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Walrus Audio 385 Test

Das Walrus Audio 385 Overdrive-Pedal betritt völlig neues Gelände, denn als Vorbild unseres Testmodells hat der Hersteller nicht etwa einen Röhrenamp wie den Marshall Plexi, den JCM800 oder einen Fender Tweed auserkoren. Auch Pedal-Legenden wie Tube Screamer oder Klon Zentaur waren nicht im Fokus. Das Vorbild des Walrus 385 ist der Bell & Howell 385. Aha – Bildungslücke in Overdrive-Pedalkunde? Nein, denn der Bell & Howell 385 lässt sich nicht so leicht aufs Board montieren, denn bei diesem Gerät handelt es sich um einen Filmprojektor aus den 1950er Jahren, dessen Ton aus einer Röhrenendstufe schallte. Ungewöhnlich? Nicht wirklich, denn wohl jedes Gerät, das mit Röhren ausgestattet ist und über eine Eingangsbuchse verfügt, wurde im Laufe der Zeit von Gitarristen auf klangliche Tauglichkeit und vor allem Zerrfreundlichkeit überprüft. Walrus Audio hat nun den Klang dieses Filmprojektors in einem kleinen Pedal konserviert.


Der Bell & Howell 385 ist ein 16 mm Filmprojektor, der über einen sogenannten Filmosound-Amplifier verfügte, der das Audiosignal von der Filmrolle an den Lautsprecher im Projektor weiterreichte. Der Verstärker hatte eine Leistung von 18 Watt und wurde mit zwei 6V6 Röhren in der Endstufe und einer 12 AX7 in der Preamp-Sektion betrieben. Geregelt wurde mit Volume und Tone und es heißt, dass dieser Verstärker klanglich in Richtung Fender Tweed Deluxe gehen soll.

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Details

Gehäuse/Optik

Das 385 Overdrive Pedal kommt im schwarz-grünen Metallgehäuse mit einer Grafik des Filmprojektors auf der Oberseite. Hier finden wir neben dem Fußschalter die Regelmöglichkeiten in Form von vier sehr stabilen Potis mit schwarzen Knöpfen und weißen Strich-Markierungen, die auch bei wenig Licht auf der Bühne die Stellung anzeigen. Der Pedalstatus wird durch eine helle, weiße LED markiert.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Walrus Audio 385 erscheint im 71 x 122 x 57 mm (B x T x H) grou00dfen, schwarz lackierten Metallgehu00e4useu2026

Die Anschlüsse sind an den Seiten geparkt, wie üblich rechts der Eingang und links der Ausgang in Richtung Amp. Ein 9V-Netzteil wird an der Stirnseite des Pedals angeschlossen – Batteriebetrieb ist nicht möglich, was bei 100 mA Stromaufnahme auch nervig und teuer würde. 100 mA deshalb, weil intern die Spannung für eine bessere dynamische Ansprache auf 18 Volt hochgeschraubt wird. Der Boden des Pedals ist komplett glatt, Klettband kann gut befestigt werden, auch die Mounting-Plate-Montage an den Schrauben der Bodenplatte macht keine Probleme. Wer das Pedal ohne Board nutzen möchte, für den liegen im Karton vier Gummifüße zum Aufkleben bereit.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Verbindung zur Aussenwelt erfolgt u00fcber die obligatorischen Klinkenbuchsenu2026

Bedienung

In punkto Bedienelemente hat das 385 von Walrus Audio im Gegensatz zum Vorbild etwas aufgerüstet. Während der Bell & Howell mit einem Volume- und einem Tone-Regler ausgestattet ist, stehen beim Pedal zur Einstellung von Lautstärke und Zerrgrad mit Volume und Gain zwei getrennte Regelmöglichkeiten zur Verfügung. Dabei übernimmt der Gain-Regler die Funktion des Volume-Reglers am Original und sorgt für fein dosierbare Verzerrung. Der Volume-Regler am Pedal ist lediglich für eine neutrale Lautstärkeanpassung zuständig, er hat keinen Einfluss auf das Zerrverhalten. Auch für die Klangregelung gibt es mit Bass und Treble zwei Regler und dadurch genauere Eingriffsmöglichkeiten als beim Vorbild.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Oberseite sind vier Potis mit schwarzen Potikappen, eine Status-LED und der Fuu00dfschalter platziert.
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Praxis

Das 385 Overdrive-Pedal ist an meinen Sovtek MIG-50H angeschlossen, der Amp ist clean eingestellt und läuft über eine Marshall 4×12 Box mit Greenbacks. Abgenommen wird das Ganze von einem Neumann TLM-103. Zu Beginn wird erst einmal die Reichweite des Gain-Reglers getestet und danach folgt die Ansprache auf die Aktionen mit dem Volume-Poti an der Gitarre bei weit aufgedrehtem Gain. Die anderen Regler sind dabei immer in mittlerer Position (12 Uhr).

Audio Samples
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Gain Check Ansprache auf Volume-Poti der Gitarre
VolGaiBasTre
Gain-Check: Zuerst Bypass, dann Gain-Regler auf 7, 9, 12, 15 und 17 Uhr (Jaguar P90)12var.1212
Volume Poti Gitarre: Hals-Pickup (Vol 3) – Steg-Pickup (Vol 3) – Steg Pickup (Vol 10 > Vol 3) (Jaguar P90)12151212

Respekt! Da steckt eine Menge an Zerrpotenzial in unserer Filmprojektor-Zerrmaschine. Es geht los mit leichter Übersteuerung bei komplett zurückgenommenem Regler. Das Pedal ist nicht hundertprozentig neutral, es bringt einen eigenen Charakter mit und der erzeugt einen Hauch mehr obere Mitten und Höhen, sodass der Klang etwas frischer und offener wirkt. Dreht man den Gain-Regler weiter auf, dann erhalten wir in feinen Abstufungen diverse Crunch-Overdrive-Sounds bis zur mittleren Reglerposition, die schon ein ordentliches Rockbrett abfeuert. Nach 12 Uhr legt der Kollege nochmal eine Schippe drauf und der Sound bekommt etwas mehr Verzerrung und Sustain. Der Klang wird aber eher körniger und grober, es geht schon in die Fender-Tweed-Ecke, aber mit wesentlich mehr Gain. Der Zerrgrad lässt sich ausgezeichnet über das Volume-Poti der Gitarre regulieren, was im vorangegangenen Beispiel sehr gut zu hören war. Auch die Klangübertragung ist bei hohen Zerrgraden trotz eines recht dreckigen Sounds noch sehr definiert, die einzelnen Saiten sind im Zerrwust gut hörbar und Akkorde jenseits der Powerchords ebenfalls. Nun hören wir uns die Auswirkungen an, wenn etwas beherzter an der Klangregelung geschraubt wird.

Audio Samples
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Bass-Regler Check Treble-Regler Check
VolGaiBasTre
Klangregelung: Bass-Regler Sweep von 7 auf 17 Uhr1412var.12
Klangregelung: Treble-Regler Sweep von 7 auf 17 Uhr141212var.
Von leichter Übersteuerung bis zum Mid-Gain-Brett liefert das 385 ausgezeichnete Zerrsounds mit dem typischen Vintage-Vibe.
Von leichter Übersteuerung bis zum Mid-Gain-Brett liefert das 385 ausgezeichnete Zerrsounds mit dem typischen Vintage-Vibe.

Die Klangregelung hat klaren Einfluss auf den Zerrgrad im entsprechenden Frequenzbereich. Nimmt man die Bässe zurück, wird auch der Zerrsound etwas drahtiger. Gleicht man den Pegel bei weiter zurückgenommenen Bässen mit dem Volume-Regler aus, können Humbucker-Gitarren etwas schlanker geformt werden. Auf der anderen Seite erhalten Singlecoil-Gitarren mehr Muskeln, wenn die Bässe angehoben werden. Regelweg und Wirkungsbereich sind bei beiden Reglern sehr gut gewählt und daher auch in voller Bandbreite einsetzbar, wobei es natürlich auf die angeschlossene Gitarre ankommt. Mit dem Treble-Regler lässt sich der Zerrgrad ebenfalls beeinflussen, was sich in den oberen Mitten und Höhen abspielt. Hier ist die Center-Frequenz sehr gut gewählt und ein herzhafter Umgang mit dem Poti durchaus angesagt. Mit dem Anschlag an der Gitarre lässt sich der Zerrgrad bis zur mittleren Gain-Einstellung ebenfalls erstklassig regeln. Bei höherem Zerrgrad wird es dann schwieriger, was aber normal ist. Hier kommt ein Beispiel mit der Les Paul und Gain auf 13 Uhr.

Audio Samples
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Dynamisches Spiel
VolGaiBasTre
Anschlagsdynamik: Zuerst leicht mit den Fingern, dann hart mit dem Pick angeschlagen (Les Paul)12131214

Der Sound geht bei höheren Treble- und Bass-Einstellungen schön in die Knie, ein Kompressionsverhalten, das man von alten Röhrenamps mit geringer Leistung kennt, wenn die Endstufe extrem ins Schwitzen gerät. Das klingt dann herrlich nach Fuzz, und obwohl der Zerrgrad schon recht hoch ist, sind die einzelnen Töne bei Akkorden oder zweistimmigen Aktionen sehr gut auszumachen. Auch mit Downtunings gibt es keine Probleme, die tiefen Frequenzen meistert der 385 Overdrive sehr gut. Hier kommen noch weitere Beispiele mit unterschiedlichen Einstellungen.

Audio Samples
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Fuzzy Riff (Les Paul) Crunch Rhythm (Strat) Drop A Riff (Bariton Les Paul) Picking – Strumming (Jaguar P90)
VolGaiBasTre
Fuzzy Riff (Les Paul)12141516
Crunch Rhythm (Strat)12111413
Drop A Riff (Bariton Les Paul)12151314
Picking – Strumming (Jaguar P90)13101513
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Fazit

Erstklassig! Das Walrus Audio 385 Overdrive Pedal liefert eine ausgezeichnete Performance als Zerrgenerator mit dem typischen Vintage-Vibe. Im Angebot sind Zerrsounds von leichter Übersteuerung bis zum Mid-Gain-Brett, klanglich tendiert das Ganze eher in die Fender Tweed Ecke mit leicht fuzzigen Bässen bei hohen Zerrgraden. Auf alle Fälle hat das Pedal Charakter und punktet zudem mit einer ausgezeichneten Klangübertragung und Reaktionsfreudigkeit auf die Aktionen an der Gitarre. Klang und Zerrgrad können sehr gut mit dem Anschlag oder mit Aktionen am Volume-Poti der Gitarre gesteuert werden.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • charaktervolle Zerrsounds
  • transparent auch bei hohem Zerrgrad
  • Reaktion auf Anschlag und Volume-Poti-Aktionen an der Gitarre
  • hochwertige Komponenten
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • keins
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Walrus Audio 385 Test
Für 219,00€ bei
Das Walrus Audio 385 Overdrive liefert authentische Röhrenendstufen-Sounds in Anlehnung an den Bell & Howell Filmosound-Projektor aus den 1950er Jahren.
Das Walrus Audio 385 Overdrive liefert authentische Röhrenendstufen-Sounds in Anlehnung an den Bell & Howell Filmosound-Projektor aus den 1950er Jahren.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Walrus Audio
  • Modell: 385
  • Typ: Overdrive Effektpedal
  • Regler: Volume, Gain, Bass, Treble
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Stromaufnahme: 100 mA
  • Spannung: 9V (nur Netzteil)
  • Maße: 71 x 122 x 57 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 270 Gramm
  • Ladenpreis: 209,00 Euro (August 2017)
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