im Gegensatz zum H4n wurden dem H4n Pro verriegelbare XLR-Eingänge spendiert. Der stabile Sitz hilft nicht nur, ein versehentliches Abziehen angeschlossener Kabel zu vermeiden, sondern dient auch der Phantomspeisungs-Stabilität. Wer wie ich schon einmal das Vergnügen mit Phantomspeisungs-Wacklern beim Einsatz von Kondensatormikros hatte, schätzt eine solche Verriegelung ungemein. Ein kleiner, unauffälliger Ausfall eines Signals im Millisekunden-Bereich mag vielleicht nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Bricht allerdings die Phantomspeisung eines Mikros zusammen, so wird dies meist von lauten Störgeräuschen und mehrsekündigem Signalausfall begleitet. Gar nicht gut, und deshalb umso erfreulicher, dass Zoom dem nun einen Riegel vorgeschoben hat. Dem Amateur hilft’s, den Profi entspannt´s.

Kein Raumschiffantrieb, sondern XLR-/TRS-Combobuchsen für externe Signale
Kein Raumschiffantrieb, sondern XLR-/TRS-Combobuchsen für externe Signale

Verbesserung Nummer vier: die Pre-Amps

Mit dem H4n Pro möchte man nicht nur Profis ansprechen, sondern klarmachen, dass es sich um ein qualitativ hochwertigeres Nachfolgemodell in der gleichen, erschwinglichen Preiskategorie handelt. Das zweitwichtigste Glied in der Aufnahme-Kette ist nach dem Mikrofon der Pre-Amp. Hier hat sich Zoom bei den Mikrofon-Vorverstärkern der H5- und H6-Reihe bedient. Zum gewohnt günstigen H4-Preis bekommt man mit der Pro-Version nun also auch noch die klanglich hervorragenden Pre-Amps der teureren, großen Modelle, die sich durch wenig Eigenrauschen und weniger Artefakte auszeichnen. Bei Konzert- oder Proberaum-Mitschnitten dürfte das nicht allzu sehr auffallen, aber den Dokumentarfilmer wird’s freuen, wenn bei einer Außenaufnahme das leise Summen und Fiepen von Flora und Fauna nicht im Rauschen der Pre-Amps absäuft.

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Praxis

Wie ist das Handling und wie klingt die neue Pro-Version?

Wer schon einmal einen mobilen Rekorder benutzt hat, wird auch mit dem H4n Pro gut zurechtkommen. Vom Einschalten bis zur möglichen Aufnahme vergehen knappe zehn Sekunden bis der Zoom betriebsbereit hochgefahren ist. Zu lang für ne Schnappschuss-Aufnahme eines spontan vorbeifliegenden Düsenjets, aber schnell genug, um nicht ungeduldig zu werden. Der H4n Pro steht default-mäßig im Stereo-Aufnahmebetrieb mit aktiviertem XY-Mikro. Man kann also direkt loslegen. Ich drücke den Record-Button und habe ab jetzt die Möglichkeit, das Eingangssignal im Display abzulesen und zu pegeln. Außerdem wird mir die verbleibende Restaufnahmezeit angezeigt, und das im Hintergrund arbeitende PreRecord wird unsichtbar aktiviert. Hierbei nimmt der Zoom H4n Pro die letzten zwei Sekunden vor dem Starten der Aufnahme über den Play/Pause-Button auf, so dass man bei versehentlich zu spät gestarteter Aufnahme zumindest noch die zwei Sekunden davor im Kasten hat. Sehr praktisch nicht nur bei Musikaufnahmen – bei Sprachaufnahmen passiert es auch mal den Besten unter uns, dass man nach dutzenden erfolgreichen Aufnahmen den Take anschneidet. Sehr praktisch also.

Der H4n Pro im Außeneinsatz. Ohne Windschutz sind laute Störgeräusche unvermeidlich.
Der H4n Pro im Außeneinsatz. Ohne Windschutz sind laute Störgeräusche unvermeidlich.

Das Verändern des Record-Levels ist bei Aufnahmen mit dem Geräte-eigenen Mikrofon nicht lautlos möglich

Nutzt man für seine Aufnahmen das fest montierte, hervorragende X/Y-Mikro, sollte man während des Recordings tunlichst vermeiden, den Aufnahmepegel zu verstellen. Seitlich rechts am Gehäuse befinden sich relativ leise klickende +/- Buttons mit denen man den Record-Level, also den Pre-Amp-Gain einstellt. Da diese Knöpfe aber direkt mit dem Gehäuse verbunden sind, hört man jeden Klickvorgang unweigerlich auf den Aufnahmen.

Audio Samples
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Pegeländerung

Bei Verwendung von externen Mikrofonen oder der optional erhältlichen Fernbedienung kann man dieses Problem allerdings umschiffen. Die Bedienung geht ansonsten gut und problemlos von der Hand. Das Gerät selber arbeitet völlig lautlos, sodass es bei keiner noch so leisen Aufnahme stört – außer man drückt währenddessen an den Knöpfen herum. Aber dieses Problem hat man immer und bei jeder Aufnahme und soll im Test hier nicht als Manko rüberkommen.

Der Klang des Zoom H4n Pro ist super! Das Verbauen hochwertiger Bauteile für die Pro-Version hat sich gelohnt. Leise Aufnahmen in leiser Studio-Umgebung klingen Rausch- und Störgeräusch-frei bei exzellenter Audioqualität. 

Audio Samples
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Sprache Akustikgitarre

Ein Wermutstropfen ist, dass sich kein Windschutz im Lieferumfang befindet. Wer sich den H4n Pro zulegt und direkt draußen in Aufnahme gehen möchte, sollte beachten, dass es höchstwahrscheinlich zu Problemen mit Windgeräuschen kommen dürfte. Es wäre schön, wenn dieses Zubehör direkt mitgeliefert würde. Wer schlau ist, besorgt sich den H4n Pro also im Bundle mit einem Windschutz.

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Atmo (ohne Windschutz)

Mit aufgesteckten Windschutz gelingen die Atmo-Aufnahmen draußen jetzt auch Störgeräusch-frei und klingen dank des hochwertigen Mikros bereits, ohne zusätzliche, externe Mikros bemühen zu müssen, erstklassig.

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Atmo (mit Windschutz)
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Fazit

Der Zoom H4n Pro ist als technisch überarbeitete Version des H4n ein Preis-Leistungs-Monster. Für zirka 260 Euro bekommt man ein mobiles 4-Spur-Tonstudio, das Dank der hochwertigen Bauteile und der guten Verarbeitung als Schweizer Taschenmesser unter den Handheld-Rekordern bezeichnet werden kann. Er eignet sich für eine große Bandbreite an Aufnahmesituationen wie zum Beispiel Interviews, Youtube&Co-Videos, Meetings, Live-Mitschnitte und Außenaufnahmen. Der Sound ist in dieser Preisklasse kompromisslos gut. Die Ergebnisse klingen auch bei leisen Pegeln rauscharm, und die versprochene Verarbeitung von sehr hohen Schalldrücken bis 140 dB(SPL) setzt dem H4n Pro letztlich die Krone des günstigen Allrounders auf. Die internen Effekte sollte man vielleicht nur in Ausnahmefällen verwenden. Ist ein Komprimieren oder Filtern der Aufnahmen nötig, würde ich dies eher in der Nachbearbeitung auf dem Rechner umsetzen und nicht die internen Effekte des H4n Pro verwenden. Das soll die eigentlichen Hauptaufgaben des Zoom H4n Pro aber keinesfalls in den Schatten stellen. Wer schon immer mal mit dem Gedanken gespielt hat, ein mobiles, kleines Aufnahmegerät zu kaufen, muss hier nicht lange nachdenken. Mit der neuen Pro-Version kann man nichts falsch machen. Höchstens wenn man beim Kauf von Zubehör geizt. Netzteil und Windschutz sollten meiner Meinung nach direkt mit gekauft werden.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Klangqualität des X/Y-Mikros und der PreAmps
  • Aufnahmen mit bis zu 140 dB SPL möglich
  • Verriegelung der XLR-Anschlüsse
  • Phantomspeisung für externe Mikros
  • Plastik-Case für Transport
  • Verwendung als Audio-Interface möglich
Contra
  • Aufnahmepegel-Änderungen nicht lautlos möglich
Artikelbild
Zoom H4n Pro Test
Für 199,00€ bei
Zoom_H4n_Pro_15

Features und Spezifikationen

  • Stereo-, 4Spur- und Multitrack-Aufnahmen
  • Aufnahmen auf SD-Karte bis 2GB und SDHC-Karte bis 32GB
  • Interne Effekte (Filter, Delay, etc.) und Tools (Tuner, Metronom)
  • hintergrundbeleuchtetes LC-Display
  • WAV-Format 16/24Bit mit 44.1/48/96 kHz
  • MP3-FORMAT 44,1/48 kHz von 32 bis 320 kbps und VBR
  • Eingänge: XLR/Klinke-Kombobuchsen balanced/unbalanced
  • Miniklinken-Eingang für Plugin-Powered-Mics
  • Input Gain symm. Inputs: -16 dB bis +43 dB
  • Input Gain unsymm. Inputs: -30 dB bis +32 dB
  • Eingebautes X/Y-Stereo-Mikro bis zu 140 dB(SPL)
  • regelbarer Line-/Kopfhörer-Ausgang
  • eingebauter Lautsprecher
  • USB-Anschluss für Soundkarten-Betrieb
  • Stromversorgung über Netzeil DC 5V 1A oder 2

AA Batterien

  • Größe: 73 (B)

157,2 (H)

37 (T) mm

  • Gewicht: 294 Gramm
  • Preis: 260,- Euro (UVP)
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Profilbild von mdopp

mdopp sagt:

#1 - 29.12.2016 um 19:30 Uhr

0

Der Vorgänger H4n hatte ja leider das Problem, dass das analoge Eingangssignal direkt auf den A/D-Wandler gegeben wurde. Alle Filter, Limiter und sogar die manuelle Pegeleinstellung folgten dann anschließend rein auf der digitalen Ebene. Das Ergebnis war grausig - schon mittelstarke Signale führten zu deutlichem Übersteuern, was nicht mehr wegzubekommen war.
Mich würde interessieren, ob Zoom diese Billig-Schaltung beim H4n beibehalten hat? Oder gibt es jetzt endlich einen regelbaren Dämpfer auf analoger Ebene, d.h. vor dem A/D-Wandler?

    Profilbild von Thomas

    Thomas sagt:

    #1.1 - 26.06.2025 um 13:00 Uhr

    0

    Verbesserung Nummer eins: das gummierte Gehäuse Dieses zerstört sich nach einpaar Jahren von selbst. Findet man unzählige Berichte. Kein guter Support von Zoom

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