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Yamaha DTX900K E-Drum Set Test

Das Yamaha DTX900 E-Drumset ist das Flaggschiff der E-Drum-Sparte von Yamaha. Und einem echten, im Hamburger Hafen liegenden Schoner entsprechend, ist das DTX900 ein schwerer, behäbiger und besonders umfangreicher Klopper. Umfangreich sind denn auch die Einstellungsmöglichkeiten des Moduls und die Funktionen der Pads. Nach eingehendem Studium des Bedienbuches und nach Prüfung sämtlicher Funktionen auf Herz und Nieren fällt auf: Es hat sich viel getan im Bereich der E-Drums. Remarque würde vermutlich sagen: ‘Im Westen nichts Neues, im Osten dafür umso mehr’.

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so sieht das Kit in fertig zusammengebaut aus


Aus Fernost kommt alles, was Yamaha so produziert. Im Vergleich zu anderen E-Sets beeindruckt das DTX900-Modul vor allem mit den wahnsinnig vielen Einstellungsmöglichkeiten und die Pads sind mit kleinen Drehrädchen ausgestattet, mittels derer sich die Drums stimmen lassen oder sich der virtuelle Snare-Teppich spannen oder lösen lässt. Dieses Set kann viel. Wie viel genau, das erfahrt ihr in diesem Testbericht.

Details

Das Rack und die Hardware

Das Rack dient der Befestigung der drei Tom-Pads, des Snare-Pads, der drei Beckenstative und des Moduls. Für die Hi-Hat-Pads wird ein ganz normaler Hi-Hat-Ständer von Yamaha mitgeliefert, das einzeln stehende Bassdrum-Pad muss mit einem eigenen Pedal bedient werden und ein Hocker ist auch nicht im Lieferumfang enthalten. Die Rackstangen, auf denen Halteklammern zur Aufnahme der Instrumente montiert werden, bestehen aus Aluminium, die Scharniere aus schwarzem Plastik. Der Mittelteil des Racks wird von zwei Querstangen stabil gehalten, von denen die obere laut Bedienungsanleitung zur Aufnahme der beiden oberen Hängetoms und eines Beckenstativs dient. Diese Einstellungen sind aber sehr flexibel. Das Rack und die daran montierten Haltearme machen eine sehr individuelle Platzierung der Pads möglich.

Fotostrecke: 3 Bilder Das komplette Drumset von hinten

Tom- und Snare-Pads

Die DTX-Pads wurden auf der Musikmesse 2011 in Frankfurt erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Besonders stolz ist man im Hause Yamaha auf die Entwicklung der Schlagfläche, die in diesem Fall aus einer Art Silikon-Lappen besteht, in dem viele kleine Lufteinschlüsse für ein weiches und angenehmes Spielgefühl sorgen sollen. In die Entwicklung der Pads seien einige der besten Drummer der Welt involviert gewesen, die mit den alternativen Pad-Varianten des Entwickler-Teams nicht zufrieden gewesen sein sollen. Das Ergebnis sei nun das DTX-Pad, das aber nicht nur mit der angerauten Silikon-Spielfläche, sondern darüber hinaus mit einem Drehregler aufwartet, dem im Modul jeweils einer der folgenden Parameter zugewiesen ist: Die Spannung des Snare-Teppichs, die Tonhöhe der Trommel, das Tempo eines Songs oder der Klangcharakter der Snare. Neben dem Schlagflächen-Trigger sind das XP120S Snarepad und die XP100T Tompads mit jeweils zwei Rim-Spielzonen ausgestattet. Die Trigger arbeiten, anders als bei den meisten E-Drums der Konkurrenz, auf Basis der schon etwas antiquierten Schaltersensorik. Das ist ein System, das dem Trigger einer Pistole wesentlich näher kommt als dem feinen Piezo eines Roland-Sets. Man muss sich das folgendermaßen vorstellen: Zwei Lagen Metall liegen übereinander, durch einen Schlag wird Kontakt zwischen beiden Lagen hergestellt und der Impuls an das Modul geschickt.

Die Beckenpads

Die drei mitgelieferten Beckenpads sind in drei Trigger-Zonen unterteilt, nämlich in Crash-, Ride- und Bell-Sound. Das Hi-Hat-Pad wird, genau wie eine echte Hi-Hat, auf die mitgelieferte Hi-Hat-Maschine montiert. Das bedeutet: Nach dem Prinzip der Mehrzonen-Belegung lassen sich hier geschlossene, halboffene und offene Hi-Hat-Sounds am Rand und auf der Oberfläche des Pads spielen. Aber auch getretene Hi-Hats und Footsplash-Sounds sind möglich. Das DTX Kick-Pad verfügt ausnahmsweise über nur eine einzige Spielzone, die aber laut Yamaha so robust sein soll, dass sie auch einem Doppelpedal-Angriff standhalten soll.

Fotostrecke: 3 Bilder das Hihat-Pad von oben

Kabel

Die Tompads, die Becken und das Bassdrum-Pad werden jeweils mittels eines einzigen Klinkenkabels mit dem Modul verbunden, die Hi-Hat und die Snare sind mit jeweils zwei Trigger-Ausgängen ausgestattet. Wie allgemein üblich sind diese Kabel an den Enden mit Instrumentenkürzeln markiert, so dass unter keinen Umständen Irritationen darüber entstehen, welches Kabel jetzt in welche Buchse gehört.

Das Herzstück des DTX900 ist sein Soundmodul

Widmen wir uns dem Soundmodul. Die Bedienoberfläche besteht aus folgenden Elementen: Sechs Fader stehen zur Lautstärkeabstimmung der einzelnen “Trommeln” untereinander zur Verfügung. Vier weitere bieten Zugriff auf verschiedene Output-Lautstärken (Master, Phones usw.). Mit dem Transportfeld kann sowohl in den Playalong-Songs navigiert als auch das mitgelieferte Cubase Ai rudimentär ferngesteuert werden. Über acht “Mode”-Tasten hat man Zugriff auf die verschiedenen Funktionsmodi des Moduls (Drum-Kit Select, Song, Utility usw). Zwölf Funktionstasten bieten Direktzugriff auf “Karteikarten” im Display des DTX900, die die einzelnen Modi gliedern.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Modul bietet alle Funktionen die das Herz begehrt

Und letztlich stehen zum Bewegen der genauen Parameter ein Datenrad sowie acht weitere Funktionstasten zur Verfügung. Die Rückseite des Gerätes bietet Anschlussplätze für alle Pads des DTX und zusätzlich vier Buchsen für weitere Mehrzonen-Pads. Es gibt außerdem sechs “Individual Outs” zur getrennten Wiedergabe der einzelnen Instrumente. Zur Kommunikation mit anderen Geräten stehen MIDI-In und -Out sowie USB “to Host” und “to Device” zur Verfügung. Und “hinaus” geht’s über zwei analoge Mono Outputs, einen Digital Out (S/PDIF) und einen Phones-Anschluß. Zusätzlich gibt es einen Aux-/Sampling-Input. Gefüttert ist das DTX mit 1115 Drumsounds und 211 tonalen Sounds (zusammengefasst in 50 Preset Kits) sowie 87 Play-Alongs. Die Basis des Moduls ist ein Chip, der baugleich die Klänge der Motif-Keyboards von Yamaha verrechnet.

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Praxis

Der Aufbau

Sobald der schweißgebadete Postbote entnervt abschiebt, nachdem er einen dezenten Kubikmeter verpackten Elektro- und Elaste-Wahnsinns auf deine Fußmatte gestellt hat, sei dir sicher: Du siehst in eineinhalb Stunden noch schlimmer aus. Es kann auch direkt losgehen, außer einer Schere zum Aufschneiden der Packbänder brauchst du lediglich ein paar Pflaster für die anstehenden kleinen Schnittwunden, einen Stapel Handtücher für den Schweiß, ein paar Liter Wasser und frische Klamotten für danach. Eigentlich kann man beim Aufbau nicht viel verkehrt machen, die Aufbauanleitung ist gut verständlich und gut nachvollziehbar, es wäre aber trotzdem supernett, wenn man nicht jedes Scharnier und jede Klammer erst noch selber montieren müsste. Die Plastikscharniere sind nämlich sehr eng und ich muss mich auf eine Art und Weise auf die Rohre lehnen, die mich sehr unfreundlich an das von mir verhasste Spatenstechen der Rasenkanten in Muttis Garten erinnert. Ich drehe die Mittelstange also so, dass ich selbige und die Seitenstange mit der Kraft meiner zugegebenermaßen nicht sehr eindrucksvollen Muskeln miteinander verbinden kann, rutsche ab und ziehe mir im Nu mit den extrem scharfen Kanten der Stangen einen beachtlichen Fetzen Haut vom Arm.

Fotostrecke: 2 Bilder Sieht man den Hautfetzen am Alu-Rohr noch?

Vielen Dank für Garnichts. Darüber hinaus bleibt mir vor allem das Anbringen des behelfsmäßigen Kabelschutzes ein Rätsel. Es handelt sich um eine elastische Kabelschlange, in die sich die vielen kleinen und vor allem an unterschiedlichen Stellen beginnenden Kabel nur hineinoperieren lassen, wenn man einen Doktortitel in Chirurgie und Mathematik besitzt. Vielleicht lohnt es sich, nochmal ein paar letzte Kröten aus dem Portemonnaie zu kratzen und sich direkt das DTX950k anzuschaffen, das immerhin mit dem Hexrack geliefert wird (neben der zusätzlichen Tom ist das der entscheidende Vorteil gegenüber dem DTX900k). Das Yamaha-Hexrack ist – so kann man der Beschreibung eines früheren bonedo-Tests entnehmen – ein meisterhaft durchdachtes und sehr stabiles Rack mit Metallklammern, flüssig laufenden Scharnieren und einem robusten Stangenwerk.
Der weitere Zusammenbau ist dann wieder selbsterklärend, die Kabel sind simpel markiert und lassen sich so in wenigen Minuten korrekt einstecken. Auch bei den Pads für die Hängetoms und die Snare besteht keine Verwechslungsgefahr, es sind die gleichen. Ich gehe davon aus, dass potenzielle Interessenten das Drumset im Keller einmal aufbauen wollen und dann nie wieder ab, alles andere wäre der reine Wahnsinn. Roadtauglich ist dieses Set in der Testkonstellation nicht, höchstens bei Verzicht auf das Rack. Aber was spräche dagegen, die Instrumente mit üblichem Ständerwerk zu montieren? Höchstens die monumentale Standfestigkeit, denn die zur klassischen Hardware-Line von Yamaha gehörenden oberen Teile der Beckenhalterungen, Snare- und Hi-Hat-Ständer sowie die schon vor Urzeiten patentierte Ball-Mount zur Anbringung der Tompads ließen sich ganz einfach auf entsprechende Unterbauten montieren, so man gewillt ist, diese zusätzlich zu erstehen. Jedenfalls sieht das fertig montierte Kit mit Kabeln und Rack so aus:

so sieht das Kit in fertig zusammengebaut aus
so sieht das Kit in fertig zusammengebaut aus

Spielspaß mit Hürden

Ich werfe das erste Preset an, unter dem laut Bezeichnung eine Simulation eines Natur-Drumsets des Yamaha-Katalogs gespeichert sein soll. Gewohnt dynamisch spiele ich denn auch los und stolpere in den ersten Sekunden über alles, was einen an vielen E-Drums seit Jahrzehnten stört:
1.: Aufgrund von nur vier Dynamikstufen, die unter Instrumenten der Presets des Moduls abgespeichert sind, knallt einem hin und wieder ein Schlag um die Ohren, der eigentlich als Ghostnote gedacht war.
2.: Die Pads sind derart stramm, dass ich beispielsweise den Doppeltrigger-Effekt erst nach etlichen Einstellversuchen unterdrückt bekomme.
3.: Die Sounds der Natur-Drumsets sind nicht sehr realistisch.

Dynamik? Ich kann nicht lauter!

Dass die Akustik-Kits des DTX auf tatsächlichen Sample-Sounds basieren sollen, ist schön, leider bekommt man davon nur nicht viel mit. Das liegt vor allem daran, dass das Modul nur sehr wenige Dynamikstufen anbietet. Was passiert, wenn der Trommler also gefühlvoll und dynamisch spielt, sich dieses aber nur in einer überschaubaren Zahl Lautstärkestufen ausdrückt, könnt ihr hier hören:

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Preset-Drumkit Jazz

Wenn der Trigger zweimal klingelt

Doppeltrigger beim DTX900k bedeutet beim Spiel der Bassdrum: Der Beater wird bereits von der knallharten Spielfläche zurückgeworfen, während der Fuß sich noch in der Abwärtsbewegung befindet. Der Beater wird also abermals in Sekundenbruchteilen auf das Fell geworfen und löst aufgrund der rudimentären Dynamikdifferenzierung des Drumsets einen zweiten Bassdrum-Sound aus. Auch auf der Snare ist dieser Effekt zu beobachten.

Audio Samples
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Wicked Birch Preset mit Fehltriggern

Es gibt auch eine Funktion auf dem Modul mittels der man die Zeitfenster-Einstellung (Rejection Time) der Trigger verändern kann, denn auch nach einen Factory-Reset mit den vermeintlich optimalen Grundeinstellungen und eines ausführlichen Eingriffs am Modul komme ich nicht zum gewünschten Ergebnis. Mittels besagter Funktion gelingt es mir dann tatsächlich, die für mich perfekte Trigger-Einstellung herzustellen.

Sounds

Das ewige Lied von den coolen Sounds findet auch beim DTX900 eine weitere Coverversion seiner selbst. Es mag schon sein, dass die Basis der Akustik-Simulationen von echten Drumsets stammt, aber ein echtes Yamaha Birch Custom klingt doch eigentlich ganz gut! Ich kann mich hier ruhig als Fan der akustischen Drumsets von Yamaha zu erkennen geben, und so wie diese klingt kein einziges.

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ECHTES DRUMSET Club Custom

Das liegt daran, dass die ursprünglichen, tatsächlich echten Sounds ihres natürlichen Sustains und Hallraums beraubt und stattdessen mit elektronischen Simulationen von Reverbs und Sustains ausgestattet wurden, damit erstens die Sounds latenzfrei abgespielt werden können und zweitens die Parameter individuell einstellbar sind. Hat man sich allerdings ein wenig daran gewöhnt, ist das Ohr auch nicht mehr ganz so kritisch und hört über die klanglichen Abwege des DTX900 hinweg. Im Übrigen ist die Klangemulation bei vielen E-Drumsets unserer Tage eher dürftig. In diesem Kontext sind die Sounds der Yamaha-E-Drumsets als ausreichend zu bewerten. Zu Hochform laufen die E-Module aller Arten erst dann auf, wenn es um die Simulation elektronischer Klänge geht – welch Wunder.

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Oak Custom Dance & Percs African Percussion Sci Fi Eighties Gate Hardrock Chartrock Fastrock Metal 80ies Rock Shuffle Groove 808

Der Funktionsumfang des Moduls

Das Modul kann sehr viel. Beispielsweise lassen sich Samples über den Aux-Eingang mittels diverser Klangquellen einspeisen, was sich allerdings als etwas umständlich erweist. Der Ablauf ist in etwa folgender: Man nimmt sich beispielsweise ein Mikrofon, stöpselt es an den Aux-In und drückt sich durch die Menüführung bis zur Aufnahmefunktion. Das bereits ist ein sehr umständlicher Arbeitsschritt, aber hat man dann ein Geräusch aufgenommen, wird es noch umständlicher. Der Sound muss jetzt in der groben Pixeldarstellung des kleinen Screens geschnitten werden, so setzt man also den Anfangspunkt des Soundfiles sowie dessen Ende durch langwieriges Kurbeln am Drehrädchen fest. Im Beispiel dreier Files, die ich in das Modul ‘gebeatboxt’ habe, war der optisch erkennbare Startpunkt des Soundfiles nicht gleichbedeutend mit dem tatsächlichen Startpunkt des Klangs. Das fällt dann wohl in die Rubrik “Bug”. Will man sich allerdings nicht die Mühe machen,selbst Sounds aufzunehmen, ist glücklicherweise ein USB-Port vorhanden, über den sich relativ schnell normale Soundfiles laden lassen. Diese können dann bestimmten Spielflächen zugewiesen werden. Das ist immerhin eine funktionale Umsetzung und bietet die schöne Möglichkeit, das Modul als Sampler zu benutzen. Dynamisches Spiel wird dann durch die interne Lautstärkeanpassung simuliert – eine Zuweisung unterschiedlicher Sounds zu unterschiedlichen Latenzstufen ist allerdings nicht möglich.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Modul von vorne

Des Weiteren verfügt das DTX900 über einen Digital-Out sowie dankenswerterweise über sechs “Individual Outputs”. Diese Einzelausgänge machen es möglich, dass ein Tonmann in einer Live-Umgebung oder im Studio sechs einzelne Instrumente des Drumsets getrennt abgreifen kann, um den Mix an die Location und die Ansprüche der musikalischen Umgebung von seinem Pult aus anpassen zu können. Das ist eine wichtige Komponente für ein Modul, das professionellen Ansprüchen genügen möchte. Außerdem lässt sich mittels kleiner Fader ein interner Mix erstellen, das ist sehr praktisch und lässt sich schnell umsetzen. Mittels insgesamt zwölf Funktionstasten lässt sich durch diverse komplizierte Untermenüs navigieren. Viele Parameter des DTX900-Drumsets sind justierbar, darunter Reverb, Klang, die Empfindlichkeit der Pads, Lautstärke, Attack, die Speicherung der Sounds auf unterschiedlichen Drumsets, die Helligkeit des Screens, die Geschwindigkeit der Play-Alongs, Positionierung diverser virtueller Mikrofone, alle bereits angesprochenen Sample-Funktionen und so weiter und so fort. Die entscheidende Frage ist: wer will dann so tief in die Arbeit eines elektronischen Drumsets eingreifen, wenn es die wesentlichen Voraussetzungen einer guten Drumset-Emulation nicht beherrscht? Dass die Klangerzeugung über den gleichen Chip läuft wie diejenige der Motif-Synthesizer hat in Sachen Bedienbarkeit also durchaus negative Auswirkungen des Plattform-/Baukastenprinzips aus dem Automobilbau zur Verringerung der Entwicklungskosten zur Folge. Wer auf eine Drum-VST-Lösung am Rechner (beispielsweise Addictive Drums) zugreifen möchte, dem steht eine MIDI-Schnittstelle auf der Rückseite des Moduls zur Verfügung. Mit sehr geringer Latenz werden dann die Midi-Signale der Trigger, die wesentlich umfangreichere Informationen liefern als das Modul verarbeiten kann (nämlich die üblichen 127 Midi-Stufen), an eine Soundkarte geschickt und am Rechner in Klänge umgewandelt. Ein hübsches Beispielvideo mit einer derartigen Umsetzung habe ich auf Youtube gefunden: Drum Play-Along mit Addictive Drums und einem DTX900-Modul. 

Kein Rimshot? Waaaarum?

Der Knaller ist meines Erachtens – neben den bereits besprochenen wenigen Dynamikstufen – dass es nicht möglich ist, einen Mischsound zwischen Rim und Schlagfläche der Snare zu erzeugen. Trifft man bei einem akustischen Drumset Rim und Snare gleichzeitig, ertönt ein heller, singender Knall, der aus dem Staucheffekt und der damit zusammenhängenden direkten Anregung des Rims resultiert. Beim DTX900 wird in einem solchen Fall entweder der Sound des unteren Rims getriggert oder der des Schlagfells, niemals eine Mischung aus beiden. Sehr viele Trommler sind so vernarrt in ihren Rimshot, dass sie gar nicht wissen, wie sie einen Schlag ohne Rim auf der Snare ausführen sollen. Sollen die sich nun ändern oder Yamaha?

Latenzen

Beim Thema Latenz schneidet das DTX900 mit insgesamt neun Millisekunden Verzögerung schlechter ab als das TD30 oder das TD15 von Roland. Auch das Drumset von 2Box steht mit seinen fünf Millisekunden besser besser da.

Die Latenz des DTX900K, sichtbar gemacht über eine DAW.
Die Latenz des DTX900K, sichtbar gemacht über eine DAW.
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DTX900K Latenz

Im Spiel spürbar ist die Latenz allerdings nicht, erst beim Konkurrenz-Set von Pearl, dem Pearl E-Pro Live ist die verzögerte Klangerzeugung bei satten 16 Millisekunden deutlich zu hören und zu fühlen.

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Fazit

Wo Silikon verbaut wird, sind auch die Lippen gespritzt. Die vielen hübschen Spielereien des Yamaha DTX900 mit seinen tatsächlich leisen und spielerfreundlichen Silikon-Pads täuschen demnach nur oberflächlich über die Tatsache hinweg, dass keine optimale Konstruktions-Grundlagenarbeit geleistet wurde. Und so kleine Features wie die Tuning-Schräubchen an den Pads oder die Möglichkeit, eigene Soundfiles über das Pad aufzunehmen sind keine essentiellen Add-Ons zu einem ansonsten zweckdienlichen E-Kit. Es hakt an allen Ecken und Enden, was offenbar daran liegt, dass der Funktions-Chip des DTX900 einfach samt Grundfunktionen von denen der Yamaha-Motif-Keyboards kopiert wurde. Nur brauchen Drummer ja bekanntlich nicht alle Funktionen, die ein Keyboarder braucht, dafür aber umso mehr Velocity-Stufen, bessere Naturdrum-Simulationen und einen verdammten Rimshot (!). Solche Drummer, die einen verlässlichen Partner auf der Hochzeitsmucke oder der Sommerparty des ortsansässigen Schützenvereins brauchen, würden sich außerdem über eine etwas einfacher zu transportierende Drumset-Variante freuen, die darüber hinaus mit den ganzen lose baumelnden Kabeln nicht so aussieht, als hätte Papa seinen Schreibtisch auf die Bühne gestellt.
Ja, es wäre sicher ein riesiger Aufwand, eine zeitgemäßere Drumset-Simulation auf den Markt zu werfen, mir ist auch klar, dass die Zeiten für viele Hersteller nicht die rosigsten sind und E-Drummer sich doch nie richtig beschwert haben. Profis sind häufig auch noch so widerborstig und schaffen sich mit MIDI und VST ihren eigenen Workaround, um meistens professionelle Studio-Plugins lebensecht bedienen zu können. Aber da sind ja neben den Wochenend-Muckern auch noch die Musikschulen und die trommelbegeisterten Wohnungs- und Doppelhaushälften-Drummer. Die sollten sich vor einer Anschaffung des DTX900 genau überlegen, ob ihnen das große Flaggschiff von Yamaha den Preis wert ist.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • umfangreiche Editierungsmöglichkeiten
  • umfangreiches Soundangebot
  • gute Play-Alongs
  • Routing-Fähig
  • gutes Spielgefühl
Contra
  • keine Rimshot-X-Verrechnung
  • schwer zu bedienen
  • wenige Dynamikstufen
  • sperriges Instrument
  • mittelmäßige Sounds
Artikelbild
Yamaha DTX900K E-Drum Set Test
Für 1.789,00€ bei
Yamaha_DTX900K_Impression
Spezifikationen
    Soundmodul
    • Anzahl der Drumkits: 100
    • Anzahl der Sounds: 1150
    • Effekte: Reverb / Multi FX / Chorus / EQ
    • Übefunktionen: Ja
    • Fader für Kanallautstärken: Ja
    • Sequenzer: Ja (152.000 Noten)
    • Trigger-Eingänge: 14
    • Aux In: Ja
    • Stereo-Ausgang: Ja
    • Kopfhörerausgang: Ja
    • Einzelausgänge: 6
    • Fußschalter: Nein
    • MIDI: In/Out
    • USB-Port: Ja
    • USB-Memory: Ja
    • Digitalausgang: Ja
    Pads
    • Bassdrum-Pad: 12“ / 1 Zone
    • Snaredrum-Pad: 12“ / 3 Zonen
    • Tom-Pads: 3 x 10“ / 3 Zonen
    • Spielflächen der Trommelpads: Toms + Snare: Silikon, Bassdrum: Gummi
    • Crashbecken-Pad: 2 x 15″ / 3 Zonen
    • Ridebecken-Pad: 15″ / 3 Zonen
    • Hi-Hat-Pad: 13″ / 2 Zonen
    Zubehör
    • Bassdrum-Pedal: Nein
    • Hi-Hat-Maschine: Ja
    Besonderheiten: Eingebauter sampler mit zugehörigem Effektboard
      Preis: € 4901,60 (UVP)
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