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Tascam Portacapture X8 Test

Praxis: Tascam Portacapture X8 im Test

Licht und Schatten

So schön die Bedienung mit dem Touchscreen des Tascam Portacapture X8 auch ist, beim Testen im Freien zeigt sich schnell, wo es in der Praxis hapert: Draußen ist das schwach beleuchtete LCD-Display bei schon geringem Sonnenschein kaum noch abzulesen. Die geringe Auflösung, die teils kontrastarme Darstellung (graue Schrift auf schwarzem Grund) und das spiegelnde Glas erschweren das Einstellen des X8 zusätzlich. Für mich ist das der größte Kritikpunkt am Portacapture X8, dessen Bedienkonzept aber komplett auf den Touchscreen ausgerichtet ist. 

Bei Sonnenschein ist der spiegelnde Touchscreen schwer ablesbar.

Bedienungsbesonderheiten

Man muss den Herstellern zugestehen, dass es äußerst schwierig ist, den immensen Funktionsumfang eines Handheld-Recorders wie dem Portacapture X8 intuitiv bedienbar zu machen. Der Portacapture bietet deshalb einen Aufnahme-Assistenten, der einem über Bildschirm-Infos bei den ersten Schritte zur Seite steht. Beim X8 hatte ich während des Tests aber so manches Mal das Gefühl, hier haben Designer designt, Konstrukteure konstruiert und Programmierer programmiert – bei geringem Austausch zwischen diesen drei Gruppen.

Ein Beispiel: Das Jog-Wheel und der Gain-Wert. Laut Anleitung soll man mit dem Touch-Screen die Werte grob und mit dem Jog-Wheel fein einstellen, beide arbeiten aber mit derselben Auflösung, nämlich in 0,5 dB-Schritten. In der Praxis habe ich mit dem Finger auf dem Touchscreen genauso „genau“ und zusätzlich schneller den Gain-Wert eingestellt wie mit dem Jog-Wheel, was eher langsam reagiert. Man kann mit dem Jog-Wheel auch nicht durch Menüs scrollen oder Listen-Parameter ändern, oder auch nur die Metronom-Geschwindigkeit einstellen. Weiteres Beispiel: Die Menüführung. Es gibt das Aufklappmenü, mit dem Untermenüs für wichtige Einstellungen aufgerufen werden können. Diese Untermenüs besitzen einen „zurück“-Button, der einen aber nicht einen Schritt zurück zum Aufklappmenü befördert, sondern gleich zum Hauptbildschirm des Betriebsmodus verfrachtet. Möchte man nun mehrere Einstellungen tätigen, muss man erst wieder das Aufklappmenü über das Icon oben links öffnen, das entsprechende Untermenü wählen, etc… Ich könnte noch einige solcher kleinen Stolpersteine auflisten, die einem während der Arbeit mit dem Tascam Portacapture X8 begegnen. In der Praxis lernt man mit der Zeit um diese Hürden „herum-zubedienen“, aber leicht macht es einem der X8 nicht. 

Hilft einem bei den ersten Aufnahmen: Der „Aufnahme-Assistent“.

Klang des Tascam Portacapture X8

Letztlich ist aber die wesentliche Frage für so einen mobilen Field-Recorder: Wie klingt’s? Und das kriegt man nur mit Testaufnahmen raus. Ich starte mit einer einfachen Gitarrenaufnahme im Musik-Modus, weil man hier den schön dargestellten Halleffekt nutzen kann. Ich wähle die Voreinstellung „Akustikgitarre“ (es gibt noch mehr wie „Flügel“, „Gesang“, „Band“ und weitere), jetzt ist der Low-Cut bei 40 Hz aktiv und der Kompressor aktiviert. 

Audio Samples
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Klassik-Gitarre, XY Klassik-Gitarre, Reverb „Plate“

Stereobild(er)

Da die Mikros schnell umgesteckt sind, habe ich eine Akustikgitarre aufgenommen, einmal in der XY-Anordnung und einmal in der AB-Anordnung. Wie erwartet klingt die Aufnahme in der AB-Anordnung etwas breiter als in der XY-Anordnung, bei gleichem Abstand zur Schallquelle versteht sich. Die XY-Anordnung dagegen bietet etwas geringere Räumlichkeit, klingt dafür etwas direkter. Man kann bei diesen Beispielen zudem heraushören, dass der Tascam X8 recht höhenreiche Aufnahmen macht, eine Klang-Tendenz, die sich auch bei den weiteren Audio-Beispielen erkennen lässt.

Audio Samples
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Akustikgitarre, XY Akustikgitarre, AB

Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Stereoabbildung habe ich noch die Arbeit mit dem Vergnügen verbunden und meinen Bruder zum Tischtennis-Mach herausgefordert. Der Portacapture X8 stand dabei auf Höhe des Netzes etwa einem Meter von der Tischtennisplatte entfernt.

Audio Samples
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Tischtennis, XY Tischtennis, AB

Ein bisschen 32-Bit-Magie

Der Vorteil von „echten“ 32-Bit-Floating Aufnahmen ist die Tatsache, dass der Gain-Regler im Prinzip an Bedeutung verliert. Das übliche Vorgehen, das Nutzsignal soweit zu verstärken, dass es möglichst weit vom Noisefloor entfernt ist, ohne aber die digitale 0 dBFS-Grenze zu überschreiten ist bei 32 Bit Floating point nicht mehr nötig: Man kann in der Nachbearbeitung ein zu leises Signal problemlos anheben und selbst ein übersteuertes Signal soweit herunterregeln, dass die Übersteuerung verschwindet. Klingt nach Magie – und für Leute wie mich, die noch das Schneiden von analogen Bändern erlernt haben, fühlt es sich auch so an. Ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung: Ich habe eine Klassische Gitarre aufgenommen, mit voll aufgerissenem Gain (+50 dB), was zu eine übersteuerten Signal führte (das Übersteuerte Signal habe ich zur Sicherheit auf -40 dBFS heruntergeregelt). Nutz man nun ein Programm, das diese 32 Bit Float-Signale verarbeiten kann, in meinem Fall ist das die DAW-Software „Reaper“, lässt sich das übersteuerte Signal durch einfaches Normalisieren auf 0 dB „retten“. Braucht man das? Hängt vom Einsatzzweck ab: Immer, wenn man sich hinsichtlich der Dynamik der aufzunehmenden Quelle unsicher ist, sind 32 Bit Aufnahmen sinnvoll.

Audio Samples
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Gitarre, übersteuert Gitarre, normalisiert

Drums

Zum Abschluss noch ein paar Takte Echt-Drums, die mir bonedo-Kollege Alexander Berger eingetrommelt hat. Wieder einmal eine Version in der XY- und einmal mit der AB-Anordnung. Der Tascam Portacapture X8 war dabei etwa drei Metern vorm dem Drumset entfernt.

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Drums, XY Drums, AB

Soundbewertung insgesamt

Mein Klangfazit fällt recht positiv aus: Der Tascam Portacapture X8 klingt wirklich gut, bietet mit seinen wechselbaren Mikrofonen zwei Stereo-Varianten, die man je nach Einsatzzweck nutzen kann. Für das Aufnehmen von Konzerte oder für Atmos würde ich eher die AB-Mikrofonierung wählen, weil die etwas räumlicher klingt . Für Signale, die eventuell noch weiterverarbeitet werden sollen, oder für Interviews und Podcasts ist die XY-Anordnung die bessere Wahl, weil das Signal direkter aufgenommen wird.

Bluetooth nur mit Zubehör

Es wäre für den Einsatz des Solo-Künstlers extrem hilfreich, wenn man die Displayansicht des Portacapture X8 um 180° Grad drehen könnte. Möchte man sich als Singer/Songwriter selbst aufnehmen, muss man entweder lernen auf dem Kopf stehende Schrift zu lesen, oder ständig aufstehen und um den Recorder herumlaufen, womit man im Zweifelsfall die eben ermittelte Mikrofonposition wieder verliert. Ja, der X8 besitzt einen Anschluss für ein Bluetooth-Modul, dann kann der Recorder zum Beispiel über das Smartphone aus der Ferne bedient werden. Aber dieses Modul ist ein optionales Zubehör, man muss das extra dazukaufen. Dabei kostet der Tascam Portacapture X8 ja schon einen mittleren dreistelligen Eurobetrag, ist also ein eher hochpreisiger Recorder. Randbemerkung: Die LED-Leuchtmittel für meine Studio-Lampen kosten 15€ pro Stück und haben einen Bluetooth-Empfänger an Bord…

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Hape Hammer sagt:

#1 - 25.01.2024 um 00:36 Uhr

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wie gesagt das gerät hat viele Vorteile leider muss ich bemerken dass wenn ich meine Tascam x8 an meinem Mac book pro neueren Generation anschließe wird er nicht als solchen auf dem display als midi angezeigt.( Usb c angeschlossen). ich kann meine Musik Daten nicht auf meinen Mac überspielen. so muss ich die Speicherkarte rausnehmen und in den Mac stecken. sehr umständlich. und ausserdem ist der integrierte Lautsprecher nicht zu benutzen weil schlechte Qualität. Kopfhörer ist in Ordnung.

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