Taurus T-DI Test

Der Taurus T-DI Bass Preamp im bonedo-Test – Die polnische Verstärkerschmiede Taurus gewinnt in den letzten Jahren zusehends an Popularität – sicherlich nicht zuletzt dank einer Reihe sehr prominenter Werbeträger – und kann inzwischen mit einem stattlichen Line-Up aufwarten, das sich in erster Linie an die Freunde der tiefen Töne wendet. Den Grundstein für die Firma legte der Gitarrist und Sound-Enthusiast Adam Kozakiewicz bereits in den späten Siebzigern, als er Gitarrenverstärker unter besagtem Namen für die Bands konstruierte, in denen er mitwirkte. 1983 gründete er mit Box Electronics die Firma, die zukünftig unter anderem seine Taurus Bass- und Gitarrenverstärker vermarktete.

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Aus Box Electronics wurde im Laufe der Jahre ein bedeutender Anbieter von Sound-Systemen, wobei Adam weiter seiner Passion nachging und unter dem geschichtsträchtigen Label Taurus Gitarren- und Bassverstärker konstruierte. Für unseren ersten Taurus-Test bei bonedo haben wir uns aus der hochwertigen „Silver Line“ den Bodentreter T-DI ausgesucht, eine Basspreamp-/DI-Box-Kombination mit Röhrensimulation und einer ausgeklügelten EQ-Sektion im Stompbox-Format.

Details

Der T-DI Preamp ist in ein mittelgroßes Metallgehäuse verpackt und kommt mit einer markanten und durchaus edlen Optik. Die glänzende Edelstahl-Oberseite beherbergt ein mattschwarzes Panel mit allen Bedienelementen in Form eines Stierkopfes (lat. Taurus), große Bereiche links und rechts davon sind hintergrundbeleuchtet und signalisieren den Betriebsstatus des Pedals. Die verschraubte Box macht einen absolut robusten Eindruck und wird auch dem harten Bühnenalltag problemlos gewachsen sein. Zur Ausstattung gehören Gummifüße oder wahlweise Klettstreifen, die man selber anbringen kann, damit der Treter auf glattem Boden festen Halt bekommt oder in einem Pedalboard seinen Platz findet. Außerdem gehört ein 12-Volt-Netzteil zum Lieferumfang, denn für den Betrieb mit Batterien ist das T-DI nicht vorgesehen. Für mehr Dynamik werden die 12 Volt im Inneren des Gerätes übrigens auf 24 Volt hochtransformiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Kein Stiernacken, sondern ein Stierkopf ziert die Bedienfläche des Taurus.

Die Bedienung des Preamps ist im Großen und Ganzen selbsterklärend und dürfte den erfahrenen Tieftöner kaum vor Rätsel stellen, lediglich die EQ-Sektion bietet einige Besonderheiten. Sowohl unter dem Bass- als auch unter dem Höhenregler sitzt ein Schalter mit drei Positionen, der auf die Effektivität des jeweiligen Bandes wirkt und damit zusätzliche Soundvarianten möglich macht. In der Mittelstellung sind die Switches neutral und haben keinen Einfluss auf den Sound, nach rechts wird die Centerfrequenz der entsprechenden Regler um satte 6dB zusätzlich geboostet. Stellt man den Schalter nach links, wird die Frequenz entsprechend abgesenkt. Auf das Mittenspektrum kann man nur mit dem „Punch“-Schalter, dem sogenannten „Midrange Effectivity Switch“, Einfluss nehmen, den Rest regelt das von Taurus entwickelte MLO-System (Midrange Level Optimisation). Abhängig von der Stellung der Bass- und Höhenregler tuned dieses MLO automatisch den Mittenbereich und soll damit dafür sorgen, dass auch bei starken Soundveränderungen die Lautstärke gleich bleibt. Man darf gespannt sein, wie diese Entwicklung in der Praxis funktioniert. Wenn sie das tut, was der Hersteller verspricht, setzt sich Taurus auf jeden Fall von der Konkurrenz im Bass-Preampmarkt ab. Die verbleibenden Regler sind wirklich intuitiv zu bedienen und schnell erklärt. Links oben parkt ein weiterer Dreipositionenschalter, mit dem der Grundcharakter der Röhrensimulation von Vintage nach Modern oder einem Mix aus beiden geschaltet wird. Links der EQ-Sektion finden wir den Gainregler, rechts den Volume-Regler, und in ausreichender Entfernung von Potis und Schaltern den obligatorischen Stompbox-Fußtaster. Ob der bei Betätigung das Signal einfach nur stummschaltet oder den Preamp umgeht und auf True-Bypass legt, kann mit dem „Footswitch Mode“-Schalter unterhalb des Volume-Reglers bestimmt werden.

Spannungsversorgung, Input, Output und D.I.-Out sowie Ground-Lift-Schalter
Spannungsversorgung, Input, Output und D.I.-Out sowie Ground-Lift-Schalter

Alle Anschlüsse der Taurus T-DI sind frontseitig angebracht. Hier finden wir die zwei Klinkenbuchsen „In“ und „out“ für den Betrieb an einem Verstärker, den Direct-Out in Form einer XLR-Buchse zur Verbindung mit dem Mischer oder dem Recording-Equipment, den Groundlift-Schalter und schließlich die Buchse für das mitgelieferte Netzteil.

Praxis

Der Grundsound des T-DI hängt in erster Linie vom gewählten Charakter Vintage, Mix oder Modern ab, aber auch der Gainpegel spielt eine wichtige Rolle. Lässt man ihn ganz links auf Stellung „True“, bekommt man laut Taurus ein unverfälschtes Signal des Basses, das mit zunehmendem Regelweg immer mehr gesättigt wird. Der Sound verändert sich eher subtil, wird rauer mit mehr Obertongehalt. Crunch- oder gar Zerrsounds wie bei einer richtigen Röhrenvorstufe sind beim Taurus-Pedal allerdings nicht drin. Die True-Stellung scheint also eine gute Startposition zu sein, um sich zu Beginn mit den drei verschiedenen Charakteristiken vertraut zu machen, um dann später in die Klangtiefen der Box abzutauchen.

Auch bei höherem Gain noch lange kein "Zerrer": Taurus T-DI
Auch bei höherem Gain noch lange kein “Zerrer”: Taurus T-DI

Sofort beim ersten Ton fällt auf, dass der Sound auch in dieser neutralen Einstellung, unabhängig vom gewählten Charakter, ordentlich aufgepumpt wird. Das Fundament wird deutlich fetter und träger, die tieferen Mitten verziehen sich etwas in den Hintergrund und die Hochmitten und Höhen erfahren einen signifikanten Boost. Das hat schon dezentes Röhrenflair und klingt wirklich klasse.

Im Vintagemodus kommt der Sound etwas milder in den Höhen und wärmer in den Mitten, die Modern-Stellung liefert einen gescoopten Sound mit einer deutlichen Mittenabsenkung und stärker geboosteten Bässen und Höhen. Wer diese zwei Einstellungen zu extrem findet, der bekommt mit dem Mix-Charakter einen Mittelweg, einen guten Universalsound, der allerdings auch ordentlich angefettet und gescoopter als der direkte Basssound ist. Etwas neutraler klingt das T-DI Pedal mit gedrückter Punch-Taste, sie bügelt die Mittenabsenkung wieder aus, die man in allen drei Stellungen wahrnimmt und der Sound wirkt ebenmäßiger und ausgewogener.

Damit wären wir auch schon bei der EQ-Sektion angelangt, und die ist mit dem Taurus-eigenen MLO-System doch etwas gewöhnungsbedürftig. Auf jeden Fall sollte man sich Zeit nehmen, damit zu experimentieren. Aber dann stellt sich auch die Belohnung ein, denn durch die Möglichkeit, die Arbeitsweise der EQ-Regler mit den Effektivitätsschaltern zu beeinflussen, entsteht eine Fülle von Bearbeitungs- und Soundmöglichkeiten, die ein herkömmlicher EQ mit zwei Bändern nicht liefern kann. Am subtilsten arbeiten die EQ-Potis, wenn die Effektivitätsschalter in Linksstellung sind. Hier bekommt man über den ganzen Regelweg praxistaugliche Basssounds mit einem leichten Röhrencharakter in verschiedenen Schattierungen. Mit den Effektivitätsschaltern in Mittelposition und vor allem logischerweise ganz rechts in der Boostposition packt der EQ dann wirklich heftig zu und lädt zu Soundexperimenten ein.

Überraschend gut funktioniert dabei die Lautstärkeangleichung des MLO-Systems, man hat wirklich das Gefühl, dass der Sound auch bei extremen EQ-Einstellungen kaum lauter oder leiser wird, als es bei einem normalen EQ der Fall wäre. Ob das jetzt ein in der Praxis wertvolles Feature ist, sei dahingestellt. Schließlich dreht man beim Spielen nicht ständig am EQ, sondern stellt den Sound vorher ein und kann dann mit dem Volume-Regler die Lautstärke des bearbeiteten Sounds falls nötig an das Bypasssignal angleichen. Die Hauptaufgabe des MLO-Systems ist sicherlich die automatische Angleichung des Mittenspektrums je nach Stellung der Bass- und Höhenregler, damit der Sound auch bei extremen Settings nicht aus den Fugen gerät. Deutlich wahrnehmbar ist diese Arbeitsweise nicht, es fällt aber schon auf, dass die meisten Einstellungen wirklich brauchbare Sounds liefern, so wie es ein guter und effektiver EQ eben auch tun soll.

Audio Samples
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Flat, dann mit Punch Bass- und Treble-Boost, dann mit Punch Vintage Mix, dann Modern

Am besten klingt das T-DI allerdings mit aktiver Punch-Taste und dementsprechend geboosteten Mitten, der Sound behält dabei seinen dezenten Röhrencharakter und kommt fetter und präsenter, ist aber, unabhängig vom gewählten Charakter des Pedals, durchsetzungskräftiger und ausgewogener, wie ich finde. An der Funktion des EQs samt MLO-System gibt es also nichts auszusetzen, Kritik muss ich allerdings an der Bedienbarkeit üben. Die langen Effektivitätsschalter befinden sich direkt unter dem Bass- und Höhenregler, sodass sie nur sehr umständlich und mit spitzen Fingern bedient werden können.

Fazit

Das T-DI Pedal von Taurus kann ich allen Tieftönern ans Herz legen, die eine Preamp- und DI-Box Kombination mit eigenem Charakter suchen und keinen Wert auf die möglichst neutrale Wiedergabe des Basssignals legen. Der etwas raue Grundsound des T-DI wird sicherlich den Geschmack vieler Basser überwiegend aus dem Rockbereich treffen, die mit dem flexiblen EQ-System und dem Charakterwahlschalter effektive Klangwerkzeuge in die Hand bekommen, um den Sound nach ihren Vorstellungen zu formen. Der Preis geht in Anbetracht der gebotenen Features völlig in Ordnung, zumal es auch an der Verarbeitung der soliden Stompbox absolut nichts auszusetzen gibt. Taurus sollte allerdings die Anordnung der Regler zugunsten einer angenehmeren Bedienung überarbeiten, dann macht der T-DI noch mehr Spaß.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • schöner Grundsound mit Röhrentouch
  • drei verschiedene Grundmodelle
  • gute Verarbeitung
  • effektiver EQ
Contra
  • Schalter unter den EQ-Reglern schlecht platziert
  • kein Batteriebetrieb
Artikelbild
Taurus T-DI Test
Für 182,00€ bei
Kostet kein Vermögen: Taurus T-DI Preamp-/DI
Kostet kein Vermögen: Taurus T-DI Preamp-/DI
Spezifikationen
  • Hersteller: Taurus
  • Model: T-DI Basspreamp und DI-Box
  • Land: Polen
  • Anschlüsse: 2 x Klinke In/Out, symmetrischer XLR-Out mit Groundlift, Netzteil
  • EQ: Bässe, Höhen, 2 x Effektivitätsschalter, Punch
  • Schalter/Regler: Vintage/Modern/Mix, Gain, Volume, Footswitch Mode, Mute/Bypass
  • Besonderheiten: MLO-System (Midrange Level Optimisation)
  • Stromversorgung: 12 Volt DC mit Netzteil
  • Zubehör: Netzteil, Gummifüße, Klettband, Poliertuch, Sticker
  • Preis: € 222,– (UVP)
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