Wenn man alles richtig macht, kommt am Ende ein mittelgroßes Snare-Cajón für knapp 35 Euro heraus. Mit dem Cajon Construction Kit Bundle bietet das Musikhaus Thomann unter eigener Flagge einen Cajón-Bausatz an, der die Konkurrenz in Sachen Preis hinter sich lässt. Wie immer stellt sich dabei jedoch die Frage, ob sich die Sparsamkeit am Ende auch lohnt.
Wer selber Leim, Spanngurte und Schleifpapier zuhause hat, kann sogar noch etwas sparen und das Cajon Construction Kit ohne Add On Pack für 29 Euro kaufen. Wir haben aber das komplette Bundle bestellt und uns an die Arbeit gemacht.
Details
In zwei schlichten Kartons ist also alles enthalten, was man zum Zusammenbau dieses Cajóns braucht. Naja, fast alles, denn beim Blick in die Bedienungsanleitung wird dann doch noch einiges aufgezählt, was man zusätzlich benötigt, doch dazu gleich mehr.
Das Cajon Construction Kit umfasst alle Teile für das fertige Cajón: Zwei Seitenwände, je eine Decken- und Bodenplatte, Schlagfläche und Rückwand, Snare- und Bodenleiste, eine Anpressplatte, eine Karton-Winkelschablone, diverse Schrauben und Nägel, einen Snareteppich und vier Gummifüße.
Alle Holzteile sind aus Birkenschichtholz gefertigt, sauber verarbeitet und, bis auf das Logo auf der Schlagfläche, naturbelassen. Das fertige Cajón wird es auf eine mittlere Größe von 44 x 29 x 30 Zentimetern bringen, also vor allem für Jugendliche und kleinere Erwachsene geeignet sein.
Im Add On Pack finden wir dann noch Express-Holzleim, Spanngurte und Schleifpapier mit 100er Körnung in jeweils doppelter Ausführung.
Laut Anleitung fehlen jetzt nur noch: Laub- oder Stichsäge, Hammer, Kreuzschlitz-Schraubendreher, Bleistift, Zollstock oder Lineal, Lack und Zubehör, sowie ein feuchtes Tuch zum Abwischen von überschüssigem Leim. Leider wurde in dieser Liste vergessen, dass man zum Anzeichnen und Aussägen des Resonanzlochs auch einen Zirkel und einen Bohrer benötigt. Zusätzlich lege ich auch noch einen Schleifklotz bereit.
Anzeige
Praxis
Zusammenbau des Korpus
Bevor ich die Seitenteile mit den Boden- und Sitzflächen (das sind übrigens zwei identische Teile) verleime, stecke ich den Korpus sicherheitshalber erst einmal trocken zusammen. Dabei stelle ich fest, dass die Fräskanten nicht hundertprozentig ineinander greifen und hoffe, dass die Spanngurte sie letztlich fest genug zusammenziehen, um die Lücken zu schließen. Nun verteile ich den Expressleim großzügig in den Fräskanten und stecke den Korpus zusammen. Hierbei sollte man zügig und sorgfältig vorgehen, da der Leim recht flott einzieht. Um später eine gute Auflage der Schlagfläche und Rückwand zu gewähren, müssen die Kanten absolut bündig abschließen.
Damit das Cajón später auch im Lot steht, wird im Anschluss die Karton-Winkelschablone im Inneren eingesetzt. Hierbei ist darauf zu achten, dass sie an drei Seiten stramm an der Innenseite des Korpus anliegt. Dann werden die Spanngurte angezogen, und der Leim darf erst einmal trocknen. Der Expressleim aus dem Add On Pack hat eine Trockenzeit von 4 bis 15 Minuten, was für eine Tasse Kaffee zwischendurch genau passt. Nach dem Trocknen sehe ich an den Außenkanten, dass trotz festen Spannens noch Spalten sichtbar sind.
1/4 Die Fräskanten passen leider nicht hundertprozentig ineinander.
2/4 Der Expressleim sollte großzügig aufgetragen und flott verarbeitet werden.
3/4 Die Trockenzeit reicht für eine Tasse Kaffee zwischendurch.
4/4 Sichtbarer Spalt an den Außenkanten (hier nach dem ersten Schleifgang).
Montage des Innenlebens
Als nächstes werden die Bodenleiste und die Leiste für die Snare in den Korpus geleimt. Beim Einsetzen der Bodenleiste verrutscht diese leider etwas, da der Leim im flüssigen Zustand auch ein ausgezeichnetes Schmiermittel darstellt. Eine Korrektur scheint mir schwieriger zu sein, als den kleinen Überstand der Leiste im Anschluss abzuschleifen. Dabei muss ich allerdings feststellen, dass das gar nicht so einfach ist, wenn man die Kante der Bodenplatte nicht auch mit abschleifen möchte.
Bei der Snareleiste bin ich dementsprechend etwas vorsichtiger und schraube anschließend den Snareteppich nach Anleitung daran fest.
Da Korpus und Innenleben nun bereit sind, kommt die Schlagfläche an die Reihe. Als ich sie probeweise schon mal auf den Korpus lege, stelle ich fest, dass dieser leicht rautenförmig statt exakt rechteckig geworden ist. Da hätte ich mit der Karton-Schablone wohl etwas genauer und sorgfältiger arbeiten müssen. Da Schlagfläche und Rückwand jedoch etwas größer als die Abmessungen des Korpus sind, kann ich diese Ungenauigkeit zum Glück gerade so ausgleichen, muss beim Verleimen aber sehr genau arbeiten.
Während die Schlagfläche, eingespannt zwischen Anpressplatte und Korpus, auf das Trocknen des Leims wartet, nehme ich mich des Resonanzlochs in der Rückwand an. Laut Anleitung soll das Loch rund sein, etwa zwölf Zentimeter Durchmesser haben und etwas oberhalb des Mittelpunktes der Rückwand platziert werden. Genauer wird die Positionierung nicht definiert. Also markiere ich die senkrechte Mitte und schnappe mir kurzerhand einen alten CD-Rohling (diese haben zwölf Zentimeter Durchmesser), um damit nach Augenmaß eine gute Position zu finden. Da die CD nun schon mal da liegt, vergesse ich den Zirkel und schnappe mir den Bleistift, um das Loch zu markieren.
Das Aussägen kann entweder mit einer Laubsäge oder einer Stichsäge erfolgen. Bevor die Rückwand an den Korpus geleimt wird, muss das Resonanzloch noch geschliffen werden.
1/3 Ermitteln und Anzeichnen der Position des Resonanzlochs.
2/3 Wer mag, kann statt einer Laubsäge auch eine Stichsäge benutzen.
3/3 Fast rund: An seinen Laubsäge-Skills muss der Autor wohl noch arbeiten.
Schleifen bis der Arzt kommt
An diesem Punkt scheint es mir sinnvoll, von der Reihenfolge, die die Anleitung vorgibt, abzuweichen und erst im letzten Schritt die Gummifüße zu montieren. Also mache ich mich an die wohl arbeitsintensivste Phase des Projekts und rücke den Kanten mit Schleifpapier zu Leibe. Zunächst gilt es, die Überstände von Schlagfläche und Rückwand abzunehmen und anschließend alle Kanten gut abzurunden. Im Laufe dieser Arbeit merkt man erst, was für ein Luxus es ist, auf fertig gebauten Cajónes mit stark abgerundeten Kanten zu spielen. Von Hand so viel Material abzutragen, braucht viel Geduld, doch es ist glücklicherweise jedem selbst überlassen, ob er diese aufbringen möchte. Ich schraube meinen Anspruch, alles von Hand zu machen, jedenfalls nach einer halben Stunde emsigen Schleifens herunter und steige auf einen Exzenterschleifer um. Nach weiteren 15 Minuten bin ich dann zufrieden mit den fabrizierten Kanten.
1/5 Nach dem ersten Schleifgang von Hand sind die Kanten redlich abgerundet.
2/5 Mit einem Exzenterschleifer legt der Autor noch einmal nach.
3/5 Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die obere Kante der Schlagfläche gelegt werden.
4/5 Nun werden noch die Gummifüße angeschraubt.
5/5 Das fertige Cajon steht zum Spieltest bereit.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Da man beim Zusammenbau des Cajóns schon immer in Gedanken beim fertigen Instrument ist, freut man sich natürlich besonders, wenn man das erste Mal aufsitzt. So bin auch ich gespannt auf Spiel- und Klangqualität der selbstverleimten Kiste.
Der Grundcharakter des Cajóns lässt sich als resonant und holzig beschreiben, wobei die Snares am oberen Rand etwas schneller reagieren und sich dafür weniger in den Basston mischen dürften. Angesichts des Preises geht der Sound jedoch in Ordnung und reicht aus, um die ersten Schritte am Cajón zu meistern.Der Spielkomfort ist natürlich sehr davon abhängig, wie viel Zeit und Mühe man in die Schleifarbeit investiert hat.
In den folgenden Audiobeispielen könnt ihr euch die Kiste anhören.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
SoundcheckSamba-ReggaeBesen-Groove6/8 Groove
Anzeige
Fazit
Selberbauen macht Spaß. Wenn dabei noch ein spielbares Instrument herauskommt und sich die Kosten in Grenzen halten, um so mehr. Somit bietet das Thomann Cajon Construction Kit in Kombination mit dem Add On Pack eine tolle Möglichkeit, günstig an ein eigenes und ganz persönliches Cajón zu kommen. Der Zusammenbau lässt sich recht einfach bewerkstelligen, birgt aber auch ein paar Herausforderungen, da die Verbindungen der Fräskanten nicht hunderprozentig passen und die Anleitung bezüglich der Position des Resonanzlochs keine genauen Auskünfte gibt. Auch die Liste der benötigten Werkzeuge am Anfang der Anleitung ist nicht vollständig. Was den Klang betrifft, darf man natürlich keine Wunder erwarten, doch trotz der etwas trägen Snare-Ansprache und recht viel Snare-Sound im Bass bietet das Cajón einen ordentlichen, resonanten Sound, mit dem Einstiger und Gelegenheitsspieler mehr als zufrieden sein können.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.