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Yamaha EAD10 Drum Module Test (2020)

E-Drums funktionieren normalerweise folgendermaßen: Über Trigger oder Pads wird ein Impuls an ein Steuermodul geleitet, welches diesen Impuls einem im Gerät gespeicherten Sound zuordnet und diesen anschließend per Ausgangs- oder Kopfhörerbuchse an die Außenwelt sendet. Ein noch relativ junger Trend ist es, das akustische Schlagzeug mit elektronischen Elementen zu ergänzen und mit diesem Hybrid die eigene Soundpalette zu vergrößern. Yamaha EAD10 heißt unser heutiger Testkandidat, und wenn man den Entwicklern glauben möchte, bricht mit seiner Vorstellung eine neue Ära des „Hybrid Drummings“ an. Sein Steuergerät kann zwar auch Triggersignale verarbeiten, seine Kernkompetenz jedoch soll darin bestehen, das gesamte akustische Drumset per Stereomikrofon abzunehmen und mit Effekten zu einem hochwertigen Studiosound aufzubereiten. 

Yamaha_EAD_10
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Per USB Flashdrive sollen die Ergebnisse auch noch PC-frei aufgenommen werden können. Für diese Aufgaben haben Drummer bisher ein Audio-Interface, mehrere Mikrofone, Kabel, Stative, einen Rechner samt Aufnahme-Software und eine große Menge Erfahrung benötigt. Ach ja, ein gut klingender Raum wäre auch noch von Vorteil. All das sollen jetzt zwei kleine Kästchen leisten können, die zudem auch noch unter 600 Euro kosten. Damit richtet sich Yamaha’s Angebot nicht in erster Linie an E-Drummer, die leise spielen müssen. Die Hauptzielgruppe sind Akustik-Kit-Spieler, die sich den mühevollen Weg über teures Recording-Equipment sparen wollen und gleichzeitig auf viele Genre-spezifische Sounds zurückgreifen möchten. Das EAD10 soll aber noch viel mehr können. Was das ist, und ob das System halten kann, was Yamaha verspricht, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Update: 

Ende 2019 hat Yamaha für das EAD10 ein kostenloses Software-Update zur Verfügung gestellt, welches sich Besitzer der Hardware von der Yamaha-Webseite herunterladen und anschließend per USB Flashdrive auf das Modul laden können. Weltbewegendes wurde gegenüber der Version 1.0 nicht verändert, dem einen oder anderen dürften die zusätzlichen Features aber gefallen. Was genau geändert wurde, lest ihr in den Ergänzungen zu den Detail- und Praxisteilen. 

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Details

Das EAD10 besteht aus einem Steuerteil und der Sensoreinheit

Das „revolutionäre“ System kommt auf den ersten Blick recht unspektakulär daher. Die beiden Hauptprotagonisten des EAD10 bestehen aus dem Modul nebst passendem Netzteil sowie einem kleinen Metallgehäuse, welches Yamaha als „Sensor Unit“ beschreibt. Diese wird an der oberen Seite des Bassdrum-Spannreifens befestigt und beherbergt sowohl einen Bassdrum-Trigger als auch ein eingebautes Stereo-Kondensatormikrofon zur Abnahme des ganzen Sets. In einem kompakten Pappkarton finde ich zudem etliche Zubehörteile. Dazu zählen ein neigbarer Kunststoffdorn und zwei dazu passende Flügelschrauben zur Befestigung des EAD10 Steuerteils an einer Multiklammer. Zwei selbstklebende Gummistreifen sollen der Sensoreinheit auch auf dem Profil dünnerer Metallspannreifen guten Halt bescheren, und zwei Kabelbinder sind dafür gedacht, die – ebenfalls im Lieferumfang befindlichen – beiden Stereokabel im Zaum zu halten, welche die beiden EAD-Komponenten miteinander verbinden. Unter dem Stapel Bedienungsanleitungen findet sich auch ein deutsches Exemplar, welches verständlich und anschaulich geraten ist. Kommen wir nun zu den Details des Moduls. 

Layout und Bedienelemente

Mit 26 Zentimetern Breite und guten 14 Zentimetern Höhe fällt das Modul zwar nicht ultrakompakt aus, wirkt aber sehr aufgeräumt. Spitze Finger braucht keines der Bedienelemente, wodurch auch die Arbeit in schummrigen Lichtverhältnissen erleichtert wird. Sechs Drehregler sind auf der linken Seite des Gerätes angeordnet, vier davon sind als Endlos-Encoder ausgelegt. Nur die beiden Regler für Master Volume und das Mix-Verhältnis aus Audiosignal und Metronom sind als normale Versionen mit Anschlag ausgelegt. Ein großer Knopf mit der Aufschrift „Scene“ ist für das Auswählen der Drumsets zuständig, mit den Reglern Reverb, Effect und Trigger werden die Anteile für Hall, das eingebaute Effektgerät sowie das Signal des getriggerten Bassdrumsounds gemischt. Diese drei Knöpfe werden von LED-Kränzen umschlossen, welche schnellen Aufschluss über den eingestellten Wert liefern sollen. Ein kleines Display zeigt den Drumset (Scene)-Namen sowie Informationen zu den jeweiligen Funktionen des EAD10. Über fünf weitere Taster lassen sich alle Sound-relevanten Funktionen steuern. Drei von ihnen wechseln ihre Funktion je nach Display-Anzeige, zwei größere mit der Aufschrift Plus und Minus stehen zum Ändern von Werten und Sounds zur Verfügung. Noch weiter rechts auf dem Bedien-Panel findet sich der Menüknopf, über den sich globale Einstellungen beispielsweise zur Trigger-Empfindlichkeit, zu angeschlossenen Pads und Footswitches justieren lassen. Eine Art Gain-Taster führt den User in die Aussteuerungsanzeige für die Sensoreinheit, hier kann der Eingangspegel sowohl manuell als auch automatisch eingestellt werden. Dieser Taster ist hintergrundbeleuchtet, gelegentliches rotes Flackern bei kräftiger Spielweise zeigt einen korrekten Pegel an. Ebenfalls beleuchtet sind die beiden Taster darunter. Einer führt beim Betätigen in die Metronom-Einstellungen, der andere ist mit „Recorder“ beschriftet. Drückt man ihn, wechselt das Display in den Aufnahmemodus. Das Gerät kann bis zu eineinhalb Minuten aufnehmen, ein angeschlossenes USB Flashdrive ermöglicht entsprechend längere Sessions, welche am Stück bis zu 30 Minuten lang sein dürfen. Es bleibt der „Exit“-Schalter, welcher das Display immer in den Scene-Modus zurück bringt, sowie der On/Off-Schalter. Erwähnenswert ist noch die Auto-Off-Funktion, welche das EAD10 nach längerer Zeit der Nichtbenutzung automatisch abschaltet. Was mir an dem Modul nicht gefällt, ist die billig wirkende Verarbeitung. So sind alle Buchsen aus Kunststoff, die Drehregler fühlen sich wackelig und wenig wertig an. Der Grund dafür offenbart sich beim Abziehen der Poti-Kappen. Wo professionelles Studio-Equipment über metallene, mit dem Gehäuse verschraubte Poti-Achsen verfügt, gibt es beim EAD10 Plastikachsen, welche zudem direkt auf die Platinen gelötet wurden. Schläge oder Stöße werden somit direkt auf die Elektronik übertragen. Hier hätte ich mir für ein paar Euro mehr eine stabilere Bauweise gewünscht. Clavia zeigt beim Norddrum (https://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/clavia-nord-drum-3p-test.html), wie die aussehen könnte.  

Fotostrecke: 4 Bilder Hier seht ihr das EAD10 Steuerteil…

Die Anschlüsse

Ein Blick auf die Anschlussmöglichkeiten gibt dem Technikfreund einen schnellen Überblick über die Fähigkeiten eines Gerätes. Konnektivität nennt das der Spezi, und davon bietet das EAD10 Steuerteil ausreichend. So umfassen die insgesamt sechs – als große Klinke ausgeführten – Eingangsbuchsen nicht nur die zwei Anschlüsse für die Sensoreinheit, sondern auch einen Fußschalter-Input sowie Buchsen für zwei weitere Pads. Das bedeutet, dass das EAD10 auch als kleines, lautloses Standard-E-Set spielbar ist. Weiter geht es mit zwei USB-Buchsen, wovon eine („To Host“) zu einem Computer führen kann, das EAD fungiert dann als Interface. Das ist logisch, denn schließlich wendet sich das System eben gerade an Drummer, die den „Rattenschwanz“ an Recording-Equipment nicht verwenden wollen oder können. Die andere Buchse ist zum Anschluss eines USB Flashdrives bestimmt, wodurch dann auch der Rechner zum Aufnehmen überflüssig wird. Wer ein Interface besitzt, kann zwei unsymmetrische Output-Klinkenbuchsen verwenden. Die linke ist dabei als Monobuchse ausgelegt. Natürlich bietet das EAD10 auch die Möglichkeit, externe Audioquellen wie Musicplayer oder Smartphones anzuschließen, dafür steht eine Stereo-Miniklinkenbuchse zur Verfügung. 

Sehr robust wirkt die „Sensor Unit“

Schalter und andere Bedienelemente besitzt die Sensoreinheit des EAD10 nicht, denn das kompakte Vollmetallgehäuse beherbergt nur die namensstiftenden Sensoren, welche aus einem Trigger für die Bassdrum sowie einem nach oben ausgerichteten Pärchen XY-Stereomikrofone bestehen. Yamaha beschreibt die Mikros als „High SPL mics“, also Mikros mit der Fähigkeit, sehr hohe Schalldrücke zu verarbeiten. Ich vermute stark, dass es sich um Kleinmembran-Kondensator-Mikros mit breiter Nierencharakteristik handelt. Um die Einheit betriebsbereit zu machen, schiebt man sie von der Drummer-Seite auf den Bassdrum-Spannreifen, ein etwa zwei Zentimeter breites „Maul“ sorgt für den Kontakt zwischen Reifen und eingebautem Trigger. Per Rändelschraube wird das Teil anschließend fixiert. Zwei mit „A“ und „B“ markierte Stereoklinkenbuchsen leiten die Signale zum Modul. Im Gegensatz zu diesem wirkt die Sensoreinheit extrem robust, alles ist aus Metall, die Buchsen sind mit dem Gehäuse verschraubt.  

Fotostrecke: 4 Bilder Per USB Flashdrive kann das Gespielte ohne Umweg über den Rechner aufgenommen werden.

Die Rec ‘n’ Share App soll als Audio- und Videorecorder fungieren

Kaum ein modernes neues Medienprodukt kommt heutzutage ohne App aus, und so bietet Yamaha eine kostenlose Anwendung namens Rec ‘n’ Share an, welche nicht nur in der Lage sein soll, auf dem Telefon gespeicherte Musik zu laden und mit einem eigens berechneten Click samt Vorzähler zu versehen. Per USB-Kabel mit dem Smartphone verbunden, fungiert sie zusätzlich als Aufnahmegerät und Videorecorder für die eigene EAD10-Performance. Anschließend kann das Video in der App bearbeitet und direkt in die sozialen Medien hochgeladen werden. Damit wären in der gesamten Kette vom Spiel bis zur Veröffentlichung tatsächlich keinerlei weitere Geräte wie Interface oder Rechner mehr nötig.  

Version 2.0 Update:

Die maximale Aufnahmedauer auf ein USB Flashdrive wurde von 30 auf satte 90 Minuten erhöht. Für Unterrichtssituationen oder für das Aufnehmen von Lehrvideos wurde eine per Schalter, Pad oder Footswitch schaltbare Talkback-Funktion implementiert. Weiterhin können die Noisegate-Parameter nun manuell eingestellt werden, um Übersprechungen bei hohen Gain-Werten zu reduzieren. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, den Click auf alle Ausgangskanäle zu schicken. Ein weiteres, gesondert herunterladbares Update möchte auch jenen Drummern etwas bieten, die insgesamt geräuschreduziert spielen müssen oder wollen, jedoch dem Spielgefühl eines akustischen Drumsets möglichst nahe kommen möchten. Presets für vier- und fünfteilige Drumsets passen die EAD10-Einstellungen an eine Kombination aus Low Volume Becken und mit Triggern und Meshheads ausgestattete Trommeln an. Im Kopfhörer soll dann ein ausgewogener, natürlich klingender Mix aus Becken und Trommeln ankommen. 

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Praxis

Die Installation ist schnell umgesetzt

Um ehrlich zu sein, erscheinen mir die Fähigkeiten, die dem EAD10 zugesprochen wurden, fast zu schön, um wahr zu sein. Natürlich leisten kleine Pocket-Recorder schon Erstaunliches, und auch einige E-Drumsets klingen sehr amtlich, aber dass beides kombiniert nicht nur einen Sound in Studioqualität abbilden soll, sondern gleichzeitig auch noch mit hochwertigen, latenzfreien Effekten versehen werden kann, macht mich doch zunächst skeptisch. In der Annahme, es hier mit einem interessanten Spielzeug zu tun zu haben, installiere ich also zunächst den Kunststoff-Haltedorn, um das Modul an einer Multiklammer in meinem Set, einem Sakae Trilogy, unterzubringen. Schön ist, dass die Halteplatte mit kleinen Flügelschrauben fixiert wird, also kein weiteres Werkzeug erfordert. Danach schiebe ich die Sensoreinheit auf den Spannreifen, drehe die Rändelschraube fest und verkabele beide Elemente. Anschließend verbinde ich das Steuerteil mit den Line-Eingängen meines Preamps. Der erste Soundcheck bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen: Es kratzt und sägt, guter Drumsound ist definitiv etwas anderes. Beim Kabel-Check stellt sich jedoch heraus, dass Kabel A auch an Buchse A angeschlossen werden muss, und nicht, wie ich es gemacht habe, umgekehrt. Statt Rechts und Links transportieren die beiden Buchsen nämlich das Trigger-Signal einerseits und beide Mikrofonkanäle andererseits. 

Das EAD10 klingt gut. Wirklich gut!

Nach der Fehlerbeseitigung bietet das Testobjekt einen gänzlich anderen Sound. Um es kurz zu machen: das EAD10 klingt wirklich gut. Gleichzeitig bietet es ein direktes, natürliches Spielgefühl, was natürlich dem Umstand geschuldet ist, dass der Hauptteil des Sounds aus den Signalen meines akustischen Kits besteht. Beim Durchspielen der 50 Factory Scenes, also der vorprogrammierten Drumsets, vergesse ich tatsächlich über lange Strecken die Zeit, was bekanntlich ein sehr gutes Zeichen ist. Da man ja – anders als bei einem reinen E-Set – „im Sound“ sitzt, ist zur abschließenden Beurteilung der Klangqualität natürlich das Abhören der Aufnahmen erforderlich, und siehe da: Die Ergebnisse können sich auch im „analytischen Modus“ durchweg hören lassen. Von modernen „Arena“-Sounds mit viel Hall bis zu gegateten 80er Jahre Klängen, Dubstep, Drum ‘n’ Bass und britzelnden Phaser- und Flangersounds wird eine große Bandbreite abgedeckt. Dabei wird das Bassdrum-Signal mit einem – zumischbaren – Triggersound versehen, die restlichen Schallquellen des Kits gelangen aber als Mikrofonsignal in die Effektsektion des EAD. Dadurch entsteht das unmittelbare, natürliche Spielgefühl auch dann, wenn die Sounds sehr artifiziell sind. Gleichzeitig gefällt mir als E-Drum-Skeptiker, dass meine Spieldynamik erhalten bleibt und ich nicht das Gefühl habe, dass die Technik meinen spielerischen Ausdruck beschränkt. Dies ändert sich natürlich, wenn man zusätzliche Pads anschließt, dann wird aus dem EAD10 ein normales E-Set mit wirklich guten Sounds, aber auch dem typischen Spielgefühl. Einige der Factory Scenes habe ich euch hier als Soundfile aufgenommen, weitere findet ihr im ersten Video. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das Modul wird mit dem mitgelieferten Halter an einer Multiklammer befestigt.
Audio Samples
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Kit 01 Arena, ohne FX Kit 13 Room Reverb Kit 18 Plate Reverb Kit 21 Boom Rocker Kit 24 Jingle Kick Kit 25 Big Gated
Audio Samples
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Kit 28 Vintage Kit 30 Rockabilly Kit 32 HipHop Kit 41 Dubstep Kit 45 Space Toms Kit 50 220 Volts

Die Effekt- und Trigger-Sektion vervielfacht die klanglichen Möglichkeiten

Wie oben bereits beschrieben, bietet das EAD10 eine Vielzahl an Effekten und zusätzlichen, über Bassdrum-Trigger oder externe Pads ansteuerbaren „Voices“, also Sounds. Über die drei Endlos-Encoder lassen sich die Parameter Reverb, Effect und Trigger schnell hinzu mischen und über die drei Taster unterhalb des Displays verändern. Um das Prozedere zu lernen, drehe ich den großen Scene-Regler auf den ersten User-Speicherplatz, betätige im Display den Reverb-Taster, drehe den Reverb-Endlos-Encoder auf und höre mir – während ich Bassdrum und Snare spiele – nacheinander alle elf Reverbs an. Hier gibt es verschiedene Hall-Simulationen, zu denen verschiedene Plates, Studio Reverbs, Gated Reverbs und Reverse Gates gehören. Diese kommen vielleicht nicht an teure Highend Hallgeräte heran, klingen aber alle wirklich ordentlich. Weiter geht es mit der Effektsektion, in welcher sogar 21 verschiedene Typen zur Verfügung stehen. Interessante Effekte lassen sich hier besonders mit den Tempo Delays erzielen, deren Wiederholungsgeschwindigkeit von 30 bis 300 bpm manuell einstellbar ist. Weiterhin gibt es die gesamte Palette von Kompressoren, Flangern, Verzerrern, Phasern, Ringmodulatoren und Wahwahs. Zuletzt geht es an die Klangbelegung des Bassdrum-Triggers, beziehungsweise weiterer Pads, sofern welche angeschlossen sind. Der Reiter „TRG“ beinhaltet die Kategorien Kick, Snare1, Snare2, Tom, Cymbal, Perc, Effect sowie Wave. Hier stehen die genannten 757 Voices zur Verfügung, wobei man den Kick-Trigger vermutlich vorrangig auch mit Bassdrumsounds belegen möchte, deren Anzahl ich mit 125 als ausreichend bezeichnen würde. Neben plakativen, boomigen und Genre-typischen „Komplett-Sounds“ finde ich besonders die „Assist“-Klänge erwähnenswert, welche dem natürlichen Bassdrum- oder Snaresound bestimmte Klanganteile hinzufügen und ihm so zum Beispiel mehr Punch oder mehr Body verleihen. Über den Schalter Bypass lassen sich übrigens alle drei Parameter aus der Signalkette nehmen. Hier könnt ihr euch alle elf Reverbs und einige Effekte anhören, eine Auswahl an Bassdrum-Voices findet ihr am Ende des ersten Videos. 

Audio Samples
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EFX – ohne Reverb EFX – Reverb 1 Hall EFX – Reverb 2 Studio EFX – Reverb 3 Room 1 EFX – Reverb 4 Room 2 EFX – Reverb 5 Stage EFX- Reverb 6 Small Stage
Audio Samples
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EFX – Reverb 7 Plate EFX – Reverb 8 Early Reflection EFX – Reverb 9 Gate EFX – Reverb 10 Gate 2 EFX – Reverb 11 Reverse Gate
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EFX – Tempo Delay 4 EFX – Delay 2 EFX – Distortion EFX – Touch Wah EFX – Distortion Delay EFX – Dynamic Phaser EFX – Heavy Modulator

EAD10 vs. professionelle Mikrofonierung

Die Frage, die mir nach den ersten Hörtests unter den Nägeln brannte, war natürlich, wie sich das EAD10 in einer neutralen Einstellung im Vergleich mit einem gängigen Studio-Mikrofon-Setup schlägt. Ziemlich gut, lautet die Antwort, wobei die erwarteten Resultate grundsätzlich auch eintreten. So klingen die EAD-Mikrofone im Vergleich insgesamt schärfer, heller und mit weniger Körper als die Kombination von Overhead- und Close Mics. Dennoch muss ich sagen, dass sich das EAD10 sehr wacker schlägt, zumal allein der Wert der eingesetzten Mikrofone jenen des ganzen EAD10 weit übertrifft. Rechnet man jetzt noch Stative, Interface und Plug-ins hinzu, wird der Vergleich noch schräger. Trotzdem kann und will das EAD10 kein gleichwertiger Ersatz für eine gute Mikrofonsammlung sein. Als Ergänzung taugt es dafür umso besser und liefert unzählige Möglichkeiten, das normal mikrofonierte Kit mit Sounds zu unterstützen, sei es live oder im Studio. Hier gefällt mir wieder der extrem schnelle Zugriff auf alle Parameter sowie die große Flexibilität und Kreativität, die das System in vielerlei Hinsicht ermöglicht. Im folgenden Video Part könnt ihr euch sowohl einen Vergleich der Audioqualität, als auch verschiedene Kombinationen aus regulärem Setup und dem EAD10 anhören.  

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Die Probe mit Amps

Laut Yamaha soll das EAD10 problemlos auch live und bei Proben einsetzbar sein, ohne dass die beiden Mikrofone das gesamte akustische Geschehen ums Set herum mit einfangen. Im Test erweist sich dieses Versprechen als eingeschränkt zutreffend. Hier kommt es jedoch auf die Erwartung des Anwenders an. Ein etwa zwei Meter von der Sensoreinheit entfernt positionierter Gitarren-Amp wird so übertragen, wie man es von Kondensator-Mikros eben erwartet. Das bedeutet, dass das Gespielte deutlich auf den Spuren des EAD10 zu hören ist. Für den Live-Einsatz heißt das, dass ein lauter Monitor oder in der Nähe aufgebaute Amps mit übertragen werden. Das muss jedoch nicht schlecht sein. Hier hängt es von der Musik und der geplanten Weiterverwendung ab. Möchte man die EAD10 Spuren anschließend sauber und isoliert nachbearbeiten, sollte man sich bewusst sein, dass eventuell eingesetzte Effekte eben auch auf die Nebengeräusche wirken. Dies ist jedoch auch bei einer konventionellen Mikrofonierung der Fall, in beiden Szenarien solltet ihr euch also überlegen, die Amps der Mitmusiker so aufzustellen, dass sie nicht zu nah am Set stehen und – besonders wichtig – nicht auf dieses gerichtet sind. 

Die interne Recording-Funktion sowie die Rec ‘n’ Share App

Der Anspruch, das EAD10 vollständig „stand alone“, also ohne zusätzliche Geräte wie Interface oder Computer nutzen zu können, wird durch mehrere Zusatzoptionen erfüllt. So ist sowohl das Aufnehmen auf der internen Speichermöglichkeit als auch per externem USB Flashdrive-Stick im Test kein Problem. Das ist besonders dann praktisch, wenn gerade weder ein Rechner noch ein anderes Aufnahmesystem zur Verfügung steht. Aufgrund der schnellen Installation des Gerätes kann man es problemlos mitnehmen, an beliebigen anderen Drumsets befestigen und dort Groove-Ideen oder ausgearbeitete Drum-Spuren aufnehmen. Natürlich kann man die Sensoreinheit auch vor andere Instrumente platzieren und hineinsingen oder -sprechen, um schnell mal eine Idee aufzunehmen. Ein noch höheres Produktions-Level ermöglicht die Rec ‘n’ Share App, welche genau das macht, was Yamahas Produktbeschreibungen zeigen. So konnte ich im Test zu Tracks auf meinem Telefon spielen, diese aufnehmen und gleichzeitig ein Video erstellen. Eine rudimentäre Mixing-Oberfläche ermöglicht es, Musik und Drum-Spur in der Lautstärke anzupassen sowie Anfangs- und Endpunkte von Audio und Video zu schneiden. 

Version 2.0 Update:

Die Installation des Version 2 Updates funktioniert problemlos. Das per Rechner herunter geladene, dort entpackte und dann mit einem USB-Flashdrive auf die EAD Hardware transferierte Datenpaket tut genau, was es soll. Die Aufnahmelänge beträgt nun 90 Minuten, was in vielen Situationen eine Verbesserung darstellt, ob es sich nur um einen Gig, eine Probe oder eine Unterrichtssession handelt. Im Unterricht habe ich auch die nächsten neuen Fuktionen ausprobiert, nämlich die Talkback-Möglichkeiten. Die Stimme wird zwar nicht ultradirekt und glasklar übertragen, aber man kann sich eben den Aufbau eines extra Sprachmikrofons sparen, wenn Schüler und Lehrer mit Kopfhörern spielen oder der Unterricht über das Internet gegeben wird. Für einige dürfte dieses Feature also eine dankbare Erweiterung darstellen. Stark abhängig vom persönlichen Einsatzgebiet sind auch die beiden weiteren neuen Optionen. Da wäre zunächst die Möglichkeit der Noisegate-Einstellung. Diese sorgt gerade bei den stark komprimierten Drumkits für einen strafferen Sound und für die Reduzierung von Einstreuungen. Ungünstig stehende, laute Amps können damit auch ausgeblendet werden. Der Effekt hängt aber eben stark mit der individuellen Nutzung des EAD10 zusammen. Dies gilt auch für das erweiterte Click-Routing. „All“ nennt sich die zusätzliche Option, mit der man den Click auf alle Ausgänge gleichzeitig routen kann. Wer möchte, erhält damit die Möglichkeit, den Click mit aufzunehmen und das eigene Spiel zu kontrollieren. 

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Fazit

Die Befürchtung, dass es sich beim Yamaha EAD10 System nur um ein interessantes Spielzeug im E-Drum-Segment handelt, bewahrheitet sich im Test nicht, im Gegenteil. Das kompakte Ensemble bietet wirklich gute Sounds und eine Fülle von Möglichkeiten, die es für viele Anwender interessant macht. So dürfte es in dieser Form aktuell alternativlos sein, weil es sich mit seinem Funktionsumfang sowohl an den Akustikschlagzeug spielenden Recording-Amateur richtet, der noch keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich gemacht hat, als auch an den Profi, der schnell seine Sound-Palette erweitern möchte. Mit seiner Kombination aus Mikrofonen und Bassdrum-Trigger schlägt es eine Brücke zwischen den dynamischen Limitierungen eines klassischen E-Drumsets und der organischen Spielbarkeit eines akustischen Schlagzeugs. Dass auch noch eine interne Aufnahmemöglichkeit – die keinen Rechner erfordert – besteht, ein gut ausgestattetes Metronom an Bord ist und bei Bedarf sogar eine problemlose Erweiterung mit Pads möglich ist, lässt wirklich kaum Wünsche offen. Sogar eigene Wave-Samples kann das EAD10 verarbeiten. Im Live- oder Probeeinsatz ist zu beachten, dass die verbauten Mikrofone auch Umgebungsgeräusche wie Amps oder Monitore übertragen. Insgesamt wird eine glatte Fünfsterne-Bewertung nur durch die wenig stabil anmutende Verarbeitung des Steuerteils verhindert, welche die professionellen Einsatzmöglichkeiten etwas konterkariert. Davon abgesehen, gibt es hier für überschaubares Geld eine Menge Sounds, Klangqualität und Funktionen, für die man sonst deutlich mehr Aufwand betreiben müsste. Klare Antestempfehlung. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Schlüssiges, in dieser Form bisher einzigartiges Konzept
  • Sehr gute Klangqualität
  • Übersichtliches Bedienungskonzept
  • Viele Möglichkeiten der Integration in bestehende Setups
  • Umfangreicher, sinnvoller Funktionsumfang (Rechnerfreies Recording, Metronom, kostenfreie Rec ‘n’ Share App optional)
Contra
  • Wenig robust verarbeitetes Steuerteil
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Yamaha EAD10 Drum Module Test (2020)
Für 498,00€ bei
Das Yamaha EAD10 erweist sich als gut klingendes und umfangreiches Kreativ-Tool.
Das Yamaha EAD10 erweist sich als gut klingendes und umfangreiches Kreativ-Tool.

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: Yamaha
  • Bezeichnung: EAD10, bestehend aus Sensor Unit und Steuerteil
  • Zubehör: Verbindungskabel zwischen Sensor Unit und Steuerteil, Anleitung (deutsch), Halter, Kabelbinder, Distanzgummis für Metall-Bassdrum-Spannreifen.
  • Herstellungsland: China
  • Preis (Verkaufspreis Januar 2020): 525,00 EUR

Seite des Herstellers: https://de.yamaha.com

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