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Warm Audio WA-47F Test

Das Warm Audio WA-47F ist nicht das erste Großmembran-Kondensatormikrofon mit einer 47 im Produktnamen. Es ist nicht einmal das erste 47 von Warm Audio: Das WA-47 und das WA-47jr. sind Mikrofone, die ich schon im Test hatte. Hier scheint Klärungsbedarf zu bestehen. Und natürlich zeigt dieses Review unabhängig von den anderen Produkten, wie sich das Warm Audio WA-47F so schlägt. 

Klon des Neumann U 47 fet

Wo bei Mikrofonen eine 47 im Spiel ist, ist das ein Verweis auf eines der bekanntesten Studiomikrofone der Welt, den altehrwürdigen Studioklassiker Neumann U 47. Während das U 47 ein Röhrenmikrofon mit der Stahlröhre VF-14 ist, ist das spätere Neumann U 47 fet ein Transistormikrofon. Vor wenigen Jahren hat Neumann dieses Mikrofon wieder neu aufgelegt, hier ist der Test des U 47 fet

Quick Facts zum Warm Audio WA-47F

  • Mikrofon nach Art des Neumann U 47 fet
  • Look und Grundfunktionen wie beim Vorbild

Details

Warm Audio WA-47F und seine Verwandten

Das Versprechen, die verschiedenen 47er von Warm Audio auseinander zu dividieren, will ich nicht brechen:

Übersichtstabelle Warm-Audio 47er-Mikrofone

Warm-Audio-MikrofonWA-47WA-47jr.WA-47F
VorbildNeumann U 47Neumann U 47Neumann U 47 fet
Patterns931 (Niere)
BesonderheitenTransistor statt Röhre

 

Äußerlich als 47 fet klar zu erkennen

Schon am Look erkennt man, dass nicht das Neumann U 47, sondern das U 47 fet das Vorbild war. Der zylindrische Korpus ist noch kürzer als beim Shortbody-47, dadurch sieht das Mikro etwas gedrungen aus. Gestalterisch die größte Auffälligkeit ist sicher der Bügel, mit dem das Mikrofon ausgerichtet wird.

Rückseite des WA-47F

Der ausladende Drahtgeflechtkorb mit Metallgaze zitiert in der Form ebenfalls das Original. Auf der Vorderseite des WA-47F befindet sich das Warm-Logo, der Kopfring trägt das Nierensymbol als Kennzeichen des Patterns – und als Information, wo „vorne“ ist.

Rückseitig sind zwei Schieberegler eingelassen, die das sanfte 140Hz-Hochpassfilter und die Vordämpfung von 10 dB aktivieren. Anders als bei Neumann bleibt die Bodenplatte aber ohne Bedienelement. Dort ist beim echten 47 fet eine zusätzliche 6dB-Dämpfung schaltbar. 

Vordämpfung und Hochpassfilter
Fußteil des Neumann-Klons

Ordentliche Teilchen im WA-47F

Warms Strategie ist es, preiswerte Produkte in China fertigen zu lassen, aber ordentliche Bauteile zu verwenden und eine vernünftige Qualitätskontrolle durchzuführen. Im Warm WA-47F kommen unter anderem Bauteile von WIMA zum Einsatz. Die wohl wichtigste Besetzung ist die des Mikrofon-Ausgangsübertragers. Dieser ist ein AMI, der in den USA hergestellt wird. Die Kapsel nennt sich WA-47-B-50v. Anders als die WA-47-B-50v in den anderen beiden 47ern von Warm ist die rückseitige Membran nicht beschichtet und nicht kontaktiert. Es handelt sich schließlich um eine feste Niere. 

Neben dem AMI-Übertrager kommen weitere hochwertige Bauteile zum Einsatz,

Der grafische Frequenzgang des Klons ist stark geglättet, lässt aber dennoch Eigenschaften erkennen, die man auch m Neumann findet. Ein leicht höhenlastiger Klang mit einer leichten Rücknahme der Schärfe und einem ordentlichen Abfall zu 20 kHz hin ist keine Überraschung. Die Angaben von 18 dB(A) Eigenrauschen und 137 dB SPL max. SPL sind identisch mit denen des Originals. Vorausgesetzt, max. SPL ist mit 0,5% THD+N definiert und nicht mit 1%. 

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Verarbeitung des Warm Audio WA-47

Kennt man ein Neumann U 47 fet von Bildern her, wird der Unterschied nicht so deutlich. Im Vergleich ist die Materialqualität von Warm Audios Nachbau schon eine Stufe unter der des Neumann, aber dennoch mehr als nur akzeptabel. Die Verarbeitung ist auch gut, lediglich Bügel und Bodenplatte wirken deutlich einfacher. Warm bemüht sich aber erfolgreich um ein gehobenes Auftreten, was nicht zuletzt die Holzschatulle zeigt, die neben allerhand Swag zum Lieferumfang gehört. 

Niere und Logo
Materialien und Herstellung sind ordentlich, aber nicht umwerfend.
Holzschatulle zur Aufbewahrung des Mikrofons

Bedienung besser, schlechter, anders?

Nicht ganz begeistert bin ich von der Bügelkonstruktion, die deutlich weniger wertig wirkt. Die Bedienbarkeit der rückseitigen Schalter ist hingegen sogar besser als beim Original. Natürlich ist es Geschmackssache und eine Frage des Einsatzortes: Die eingelassenen Schiebeschalter des Neumanns verstellt man eben nicht aus Versehen mal. Dass eine zusätzliche Vordämpfung fehlt, ist im Betrieb zu verschmerzen, ist jedoch eine klare technische Besonderheit des Neumann. 

Verbindung zwischen Mikrofon und seinem Bügel

Nah beieinander

Bei Mikrofonen geht es (wenig überraschend) in erster Linie um ihre Klangeigenschaften. Diese liegen beim Warm Audio WA-47F nah am Original, wenngleich die etwas nach „ch“ klingende Komponente im Klang von 47-fet-Mikros beim Warm etwas plumper und aufgesetzter ausfällt als beim Original aus Deutschland. Das echte 47 fet klingt angenehm „kreidig“, ohne dass es zu schnell zu aufdringlich wird. Dennoch ist auch das Warm Audio WA-47F schön durchfärbend und drückt dem Material einen durchaus edlen Stempel auf. Bei Vocals und Akustikgitarren wirkt das minimal weniger hochwertig mit dem Klon von Warm Audio. Ich gebe aber zu: Das sind Nuancen, die natürlich nicht über Topp oder Flopp einer Produktion entscheiden…

Audio Samples
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Warm Audio WA-47F, 30 cm Warm Audio WA-47F, 10 cm Warm Audio WA-47F, 10 cm, HPF Telefunken TF47, 30 cm the t.bone SC1200, 30 cm

An Vocals ausprobiert, zeigt sich eine schöne Auflösung gerade in den Mitten. Das Mikrofon besitzt auch bei nah und gleichzeitig laut gesungenen Stimmen weiterhin viel Detail. Der Nahbesprechungseffekt schiebt ordentlich Bass durch das Kabel, aber nicht zu übertrieben. Wenn das trotzdem zu viel sein sollte, ist das Hochpassfilter mit der recht hohen Einsatzfrequenz genau die richtige Wahl.

Zwei wichtige Begriffe sind gefallen: „Bass“ und „Pegel“. Zwar würde es zu weit gehen, diesen Mikrofontypus als „Rock-Mikrofon“ zu bezeichnen, doch werden gerade laute Stimmen, die sich in dichten Mixes durchsetzen müssen undbasslastige Signale wie Bassverstärker und insbesondere Bassdrum gerne mit einem 47 fet abgenommen. Das Warm Audio WA-47F erfüllt genau diese Aufgabesehr gut. Hier wurde nichts von dem „wegentwickelt“, was ein 47 fet ausmacht. So ist es wuchtig, pegelfest und durchsetzungsfähig. Kurzum: Ein stimmiges Budget-47-fet. Auf der anderen Seite derhohen Pegelfestigkeit steht das Eigengeräusch. Und tatsächlich kann das WA-47F nicht mit auf flüsterleisen Betrieb getrimmten Kondensern wie etwas einem Microtech Gefell M 930 oder einem Neumann TLM 103 mithalten.Auch das Polar Pattern ist nicht so stabil, wie man es von moderneren Mikrofonen her kennt – schon das Neumann U 47 fet war kein wirklicher Meister in dieser Disziplin.

Audio Samples
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30 cm, 0 Grad 30 cm, 45 Grad 30 cm, 90 Grad
Kapsel, hier der Blick von oben auf die unkontaktierte Rückseite

Vorsicht vor Trittschall

Eher schwach ist der Schutz des Mikrofonsignals vor nicht durch die Luft, sondern durch den Körperweg übertragenen Schall. Stößt man gegen den Mikrofonständer, tappt auf dem Boden in dessen Nähe mit oder gibt es gar eine zu direkte Verbindung zwischen Schallquelle nd Mikrofon (Drum-Hardware ist da beliebt…), zeigt sich das im Signal deutlicher als mit den meisten anderen Mikrofonen. Ein sehr schwerer Mikrofonständer à la Triad-Orbit Starbird könnte das verringern, besonders aber eine Mikrofonspinne. Diese ist aber beim WA-47F wie bei seinem Vorbild nicht vorgesehen. Die Poppempfindlichkeit entspricht der des Originals. 

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Fazit

Mit dem Warm Audio WA-47F bekommt man ein Mikrofon, das seinem Vorbild, dem Neumann U 47 fet, sehr ähnlich sieht. Bis auf Details ist auch die Ausstattung des Klons gleich. Es zeigt sich auch klanglich, dass sich das Team von Warm deutlich Mühe gegeben hat, nicht einfach ein nach 47-fet aussehendes Mikrofon zusammenzuschustern. Nein: Es klingt so hochwertig, wie an es von einem Mikrofon der 1000-Euro-Klasse erwarten kann und sollte.  Nicht unerwähnt bleiben sollte aber, dass es für diesen Preis auch schon Mikrofone mitteleuropäischer Hersteller von ebenfalls sehr hoher Qualität gibt – allerdings mit weniger „History“.

  • Großmembran-Kondensatormikrofon
  • mittenkontaktierte Nierenkapsel
  • Hochpassfilter schaltbar (140 Hz, einpolig)
  • Vordämpfung schaltbar (10 dB)
  • Frequenzgang: 20 Hz – 19 kHz (ohne Angabe des Toleranzwertes)
  • Ausgangsimpedanz: 150 Ohm
  • Lieferumfang: Holzkiste
  • Webseite: warmaudio.com
  • hergestellt in: China
  • Preis: € 854,– (Straßenpreis am 9.11.2022)

Alternativen zum Warm Audio WA-47F

United Studio Technologies UT-FET47 – ähnlich bepreister Neumann U-47-fet-Klon

Horch FM2J – deutlich teureres Mikro, aber mit umschaltbarer Charakteristik, Made in Germany

Neumann U 47 fet i – aktuelle Ausgabe des U 47 fet, deutlich teurer, aber besserer Werterhalt, Made in Germany

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • wesentliche 47-fet-Klangeigenschaften zum günstigen Preis
  • pegelfest
  • bassstark, mit gutem HPF
Contra
  • hohe Trittschallempfindlichkeit
Artikelbild
Warm Audio WA-47F Test
Für 673,00€ bei
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Klon des Neumann U 47 fet

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