Bei uns gehört er nicht unbedingt zu den Namen, die täglich im Fokus stehen, aber man kann die von Peter Traynor schon 1963 in Toronto, Kanada, gegründete Firma durchaus als Traditionshersteller bezeichnen. Mit diversen innovativen Produkten im Bereich der PA- und Verstärkertechnik war er schon früh kommerziell erfolgreich und baute sein Unternehmen über die Jahrzehnte stetig aus. Bis heute gilt seine in Ontario ansässige Produktion als sichere Bank, wenn es um solide Produkte mit dem gewissen Extra geht.
Nachdem wir den kleinsten Spross aus der Traynor-Familie, den Dark Horse, getestet und für tauglich befunden haben, geht es diesmal um einen 50-Watt-Combo, der auf den klangvollen Namen YCV50B hört. Bei der Namensgebung war der Hersteller zwar nicht sonderlich einfallsreich, aber Namen sind bekanntlich Schall und Rauch. Zumal für uns eher der Schall zählt, den der Combo aus seinem Speaker entlässt. Und wie sich der YCV50B unter diesen Gesichtspunkten im Test geschlagen hat, das erfahrt ihr hier.
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Details
Gehäuse / Optik Der Traynor Combo präsentiert sich als Toploader, was bedeutet, dass die komplette Reglermannschaft von oben erreichbar ist – das Bedienfeld befindet sich im hinteren Bereich der Oberseite. Und dafür wird auch die komplette Breite benötigt, denn der Amp ist zweikanalig ausgelegt, und jeder Kanal verfügt über eine getrennte Klangregelung.
Dort oben finden wir natürlich auch den Kunstledergriff, mit dem man den Kasten gut balanciert tragen kann. Das allerdings nicht allzu weit, denn bei knapp 24 Kilo Lebendgewicht macht der mäßig trainierte Gitarristenarm schon nach kurzer Strecke schlapp. Wir wissen aber seit Fender Twin und Vox AC30, dass gute Amps leider auch ein mehr oder weniger stattliches Gewicht haben, denn harte Röhrenpower fordert eben an gewissen Stellen ihren Tribut. Der Combo ist zudem stabil und robust gebaut, das Gehäuse aus Multiplex mit schwarzem Kunststoff überzogen und an allen Ecken mit Metallschonern versehen. Das Innenleben wird von fünf Röhren auf Betriebstemperatur gehalten, drei 12AX7 in der Vor- und zwei EL34 in der Endstufe, die das aufbereitete Signal schließlich an den 12“ Celestion Vintage 30 Speaker weiterreichen. Der Lautsprecher wird vorne von einem schwarzen Bespannstoff abgedeckt, hinten ist der Combo zur Hälfte offen. Für stabilen und rutschfesten Halt auf der Bühne und beim Transport sorgen vier große Gummifüße an der Unterseite.
Bedienfeld Der YCV50B ist komplett zweikanalig aufgebaut. Kanal 1 sorgt mit seinen Reglern auf der linken Seite des Bedienfeldes für die verzerrten Töne. Neben Gain und Volume für Verzerrungsgrad und Lautstärke erlaubt eine Dreiband-Klangregelung (Bass, Treble, Middle) tiefergehende Eingriffe in das Frequenzband. Für noch mehr Verzerrung ist eine Boost-Schaltung zuständig, die mit einem Taster auf dem Bedienfeld aktiviert wird. Selbstverständlich kann diese Funktion auch mit dem Fußschalter ferngesteuert werden. Es geht weiter mit Kanal 2, der für die unverzerrten Klänge zuständig ist. Hier hat man neben einer identischen Dreiband-Klangregelung lediglich einen Volume-Regler zum Justieren der Lautstärke zur Verfügung. Wer es in den Höhen etwas präsenter liebt, der freut sich über den zusätzlichen Brightness-Taster. Die Mastersektion ist mit einem Volume-Regler, der die Gesamtlautstärke steuert (Master Volume) und dem Regler für den Anteil des Federhalls (Reverb) vertreten. Rechts außen finden wir das Lämpchen für den Betriebsstatus, bei Standby leuchtet sie rot, ist der Amp in Betrieb, wechselt sie nach Orange. Auch die beiden Kanäle kommen mit eigenen LEDs auf dem Bedienfeld, Kanal 1 ist orange, Kanal 2 grün. Wenn die Boost-Funktion im ersten Kanal aktiviert wird, leuchtet zusätzlich die rote LED über dem Boost-Taster. Die Anwahl der Kanäle erfolgt über den Channel Select-Taster oder mit dem mitgelieferten Fußschalter.
Rückseite Auf der Rückseite findet man drei Klinkenanschlüsse, zum einen die Buchse für den Zweifach-Fußschalter, mit dem die Kanäle umgeschaltet und die Boost Funktion aktiviert werden können, die beiden anderen sind dem internen seriellen Effektloop (Send, Return) vorbehalten. Hier werden externe Effektgeräte zwischen Vor- und Endstufe geschaltet. Eines hätte ich fast vergessen, denn ein weiterer Anschluss ist beim flüchtigen Hinschauen nicht sofort zu entdecken. Dabei handelt es sich um die Buchse für eine externe Lautsprecherbox, die sich ganz versteckt auf der Unterseite des Chassis befindet. Warum man diese Lösung bevorzugt hat, verstehe ich nicht ganz, denn man muss einmal um die Holzabdeckung auf der Rückseite herumgreifen, um das Lautsprecherkabel in die Buchse zu stecken. Das ist meiner Ansicht nach nicht sehr praktikabel, denn gerade wir Gitarristen wollen schnell zur Sache kommen und mögen es beim Aufbauen lieber schnell und unkompliziert.
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Praxis
Beim Praxistest beginnen wir wie immer mit den Cleansounds und tasten uns langsam in Richtung HiGain vor. Aus diesem Grund wird zuerst Kanal 2 bearbeitet, denn dieser ist für die unverzerrten Klänge zuständig. Um einen groben Überblick über den Grundsound dieses Kanals zu erhalten, habe ich alle Regler in die mittlere Position gebracht, und hier ist das klangliche Ergebnis:
Git.
Chan.
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Bright
Master
Rev.
Strat
2
5
5
5
5
Off
5
0
Audio
Samples
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/
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0:00
Clean
Wir erhalten ein relativ ausgeglichenes Frequenzbild, lediglich der Bassbereich ist einen Hauch erhöht. Der Verstärker klingt rund und warm. Wenn man einen etwas crisperen Sound haben möchte, dann lohnt es sich, den Brightness-Schalter zu aktivieren, denn mit ihm werden die Höhen ab ca. 5 kHz reichlich angehoben und der Klang wird wesentlich brillanter.
Git.
Chan.
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Bright
Master
Rev.
Strat
2
5
5
5
5
On
5
0
Audio
Samples
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/
0:00
0:00
Bright
Für Vintage-Sound und mehr Räumlichkeit hat man dem Amp einen Federhall mitgegeben. Mit dem Reverb-Regler wird der Effekt dem Originalsignal hinzugemischt. Hier eine kleine Kostprobe mit einer Einstellung des Reverb-Reglers von auf 4.
Git.
Chan.
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Bright
Master
Rev.
Strat
2
6
7
5
4
Off
5
4
Audio
Samples
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/
0:00
0:00
Clean Reverb
Der Regelweg des Federhalls ist sehr gut eingestellt. Hier lässt sich vom dezenten Reverb mit leichter Räumlichkeit bis zum scheppernden Spring Reverb einiges hervorzaubern. Die Nachhallzeit beträgt etwas drei Sekunden, das Direktsignal bleibt aber auch bei hoher Effektintensität immer noch klar im Vordergrund. Vor allem ist das Ganze gut dosierbar. Ihr hört im nächsten Beispiel vier verschiedene Einstellungen des Reverb-Reglers. Zuerst auf 2 dann, 5, 8 und 10.
Git.
Chan.
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Bright
Master
Rev.
Strat
2
6
7
5
4
Off
5
4
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Reverb
Ein etwas weiter aufgedrehter Volume-Regler entlockt dem Combo bereits leicht angezerrte Töne. Gepaart mit dem scheppernden Federhall sind da natürlich Surf-Sounds besonders originalgetreu nachzubauen. Dafür habe ich den Brightness-Taster aktiviert und die Höhen noch weiter aufgedreht, was einen sehr scharfen, leicht angezerrten Sound ergibt, der sich auch im Bandgefüge (Live und bei Aufnahmen) sehr gut durchsetzt.
Git.
Chan.
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Bright
Master
Rev.
Jaguar
2
8
6
4
6
On
5
9
Audio
Samples
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/
0:00
0:00
Surf
Bisher waren nur Gitarren mit Single-Coils, also mit niedriger Ausgangsleistung am Start. Nimmt man eine mit Humbucker, liefert auch der Clean-Kanal schon rotzige Verzerrungen. Hier ein Beispiel mit der SG.
Git.
Chan.
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Bright
Master
Rev.
SG
2
8
5
4
7
Off
5
1
Audio
Samples
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/
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Crunch Two
Verzerrung ist eine Sache, aber wichtig ist natürlich auch die Lautstärke, die der Amp im Clean-Bereich generiert, ohne zu zerren. Hier kann man sich entspannt zurücklehnen, denn die 50 Watt sind auf jeden Fall für Clubgigs (ohne Mikrofonabnahme) und auch zur Beschallung von größeren Bühnen geeignet. Der 1×12“ Speaker hat ein sehr gutes Abstrahlverhalten und klingt auch bei höheren Lautstärken keineswegs nölig. Wer noch mehr Membranfläche benötigt, hat immer noch die Möglichkeit, entweder eine Box zusätzlich zum internen Speaker anzuschließen, oder die Verbindung zum internen Lautsprecher zu trennen und diesen durch eine weitere Box zu ersetzen. Dann gibt es wirklich mächtigen Druck.
Und weiter geht es mit den dreckigen Sounds. Wir wechseln auf Channel 1 und beginnen zuerst einmal in der unteren Kategorie, der Gainregler steht auf 3, die restlichen habe ich in die mittlere Position gebracht und wir hören uns den Klangcharakter des ersten Kanals an. Hier fällt im Vergleich zu Channel 2 auf, dass der Bassbereich etwas ausgedünnter rüberkommt, was bei verzerrten Sounds nicht unbedingt nachteilig ist, denn dadurch ist die Transparenz in den tiefen Frequenzen gewährleistet.
Git.
Chan.
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Bright
Master
Rev.
SG
2
8
5
4
7
Off
5
1
Audio
Samples
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/
0:00
0:00
Crunch 1
Man bemerkt diese Transparenz sofort, wenn man den Gainregler weiter aufdreht. Die Verzerrung nimmt zu, der Sound wird aber nicht matschig. Gerade wenn man die tiefe E-Saite etwas heftiger bearbeitet, gibt es keine Probleme in Ansprache und Klangübertragung. Der Combo klingt frisch und offen, mit einem sehr rotzigen Sound. Für Blues-Rock á la Stevie Ray Vaughan bestens geeignet.
Git.
Chan.
Gain
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Boost
Master
Rev.
SG
1
3
10
5
5
5
Off
5
1
Audio
Samples
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/
0:00
0:00
Blues Rock
Jetzt wollen wir einen detaillierten Blick auf die Wirkungsweise der Klangregelung im ersten Kanal werfen. Der Höhenregler arbeitet bei ca. 3 kHz mit hohem Wirkungsgrad. Wenn man den Regler weiter aufdreht, werden auch die oberen Mitten zum Teil noch mit angehoben. Er geht also auch ein wenig in den Bereich des Mittenreglers, daher kann es mitunter bissig klingen, dreht man beide weiter auf. Ansonsten lassen sich Overdrivesounds in vielen Variationen generieren.
Git.
Chan.
Gain
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Boost
Master
Rev.
SG
1
8
7
0-5010
5
5
Off
5
1
Audio
Samples
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/
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0:00
Treble
Der Regler für den Bassbereich ist am dezentesten. Ab ca. 100 Hz abwärts wird hier auf das Frequenzspektrum eingewirkt, allerdings nicht so krass wie in den beiden anderen Bereichen. Das ist aber auch hier nicht notwendig, denn in der Praxis wird in den Tiefen meist nur etwas Feinkosmetik betrieben, nämlich meistens abgesenkt. Man hat ja für den unteren Bereich schließlich noch einen Bassisten auf der Bühne stehen.
Git.
Chan.
Gain
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Boost
Master
Rev.
SG
1
8
7
5
0-5-10
5
Off
5
1
Audio
Samples
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/
0:00
0:00
Bass
Die Centerfrequenz des Middle-Reglers liegt bei ca. 1 kHz, der breitbandig und beherzt eingreift. Der Mid Scoop Sound, bei dem der Mittenbereich so abgesenkt wird, dass der Frequenzverlauf grafisch der Form einer Badewanne gleicht, kann mit abgedrehtem Regler erzeugt werden. Dreht man Middle voll auf, dann entsteht die britische Verzerrung, bestens für alle Rockbereiche geeignet. Durchsetzungsfähig ist das Ganze auf jeden Fall.
Git.
Chan.
Gain
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Boost
Master
Rev.
SG
1
8
7
5
5
0-5-10
Off
5
1
Audio
Samples
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Middle
Wem die Verzerrung nicht ausreicht, der hat jetzt die Möglichkeit, noch einen draufzusetzen und den Boost zu aktivieren. Allerdings hat mir der Sound nur begrenzt gefallen, weil der Amp dann doch sehr stark komprimiert und der Klang, je weiter der Gain aufgedreht wird, undefiniert klingt. Dadurch verliert er seine gute Durchsetzungskraft, die er bisher im Kanal 1 hatte. Zu empfehlen ist eine Einstellung mit Gain bis 5. Dann lässt sich die Boost-Funktion ganz gut für den Leadsound nutzen, vorausgesetzt, der Verzerrungsgrad beim normalen Mode ist dafür ausreichend. Das muss jeder für sich testen und entscheiden. Um den maximalen Verzerrungsgrad zu demonstrieren, hier ein Beispiel mit weit aufgedrehtem Gain und abgesenkten Mitten für die Schwermetall-Fraktion.
Git.
Chan.
Gain
Vol.
Treb.
Bass
Mid.
Boost
Master
Rev.
LP
1
8
6
7
6
1
On
5
1
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Metal
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Dem Traynor YCV50B hätte man eigentlich noch den Namen ´Working Horse´ geben können, denn das trifft hier hundertprozentig zu. Der Combo ist geradlinig und ohne viel Schnickschnack aufgebaut und liefert alles Wesentliche, was ein Gitarrist zum Überleben auf der Bühne benötigt. Zwei Kanäle mit getrennter Klangregelung, einen lauten Cleansound, einen sehr dynamischen Zerrsound und eine sehr gut arbeitende Klangregelung. Bereits mit allen Klangreglern in mittlerer Position liefert er einen guten Grundsound für beide Kanäle, die dann noch etwas fein abgestimmt werden können. Die Boost-Funktion im verzerrten Kanal stellt gleich noch einen Leadsound mit etwas mehr Pegel und Gain zur Verfügung. Allerdings hat dieser bei höheren Gain-Einstellungen die Tendenz, den Klang etwas zu vermatschen – also nicht unbedingt eine Empfehlung für die HiGain- und Metal-Abteilung. Lässt man den Gainregler aber etwa auf mittlerer Position, erhält man einen guten verzerrten Rhythmus-Sound, und das Aktivieren der Boost-Funktion bringt einen schönen, sustainreichen Leadsound ans Ohr. Für den Gitarristen, der viele Gigs in unterschiedlichen Locations und Musikrichtungen spielt, ist der Combo ein wirklich gutes Arbeitsgerät, vor allem für den Preis!
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
getrennte Klangregelung für beide Kanäle
Wirkungsweise der Klangregelung (in beiden Kanälen)
lauter Cleansound
gutes Abstrahlverhalten des 12“ Lautsprechers
dynamische Ansprache im verzerrten Kanal
Preis/Leistung
Contra
Lautsprecher Ausgang schlecht zugänglich
Boost-Funktion führt bei höheren Gain-Einstellungen zu matschigem Sound
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