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Yamaha DTX950K Test

Praxis

So, wieder zurück zu dem Punkt, an dem das Intro von oben aufhört. Die erste Strophe quasi. Ich habe also die 100 kg in den zweiten Stock geschleppt und beginne mit dem Auspacken. Das wunderschöne Einzelverpackungstetris macht schon mal einen hervorragenden Eindruck. Das, was zum Vorschein kommt nicht weniger. Das Hexrack ist zuerst an der Reihe: Alle Teile wirken sehr robust und hochwertig. Sämtliche Gestängeverbindungen sind mit stabilen Memory-Clamps versehen.Die Halterungen für die Tom Pads sind aus Metall auf einem Ballgelenk gelagert und bei Bedarf frei auf den Rohren verschiebbar. Der Übersicht halber sind zwei der drei Galgenarme für die Beckenpads in die stehenden Rohre über den „Hängetoms“ eingelassen. Es sind übrigens nur die Becken, Toms und das Soundmodul am Rack befestigt. Der Rest steht selbstständig oder hat einen eigenen Ständer, aber dazu später mehr. Das Rack wird für das DTX950k in Hufeisenform aufgestellt und ist wirklich sehr schick …aber was für ein Monster! Der komplette linke Ausleger ist allein zur Haltung des Soundmoduls gedacht. An der breitesten Stelle misst mein Testset etwa zwei Meter (Ui, eben habe ich bemerkt, dass „Testset“ ein Palindrom ist, also ein Wort, das vorwärts und rückwärts gelesen gleich geschrieben wird. Toll!). Als weiteres Accessoire besitzt das Rack eine Wasserwaage zum geraden Aufbau des Sets. Sehr gut, dann kann ich die aus meinem Werkzeugkasten ja ab jetzt zu Hause lassen!

Yamaha_DTX950K_Hi_Hat_im_Set

Die DTX Trommelpads haben – wie bereits angemerkt – eine Spielfläche aus Silikon. Das wirkt auf den ersten Blick eventuell komisch, da man sich ja seit geraumer Zeit einig ist, dass Gummipads nicht viel taugen. Aber Silikon ist ja auch kein Gummi. Tatsächlich ist das Spielgefühl des DTX-Snarepads mit dem einer recht hoch gestimmten Snaredrum zu vergleichen. Also mit ordentlichem Rebound und guter Definition. Zum Faktor Gelenkschonung kann ich sagen, dass meine Handgelenke nach wie vor sehr gut funktionieren und ich denke, dass dieses Feature besonders bei echten „Zimmermännern“ einen Unterschied macht. Merkbar in Klang und Gefühl ist der Schaumdichtenunterschied zwischen Toms und Snare, der vom Reboundunterschied der akustischen Vorbilder inspiriert ist. So ist das Spielgefühl auf dem DTX-Set recht realistisch. Sehr schön, das macht schon mal Spaß. Auch sind die Pads wirklich angenehm leise. Darauf, dass sie nun “die leisesten Pads sind, die je entwickelt wurden”, wäre ich beim Spielen von alleine zwar nicht gekommen, aber auf jeden Fall sind die Tom-und Snarepads ganz klar wohnzimmertauglich. Das kann man leider vom Kickpad ganz und gar nicht behaupten! Zwar ist das Spielgefühl super und nah an dem, was man von echten Bassdrums gewöhnt ist, allerdings erinnern die erzeugten Frequenzen ebenfalls daran. Natürlich nicht in vergleichbarer Lautstärke, aber die Schläge, die das Pad erzeugt, sind in meiner Altbauwohnung auch im Nebenzimmer noch deutlich zu spüren. Keinen Zweifel habe ich an der extremen Robustheit und der Standfestigkeit des Kickpads. Also, Doppelpedal: Herzlich Willkommen, aber besser nur im Keller oder Proberaum.
Auch die Beckenpads fühlen sich sehr „echt“ an. Eine Gummilippe am äußeren Rand der Pads gibt einem ein gutes Crash-Gefühl. Auch der Ridebereich und die Glocke sind gut zu bespielen und dabei angenehm leise. Als nächstes untersuche ich das Herzstück des Patienten: Um hier keine zweite Bedienungsanleitung zu schreiben, werde ich mich auf die wichtigsten Funktionen beschränken. Natürlich lässt sich aber deutlich mehr mit dem DTX900 anstellen als hier beschrieben. Zunächst fällt mir die übersichtliche Bedienoberfläche auf. Wie man es von hochwertigen Yamaha-Geräten kennt, ist die Menüführung sehr logisch. So ist das Modul weitestgehend intuitiv zu bedienen.

Der erste Mode-Knopf führt zum „Drum Kit“-Bereich, in dem man sich bereits vorgefertigte Kits nach seinem Geschmack auswählen und im Rahmen der Möglichkeiten verändern kann. Den Anfang machen die Akustiksets. Hier featured Yamaha zunächst seine Klassiker „Maple/Oak/Beech/Birch-Custom“, um dann mit Rock, 70’s-Funk- oder Jazzsets ein wenig thematischer zu werden. Leider befinden wir uns hier auch schon in der schwächsten Disziplin des DTX900. Es fällt sofort auf, dass die Ausstattung mit Velocity-Stufen und Alternativschlägen weit unter dem liegt, was nötig wäre, um ein Schlagzeug realistisch klingen zu lassen. Erstens erreicht man damit sehr schnell den ungeliebten “Machinegun”-Effekt. Zweitens führt das dazu, dass das Modul das Spielgefühl und den Dynamikumfang der Pads nicht umsetzen kann. Dieses Gefühl habe ich übrigens auch bei Sounds, die kein akustisches Vorbild haben. Bei leisem Spiel fehlt mir durchweg die Sensibilität während bei lauten Schlägen zu wenig „Kraft“ aufkommt.

Audio Samples
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Bassdrum Snare 1 Snare 2 Snare Roll Tom 1 Tom 2
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Akustik 1 Akustik 2 Akustik 3 Akustik 4 Akustik 5 Akustik 6
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Elektro 1 Elektro 2 Elektro 3 Elektro 4 Elektro 5 Elektro 6 Elektro 7 Elektro 8
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Effekt 1 Effekt 2 Effekt 3 Effekt 4 Effekt 5 Detuned

Die Tunings der Akustik Sets sind sauber und technisch einwandfrei im geschmacklichen Bereich der 90er Jahre und damit für mein Empfinden etwas angestaubt und nicht besonders “besonders“. Letzteres gilt auch für die Effektkits und das Elektro-Sortiment. Es ist etwas schwierig, es konkreter zu sagen, denn man kann keinem Sound vorwerfen, nicht “gut” zu sein. Aber der Funke will einfach nicht überspringen und die Inspiration bleibt aus. Das ruft nach einer Erweiterung der Soundlibrary und bringt mich direkt zum nächsten Thema:

Yamaha_DTX950K_DTX900_Soundmodul_01

Für den Livebetrieb oder Recording sind die erwähnten Einzeloutputs und die Fader für die einzelnen Instrumente eine tolle Sache. Möchte ich diese nutzen, bin ich weitestgehend auf die internen Sounds des DTX festgelegt. Also ist mein erster Impuls, den internen Speicher um viele Sounds nach meinem Geschmack zu erweitern. Das scheitert an verschiedenen Dingen: Es ist leider nicht möglich, große Mengen von Samples in das Gerät zu verfrachten, dort komfortabel zu verwalten und zu einem Kit zusammen zu bauen. Auch gibt es bisher kein Tool, mit dem man außerhalb des DTX (z.B. im mitgelieferten Cubase Ai) seine Samples, Kits oder Soundlibrarys in ein DTX-Format umwandeln könnte, um sie dann in das Modul zu laden. Des Weiteren leidet das Gerät für importierte Daten beim Ausschalten an Gedächtnisverlust, so dass man immer externe Speichermedien benötigt. Übrigens sind Datenimporte jeglicher Art nur mit installierten DIMMs möglich, die extra gekauft werden müssen. Das DTX bietet natürlich auch die Möglichkeit, externe Librarys anzusteuern, jedoch gibt Yamaha in einer Broschüre den damit verbundenen Arbeitsauwand zu bedenken. Da die Menge der gelieferten MIDI-Notennummern außerhalb des General-MIDI-Standards liegt, wird empfohlen, im Studio zum Einspielen einer MIDI-Spur mit den internen Sounds als Monitorsignal zu arbeiten, um danach das Eingespielte Note für Note an die externe Soundquelle anzupassen. Hmmm… und Live? Außerdem: Benutze ich mein Laptop, um mich externer Librarys zu bedienen, stehen mir Einzeloutputs und Fader des DTX-Moduls logischerweise nicht mehr zur Verfügung, ich müsste eine Multichannel-Soundkarte benutzen. So stehe ich also vor der Wahl, einen großen Aufwand zu betreiben und trotzdem Kompromisse einzugehen, oder mich mit den mitgelieferten Sounds mit gelegentlichen Updates zu arrangieren. Der Fairneß halber sollte man aber noch anmerken, dass nicht nur Yamaha dieses Problem haben: Es handelt sich hier um Probleme, die die gesamte Gerätegattung betrifft.

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Demosongs

Positiv überrascht hat mich die riesige Auswahl an Übungssongs. Diese reichen stilistisch von Jazz bis Schwermetall und von leicht bis sehr anspruchsvoll. Es ist möglich, einzelne Elemente des Übesongs stumm zu schalten. So kann ich mich z.B. vom mitgelieferten Drum Track inspirieren lassen, um ihn dann auszuschalten und selbst zu spielen. Oder ich mute alles bis auf den Bass und spiele dadurch nur als Rhythmusgruppe. Für die Übesongs macht sich die oben beschriebene Fadersektion sehr bezahlt. Mit ihrer Hilfe bin ich sowohl in der Lage, die Einzelinstrumente meines Sets zu pegeln wie es mir gefällt als auch die Playbacklautstärke zu justieren und noch einen Click dazu zu mischen. Das DTX bietet ausserdem die Möglichkeit, das zum Übesong Gespielte aufzunehmen. Aber auch hier betreibt man besser schnell Datensicherung auf einem externen Speichermedium, denn beim nächsten Ausschalten sind die Aufnahmen futsch. Ein weiterer Mode, in dem ich mich zu Beginn viel aufgehalten habe, ist der „Triggermode“, in dem ich mit diversen Parametern das Modul auf mein Spiel einstellen kann. Hier finde ich unter anderem Einstellmöglichkeiten für die Ober- und Untergrenze der Spiellautstärke, verschiedene Dynamikkurven und Möglichkeiten, Fehltrigger durch Übersprechungen abzustellen. Apropos Einstellen: Trotz einer Menge an regelbaren Werten ist es mir nicht gelungen, die Hi-Hat zufriedenstellend hinzubekommen. Die Gummilippe am Rand des Pads sendet bei sehr leisen Schlägen keine Signale an das Modul. Als einziges Pad der DTX Serie bietet die Hi-Hat außerdem kein besonders realistisches Spielgefühl. An dieser Stelle mache ich einen Punkt, denn sonst würde der Rahmen dieses Tests gesprengt werden. Darum fasse ich das bisher Gesagte noch einmal kurz zusammen und ziehe Bilanz wie folgt:

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